Irreparabler Markenschaden? Läderach-Chef büsst für angebliche Taten seines Vaters

Red.

25.9.2023

Die Firma und Familie Läderach sind eng miteinander verbunden: Haben die Missbrauchsvorwürfe gegen den Patron auch Auswirkungen auf die Schoggi-Fabrik?
Die Firma und Familie Läderach sind eng miteinander verbunden: Haben die Missbrauchsvorwürfe gegen den Patron auch Auswirkungen auf die Schoggi-Fabrik?
Keystone/Salvatore Di Nolfi

Die Firma und Familie Läderach sind eng miteinander verbunden. Nach dem mutmasslichen Missbrauchsskandal beenden erste Partner die Zusammenarbeit. Welchen Schaden trägt die Marke davon?

Red.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach den Missbrauchsvorwürfen an der evangelikalen Privatschule «Domino Servite» (Dient dem Herrn), die Chocolatier Jürg Läderach mitbegründet hat, lösen erste Partner die Zusammenarbeit auf.
  • Welchen Reputationsschaden der mutmassliche Skandal für die Marke Läderach haben wird, darüber sind sich Experten uneinig.

Es sind happige Vorwürfe, mit denen sich der Schoggi-Patron Jürg Läderach konfrontiert sieht.

Ehemalige Schülerinnen und Schüler der evangelikalen Privatschule im sankt-gallischen Kaltbrunn, die der Glarner Chocolatier 1995 mitbegründet hat, sollen mutmasslich mit Gurtschlägen gezüchtigt worden und einem Klima der Angst ausgesetzt gewesen sein. Auch Läderach selbst soll zugeschlagen haben. 

«Die Marke ist verbrannt»

Was bedeuten die Anschuldigungen für die Marke Läderach, die auf ihrer Firmen-Website die Werte Respekt, Toleranz, Meinungsfreiheit, Diversität und Transparenz anpreist?

Für Stefan Vogler ist der Fall klar. «Die Marke ist verbrannt», sagt der Markenexperte zu «20 Minuten».

Erste Geschäftspartner lösen die Verbindung mit dem Schoggi-Unternehmen auf. Etwa das Zurich Film Festival, das am Samstagabend bekannt gab, dass die vom Schweizer Fernsehen SRF ausgestrahlte Dokumentation zum Missbrauch von Kindern an der Privatschule «Domino Servite» (Dient dem Herrn) «alle aufgewühlt» habe. Nach einem offenen Austausch mit der Firma Läderach habe man gemeinsam entschieden, die Partnerschaft zu beenden. 

Dies, obwohl gegen die aktuelle Firmenleitung von Läderach keine Missbrauchsvorwürfe im Raum stehen. Patron Jürg Läderach übergab den Führungsstab 2018 an seinen Sohn Johannes.

Seit 2018 führt Johannes Läderach das Schoggi-Unternehmen.
Seit 2018 führt Johannes Läderach das Schoggi-Unternehmen.
Keystone

Klare Stellung gegen Gewalt beziehen

Dass sich Johannes Läderach nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch moralisch vom Vater distanziere, sei wichtig, so Vogler. Um Schaden von der Schoggimarke Läderach abzuwenden, sei es wichtig, dass man heutzutage klare Stellung beziehe und Gewalt nicht akzeptiere, erläutert Vogler weiter.

Johannes Läderach erklärte den Onlinemedien von Tamedia, er habe diese Schule selbst besucht. Er könne das Klima der Angst bestätigen. Geschlagen worden sei er dort nicht.

Es belaste ihn, dass er die Missbräuche nicht habe verhindern können. Innerhalb der Freikirche habe ein Untersuchungsbericht 2019 einen Wandel angestossen. Die Kirchenleitung sei zurückgetreten. Er selbst trennte sich von dieser Glaubensgemeinschaft.

Falscher Druck auf Firma

Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger hingegen findet den Druck auf die Firma und den heutigen CEO falsch. Einerseits gelte die Unschuldsvermutung. Andererseits solle man keine Firmen boykottieren wegen Leuten, die nicht mehr aktiv in der Firma tätig seien, so Eichenberger. Ausserdem stört ihn auch, dass die Firma bereits in der Vergangenheit in der Kritik stand, damals wegen konservativer Werte. Laut Eichenberger gelte in der Schweiz immer noch Religions- und Meinungsfreiheit.

Dass das Zurich Film Festival mit dem Skandal nicht direkt in Verbindung gebracht werden will und sich davon distanziere, ist für Marketing-Experte Felix Murbach nachvollziehbar. Die Firma Läderach und die Familie sind eng miteinander verbunden. Deshalb sei durchaus denkbar, dass weitere Partner abspringen könnten, so Murbach.

Wie «20 Minuten» berichtet, will auch das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2025 (ESAF) die Partnerschaft beenden.