Leuthard-Vorstoss Kritik am Fahrausweis mit 17 Jahren

uri

10.12.2018

Doris Leuthard will, dass sich Jugendliche schon mit 17 hinters Steuer setzen können. (Symbolbild)
Doris Leuthard will, dass sich Jugendliche schon mit 17 hinters Steuer setzen können. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Kurz vor ihrem Rücktritt will Verkehrsministerin Doris Leuthard den Fahrausweis mit 17 Jahren durchsetzen – und erntet damit heftige Kritik bei Experten.

Nur noch einen Monat ist Doris Leuthard im Amt. Bis dahin will sie aber noch ein Anliegen durchbringen und das Mindestalter für den Fahrausweis senken, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Ab dem Jahr 2019 soll es dann 17-Jährigen möglich sein, mit einer Begleitperson Auto zu fahren.



In der Politik regte sich bereits im November Widerstand gegen das Vorhaben: 30 von 48 Ständeräte versuchten, die Gesetzesänderung mittels einer Motion zu verhindern, zogen dann aber nach erfolgreicher Überzeugungsarbeit durch Leuthard zurück. Die Verkehrsministerin machte dabei die Konzession, dass die neue Regelung nach drei Jahren noch einmal schriftlich evaluiert werden solle.

«Risikobereiter, je jünger man ist»

Begründet wird das tiefere Einstiegsalter damit, dass Lernfahrer künftig mindestens ein Jahr lang in diesem Status fahren müssen, bis sie einen endgültigen Fahrausweis erwerben können. Laut «Sonntagszeitung» ist Leuthard ohnehin der Meinung, dass Jugendliche nur in Ausnahmefällen das neue Angebot in Anspruch nehmen werden und bereits mit 17 Jahren einen Lernfahrausweis beantragen.

Gegenüber «20 Minuten» bezweifelt Verkehrsexperte Peter Förtsch, Autor des Buchs «Der Führerausweis», diese Einschätzung: «Woher will sie wissen, wie viele das wollen?» Zur Thematik gebe es nämlich gar keine gesicherten Daten. Förtsch meint, dass ein Jahr in diesem Alter aber einen grossen Unterschied machen könne. Man sei «risikobereiter, je jünger man ist» und habe in diesem Alter noch «kein ausgeprägtes Gefühl für die ernsthaften Gefahren im Strassenverkehr.» Auch glaubt Förtsch nicht unbedingt, dass eine Begleitperson für viel mehr Sicherheit sorge, denn diese müsse schliesslich bereits eingreifen, bevor es gefährlich werde.

Vor allem eine Zeit- und Geldfrage

Auch Willi Wismer, FDP-Politiker, Präsident des Zürcher Fahrlehrerverbandes und Stiftungsrat bei Roadcross sieht die Anpassung kritisch. Er begrüsst zwar grundsätzlich den Ansatz Leuthards, «durch mehr Routine für mehr Verkehrssicherheit sorgen» zu wollen. Allerdings bedeute es nicht zwangsläufig, dass man mehr Routine bekomme, weil man «früher ran darf».

Experte Förtsch kann sich diesbezüglich zwar vorstellen, dass fachmännisch begleitete Lernfahrer mehr Erfahrung gewinnen und es so womöglich «zu weniger Unfällen kommt», doch sei das nicht zuletzt eine Zeit- und Geldfrage. Die vom Parlament geforderte Reduzierung der Kosten der Fahrausbildung werde so aber wohl eher nicht erreicht, und womöglich trete eher das Gegenteil ein.

Er meint, dass «der Ausbau der zweiten Ausbildungsphase um einen Tag oder die obligatorische Schulung in der ersten Phase für defensives Fahren bei einer Fahrschule» wohl bessere «Resultate in der gewünschten Richtung zeigen» würden.

Bilder aus der Schweiz
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