WEF 2023Die Schweiz ist nicht immun gegen das Elend der anderen
tafi
17.1.2023
So wird das WEF 2023
Ein Rekord von 52 Staats- oder Regierungschefs und -chefinnen nehmen am Weltwirtschaftsforum in Davos teil. Dabei sind Bundespräsident Alain Berset, der deutsche Kanzler Olaf Scholz, Polens Präsident Andrzej Duda
und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Im Fokus steht nebst der Wirtschafts- auch die Klimakrise.
11.01.2023
Der Schweiz geht's bislang noch gut. Das kann sich aber ändern, warnt ein Starökonom und führt dafür zehn apokalyptische Gründe an. Die Weltwirtschaft muss sich jedenfalls auf harte Zeiten einstellen.
tafi
17.01.2023, 06:40
17.01.2023, 10:25
tafi
Eine neue Weltordnung, Klimakrise, Schuldenkrise, bröckelnde Demokratien: Wirklich rosig sind die Zukunftsaussichten nicht, sagt Nouriel Roubini. Der Starökonom hatte einst die Finanzkrise von 2007 vorhergesagt, als noch niemand damit rechnen wollte. Mittlerweile gilt Roubini als Apologet des Untergangs, den er zuletzt in seinem neuen Buch «Megathreats. 10 Bedrohungen unserer Zukunft – und wie wir sie überleben» detailliert beschrieben hat.
Der Welt jedenfalls stehen harte Zeiten bevor, schreibt der 64-jährige Ökonom, der zu den Gästen des Weltwirtschaftsforums in Davos gehört. Härtere als jemals zuvor. Natürlich werde auch die Schweiz davon betroffen sein, sagte Roubini in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Ganz einfach, weil sie «keine Insel des Friedens, des Wohlstands, getrennt von dem, was auf dem Globus passiert», sei. «Wenn die Welt in die Krise rutscht, trifft das natürlich auch die Schweiz.»
Elendsindex so hoch wie lange nicht
Dabei hilft es der Schweiz laut Roubini wenig, dass der sogenannte «Misery Index» (deutsch: Elendsindex), der sich aus der Arbeitslosenquote (2 Prozent) und der Inflationsrate (3 Prozent) zusammensetzt, hierzulande sehr niedrig sei. Die Schweiz schneide zwar sehr gut ab: «Sie ist aber nicht immun, sondern von den wirtschaftlichen Entwicklungen in der Eurozone abhängig.»
In der Eurozone, wie auch in Grossbritannien und den USA, etwa ist der «Misery Index» zweistellig, derart hohe Werte haben in der Vergangenheit politischen Wandel ausgelöst. Ein Erstarken konservativer bis nationalistischer Kräfte ist derzeit in vielen Ländern der EU zu bemerken. Und nicht nur dort.
Auch der Schweiz droht eine Stagflation
Kurzfristig sei die Schweiz laut Roubini vor allem dem Risiko einer Inflation ausgesetzt, auch wenn Roubini glaubt, dass die weltweite Teuerung ihren Höhepunkt erreicht hat und die Schweizerische Nationalbank (SNB) bislang ohnehin recht erfolgreich dagegen vorgegangen ist. Allerdings hat die lange Zeit lockere Geldpolitik auch dazu geführt, dass «die Bewertungen zusammengekracht» sind.
Die 130 Milliarden Franken Verlust im Vorjahr überraschen Roubini nicht: «Der Aufbau einer so grossen Bilanz ist mit einem finanziellen Risiko verbunden.» Geht zusätzlich zur Inflation die Wirtschaft auf Tauchfahrt, droht auch der Schweiz eine lange Phase der Stagflation.
Keine Bedrohung seien hingegen die Turbulenzen bei den Kryptowährungen. Wenn Bitcoin und Co. verschwänden, hätte das keinerlei Auswirkungen. Für Roubini sind Kryptowährungen «der grösste Betrug aller Zeiten». Man verschwende damit viel Zeit, Geld und Mühe und investiere in eine Technologie für Verlierer. «Die Schweiz sollte ihr Humankapital besser für die wahren Industrien und Technologien der Zukunft einsetzen», rät Nouriel Roubini.