Information auf FachebeneStadler: «Auch mit Omikron wird Corona nicht zu einer normalen Grippe»
lmy/smi/SDA
28.12.2021
Omikron ist in der Schweiz angekommen – bald werden alle Neuansteckungen auf die Variante zurückzuführen sein. Vieles ist noch unsicher, doch der Druck auf die Spitäler dürfte weiter steigen.
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28.12.2021, 13:42
28.12.2021, 15:32
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Die 20- bis 29-Jährigen sind neu am stärksten betroffen von Infektionen mit dem Coronavirus. Die Omikron-Variante ist bereits für mehr als die Hälfte aller Infektionen verantwortlich, erklärte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag vor den Medien in Bern.
«Omikron ist in der Schweiz angekommen und bereitet sich schnell aus», so Mathys. Die Verdoppelungszeit liege zwischen drei und fünf Tagen. Zum Schweregrad der Erkrankungen gebe es nach wie vor noch viele Unsicherheiten.
Insgesamt präsentiere sich die Situation äusserst ungünstig. Entspannung sei nicht in Sicht. Im Gegenteil. Es deute eigentlich alles auf eine Verschärfung hin.
Nicht auf die leichte Schulter nehmen
Corona-Task-Force-Chefin Tanja Stadler erwartet demnächst um die 20'000 Coronavirus-Ansteckungen pro Tag. Grund für diese rasche Zunahme in den ersten Januar-Wochen ist demnach die hochansteckende Omikron-Variante, die bald nahezu alle Ansteckungs-Fälle ausmachen dürfte.
Dabei liege bei den meisten Prognose-Szenarien der Reproduktionswert von Omikron bei etwa 2 im Vergleich zur Delta-Variante, wo der Wert deutlich unter 1 liegt. Der sogenannte R-Wert gibt an, wie viele Menschen eine infizierte Person ansteckt.
Stadler warnte davor, die Annahme, die Omikron-Variante führe zu weniger schweren Krankheits-Verläufen, auf die leichte Schulter zu nehmen. Nach wie vor entscheidend sei bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, wie schnell sich weite Teile der Bevölkerung impfen lassen – auch ein drittes Mal mit einem Booster. Impfen schütze vor Ansteckung, allerdings nicht vollständig.
Wichtig bleiben Impfen, Testen, Maskentragen, das Lüften von Innenräumen und die Einschränkung von Kontakten, wie Stadler betonte.
BAG-Stadler: «Mehr doppelt Geimpfte werden schwere Verläufe haben»
Die Corona-Impfung schütze nach wie vor vor einer schweren Erkrankung, so Taskforce-Chefin Tanja Stadler. Während die doppelte Impfung bei Delta jedoch noch zu über 90 Prozent vor schweren Verläufen schützte, seien es bei Omikron noch 70 Prozent.
28.12.2021
Liveticker
Neue Beiträge
Liveticker beendet
15.05 Uhr
Swiss-Covid-App
Die Swiss-Covid-App funktioniere offenbar nicht mehr richtig, sagt ein Journalist. Patrick Mathys sieht nicht, woran das liegen kann, man empfehle den Gebrauch der App weiterhin.
Und damit ist die Fragerunde beendet. Wir schliessen an dieser Stelle unseren Live-Ticker und bedanken uns für die Aufmerksamkeit.
15.03 Uhr
Welche Massnahmen würden sie sich in den Schulen wünschen?
Tanja Stadler: Wir erachten regelmässiges Testen als sinnvoll, am besten zweimal wöchentlich, Masken für alle Schüler. Omikron breitet sich schneller aus. Wir wissen noch nicht, ob es bei Kindern noch schneller passiert. Es ist nicht klar, dass es auch mit zusätzlichen Massnahmen nicht doch zu grösseren Ausbrüchen an Schulen kommt. Aber sie können helfen, dass die Fälle nicht zu schnell zu stark ansteigen.
15.01 Uhr
Regeln für Triage gegeben
Sollte der Gesetzgeber – wie in Deutschland vom Verfassungsgericht verlangt – Regeln für die Triage vorgeben? Patrick Mathys sieht keinen Grund dafür. Triage sei nicht etwas Neues, das es nur bei Corona gebe. Man habe sich auf Regeln geeinigt, die in der ganzen Schweiz angewendet werden. Die Richtlinien seien in der Schweiz anders, ergänzt Rudolf Hauri. «Wir haben gute Erfahrungen in der Schweiz», betont er.
14.58 Uhr
Sollten wir an Silvester alle zu Hause bleiben?
Stadler: In den Daten sehen wir Weihnachten noch nicht. Dafür ist es noch zu früh. Wir erwarten, dass die Infektionen hochgehen wegen Omikron.
Rudolf Hauri: Man kann ein Fest feiern, in dem man geschützt ist und weniger nah zusammen. Nicht empfehlenswert ist der nahe Kontakt in Innenräumen. Draussen mit grösserem Abstand ist das kein grosses Problem.
14.55 Uhr
Gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu FFP2-Masken?
Tanja Stadler: Der wirkliche Unterschied ist: keine Maske vs. eine korrekt getragene Maske. Würden alle nur mit korrekt getragener medizinischer Maske das Haus verlassen und sie nicht ausziehen, wäre die Situation viel besser. Die FFP2 ist sicherer als die medizinische.
Der Nutzen einer korrekt getragenen medizinischen Maske gegenüber gar keiner Maske ist schon hoch. Die FFP2-Maske ist noch sicherer, macht aber keinen entscheidenden Unterschied im Vergleich zu gar keiner Maske.
Mathys: Darum braucht es dazu kein Obligatorium, sondern individuell kann man zum Beispiel beim Besuch im Pflegeheim eine FFP2 tragen. Die Anpassung ist aber nicht ganz einfach. Ihren Vorteil hat sie nur, wenn korrekt getragen.
14.51 Uhr
Keine normale Grippe
Delta erzeugt doppelt so oft einen Spitaleintritt wie die ursprüngliche Virus-Variante von 2020, präzisiert Stadler. Omikron liege irgendwo dazwischen, sei ein bisschen gefährlicher als Alpha, aber auf jeden Fall kein Gamechanger. Auch mit Omikron werde Corona nicht zu einer normalen Grippe.
14.50 Uhr
Wie lange schützt der Booster vor einer Ansteckung mit Omikron?
Stadler: Das wissen wir noch nicht, weil es Omikron erst seit fünf Wochen gibt. Man geht davon aus, aufgrund von Daten aus Israel, dass das Antikörper-Level nach 12 Wochen abnimmt. Das sind aber keine harten Daten. Wo wir uns sicher sind: Wer sich heute boostern lässt, ist über den Winter einigermassen sicher.
14.49 Uhr
Geboosterte und Genesene gleich behandeln
Werden nur Geboosterte von der Quarantäne befreit, oder auch doppelt Geimpfte und Genesene? Man wolle diese möglichst gleich behandeln, sagt Hauri. Das müsse man aber noch besprechen mit Taskforce und BAG.
14.47 Uhr
Ist eine kontrollierte Durchseuchung möglich, um von einer pandemischen zu einer epidemischen Situation zu kommen?
Mathys: In der Theorie schon, in der Praxis kann ich mir das nicht vorstellen. Wir müssten immer wieder schon am Steuerrad drehen, bevor wir die Kurve überhaupt sehen. Die Durchseuchung ist ein theoretischer Ansatz. Kein Land hat das in vernünftiger Weise geschafft.
14.46 Uhr
Kantone in Verantwortung
Wie kommt der Hilferuf aus Luzern beim BAG an? «Wir dürfen nicht vergessen, dass die Kantone vor wenigen Wochen noch selber Massnahmen treffen wollten», sagt Mathys. Die nationalen Massnahmen machten da Sinn, wo es einen Flickenteppich gebe. Die Kantone stünden auch in der Verantwortung.
14.45 Uhr
Wieso werden die Zahlen nicht jeden Tag veröffentlicht?
Patrick Mathys: Das Meldeverhalten ist am Wochenende nicht sehr verlässlich. Manche Spitäler liefern ihre Zahlen vom Wochenende erst am Montag. Zahlen vom Wochenende wären wenig aussagekräftig.
14.44 Uhr
Omikron und die Bevölkerungsstruktur
Was macht Omikron in einem Land mit einer Bevölkerungsstruktur wie der Schweiz? Das sei jetzt die grosse Frage, so Mathys. Bisher sei die Variante vor allem in Ländern mit vielen Jungen verbreitet gewesen. In der Schweiz habe der Übertrag auf die ältere Generation noch nicht stattgefunden, er hofft, dass dies über die Weihnachtstage nicht passiert sei.
14.42 Uhr
Können weitere Schliessungen die Welle verlangsamen?
Stadler: Ob die Menschen die Kontakte von sich aus reduzieren, das diskutieren wir seit 2 Jahren. Es braucht eine enorme Reduzierung der Kontakte, um die Omikron-Welle machbar zu gestalten. Auf welchem Weg, ist eine politische Entscheidung. Es braucht eine Reduktion der Kontakte, um die Ansteckungen zu reduzieren.
14.40 Uhr
Bundesrat ist nicht in den Ferien
Der Bundesrat weile in den Ferien, sagt eine Journalistin – müsste man jetzt nicht handeln? Andreas Ledergerber von der Bundeskanzlei betont, dass der Bundesrat nicht in den Ferien ist. Die nächste reguläre Sitzung sei zwar erst für den 12. Januar angesetzt, doch könne sich die Regierung jederzeit ausserordentlich treffen und werde laufend von den federführenden Departementen über die Situation unterrichtet.
14.37 Uhr
Stehen wir am Anfang der Durchseuchung und am Anfang vom Ende der Pandemie?
Mathys: Dass ein Sturm aufkommt und wir gefordert sind, ist klar. Wir können Omikron nicht einfach laufen lassen. Wir werden sehr viele Fallzahlen haben. Indem jetzt nochmals sehr viele angesteckt werden, werden wir in einen Bereich kommen, in dem ein Grossteil der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt gekommen ist, mit welcher Variante auch immer.
Stadler: Überwunden haben wir die Pandemie erst, wenn alle Menschen eine Immunantwort haben. Mit Omikron wird das noch schneller passieren. Wir müssen die Infrastruktur aufrechterhalten. Jene, die sich schützen wollen, müssen die Möglichkeit dazu erhalten. Wenn die Zahlen zu schnell zunehmen, dann ist das nicht möglich.
14.36 Uhr
«Alle können einen grossen Beitrag leisten»
«Wir können alle die Kontakte reduzieren, ohne Vorschriften und Beschlüsse», betont Patrick Mathys. Alle könnten einen grossen Beitrag dazu leisten, dass die Szenarien nicht eintreten und die Fälle nicht so stark steigen. «Wir sind alle gefordert, und das ist nicht sehr kompliziert.»
14.34 Uhr
Eine Verkürzung der Isolation von Infizierten wird diskutiert. Nun wollen Sie die Quarantäne ausweiten – wie geht das zusammen?
Hauri: Die Diskussion ist nicht, die Quarantäne zu verlängern, sondern die Anzahl Personen, die in Quarantäne müssen, zu erhöhen. Ich bin bei der Isolation offen, die Wissenschaft soll zeigen, wo es lang geht. Wir wollen nicht unnötig lange Isolationen verfügen. Wenn es die Situation erfordert, dass asymptomatische Infizierte eine verkürzte Isolation erhalten, wenn es diese Personen dringend braucht, kann das angezeigt sein.
Stadler: Wir wissen noch wenig, um schon völlig umzudenken. In Spitälern wurden die Personen aber auch schon etwas früher aus der Isolation geholt, oder die Isolation erleichtert, mit negativem Test und Maskentragen versteht sich.
14.28 Uhr
Ab welcher Ansteckungszahl können überhaupt noch alle Fälle erfasst werden?
In der Tat gibt es Szenarien, die gehen von bis zu 20’000 aus, einige höher, einige tiefer. Selbst wenn die Infektionen an die Grenzen, dann werden die Zahlen nicht mehr so stark steigen, weil wir nicht mehr alle Fälle entdecken können, erklärt Tanja Stadler.
Viele Geimpfte erkranken jetzt. Wenn die jetzt alle die dritte Impfung erhalten, dann können wir verhindern, dass die Zahlen weiter so stark steigen.
14.26 Uhr
Fragerunde beginnt
Und schon beginnt die Fragerunde. «Je höher die Fallzahlen, desto schlechter ist die Kontaktnachverfolgung», sagt Stadler auf die Frage nach den Höchstzahlen, die die Schweiz verkraften könnte. Patrick Mathys ergänzt, dass man noch weit davon entfernt sei.
14.24 Uhr
Omikron verbreitet sich auch bei Geimpften schnell
Rudolf Hauri spricht über die Omikron-Ausbrüche bei Eishockey-Teams. Schwere Verläufe gebe es dort nicht, doch zeigten die Fälle, wie schnell sich die Variante auch bei Geimpften verbreiten könne. Die Massnahmen blieben dieselben, auch könnte das Tragen von FFP2-Masken sinnvoll sein, etwa bei unvermeidlichen Zusammenkünften in engen Räumen.
14.19 Uhr
Druck auf Spitäler dürfte steigen
Omikron könnte mildere Verläufe als Delta hervorrufen, wobei Delta deutlich mehr schwere Verläufe als das ursprüngliche Virus verursachte. Omikron könnte laut Stadler zwischen den beiden liegen. Durch die hohe Anzahl an Infektionen dürfte der Druck auf die Spitäler auf jeden Fall ansteigen.
Die Massnahmen dagegen seien bekannt, so Stadler. Die dritte Impfung sei wichtig, ebenso das Tragen von Masken und gute Schutzkonzepte für die Schulen.
14.16 Uhr
20'000 Ansteckungen pro Tag im Januar
Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler spricht über die Verbreitung von Omikron, die Variante dürfte bald für fast alle Neuansteckungen verantwortlich sein. Die Massnahmen vom 20. Dezember dürften den R-Wert sowohl für Delta als auch für Omikron gesenkt haben, für die Entwicklung der Fallzahlen zeigt sie verschiedene Szenarien auf. In allen davon sind täglich über 20'000 Ansteckungen Mitte Januar plausibel.
14.12 Uhr
Verschärfung erwartet
«Es ist zu erwarten, dass die Fallzahlen in den kommenden Tagen rasch und deutlich zunehmen», schliesst Mathys. Auch der Druck auf die Spitäler werde weiter steigen. Ob die getroffenen Massnahmen ausreichten, werde sich zeigen. Er rechnet nicht mit einer Entspannung, sondern einer Verschärfung der Situation. Das beste Mittel dagegen sei weiterhin die Auffrischimpfung.
14.09 Uhr
40 Prozent der IPS-Plätze durch Covid-Patienten belegt
Auch die Spitaleinweisungen nehmen nicht mehr ab, sondern stagnieren. Die Belegung der Intensivstationen mit Covid-Patient*innen steige weiter, fast 40 Prozent der verfügbaren IPS-Plätze seien von ihnen belegt – momentan sind es 336. Mit Omikron dürften auch hier die Zahlen deutlich zunehmen, eine optimale Versorgung aller Patient*innen könne nicht mehr gewährleistet werden.
14.06 Uhr
20- bis 29-Jährige am stärksten betroffen
«Es ist klar: Omikron ist in der Schweiz angekommen», betont Mathys. Die Variante werde das epidemische Geschehen nun bestimmen. Die Neuansteckungen seien weiterhin auf hohem Niveau, auch sei die Inzidenz unter den höchsten in Europa. Am stärksten betroffen ist die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen, die Inzidenzen bei den 10- bis 19-Jährigen wie auch bei den über 70-Jährigen sind gesunken.
14.03 Uhr
Unsicherheiten zu Omikron
Patrick Mathys vom BAG gibt eine Einschätzung der aktuellen Lage. «Omikron verbreitet sich äusserst schnell» – schon über die Hälfte der Fälle gehen auf die Variante zurück. Es bestünden aber immer noch viele Unsicherheiten diesbezüglich, gerade bezüglich des Schweregrads. Im Vergleich zu Delta könnte der Verlauf milder sein, doch die Variante sei deutlich ansteckender.
Omikron ist da: Die Variante ist dominant, rund 60 Prozent der Neuansteckungen stammen von ihr. Die Zahlen steigen dementsprechend an, auch die Belastung der Spitäler wächst. Mit Luzern hat ein erster Kanton präzisiert, wie Spitäler mit Triage-Entscheidungen umgehen würden.
An der wöchentlichen Medienkonferenz auf Fachebene informieren die Stammgäste Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit, Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler und der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri über die aktuelle Corona-Lage.
Diese Expert*innen nehmen an der Medienkonferenz teil:
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit (BAG)
Tanja Stadler, Präsidentin, National COVID-19 Science Task Force
Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS)