10'000 Euro für eine ID Kosovare fälscht Pass und sagt vor Gericht: «Ich bin das Opfer»

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14.10.2024

Ein 29-Jähriger lebte und arbeitete drei Jahre lang mit einem falschen italienischen Pass in der Schweiz.
Ein 29-Jähriger lebte und arbeitete drei Jahre lang mit einem falschen italienischen Pass in der Schweiz.
Keystone

Drei Jahre lang lebt und arbeitet ein Kosovare in der Schweiz mit einem gefälschten italienischen Ausweis. Nun wurde er verurteilt und behauptet, dass er das Opfer in diesem Fälschungsfall ist.

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  • Ein 29-jähriger Mann aus dem Kosovo muss die Schweiz verlassen.
  • Grund dafür: Durch einen gefälschten italienischen Ausweis konnte er jahrelang in der Schweiz arbeiten und leben.
  • Die Richterin verurteilt ihn daraufhin milder, als die Staatsanwaltschaft gefordert hatte.

Ein 29-jähriger Mann aus dem Kosovo muss die Schweiz verlassen. Dies, nachdem das Bundesgericht seine Beschwerde gegen die Wegweisung abgewiesen hat. Kürzlich musste er sich zudem vor dem Bezirksgericht Brugg verantworten.

Die Staatsanwaltschaft klagte den Mann an, weil er mit einem gefälschten italienischen Ausweis die Aargauer Behörden getäuscht und mehrere Jahre im Kanton gelebt und gearbeitet hatte. Das berichtet die «Aargauer Zeitung» (AZ).

Für 10'000 Euro ein «echter» italienischer Ausweis

Die ersten vier Jahre seines Lebens verbrachte der Angeklagte in der Schweiz, danach lebte er im Kosovo oder in Italien bei Verwandten. Im Mai 2017 soll ein «ein Albaner» ihm in einer Bar in Mailand einen originalen italienischen Pass von der Gemeinde für 10'000 Euro angeboten haben. Mit seinen Personalien, Namen und Bild, wie sie sich auch im Kosovo-Ausweis finden. 

Den hohen Preis habe der Albaner mit der schnellen Lieferung begründet. Normalerweise müsse man dafür einige Jahre in Italien leben. Und der 29-Jährige sprach nicht einmal Italienisch.

«Ich habe gedacht, das ist ein Original und ein normaler Preis. Ich habe gemeint, dass alles gut gewesen ist.» Das Gericht sah dies anders. «Es ist offensichtlich, dass es bei einem Preis von 10'000 Euro nicht mit rechten Dingen zugegangen ist», erklärte die Richterin bei der Urteilsverkündung.

Drei Jahre für verschiedene Firmen gearbeitet

Mit dem gefälschten Ausweis gelang es dem Mann, im Aargau eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung zu erhalten. Er arbeitete drei Jahre lang für verschiedene Firmen. Bei den Aargauer Behörden wurde offenbar niemand misstrauisch, dass auf einem Ausweis als Geburtsort das deutsche, auf dem anderen das Schweizer Laufenburg angegeben war. 

Schlussendlich flog er wegen zweier anonymer und schriftlicher Hinweise auf. Wer diese geschrieben hat, weiss er nicht, erzählt er gegenüber der AZ. Doch sein gefälschter Ausweis sei auch kosovarischen Zollbeamten bei einer Kontrolle aufgefallen. Er wäre also auch ohne die anonymen Hinweise aufgeflogen.

«Ich bin das Opfer»

«Ich bin das Opfer», sagte der Angeklagte in seinem Schlusswort. Sein Verteidiger sagt im Plädoyer: «Er ging in gutem Glauben davon aus, dass er rechtmässig eine echte ID erhalten habe.»

Das Gericht verurteilte den 29-Jährigen wegen der mehrfachen Fälschung von Ausweisen, Täuschung der Behörden, rechtswidriger Einreise und der nicht bewilligten Erwerbstätigkeit zu einer bedingten Freiheitsstrafe von neun Monaten sowie zu einer Busse von 1000 Franken. 

Damit blieb die Richterin drei Monate unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Anders, als von dieser gefordert, verzichtete die Richterin auf einen Landesverweis. 

Bei der italienischen ID handelt es sich um eine Blankofälschung. Das heisst: Ein echter Ausweis wurde gestohlen – in diesem Fall bereits im Jahr 2010 – und mit falschen Daten versehen. Unterschrift und Feuchtstempel waren auf der ID nachträglich mit Toner aufgetragen worden. Eine solche Fälschung sei laut den Behörden schwierig zu erkennen, da die Ausweisfälschung immer professioneller werde.