Dauerregen ideal für Blutsauger Jetzt droht uns auch noch eine Mückenplage

Jenny Keller

4.6.2024

Schweizer Stechmücken mögen die aktuellen Wetterbedingungen.
Schweizer Stechmücken mögen die aktuellen Wetterbedingungen.
USDA Agricultural Research Service via AP/dpa

Der regenreiche Frühling in der Schweiz hat ideale Bedingungen für lästige Insekten geschaffen. Laut Experten müssen wir uns auf juckende Zeiten einstellen.

Jenny Keller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Optimale Brutbedingungen des regenreichen Schweizer Frühlings könnten zu einer verstärkten Mückenpopulation führen.
  • Besonders betroffen von einer möglichen Mückenplage sind feuchte Regionen mit vielen Wasserflächen.
  • Der Klimawandel fördert die Verbreitung von Mücken und kann das Risiko von durch Mücken übertragenen Krankheiten erhöhen.

Der Frühling 2024 war in der Schweiz besonders niederschlagsreich. Die anhaltenden Regenfälle schufen ein Paradies für Stechmücken, die in den zahlreichen stehenden Gewässern – Pfützen, Teiche, Überschwemmungsgebiete – ideale Brutplätze fanden.

Mit einer Wetterbesserung und steigenden Temperaturen einerseits und gelegentlich regnerischem Wetter andererseits könnten die Mücken in den kommenden Tagen und Wochen folglich vermehrt schlüpfen.

Prof. Dr. Niels Verhulst, Leiter der Abteilung Vektor Entomologie (Studium von Insekten, Spinnen, Krebstieren und anderen wirbellosen Tieren, die Krankheiten auf Menschen, Tiere und Pflanzen übertragen) an der Universität Zürich, erklärt: «Je höher die Temperaturen, desto schneller entwickeln sich die bereitgelegten Larven. Im Normalfall dauert es etwa 10 bis 14 Tage, bis sie schlüpfen.»

Feuchte Gebiete besonders betroffen

Wenn nun sowohl die Wassermenge als auch die Temperaturen am Anfang des Sommers die Mückenpopulation ankurbeln, kann sie sich auch über die nächsten Monate gut entwickeln. «Eine längere Trockenperiode könnte allerdings zum Tod der Larven führen, bevor sie schlüpfen», so Verhulst.

Besonders betroffen von Mückenplagen sind Regionen mit vielen Wasserflächen und feuchten Gebieten. Das Mittelland und die tiefer gelegenen Gebiete entlang der Flüsse, etwa das Zürcher Oberland und der Thurgau, sind besonders gefährdet.

Sogar städtische Gebiete mit vielen Grünanlagen und Gewässern könnten unter günstigen Umständen ein erhöhtes Aufkommen von Stechmücken erleben.

Schweizer Mückenarten

Gemäss Bundesamt für Umwelt (Bafu) gibt es in der Schweiz rund 35 Mückenarten. Die am häufigsten verbreitete ist die Gemeine Hausmücke (Culex pipiens).

Während sich die männlichen Hausmücken von Nektar ernähren, müssen die Weibchen für ihre Eierproduktion Blut zu sich nehmen. Sie saugen in der Regel in der Abenddämmerung und nachts Blut.

Eine ebenfalls weit verbreitete Mückenart ist die gebietsfremde Buschmücke, die vor allem im Wald vorkommt. Im Tessin ist die Tigermücke häufig in Gärten anzutreffen. Diese gebietsfremden Arten sind aggressiv und saugen auch tagsüber Blut.

Und dann gibt es noch die sogenannten Überschwemmungsmücken. Diese könnten bei extrem viel Wasser, wie aktuell in der Nähe von Rhein, Bodensee und Thur, schnell zur Plage werden, erklärt Prof. Dr. Verhulst.

Beschleunigte Übertragung von Krankheitserregern

Der Klimawandel trägt ebenfalls zur Verbreitung von Mücken bei. Verhulsts Forschungsteam an der Universität Zürich untersucht, wie sich Mücken bei höheren Temperaturen und feuchterem Klima verhalten.

Mücken-Mythen im Check

Zum Thema Mücken schwirren fast so viele Theorien wie Tiere herum: Werden die Plagegeister von Alkohol oder Licht angezogen? Fliegen sie auf bestimmte Blutgruppen? Insektenforscher Pie Müller klärt auf.

Das Mückenschwarm-Phänomen kann mehrere Tage und manchmal auch nur Stunden dauern.
In der Schweiz gibt es rund 40 verschiedene Mücken-Arten. Jochen Lübke/dpa/Archiv

«Einige Mückenarten können Pathogene inzwischen schneller übertragen», erklärt der Parasitologe. Pathogene sind Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien, die Krankheiten auslösen können. Eine beschleunigte Übertragungsfähigkeit könnte also das Risiko für durch Mücken übertragbare Krankheiten bei Menschen und Tieren steigern.

Die Tigermücke ist beispielsweise Überträgerin für das Denguefieber, Chikungunya und Zika sowie ungefähr 20 andere Krankheitserreger.

Bekämpfung unter dem Einsatz von Helikoptern

Während wir uns laut Wetterbericht in den kommenden Tagen an etwas Sonne und sommerlicher Wärme erfreuen können, sollten wir uns entsprechend auch auf eine erhöhte Präsenz von Stechmücken vorbereiten.

In Deutschland werden Mückenplagen mit dem biologischen Mittel Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) bekämpft. BTI ist ein Bakterium, das spezifisch Mückenlarven abtötet, ohne andere Insekten oder Tiere zu schädigen.

Damit BTI wirksam ist, muss es aber in einem frühen Stadium der Larvenentwicklung angewendet werden. Zur Verteilung des Mittels werden oft Drohnen und Helikopter eingesetzt, um grosse Gebiete zu behandeln.

Alternative Methoden in der Schweiz

In der Schweiz wird diese Methode jedoch kaum angewendet. In der Schweiz wird die Tigermücke auf Bundesebene sowie von den Kantonen zwar sorgfältig überwacht und bekämpft. Dabei setzt man aber verstärkt auf alternative Methoden.

Um sich vor den stechenden Plagegeistern zu schützen, rät Niels Verhulst, im Garten oder auf dem Balkon, wo sich stehendes Wasser in Regenfässern oder Wasserbehältern ansammelt und wo Mücken keine natürlichen Feinde wie Frösche oder Fische haben, die offenen Wasserflächen abzudecken.

Und natürlich helfen auch altbekannte Mittel vor unliebsamen Stichen: Insektenschutzspray und Moskitonetze.

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