Austritte, Eintritte Nützt oder schadet der Kampf gegen das Covid-Zertifikat der SVP?

aru

9.9.2021

Die SVP-Delegierten unterstützen das zweite Referendum gegen das Covid-19-Gesetz. Kritisiert wird vor allem das Covid-Zertifikat.
Die SVP-Delegierten unterstützen das zweite Referendum gegen das Covid-19-Gesetz. Kritisiert wird vor allem das Covid-Zertifikat.
KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Ein prominenter Zürcher SVPler dreht der Partei medienwirksam den Rücken. Der grosse Exodus jener, die mit der Corona-Politik der Partei nicht einverstanden sind, bleibt jedoch aus — oder wird kompensiert.

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Wer ab kommender Woche in die Beiz oder ins Kino will, braucht es: Die Rede ist vom Covid-Zertifikat, das nachweisen soll, dass eine Person geimpft, genesen oder negativ getestet ist. Bei der Bevölkerung kommt der Entscheid des Bundesrates gemeinhin gut an. Neben den Kantonsregierungen sprachen sich auch zahlreiche Kulturbetriebe für die Ausweitung der Zertifikatspflicht aus.

Die einzige politische Macht, die zum Kampf bläst, ist die SVP. Sie kämpft vor der Abstimmung vom 28. November gegen das Covid-Gesetz. Dieses beinhaltet unter anderem das umstrittene Covid-Zertifikat. «Für das Covid-19-Gesetz könnte es knapp werden», sagt etwa Franz Grüter, Vizepräsident der SVP, zu «20 Minuten». Doch auch in der grössten Partei im Land sind die Reihen alles andere als geschlossen.

So trat der ehemalige Zürcher Gemeinde- und Kantonsrat sowie Stadtratskandidat Karl Zweifel medienwirksam aus der SVP aus. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, sei der «beschämende und anti-wissenschaftliche Schwachsinn», der in der Partei verbreitet werde, der Grund für seinen Austritt.

Zweifel ist selber Arzt. Er sagt: «Impfen ist eine der grössten Errungenschaften der Medizin – in sechs bis acht Wochen könnte das Virus weg sein, wenn sich alle impfen lassen würden.»



Weiter sagt er, dass im vergangenen Jahr mehrere Hundert Mitglieder die SVP verlassen hätten, der Hauptgrund sei die Corona-Politik der Partei gewesen. Unterm Strich sei es aber dennoch zu einem leichten Mitgliederwachstum gekommen, da mehrere Impf-Skeptiker*innen der Partei beigetreten seien, wie der «Tages-Anzeiger» laut mehreren ungenannten Quellen schreibt.

«Bei den Eintritten wird anders als bei den Austritten der Grund nicht immer offensichtlich.»

Benjamin Fischer, Präsident der Zürcher SVP, bestätigt lediglich einen leichten Zuwachs und dementiert eine grössere Absetzbewegung.

Ähnlich sieht es in Basel aus. Der dortige SVP-Präsident Edi Rutschmann sagt auf Anfrage von «blue News», dass man in den vergangenen Jahren einige Mitglieder verloren, aber auch neue dazu gewonnen habe. Insgesamt weise man aber einen positiven Mitglieder-Saldo auf.

Warum die Menschen der SVP beitreten, ist nicht immer klar. «Bei den Eintritten wird, anders als bei den Austritten, der Grund nicht immer offensichtlich», sagt Rutschmann.

Laut Aliki Panayides, Geschäftsführerin der SVP Kanton Bern, sei es hinsichtlich der Mitgliederzahl zu keinen besonderen Vorkommnissen gekommen. Im Geschäftsbericht ist jedoch ersichtlich, dass unterm Strich 206 Mitglieder der Partei den Rücken gekehrt haben. Bei zuvor 13'931 Mitgliedern fällt dieser Netto-Verlust prozentuell aber gering aus.