Kürzere Fristen gefordert«Die Effektivität der Quarantäne-Massnahmen nimmt ab»
phi
6.1.2022
108'000 Schweizer*innen sind in Isolation, knapp 95'000 in Quarantäne. Die Frist, nach der sie wieder ins Leben zurückkehren dürfen, soll sinken, fordern Experten und Wirtschaftsverbände.
phi
06.01.2022, 13:40
06.01.2022, 14:03
phi
Angesichts der hohen Omikron-Fallzahlen steht in Deutschland die Quarantäne für Kontaktpersonen Infizierter in der Diskussion. Sie drohe zum «Papiertiger» zu werden, warnte der Virologe Christian Drosten im «Tagesspiegel». Auch verkürzte Isolationsfristen für Infizierte stehen dort nun zur Debatte.
«Wir reissen das Tor nicht komplett auf«, erklärte dazu Drosten, «aber wir müssen die Tür für das Virus an einigen Stellen öffnen.» Wo genau, müsse die Politik klären. Solche Vorschläge stossen auch in der Schweiz auf offene Ohren, weiss der «Tages-Anzeiger».
Der Wirtschaftsdachverband Ecomiesuissse will die Quarantäne und die Isolation demnach auf fünf Tage für symptomfreie Personen wie in den USA auf fünf Tage verkürzen. Auch für das Gewerbe seien Quarantäne und Isolation eine grosse Belastung, bekundet der Schweizerische Gewerbeverband.
«Jede Verkürzung oder sogar die Abschaffung der Vorschriften» könne da hilfreich sein, sofern die Experten damit einverstanden seien, sagte Sprecherin Corinne Aeberhard. Der Arbeitgeberverband spricht sich für eine einwöchige Frist aus. «Zusätzlich sollten für gewisse Branchen und Berufe, etwa im Gesundheitswesen, Ausnahmebewilligungen erteilt werden», erklärt Sprecher Fredy Greuter im «Tages-Anzeiger».
Zustimmung auf breiter Front
Ähnlich tönt es beim Verband öffentlicher Verkehr: «Das gäbe eine wesentliche Entlastung für jene Betriebe, die unter Personalknappheit leiden», erklärte Direktor Ueli Stückelberger. Zustimmung signalisierten auch der Spitalverband H+ sowie Hotelleriesuisse. Die Gewerkschaften äusserten sich dagegen zurückhaltend.
In der Politik mache sich ebenfalls eine Stimmung breit, die die Quarantäne- und Isolationsfristen verkürzen wolle. Das liege an fehlendem Personal in wichtigen Positionen und den höheren Kosten, die die Unternehmen tragen müssten. Der Ball liege nun bei der Taskforce des BAG.
Die ist offenbar ebenfalls offen für Veränderungen. «Der Ansteckungszeitraum bei Omikron scheint kürzer zu sein als bei früheren Varianten», sagte Jan-Egbert Sturm, Mitglied der Corona-Taskforce. «Wir beobachten gerade, dass die Effektivität der Quarantänemassnahmen abnimmt.»
So wie es tönt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis in dieser Sache neue Regeln aufgestellt werden. Der Ball liegt nun beim Bundesrat.