Nachweis im TessinDas West-Nil-Virus ist in der Schweiz angekommen
Swisstxt/dpa/uri
30.8.2022
Das durch Mücken übertragene West-Nil-Virus ist in Europa weiter auf dem Vormarsch. Die meisten Ansteckungen verzeichnet dabei Italien. Nun wurde der Erreger erstmals im Tessin nachgewiesen.
Swisstxt/dpa/uri
30.08.2022, 11:45
30.08.2022, 11:48
Swisstxt/dpa/uri
Schon länger wurde damit gerechnet, nun ist es so weit: Das Virus, das die Infektionskrankheit West-Nil-Fieber hervorrufen kann, konnte im August erstmals bei im Tessin gefangenen Mücken nachgewiesen werden. Das berichtet«Radiotelevisione svizzera (RSI)». Eine Infektion beim Menschen wurde demnach aber noch nicht registriert, gleichwohl bestehe nun das Risiko einer Ansteckung.
Erstmals wurde das West-Nil-Virus 1937 in Uganda nachgewiesen. Seit dem Jahr 2008 zirkuliert es auch in Italien. Die durch den Erreger hervorgerufene Infektionskrankheit West-Nil-Fieber tritt hauptsächlich bei Vögeln auf, informiert das Bundesamt für Gesundheit im Internet. Eine Übertragung auf den Menschen und andere Säugetiere, etwa Pferde, Kaninchen, Eichhörnchen und andere Wirbeltiere sei aber möglich. Hierzulande erfolge die Übertragung meist durch die Stechmücken-Arte Culex pipiens (gemeine Stechmücke) und Culex modestus.
Noch keine Ansteckungen innerhalb der Schweiz registriert
Nachdem das Virus bereits in allen Provinzen der Lombardei nachgewiesen wurde und auch die Zahl der Infektionen beim Menschen hier angestiegen ist, warnte der Leiter der Infektiologie des Tessiner Kantonsspitals (EOC) Enos Bernasconi kürzlich im Interview mit RSI, das Virus «könnte bald eintreffen».
Das West-Nil-Fieber gilt als zu bekämpfende Krankheit und muss von Veterinären und Humanmedizinern an die nationalen Gesundheitsbehörden gemeldet werden. Bislang wurden keine Fälle bekannt, bei der sich Personen innerhalb der Schweiz mit dem West-Nil-Virus angesteckt haben. In den vergangenen 10 Jahren infizierten sich indes vier in der Schweiz wohnhafte Personen im Ausland.
Krankheit verläuft meist ohne Symptome
Laut BAG verlaufen rund 75 Prozent der Infektionen mit dem West-Nil-Virus beim Menschen symptomlos. Bei 25 Prozent würden sich nach einer Inkubationszeit von 2 bis 14 Tagen grippeähnliche Symptome mit hohem Fieber und mitunter einer Hautrötung am Rumpf einstellen. Die Gesundung erfolge aber meist nach wenigen Tagen bis Wochen ohne Therapie. Schwere Komplikationen, vor allem Hirn- und Hirnhautentzündungen, würden bei weniger als 1 Prozent der Infizierten auftreten. Bei 0,1 Prozent der Infizierten komme es zum Tod.
Mittlerweile 188 Infektionen in der EU
EU-weit haben sich laut einem Bericht der Gesundheitsbehörde ECDC in diesem Jahr 188 Menschen nachweislich mit dem West-Nil-Virus angesteckt. Mit Abstand die meisten davon verzeichnete Italien (144). Hier gab es zudem zehn Todesfälle aufgrund einer Infektion. Weitere Ansteckungen wurden in Griechenland (39), Österreich (2), Rumänien (2) und der Slowakei (1) registriert.
Ausserdem hat das an die EU grenzende Serbien 34 Infektions- sowie drei Todesfälle verzeichnet. Die Übertragungssaison dauert dem ECDC zufolge in der Regel von Juni bis November.