Überblick Bund plant Winterstrategie mit regionalen Lockdowns

Agenturen/tafi

11.10.2020

Zusammen mit den Kantonen ist der Bund daran, eine sogenannte Winterstrategie zur erarbeiten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Gemäss der «NZZ am Sonntag» werden bei der Strategie auch lokale und regionale Einschränkungen und Lockdowns in besonders betroffenen Gebieten geprüft.

Im Kanton Bern wurden derweil mehr als 500 weitere Personen nach Club- und Barbesuchen in Quarantäne geschickt. Solche Massnahmen haben offenbar Auswirkungen auf die Psyche von jungen Menschen. «Die plötzliche reale Bedrohung des Corona-Virus hat Ängste und Sorgen aufflammen lassen», sagt Chefärztin Dagmar Pauli von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsspitals Zürich. So viele Notfälle wie in diesem Jahr habe es dort noch nie gegeben.

Während die Schweizer Hotellerie den wirtschaftlichen Kollaps befürchtet, kommt das Contact Tracing der Kantone an seine Grenzen. In Zürich etwa müssen Infizierte Kontaktpersonen selbst informieren. Derweil buchen die Menschen in Asien wieder vermehrt touristische Reisen nach Europa.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Berner Behörden haben 506 weitere Personen nach Club- und Barbesuchen in Quarantäne geschickt.
  • Touristen aus Asien buchen wider vermehrt Reisen nach Europa.
  • In der sogenannten Winterstrategie zum Umgang mit der Coronavirus-Pandemie ziehen Bund, Kantone und Task Force offenbar seit Monaten regionale Lockdowns in Erwägung.
  • In Madrid nutzten viele Menschen die kurzzeitige Aufhebung der Abriegelung, um aus der Stadt zu fliehen.
  • In Brasilien sind mehr als 150'000 Menschen an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

18 Uhr: Wir beenden den heutigen Corona-Ticker.

17.35 Uhr: Türkei will nun doch vollständige Corona-Zahlen melden

Nach heftiger Kritik an ihrer Informationspolitik wird die türkische Regierung ab der kommenden Woche die Gesamtzahl der Corona-Infektionen im Land melden. Das sagte Gesundheitsminister Fahrettin Koca in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Zeitung «Hürriyet». Zuvor war Ankara dafür kritisiert worden, lediglich Zahlen für Patienten mit Symptomen einer Infektion zu nennen.

Ab dem 15. Oktober würden auch asymptomatische Fälle aufgeführt und an die Weltgesundheitsorganisation gemeldet. Koca hatte im September enthüllt, dass in den offiziellen Zahlen nur Patienten mit Symptomen enthalten seien. Ärztevereinigungen und die Opposition hatten die Aussagekraft der Statistik seit langem angezweifelt.

Am Samstag meldete die türkische Regierung 1649 neue Patienten und 56 Todesfälle. Seit Beginn der Pandemie wurden mehr als 334'000 Patienten und 8778 Todesfälle bestätigt.

16.50 Uhr: Corona-Infektionen über die Augen sehr unwahrscheinlich

Eine Corona-Infektion über die Augen ist nach Medizinerangaben unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Reibe man sich beispielsweise die Augen mit Corona-kontaminierten Händen, «wäre eine Übertragung auf die Nasenschleimhaut oder die Atemwege denkbar», sagte Clemens Lange vom Universitätsklinikum Freiburg auf dem Jahreskongress der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Es gibt im Kopf Verbindungen zwischen den Augen und der Nase wie etwa Tränenwege. Bei derzeitiger Studienlage «weist jedoch nichts darauf hin, dass wir die Augen als bedeutsame Eintritts- oder Austrittspforte des Virus betrachten müssen», stellte Lange fest.

Lange schliesst eine Übertragung des Coronavirus über die Augen aber keinesfalls aus. Selbst bei augenärztlichen Untersuchungen dürfte jedoch von Aerosolen aus den Atemwegen infizierter Menschen ein deutlich höheres Infektionsrisiko für die Mediziner ausgehen als von Tränenfilm und Augenoberfläche der Patienten.

16.05 Uhr: Kaum Quarantäne-Bussen in der Romandie

Die französischsprachigen Kantone ahnden laut der Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimache» nur sehr wenige Verstösse gegen die Coronavirus-Quarantäne, die bei Rückkehr von einer Reise in ein Risikogebiet verhängt wurde. So hätten dies die Kantone Waadt, Wallis, Freiburg oder Bern bisher noch nie getan.

Im Kanton Neuenburg sei lediglich ein Fall vor Gericht gestellt worden und in Genf gebe es nur etwas mehr als zehn Strafanzeigen. Im Jura sei zudem nur ein Verfahren gegen vier Angeklagte hängig, hiess es.

Die Kantone Waadt, Wallis und Freiburg erklärten der Zeitung, dass sie die Ermahnung vor Repressalien bevorzugen würden. Und in Bern «zeigen die Kontrollen per Telefon oder vor Ort, dass die Berner die Massnahme einhalten», so das Gesundheitsamt des Kantons gegenüber dem Blatt.

Auf Deutschschweizer Seite sehe es insgesamt nicht viel anders aus, schrieb die Zeitung weiter. Nach neuesten Angaben befinden sich derzeit rund 24'000 Menschen in der Schweiz unter Quarantäne.

15.20 Uhr: Bauern in Kambodscha stellen Vogelscheuchen zum Schutz vor Corona auf

Bunte Strohpuppen im Kampf gegen das Coronavirus: In Kambodscha haben Bauern Vogelscheuchen zum Schutz vor der Corona-Pandemie vor den Häusern aufgestellt. Die als «Ting Mong» bekannten Puppen sind in kambodschanischen Dörfern häufig zu sehen, wenn Krankheiten wie das Dengue-Fieber die Einwohner bedrohen. Mit einem Stock bewaffnet oder einer finsteren Mine im Gesicht sollen sie vor Unheil schützen – nun auch vor Corona.

Sie habe zwei Vogelscheuchen aufgestellt, «um zu verhindern, dass das Coronavirus meine Familie bedroht», sagte die 45-jährige Bäuerin Sok Chany aus der Provinz Kampong Cham, im Nordosten der Hauptstadt Phnom Penh. Im mehrheitlich buddhistische Kambodscha glauben viele Menschen, dass Geister an Orte, Tiere und Dinge gebunden sind. Die Vogelscheuchen sollen böse Geister abwehren, die den Menschen Schaden zufügen wollen.

Kambodscha ist nach offiziellen Angaben bislang grösstenteils verschont von der Corona-Pandemie geblieben. Das Land verzeichnete insgesamt 283 Infektionen und keine Todesfälle. Kritiker vermuten allerdings, dass die Zahlen auf fehlende Tests zurückzuführen sind.

14.45 Uhr: Corona verstärkt psychische Probleme bei Jugendlichen

Die Coronavirus-Pandemie schlägt laut der «SonntagsZeitung» auf die Psyche vieler junger Menschen. So viele Notfälle wie in diesem Jahr hätte etwa die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsspitals Zürich und auch die Psychiatrischen Diensten Aargau noch nie gehabt, schreibt die Zeitung. «Die plötzliche reale Bedrohung des Corona-Virus hat Ängste und Sorgen aufflammen lassen», sagt Chefärztin Dagmar Pauli.

Vor allem die Zahl von Patienten, die sich selbst verletzten, an einer Depression litten und suizidal seien, hätten zugenommen. Zudem beruft sich die Zeitung auf eine Studie, wonach ein Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter Symptomen litten, die auf eine psychische Störung hinweisen.

Das Coronavirus verstärkt bei Jugendlichen die Ängste und SORgen. Immer mehr junge Menschen leiden unter psychischen Problemen. (Symbolbild)
Das Coronavirus verstärkt bei Jugendlichen die Ängste und SORgen. Immer mehr junge Menschen leiden unter psychischen Problemen. (Symbolbild)
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

14.15 Uhr: Indien meldet mehr als sieben Millionen Corona-Fälle

13.40 Uhr: Irans Atomchef mit Coronavirus infiziert

Der iranische Atomchef Ali-Akbar Salehi hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim bestätigte die iranische Atomorganisation (AEOI) am Sonntag, dass ein Corona-Test bei Salehi in der vergangenen Woche positiv ausgefallen war. Der Atomchef und Vizepräsident sei seitdem in häuslicher Quarantäne, aber es gehe ihm gut, hiess es in der AEOI-Erklärung.

Salehi ist bereits der zweite Stellvertreter von Präsident Hassan Ruhani, der sich mit dem Virus infiziert hat. Am Samstagabend hatte auch Mohammed Bagher Nobacht seinen positiven Corona-Test bekanntgegeben.

13 Uhr: Aktuelle Zahlen zur Coronapandemie

12.40 Uhr: Mehr Touristen aus Asien kommen wieder nach Europa

Touristen aus China, Hongkong und Taiwan fangen laut einer Meldung der «SonntagsZeitung» bereits wieder an, Reisen nach Europa zu buchen. Die Zeitung beruft sich auf erste Buchungszahlen. Gemäss dem Tourismus-Analyseportal Triptease würden die Buchungen von Reisenden aus China, Hongkong und Taiwan nach Europa und damit auch in die Schweiz seit Anfang Juli wieder deutlich zunehmen.

Die Erholung sei markant – auf dem Tiefpunkt im Mai buchten 90 Prozent weniger Chinesen eine Europareise als im Vorjahr. Nunmehr betrage das Minus lediglich noch 37 Prozent, hiess es. «Wir sehen, dass Chinesen verstärkt wieder über Onlineplattformen und Veranstalter Reisen nach Europa buchen», bestätigte auch Martin Nydegger, Chef von Schweiz Tourismus, der Zeitung. Die Mitarbeiter vor Ort berichteten von einem regen Interesse chinesischer Touristen und Reiseveranstalter an einer Reise in die Schweiz, hiess es weiter von Schweiz Tourismus.

11.31 Uhr: Experte sieht Grossbritannien am «Scheideweg» von Corona-Pandemie

Grossbritannien steht nach Ansicht von Wissenschaftlern an einem «Scheideweg» in der Corona-Krise. Dem Land stünden schwere Zeiten bevor, erklärte der Epidemiologe Jonathan Van-Tam am Sonntag. «Leider wird in den kommenden Wochen, genau wie die Nacht auf den Tag folgt, die Zahl der Todesfälle zunehmen.»

Er forderte die Briten auf, ihre sozialen Kontakte einzuschränken. Van-Tam gehört zu den Beratern der Regierung von Premierminister Boris Johnson. Grossbritannien mit seinen knapp 67 Millionen Einwohnern ist von der Pandemie besonders betroffen. Der Statistikbehörde zufolge gibt es etwa 58'000 Todesfälle, bei denen Covid-19 auf dem Totenschein erwähnt wurde.

Van-Tam schätzt das mögliche Ausmass der zweiten Welle dramatischer ein als das Ausmass der ersten, da nun der Winter bevorsteht. «Die Jahreszeiten sind gegen uns», sagte der Experte. Am Samstag hatten die Behörden mehr als 15'000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet – etwa 1300 mehr als am Vortag. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet, da es nicht genug Tests im Land gibt.

11 Uhr: Bund plant seit Monaten regionale Lockdowns

Der Bund plant laut der «NZZ am Sonntag» seit Monaten regionale Coronavirus-Lockdowns. Die Zeitung beruft sich dabei auf Protokolle der Telefonkonferenzen zwischen dem Bundesamt für Gesundheit BAG und den Kantonsärzten. Demnach erarbeitete der Bund im Juni «eine Liste der kritischen Infrastrukturen im Hinblick auf mögliche Schliessungen von Regionen oder Gemeinden im Rahmen einer 2. Welle».

Gegenüber dem Blatt präzisierte der Bund: «Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz prüft in Zusammenarbeit mit weiteren zuständigen Stellen, wie bei einem allfälligen lokalen oder regionalen Lockdown gewährleistet werden kann, dass Betreiber von kritischen Infrastrukturen beziehungsweise systemrelevante Unternehmen ihren Betrieb möglichst aufrechterhalten können.»

Wann und wie ein solcher Lockdown verhängt werden könnte, bleibe jedoch offen. Wie verschiedene Quellen der Zeitung bestätigten, arbeiten der Bund, die Kantone sowie die wissenschaftliche Coronavirus-Taskforce des Bundes an einer sogenannten Winterstrategie. Diese sei schon im Sommer in Angriff genommen, hiess es weiter.

In der sogenannten Winterstrategie zum Umgang mit der Coronavirus-Pandemie ziehen Bund, Kantone und Task Force offenbar auch regionale Lockdowns in Erwägung.
In der sogenannten Winterstrategie zum Umgang mit der Coronavirus-Pandemie ziehen Bund, Kantone und Task Force offenbar auch regionale Lockdowns in Erwägung.
Keystone / Urs Flüeler

10.10 Uhr: Corona verschärft Armut der Ärmsten

Die Coronavirus-Pandemie verschärft laut dem «SonntagsBlick» die Armut der Ärmsten. Die Zeitung beruft sich auf Aussagen von Experten. So reiche der Lohn oft nicht mehr zum Leben, hiess es etwa von der Ökonomin Isabel Martínez gegenüber dem Blatt.

Zudem seien die Reserven der Menschen, die sich in prekären Arbeitsverhältnissen befänden, klein oder gar nicht vorhanden. Und hinzu käme die schlechte Bildung: «Mit der wachsenden Ungleichheit schwinden auch die Aufstiegschance», sagte die Expertin. Die Zeitung ruft zudem die unlängst ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getretenen Menschenschlangen zum Erhalt von Lebensmittel in Erinnerung und erklärte, dass bald 370'000 Personen in der Schweiz von Sozialhilfe leben würden.

9.30 Uhr: Kanton Bern schickt weitere 506 Personen in Quarantäne

Im Kanton Bern müssen sich weitere 506 Menschen in Quarantäne begeben. Sie hatten sich vor einer Woche in Clubs oder Bars aufgehalten, die denen eine inzwischen positiv auf das Coronavirus getestete Person aufgehalten hatte.

Die Betroffenen würden darüber informiert, dass sie in Quarantäne müssten, teilte die Berner Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion am Samstagabend mit. Von der Massnahme betroffen sind 238 Personen im Lokal Bierhübeli, 69 Personen in der Weinbar Delinat und 199 Personen in der Cafete der Reitschule Bern.

Das Bierhübeli und die Delinat Weinbar bleiben demnach weiterhin geöffnet. Das Lokal Cafete beschloss laut Angaben des Kantons aus eigenen Stücken, vorübergehend zu schliessen.

Nach einer amtlichen Kontrolle hob das Kantonsarztamt die Schliessung der Cuba Bar Bern am Nachmittag wieder auf. Das Lokal war von den Behörden vorübergehend geschlossen worden, nachdem die Betreiber nach einem bekannt gewordenen Corona-Fall zunächst fehlerhafte Listen den Contact Tracern übermittelt hatten.

Der Kanton Bern schickt weitere 506 Personen nach Club- und Barbesuchen in Quarantäne. (Symbolbild)
Der Kanton Bern schickt weitere 506 Personen nach Club- und Barbesuchen in Quarantäne. (Symbolbild)
KEYSTONE/ENNIO LEANZA

9 Uhr: 80'000 Fahrzeuge verlassen Madrid

Viele Menschen haben eine kurze Unterbrechung der Abriegelung des Corona-Hotspots Madrid genutzt, um die spanische Hauptstadt zu verlassen. Am Donnerstagnachmittag hatte ein Gericht die von der Zentralregierung wenige Tage zuvor angeordnete weitgehende Abriegelung für rechtswidrig erklärt. Für rund 24 Stunden war die Stadt offen. Dann setzte die Regierung die Massnahme auf anderer Rechtsgrundlage wieder in Kraft.

Bis dahin hätten fast 80'000 Fahrzeuge die Hauptstadt vor einem verlängerten Wochenende verlassen, berichtete die Zeitung«La Vanguardia» am Samstag unter Berufung auf die Behörden. Am Montag ist in Spanien ein Feiertag.

Abgeriegelt sind Madrid und acht weitere Städte im Umland der Hauptstadt. Dort dürfen Menschen nur noch mit triftigem Grund ihre Heimatgemeinde verlassen – etwa, um zur Arbeit oder zum Arzt zu fahren. Betroffen sind 4,5 der 6,6 Millionen Einwohner der Region.

8.45 Uhr: 150'000 Corona-Tote in Brasilien

Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus hat in Brasilien die Schwelle von 150'000 überschritten. Seit Ausbruch der Pandemie seien in dem südamerikanischen Land 150'198 Menschen an Covid-19 gestorben, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag mit. Mehr Todesfälle gibt es weltweit nur in den USA mit mehr als 213'000 Verstorbenen.

Insgesamt wurden in Brasilien mit seinen 212 Millionen Einwohnern bereits mehr als fünf Millionen Corona-Infektionen registriert; mehr verzeichneten nur die USA und Indien. Allerdings geht die Zahl der Neuinfektionen nach einem Höchststand im Sommer seit einiger Zeit zurück. Dies ist nach Ansicht von Experten jedoch kein Grund zur Entwarnung: Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Brasilien sei weiter besorgniserregend.

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