Hochwasser-Gefahr Die Pegel steigen noch höher

Von Lia Pescatore

12.7.2021

Das Tiefdruckgebiet «Bernd» beschert der Schweiz weiterhin regnerische Tage. Wegen übersättigter Böden steigt darum auch die Hochwassergefahr von Tag zu Tag an. 

Von Lia Pescatore

Intensive Regenfälle halten die Schweiz seit Wochen in Atem, auch dieses Wochenende blieb die Unwetterserie ungebrochen. Dies hat hohe Pegelstände von Seen und Flüssen zur Folge. Am Montagmittag hat das Bundesamt für Umwelt seine Gefahren-Karte in gewissen Regionen nochmals nach oben angepasst:

Grosse Hochwassergefahr (Stufe 4 von 5) herrscht am Thuner- und Vierwaldstättersee sowie an der Reuss vom Vierwaldstättersee bis zur Mündung der Kleinen Emme.

Erhebliche Gefahr (Stufe 3) gilt für den Rhein von der Mündung der Aare bis Basel, an der Reuss, an der Aare vom Brienzer- bis zum Bielersee, an der Rhone von der Mündung der Saltina im Wallis bis zum Genfersee sowie für den Brienzersee, Bielersee und den Zürichsee.

Die Gefahrenstufe wurde auch im Hinblick auf die nächsten Tage angepasst: Das Tief «Bernd» beschert der Schweiz weiterhin Regen. 

Laut Mladen Marijanović von Meteonews ist wieder mit Gewittern zu rechnen. «Eine Kaltfront zieht in der Nacht vom Westen über die Schweiz, da können sich im Vorfeld kräftige Gewitter bilden, teilweise auch mit Hagel», so Marijanović.

Die Kaltfront komme dann in der zweiten Nachthälfte und am Dienstag quer über der ganzen Schweiz liegen, so der Meteorologe. Das führe schweizweit zu kräftigem und intensivem Regen. «Laut den Wettermodellen sind vor allem das Nordtessin sowie der zentrale Alpennordhang, aber auch das Berner Oberland betroffen, wo die Niederschläge gewittrig verstärkt sein können», sagt er.

Dies könne die angespannte Situation am Wasser noch verstärken. Marijanović rät darum vom Bööteln und Schwimmen in Gewässern sowie auch von Spaziergängen in Wassernähe ab.

Auch die Polizei in verschiedenen Kantonen hat die Bevölkerung ermahnt, sich nicht in der Nähe und auf Gewässern aufzuhalten.

Die Stadtpolizei Zürich hat für das Wochenende sogar ein Verbot ausgesprochen. Ein Vorfall von gestern Nachmittag zeigt auf, warum: Drei Personen waren trotz Verbot mit dem Boot auf der Limmat unterwegs und verloren vor dem Höngger Wehr wegen des hohen Wasserdrucks die Kontrolle über ihr Gummiboot. Zwei der Personen wurden laut Mitteilung der Zürcher Stadtpolizei in Folge über das Wehr gespült und gerieten in die Wasserwalze. Alle drei konnten unverletzt gerettet werden.

Zwar galt das Boot- und Schwimmverbot nur bis gestern Abend, die Stadtpolizei rät aufgrund der sehr hohen Abflussmenge der Limmat jedoch weiterhin davon ab, sich auf oder in die Limmat zu begeben.

Auch auf dem Rhein in Laufenberg im Kanton Aargau mussten am Sonntag Fischer aufgrund der starken Strömung gerettet werden, wie der Blick berichtet

Bei den Berner Oberländer Seen ist die Hochwassersituation so prekär, dass die Schifffahrt bis mindestens Freitagabend eingestellt wird. Auch der Rhein in Basel ist temporär für die Schifffahrt gesperrt.

Gefahr von Erdrutschen und Steinschlag 

Doch nicht nur das Wasser sollte man in diesen Tagen meiden, Meteorologe Marijanović rät auch von Wanderungen ab. Es könne weiterhin zu Murgängen und Steinschlag kommen. Auch SRF Meteo warnt vor Erdrutschen als Folge von Starkregen. Dies könne auch zu Verkehrsbehinderungen führen.

Ein wenig Entspannung bringt der Mittwoch: Es seien gelegentliche Schauer zu erwarten, so Marijanović. Jedoch sei die Ruhe von kurzer Dauer: «Das Tief dreht sich im Gegenuhrzeigersinn und schaufelt so wieder feuchte Luftmassen zum Alpenraum, die sich dort wohl am Donnerstag wieder ausregnen.» Die Hochwassergefahr bleibe bis mindestens am Freitag angespannt, schätzt er.

Auch für das Wochenende habe sich kein Hoch angekündigt: «Es ist bis und mit Freitag mit instabiler feuchter Luft und damit keiner grossen Beruhigung zu rechnen. Zum Wochenende wird es aus heutiger Sicht etwas ruhiger», sagt der Meteorologe.