Deutliche Übersterblichkeit So stark hat Corona in der Schweiz gewütet

tjb

22.6.2021

Grabredner mit Maske und eine Übertragung ins Internet: Eine Beerdigung nach Corona-Richtlinien – wegen der Pandemie sind in der Schweiz 2020 deutlich mehr Menschen gestorben.
Grabredner mit Maske und eine Übertragung ins Internet: Eine Beerdigung nach Corona-Richtlinien – wegen der Pandemie sind in der Schweiz 2020 deutlich mehr Menschen gestorben.
Bild: Keystone/Urs Féüeler

Gut 76'000 Menschen sind im vergangenen Jahr in der Schweiz verstorben – das ist ein Höchstwert. Der Grund dafür ist die Corona-Pandemie. Die Geburten sind hingegen nur leicht zurückgegangen.

tjb

22.6.2021

Covid-19 hinterlässt in der Schweizer Bevölkerungsstatistik deutliche Spuren: Im Jahr 2020 sind in der Schweiz fast 76'200 Menschen gestorben, also gut zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei gab es zwei Wellen mit einer starken Übersterblichkeit, die sich in etwa mit dem epidemiologischen Verlauf der Pandemie in der Schweiz decken.

In den Monaten März und April nahmen die Todesfälle im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent zu, von Oktober bis Dezember lag die Zahl gar um 45 Prozent höher. Dabei nahmen die Todesfälle unter Männern deutlich stärker zu als jene bei den Frauen, wie die Bevölkerungsstatistik des Bundes zeigt.

Ausländer*innen traf es stärker

Auffällig sind auch die Unterschiede zwischen der Staatsangehörigkeit: unter Menschen mit Schweizer Pass hat die Zahl der Todesfälle um elf Prozent zugenommen, bei den Ausländern hingegen um 22 Prozent.

Die Zunahme zeigt sich bei den meisten Nationalitäten, von denen grössere Gruppen in der Schweiz leben: Bei Franzosen (28 Prozent), bei Italienerinnen (20 Prozent), bei Portugiesen (23 Prozent) und bei Österreicherinnen (19 Prozent). Unter Deutschen, die in der Schweiz leben, stieg die Sterbezahl lediglich um 13 Prozent, bei Spanierinnen sogar nur um 7 Prozent.

Die Zunahme bei den Todesfällen führt dazu, dass sich der Geburtenüberschuss nahezu halbiert: Er beträgt für 2020 noch 9700 Menschen nach 18'400 im Vorjahr. Das liegt aber fast vollständig am Zuwachs bei den Todesfällen, denn 2020 kamen in der Schweiz nur 300 Kinder weniger zur Welt als im Jahr davor.

Ein Zehntel weniger Hochzeiten

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch bei der Zahl der Eheschliessungen und Scheidungen: Im vergangenen Jahr haben 35'200 Paare geheiratet, was einem Rückgang um beinahe zehn Prozent zum Vorjahr entspricht – vielen dürfte also angesichts rigider Beschränkungen beim Feiern die Lust aufs Heiraten vergangen sein. 

Im selben Zeitraum wurden 16'200 Ehen geschieden; hier beträgt die Abnahme vier Prozent. Laut dem Bundesamt für Statistik erfolgt die Scheidung im Mittel nach 15,6 Jahren Ehe. Setzen sich die letztes Jahr beobachteten Trends fort, könne man davon ausgehen, dass zwei von fünf Ehen nicht halten, bis dass der Tod sie scheidet.