Altersvorsorge Darauf musst du beim Sparen achten

Von Monique Misteli

6.10.2022

Es lohnt sich, bereits in jungen Jahren an die Altersvorsorge zu denken.
Es lohnt sich, bereits in jungen Jahren an die Altersvorsorge zu denken.
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Was bedeutet eine Beitragslücke in der 1. Säule? Ist die Pensionkasse über- oder untergedeckt? Und lohnt sich ein Beitrag in die 3. Säule? Ein Experte klärt auf.

Von Monique Misteli

Die Altersvorsorge ist ein omnipräsentes Thema. Mal im Grossen, wie bei den Abstimmungen zur AHV-Reform von vor 14 Tagen. Mindestens einmal im Monat im Kleinen, beim Blick auf die Lohnabrechnung. Fakt ist, sie beschäftigt. Dies zeigen verschiedenste Sorgenbarometer von Schweizer Finanzinstituten, etwa jenes der Raiffeisenbank.

Worauf du achten musst, damit du auch im Alter keine bösen finanziellen Überraschungen erlebst, erklärt Dr. Roland Hofmann, Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW.

Herr Hofmann, nochmals zur Auffrischung: Wie ist die Altersvorsorge in der Schweiz organisiert?

Die 1. und 2. Säule decken rund 60 bis 70 Prozent des bisherigen Salärs ab. Das heisst, dieses angesparte Geld reicht meist nicht aus, um im Alter den gewohnten Lebensstandard zu halten.

Da kommt die 3. Säule ins Spiel, welche unsere Verfassung für die Altersvorsorge vorsieht.

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Gibt es bei der 1. Säule Risiken für Rentenlücken?

Ja, die gibt es.

Bei der 1. Säule kann man bei der Ausgleichskasse einen Kontoauszug  verlangen und überprüfen, ob man eine sogenannte Beitragslücke hat. Die entsteht, wenn man nach dem 20. Geburtstag bis zur Pensionierung nicht jährlich die ordentlichen Beiträge einzahlt. Diese Beitragslücken führen zu Rentenkürzungen. Das passiert meist, wenn man für längere Zeit ins Ausland geht oder lange studiert hat und den Mindestbeitrag nicht eingezahlt hat.

Bei einem längeren Auslandsaufenthalt lohnt es sich deshalb, vorher darüber nachzudenken, die Beiträge freiwillig weiterzuzahlen. Unter gewissen Bedingungen kann man der freiwilligen AHV/IV beitreten.

Kann eine Beitragslücke nachbezahlt werden?

Die Beitragslücken kann man nachzahlen. Allerdings dürfen die nicht länger als fünf Jahre zurück liegen. Ansonsten sind keine Nachzahlungen möglich und die Rente wird lebenslänglich gekürzt. Es können auch sogenannte Jugendjahre – Beiträge, die man zwischen 17 und 20 eingezahlt hat – an Lücken angerechnet werden.

Und wie ist das Sparpotenzial bei der 2. Säule?

Bei der 2. Säule ist es ein bisschen schwieriger, denn da ist man von der Pensionskassenwahl des Arbeitgebers abhängig. Für den Sparprozess ist die Über- oder Unterdeckung der Pensionskasse in jungen Jahren noch nicht so relevant.

Gibt Ihnen die Pensionskasse eine Auswahl von Betragshöhen an, rate ich immer den höchsten Beitrag einzuzahlen. Denn dann läuft das Geld automatisch in die Pensionskasse. Ansonsten läuft man die Gefahr, das Geld anderweitig auszugeben.

So ist die Altersvorsorge in der Schweiz organisiert

  • Die 1. Säule ist mit der AHV, IV und EL die staatliche Vorsorge und sichert die Existenz im Alter. Jeden Monat gehen 10,6 Prozent des Lohnes an die staatliche Altersvorsorge – je zur Hälfte bezahlt von den Arbeitgebenden und -nehmenden. Der Mindestbeitrag beträgt 503 Franken, zum Beispiel für Studierende, welche nicht erwerbstätig sind.
  • Die 2. Säule umfasst die Berufliche Vorsorge die im entsprechenden Bundesgesetz (BVG) geregelt ist. Diese soll zusammen mit der AHV einen angemessenen Lebensstandard im Alter sichern und ist für alle Arbeitnehmenden ab einem jährlichen Einkommen von 21'510 Franken obligatorisch. Die Beiträge leisten ebenfalls je zur Hälfte die Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden. Für junge Erwerbstätige liegt der Satz für das Alterssparen bei sieben Prozent, ab 55 spart man 18 Prozent vom Lohn.
  • Die 3. Säule soll den bisherigen Lebensstandard sichern. Mit freiwilligen und selbstverantwortlichen Sparbeiträgen in die Säule 3a kann die Vorsorgelücke die aus der 1. und 2. Säule entsteht, geschlossen werden. 2022 ist der maximale Beitrag 6'883 Franken, sprich 573.60 Franken pro Monat für Arbeitnehmende.

Lohnt es sich, in die 3. Säule einzuzahlen?

Natürlich. Zwar fällt es vielen Leuten schwer, in die 3. Säule einzuzahlen, weil dieser Teil Altersvorsorge privat und selbstverantwortlich organisiert ist.

Wer das Maximum aus der 3. Säule rausholen will, sollte eigentlich ab dem ersten Lohn den monatlichen Maximalbeitrag sparen. Am besten richtet man sich einen Dauerauftrag ein. Ob man das Geld bei der Versicherung oder der Bank anlegt, ist einem selbst überlassen. Beides hat Vor- und Nachteile.

Über einen langen Anlagehorizont (30 Jahre oder länger) zahlt sich erfahrungsgemäss vor allem eines aus: die 3. Säule-Beiträge in einem möglichst weltweit diversifizierten Aktienportfolio anlegen. Denn auf Kontoguthaben verliert man langfristig wegen der Gebühren und der Inflation sicher Geld.

Vorsorge wäre eigentlich simpel, würde sie nur nicht so viel Selbstdisziplin erfordern. Sie bedeutet Konsumverzicht, was insbesondere unserer heutigen Gesellschaft schwerfällt. Man muss sich einfach bewusst sein: Das Geld, das man heute ausgibt, fehlt im Alter.

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Was kann man tun, wenn einem die Vorsorgeplanung über den Kopf wächst?

Da gibt es nur eines: Hilfe holen. Und zwar von einem unabhängigen Finanzplaner oder einer Finanzplanerin. Die analysieren die jeweilige Situation genau und stehen in der Regel in keinem Interessenskonflikt mit Finanzdienstleistern.

Wichtig ist: Die Vorsorge ist ein laufender Prozess. Das heisst, man tut sich einen Gefallen, circa alle zwei Jahre zu überlegen, ob der gewählte Vorsorgeplan noch zur Lebenssituation passt. Vielleicht hat man in der Zwischenzeit geheiratet, den Arbeitgeber gewechselt, eine Familie gegründet. Kleinere wie grössere Veränderungen im Leben betreffen auch die private Vorsorge.