April- statt Winterwetter«Für eine Schneefigur reicht es definitiv nicht»
Von Andreas Fischer
9.1.2023
Nach einer längeren Durststrecke fällt mal wieder Schnee. Tiefen Winter wollen die Meteorologen aber noch nicht ausrufen: Dafür ist das Wetter zu wild und die Schneefallgrenze zu unbeständig.
Von Andreas Fischer
09.01.2023, 11:54
09.01.2023, 12:05
Andreas Fischer
Endlich schneit es in vielen Teilen der Schweiz. Aber reicht es auch, damit die grünen Wiesen in den Bergen schon bald der Vergangenheit angehören? Eher nicht, sagt Meteorologe Klaus Marquardt vom Wetterdienst MeteoNews auf Anfrage von blue News.
Es ist nämlich eine Art Winter-Jojo, auf das sich die Schweiz in den nächsten Tagen einstellen muss. Mal schneit es, mal taut es. Mal sinkt die Schneefallgrenze, mal steigt sie wieder.
Marquardt spricht von einem «Frontenkarussell» in dieser Woche: Bis Dienstag wirkt eine Kaltfront, danach folgt ein Warmluftsektor; von Mittwochabend auf Donnerstag folgt erneut eine Kaltfront, ehe es am Freitag und Samstag wieder mild wird.
«Eine Front jagt die nächste»
Zwar erwartet der Meteorologe in den nächsten Tagen relativ viel Neuschnee – allerdings nicht überall und nicht zu jeder Zeit. «Es wird eine niederschlagsreiche Woche mit viel Wind», prognostiziert Marquardt und spricht von einer dynamischen Lage, in der «eine Front die nächste jagt und die Schneefallgrenze auf und ab hüpft».
So fiel in der vergangenen Nacht bereits oberhalb von 1000 Metern Schnee, lokal sogar etwas tiefer. In der Nacht auf Dienstag sinke die Schneefallgrenze noch weiter auf 600 bis 700 Meter ab, bevor sie dann gleich wieder steigt.
Die neue Woche startet mit vielen Wolken, dazu ist es mit Unterbrechungen immer mal wieder nass. Die Schneefallgrenze sinkt bis zum Abend auf 600 bis 700 Meter. Mit einem zügigen Südwestwind werden maximal 7 bis 8 Grad gemessen. Aktuelles Radar -> https://t.co/O488DysMQu (me) pic.twitter.com/VNp1pX1KyP
Hoffnung, dass der Schnee liegen bleibt, kann man sich unter 700 Metern nicht machen: «Es wird eher eine Art Aprilwetter mit Schauern statt flächigem Schneefall.» Leicht erhöhte Lagen, etwa manche engere Alpentäler, könnten «angezuckert» werden, erklärt Marquardt. Aber nachhaltig sei der Schneefall nicht und lasse bereits am Dienstag Morgen wieder nach. In den Hochalpen erwarten die Meteorologen hingegen 20 bis 30 Zentimeter zusätzlichen Neuschnee.
Unterhalb von 1500 Metern bleibt nichts liegen
Auch die Skigebiete in Höhenlagen von 1500 Metern und tiefer haben von den Schneefällen langfristig nichts, da am Mittwoch bereits wieder eine Warmfront wetterbestimmend ist: «Alles, was um 1000 Meter weiss geworden ist, wird dann wieder grün. Erst ab 1500 Meter sollte der Schnee etwas länger halten.» Dort könne man davon ausgehen, dass es in den Skigebieten nicht mehr nur die weissen Kunstschneebänder zu sehen gebe.
Von einem tiefen Winter kann man allerdings trotz des zwischenzeitlichen Schneefalls noch nicht sprechen, zumindest im Mittelland. In Zürich und Basel etwa ist Schnee gar kein Thema. In leicht erhöhten Lagen um die 700 Meter könnte es zwar ein paar Flocken geben: Die aber verschwinden gleich wieder, weil die Böden nicht gefroren sind und es sehr windig wird. «Für eine Schneefigur reicht es definitiv nicht», so Marquardt.
Auch der Schnee, der in den hohen Lagen fällt, wird durch den Wind immer wieder verfrachtet. Eine Folge davon: Die Lawinengefahr wird ansteigen. Davor warnt auch die Lawinenpräventions-Plattform «White Risk SLF» des Schnee- und Lawinenforschungsinstituts SLF: Der Neuschnee fällt auf eine ungünstige Altschneedecke, schreibt White Risk auf Twitter.
❄️!!Endlich, enfin, finalmente!!❄️ In den kommenden Tage gibt es in allen Regionen den langersehnten #Neuschnee 🤩
Aber Vorsicht, der Neuschnee fällt auf eine ungünstige Altschneedecke. Die Lawinengefahr wird markant ansteigen. pic.twitter.com/NTuGaBEY3j