Kein Pardon «Die Schule findet auch bei Hitze statt»

smi/gbi

22.8.2023

Zurück im Klassenzimmer: Diese Schüler einer Zürcher Sekundarklasse setzen zum Start des neuen Schuljahres auf luftige Bekleidung.
Zurück im Klassenzimmer: Diese Schüler einer Zürcher Sekundarklasse setzen zum Start des neuen Schuljahres auf luftige Bekleidung.
Bild: Keystone

Schulstart bei schweisstreibenden Temperaturen: Gibt es eigentlich noch hitzefrei? blue News fragt bei mehreren Kantonen nach, wie sie die Schüler*innen vor Überhitzung schützen.

smi/gbi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In fast allen Kantonen hat das Schuljahr 2023/24 begonnen. 
  • Wegen der aktuellen Hitzewelle stellt sich die Frage: Wie stark können Schulen und Lehrer*innen den Unterricht an die hohen Temperaturen anpassen?
  • blue News hat bei mehreren Kantonen nachgefragt. Was in Zürich, Basel-Stadt und im Wallis gilt, erfährst du im Artikel.
  • Und nein: Hitzefrei gibt es in der Schweiz offiziell nirgends mehr.

Zurück ins Klassenzimmer: Die Schüler*innen in fast allen Kantonen sind mittlerweile ins neue Schuljahr gestartet. Im Tessin dagegen dauern die Ferien noch eine Woche länger.

Weil die Temperaturen draussen die nächsten Tage auf teils über 35 Grad steigen, wird es auch in vollgepackten Zimmern schnell einmal stickig. Da werden ältere Jahrgänge sich erinnern: Gibt es kein hitzefrei mehr?

Nein, gibt es nicht. Dagmar Rösler, die Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, erklärt auf Anfrage: «Das ist schon lange kein Thema mehr.» Tatsächlich hat Basel-Stadt diese Regelung als letzter Kanton bereits 2003 abgeschafft.

blue News wollte dennoch wissen, ob der Schulalltag überhaupt Handlungsspielraum zulässt, um den Unterricht an die Hitze anzupassen. Auf eine Umfrage antworteten drei Kantone: Zürich, Basel-Stadt und Wallis.

Kanton Basel

Charlotte Staehelin, Mediensprecherin des Erziehungsdepartements Basel-Stadt, erinnert an die Gründe, weshalb die Hitzeferien vor 20 Jahren abgeschafft wurden: Weil hitzefrei kurzfristig beschlossen worden sei, habe das berufstätige Eltern «vor grosse organisatorische Probleme» gestellt.

Wie der Unterricht an besonders hohe Temperaturen angepasst werde, liege in der Verantwortung der jeweiligen Schulen und Lehrpersonen. Da seien «Kreativität und Improvisation der Lehrer*innen» gefordert. Da sich die aktuelle Hitzewelle aber angekündigt habe, sei die nötige Vorlaufzeit gegeben.

Das Erziehungsdepartement gebe in Absprache mit dem Schulärztlichen Dienst folgende Empfehlungen ab:

Empfehlungen im Kanton Basel-Stadt

  • Prüfungen an Hitzetagen vermeiden (mit Ausnahme von Abschlussprüfungen).
  • Keine langen Konzentrationsaufgaben.
  • Den Unterricht nach Möglichkeiten nach draussen verlegen (z. B. Wald, Schwimmbad, im Schatten im Pausenhof).

Kanton Zürich

«Die Schule findet auch bei Hitze statt», teilt Myriam Ziegler, Chefin des Zürcher Volksschulamts, mit. Für Hitzeferien gebe es schlicht keine gesetzliche Grundlage.

Der Unterricht könne aber den hohen Temperaturen angepasst werden. Lehrpersonen sind am besten in der Lage, die Situation zu beurteilen und den Umständen und der Klasse anzupassen. Als Beispiel nennt sie einen Ausflug in den Wald, Sportunterricht im Schwimmbad, oder die Möglichkeit, den Unterricht in kühleren Räumen zu verlegen.

Die Zürcher Amtschefin fügt sogar aus, dass ein Durchführen des Unterrichts dem Wohl der Kinder sogar diene: «Ein gesundheitsverträglicher Umgang mit Hitze kann unter der Obhut von Lehrpersonen besser gewährleistet werden, als wenn Kinder und Jugendliche von berufstätigen Eltern bei kurzfristigen Schuleinstellungen unbeaufsichtigt blieben.»

Kanton Wallis

Auch im Wallis gibt es eine Reihe von Massnahmen, damit die Bedingungen in den Klassenzimmern trotz Hitze erträglich bleiben. Sandro Steiner, Adjunkt des kantonalen Departements für Volkswirtschaft und Bildung, nennt die folgenden:

Massnahmen im Kanton Wallis

  • Räume und Gebäude werden nachts belüftet oder durchlüftet.
  • Klassenzimmer werden durch Jalousien oder Fensterbalken beschattet, um die Hitze draussen zu halten.
  • Sowohl Schüler*innen als auch das Schulpersonal «sollen nach Belieben trinken können» und dürfen auch eigene Wasserflaschen in den Unterricht mitbringen.
  • In Pausen und Freistunden, vor allem am Nachmittag, müssten schattige Plätze zur Verfügung stehen und das Tragen einer Mütze werde empfohlen. Wenn nötig, sollten sich Schüler*innen in Innenräumen aufhalten.
  • Besonders Gefährdeten müsse besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Was die aktuellen Hitzetage angehe, seien die Schulen im Kanton Wallis vorab per Mitteilung informiert worden, so Steiner weiter.

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