Klimastrategie Jetzt plant der Bund die grosse Vegi-Offensive

aru

20.8.2023

Pflanzliche Lebensmittel sollen günstiger werden, damit sich die Menschen mehr entsprechend der Lebensmittelpyramide ernähren.
Pflanzliche Lebensmittel sollen günstiger werden, damit sich die Menschen mehr entsprechend der Lebensmittelpyramide ernähren.
Sven Hoppe/dpa

Weil die Nahrungsmittel in der Schweiz derzeit nicht nachhaltig produziert werden, erarbeitet der Bund eine Strategie wie dies geändert werden könnte. Künftig soll demnach weniger Fleisch konsumiert werden.

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  • In einem Entwurf für die Klimastrategie in Sachen Ernährung will der Bund künftig auf mehr pflanzliche Nahrungsmittel setzen.
  • Der Schweizerische Bauernverband sieht den Entwurf kritisch und spricht von «Umerziehung».
  • Doch noch ist nicht alles in Stein gemeisselt. Denn der konkrete Plan wird erst im September der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Bund will, dass wir mehr Vegetarisches essen. Dies geht zumindest aus der Klimastrategie hervor, die Anfang September der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll.

Seit mehreren Jahren wird an der Klimastrategie zum Thema Ernährung und Landwirtschaft gearbeitet. Der «NZZ am Sonntag» liegt nun ein Entwurf dieses Berichts vor. 

Demnach will der Bund eine umfassende Transformation des Ernährungssystems anpacken, wie es darin heisst. Das Dokument umfasst  100 Seiten und zeichnet eine Liste von 50 konkreten Massnahmen,

Gegenüber 2020 soll der Ausstoss an Treibhausgasen bei der Ernährungsweise um zwei Drittel pro Kopf sinken. Das Ziel sei, dass sich bis 2023 mindestens ein Drittel der Bevölkerung gemäss den Empfehlungen der Lebensmittelpyramide ernähre, heisst es weiter.

Nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Gesundheit

«Im Vergleich zu den heutigen Ernährungsgewohnheiten (. . .) zeichnet sich eine solche Ernährung insbesondere aus durch einen höheren Anteil von pflanzlichen Produkten und einen reduzierten Konsum von Fleisch», heisst es in der Klimastrategie. Das sei nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Gesundheit.

Bereits mit dieser Massnahme holt sich der Bund Kritiker*innen ins Haus: «Wir wollen keine Umerziehung durch den Staat», sagt Martin Rufer, Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes. Verglichen mit anderen Staaten konsumiere die Schweiz nicht sonderlich viel Fleisch. «Wir spüren in der Strategie stark eine kritische Grundhaltung gegenüber der tierischen Produktion.»

«Wir wollen sicher niemandem den Cervelat verbieten», sagt der grüne Nationalrat und Bauer Kilian Baumann. Doch sei es richtig, dass der Bund den Fleischkonsum senken wolle. So greife der Staat schliesslich auch in andere Bereiche des Lebens ein. Dabei gehe es um die richtigen Anreize.

Manche Massnahmen sind schwammig, andere konkret

Wie viel Zwang der Bund einsetzen wolle, lasse sich heute noch nicht sagen, meint zumindest die «NZZ am Sonntag». Manche Massnahmen seien schwammig und andere wiederum konkret.

Beinahe die Hälfte aller Lebensmittel wird in die Schweiz eingeführt, doch klima- und umweltschädliche Produkte werden zu billig importiert. Demnach sei das heutige Zoll-System ineffizient und widersprüchlich, heisst es. Neu würde Rindfleisch aus den USA oder Spargel aus Peru wohl teurer werden, während Bio-Gemüse aus den Nachbarländern verbilligt würden.

Heute wächst zudem auf rund 60 Prozent des Ackerlandes Futter, das für Tiere eingesetzt wird. Dies soll sich ändern. «Die Produktion passt sich dahingehend an, dass die ackerfähigen Flächen überwiegend für die direkte menschliche Ernährung genutzt werden», heisst es im Papier. «Es drohen immer wildere Massnahmen aus den Amtsstuben von Bern», sagt Mike Egger, der Fleischfachmann und SVP-Nationalrat ist.