Kapseln sich Ungeimpfte nun ab? «Das wäre für die Demokratie natürlich verheerend»

Von Lia Pescatore und Roman Müller

17.12.2021

«Das wäre für die Demokratie natürlich verheerend»

«Das wäre für die Demokratie natürlich verheerend»

Ab Montag gilt in der Schweiz 2G: Das bestärke den harten Kern der Massnahmen-Gegner darin, sich selbst von der Gesellschaft zu isolieren, sagt Soziologe Marko Kovic.

17.12.2021

Ab Montag gilt in der Schweiz 2G: Das bestärke den harten Kern der Massnahmen-Gegner darin, sich selbst von der Gesellschaft zu isolieren, sagt Soziologe Marko Kovic.

Von Lia Pescatore und Roman Müller

Der Bundesrat erhöht den Druck auf die Ungeimpften drastisch. Ab Montag soll überall, wo zuvor 3G galt, nur noch geimpften oder genesenen Personen Zutritt gewährt werden.



Dies spiele auch den sehr kritischen Massnahmen-Skeptikern in die Karten, sagt Soziologe Marko Kovic. «Ihr Narrativ, dass man sie von der Gesellschaft ausgrenzen will, wird dadurch noch zusätzlich befeuert», da liege der Schluss nahe, dass es für sie besser sei, sich gleich selbst ganz abzukapseln.

Zwar seien die extremistischen Gruppierungen klein, jedoch hätten sie mit den beiden Referenden gegen das Covid-Gesetz gezeigt, welche Mobilisierungskraft sie an den Tag legen könnten. Mit den neuen Entscheiden könnten sie wohl noch mehr Menschen mit dem Aufruf, sich abzukapseln, erreichen. «Das ist für eine Demokratie natürlich verheerend», sagt Kovic. 

Abkapselung statt Widerstand? Für Soziologe Marko Kuvic ist noch unklar, wie der harte Kern der Massnahmengegner auf die neuen Massnahmen reagieren wird. Im Bild: Demonstranten an der Universität Bern protestieren am 13. September gegen die Zertifikatspflicht.
Abkapselung statt Widerstand? Für Soziologe Marko Kuvic ist noch unklar, wie der harte Kern der Massnahmengegner auf die neuen Massnahmen reagieren wird. Im Bild: Demonstranten an der Universität Bern protestieren am 13. September gegen die Zertifikatspflicht.
KEYSTONE

«Dicke Post» für die Familien

Nicht nur im öffentlichen Raum dürfen sich Ungeimpfte bald nur noch eingeschränkt bewegen, auch im privaten Umfeld erlässt der Bundesrat Regeln. Eine ungeimpfte Person über 16 Jahren darf sich nur noch mit maximal neun Personen gleichzeitig treffen – Kinder auch mitgezählt. Für die anstehenden Festtage sei dies zwar «dicke Post» für die Familien, wie Kovic sagt. 

Doch er glaubt kaum, dass die Regelung umgesetzt werde – dafür sei sie zu umständlich, was der Soziologe kritisiert: «Der Bundesrat muss aufhören, bürokratisch Mitteilungen runterzuleiern.» Nur mit einfachen, direkt an die Bevölkerung gerichteten Botschaften könne er auch jene erreichen, die verunsichert seien.