Streit um Masernimpfung für Kinder Impfgegner machen gegen Kesb in Sissach BL mobil

smi

22.9.2023

Die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) steht immer wieder in der Kritik. Im jüngsten Fall richtet sich der Protest gegen die Kesb Gelterkinden–Sissach BL (Symbolbild).
Die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) steht immer wieder in der Kritik. Im jüngsten Fall richtet sich der Protest gegen die Kesb Gelterkinden–Sissach BL (Symbolbild).
Keystone

Impfgegner*innen machen gegen die Kesb in Sissach BL mobil: Ihnen passt nicht, dass ein Gericht eine Masernimpfung für zwei Kinder angeordnet hat. Deren Vater ist dafür, die Mutter dagegen.

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  • Vor der Kesb Gelterkinden–Sissach im Kanton Basel-Landschaft halten Impfgegner*innen seit einer Woche eine Mahnwache ab.
  • Grund ist ein Urteil des Bundesgerichts, wonach zwei Kinder gegen Masern geimpft werden müssen. Deren Vater ist für die Impfung, die Mutter aber dagegen.
  • Die Polizei schützt die Behörde.

Vor der Geschäftsstelle der Kesb Gelterkinden–Sissach im Kanton Basel-Landschaft stehen sich seit einer Woche radikale Impfgegner*innen und Gemeindepolizist*innen gegenüber. Die Protestierenden wollen die gerichtlich verfügte Impfung zweier Kinder verhindern. Die Polizei schützt die Behörde und deren Angestellte. 

Die Vorgeschichte: Zwei getrennt lebende Eltern, die sich das Sorgerecht für ihre zwei Kinder (acht und zehn Jahre) teilen, werden sich nicht einig, ob sie ihren Nachwuchs gegen Masern impfen lassen wollen. Er ist dafür, sie dagegen.

Dieser Streit dauere seit sieben Jahren an, schreibt die NZZ. Die Mutter hat den Fall bis vors Bundesgericht gezogen, sei aber auch da unterlegen. Das Urteil des höchsten Gerichts im Lande: Zwar entscheiden die Eltern, ob ihre Kinder geimpft werden. Sind sie sich jedoch nicht einig, entscheidet das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Und dieses ist für die Impfung. 

Die Kesb Gelterkinden–Sissach, die für den Wohnort der Mutter zuständig ist, muss dieses Urteil durchsetzen. Sie teilte der Frau mit, sollte sie ihre Kinder nicht bis zu einer gesetzten Frist impfen lassen, werde die Polizei die Immunisierung durchsetzen.

Impfgegner veröffentlichen Adresse des Arztes

Dieser Beschluss versetzt die Impfgegner*innen in Rage. Vor der Geschäftsstelle der Kesb in Sissach halten sie seit einer Woche eine Mahnwache ab, wie «20 Minuten» berichtet. Sie decken die Behörde zudem mit Briefen ein, in denen sie vor Gefahren der Masernimpfung warnen. 

Dazu ist zu sagen, dass in der Schweiz 94 Prozent der Kinder gegen Masern geimpft werden. Schwere Nebenwirkungen sind äusserst selten. Die Schweiz gilt als masernfrei, d. h. es gibt nur noch einzelne Maserninfektionen. Weltweit sterben hingegen jedes Jahr über 200'000 Kinder an Masern, wie die Unicef mitteilt

Die Impfgegner*innen haben zudem die Adresse des Arztes veröffentlicht, der die Impfung vornehmen soll.

Eine Woche nach Beginn des Protests haben sich die beiden Leiterinnen der Kesb Gelterkinden–Sissach öffentlich geäussert. Sie bedauerten, dass dieser Fall so viel Aufmerksamkeit erhalte. Den Betroffenen sei damit nach ihrer Ansicht nicht geholfen.