Wintersaison in der Pandemie Merkel will Skigebiete in Europa schliessen – Schweiz könnte profitieren

uri

26.11.2020

Skifahrer am 30. Oktober 2020 auf der Piste in Verbier VS. (Archiv)
Skifahrer am 30. Oktober 2020 auf der Piste in Verbier VS. (Archiv)
Bild: Keystone

Mehrere Länder in Europa drängen darauf, die Skisaison erst im Januar zu starten. In den Schweizer Skigebieten geht man dagegen davon aus, dass man auch über die Feiertage Besucher empfangen wird.

Aus Sorge vor der dritten Corona-Welle hat sich Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte zuletzt für eine länderübergreifende Regelung ausgesprochen und vorgeschlagen, mit der Eröffnung der Wintersportsaison in Europa bis zum 10. Januar zu warten. Er befinde sich dazu bereits in Gesprächen mit anderen europäischen Regierungschefs, liess Conte verlauten.

Unterstützt wird der Vorstoss von Frankreich. Hier sollen die Skilifte während der Festtage geschlossen bleiben, wie Premierminister Jean Castex am Donnerstag in einer Pressekonferenz sagte. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte heute in ihrer Regierungserklärung im Bundestag: «Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schliessen könnten.»

Merkel meinte allerdings auch, dass es nicht so aussehe, als ob «das so einfach gelingen könnte». Grund für ihre Skepsis ist vor allem, dass Österreich die Idee bislang entschieden ablehnt. Schliesslich erklärte Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz gestern, er halte eine internationale Abstimmung dazu für «übertrieben».



Österreich will allein entscheiden

Stattdessen will Kurz die Schliessung der Skigebiete von den Infektionszahlen in Österreich selbst abhängig machen. «Ich kann Ihnen nur sagen, wenn jemand allein laufen geht im Moment, dann ist das ähnlich gefährlich, wie wenn jemand allein auf eine Skitour geht», erklärte er. Sekundiert wurde Kurz bei seinem Plädoyer für den Skitourismus von seinem Finanzminister Gernot Blümel. Dieser kündigte bereits an, dass man Entschädigungen in Milliardenhöhe von der EU fordern wolle, falls Skilifte über die Weihnachtsferien stillstehen sollten.

In der Schweiz ist eine Schliessung der Pisten bislang nicht vorgesehen, wie ein Sprecher des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sagte. Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri erklärte dazu auf der Medienkonferenz mit BAG-Experten am Dienstag, die Angelegenheit bereite zwar schon Sorgen, doch wenn sich alle an die Massnahmen halten würden, «dann können wir im Winter auch Ski fahren».

«Im Wallis wird über die Festtage Ski gefahren»

Gegenüber dem «Walliser Bote» stellte der CVP-Staatsrat Christophe Darbellay denn auch prompt klar: «Im Wallis wird über die Festtage Ski gefahren und in Restaurants gegessen, egal was Italien macht. Italien, Frankreich und Deutschland sprechen sich offensichtlich ab. Die Schweiz ist aber nicht in der EU und somit auch gar nicht betroffen.»

Im Schweizer Tourismus vertraut man auf die getroffenen Schutzmassnahmen und hat nur wenig Verständnis für die Forderung aus Italien und Deutschland. Der CVP-Nationalrat und Präsident des Schweizer Tourismus-Verbands Nicolo Paganini sagte «20 Minuten», Italien habe im Sommer seine Strände ja auch nicht geschlossen. «Unsere Schutzkonzepte in Hotellerie, Gastronomie und Bergbahnen funktionieren. Und auch die Skischulen werden den Gesundheitsschutz gewährleisten», betonte er und zielte zugleich auf Gäste aus dem Süden ab: «Italienische Gäste können selber beurteilen, ob die Schweiz als Ferienland für sie sicher ist.»

Sollte es zur späteren Öffnung der Skigebiete in mehreren Ländern kommen, könnte die Schweiz womöglich auch verstärkt Besucher über die Feiertage anziehen. Profitieren wolle man von diesem Umstand aber nicht, sagte Max Wolf, der Chef der Weissen Arena in Laax, zu SRF: «Das steht nicht im Zentrum unserer Überlegungen. Wir haben derzeit alle Hände voll zu tun, um unseren Gästen dieses Jahr ein sicheres und gutes Skierlebnis zu bieten.»

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