Kritik an EU-Recht Mieterverband: Rahmenabkommen gefährdet günstige Wohnungen

tafi / SDA

26.3.2019

Bezahlbare Wohnugen für alle? Das könnte durch das Rahmenabkommen mit der EU noch schwieriger werden, befürchtet der Schweizerische Mieterinnen- und Mieterverband.
Bezahlbare Wohnugen für alle? Das könnte durch das Rahmenabkommen mit der EU noch schwieriger werden, befürchtet der Schweizerische Mieterinnen- und Mieterverband.
Keystone

Günstige Wohnungen in der Schweiz könnten vom Rahmenabkommen mit der EU bedroht sein, befürchtet der Mieterverband. Dessen Präsident, der Genfer Nationalrat Carlos Sommaruga, warnt vor einem Ende der öffentlichen Wohnungspolitik.

Das Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU ruft nun auch den Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverband auf den Plan. Er fordert Sicherheiten für den Erhalt von staatlichen Beihilfen im Wohnungsbau.
«Wir sind alarmiert. Wir sind informiert worden von unseren Freunden der EU», sagte Carlo Sommaruga, Präsident des Schweizerischen Mieterverbands und Genfer SP-Nationalrat, Radio SRF.



Der Europäische Gerichtshof hatte im vergangenen November die staatliche Wohnhilfe Niederlande gemäss EU-Recht für ungültig erklärt. Staatlich fördern dürfe man demzufolge nur Wohnungen für Personen mit besonders tiefen Einkommen.

Der Genfer SP-Nationalrat Carlo Sommaruga befürchtet durch das Rahmenabkommen ein Ende der öffentlich geförderten Wohnpolitik in der Schweiz.
Der Genfer SP-Nationalrat Carlo Sommaruga befürchtet durch das Rahmenabkommen ein Ende der öffentlich geförderten Wohnpolitik in der Schweiz.
Keystone

Der Mieterverband ist verunsichert, welche Auswirkungen das Rahmenabkommen auf die Wohnpolitik der öffentlichen Hand haben werde. Heute werde in der Schweiz ein breiter Teil der Bevölkerung beim Wohnen finanziell unterstützt. «In der Schweiz machen wir eine öffentliche Wohnungspolitik» sagte Sommaruga dem SRF. Es gehe darum, «eine breite Bevölkerung zu unterstützen, nicht nur die Ärmsten der Gesellschaft.»



Das geschieht in der Schweiz etwa durch zinslose Darlehen des Bundes für Wohnbaugenossenschaften. Diese seien durch das Rahmenabkommen aber in Gefahr. Man fordere deshalb vom Bundesrat und der EU «eine Klärung über die Auswirkungen auf die Politik der öffentlichen Hand zugunsten der Wohnungspolitik auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene.»

Ein vom Mieterverband bestelltes Gutachten des Genfer Rechtsprofessors Nicolas Levrat (PDF-Download) untermauert die Forderung. Die Schweiz müsse sich mit Vertragsabschluss bereiterklären, das bestehende Freihandelsabkommen mit der EU von 1972 neu zu verhandeln und den Beihilferegeln zu unterstellen, heisst es darin.



Damit würde auch der Wohnungsbau der EU-Rechtsprechung unterstellt, warnt Sommaruga im SRF Radio und verlangt, die Wohnpolitik der öffentlichen Hand aus dem Anwendungsbereich des institutionellen Rahmenabkommens und zukünftiger weiterer Abkommen auszunehmen. Ansonsten behalte man sich ein Nein zum Rahmenabkommen vor.

Das Rahmenabkommen soll, nach dem Willen der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrates (APK), in spätestens einem Jahr stehen. Für die offenen Fragen soll der Bundesrat kreative Lösungen suchen.

Bilder aus der Schweiz

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