Die Corona-Krise hat den Kartoffelkonsum in der Schweiz verändert: Da Restaurants geschlossen haben, ist der Verbrauch an Pommes frites stark eingebrochen. Dafür boomt im Detailhandel der Verkauf von Kartoffeln, Pommes-Chips und Fertig-Rösti.
Die Corona-Krise hat die Verkäufe von Speisekartoffeln im Detailhandel deutlich steigen lassen, wie der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) am Freitag mitteilte. So wurden laut der Branchenorganisation Swisspatat im März rund 40 Prozent mehr Kartoffeln für den Frischkonsum abgepackt als im Vorjahresmonat.
Durch die Schliessung von Restaurants und Kantinen und die verbreitete Tätigkeit im Homeoffice sei der «Ausser-Haus-Konsum» von Kartoffeln drastisch zurückgegangen. Die meisten Mahlzeiten werden zu Hause eingenommen, was zu einer Verschiebung von verarbeiteten Produkten hin zu frischen Kartoffeln geführt habe. Laut LID bestätigen auch die Detailhändler die erhöhte Nachfrage nach Speisekartoffeln.
Ein weiterer Grund für die gestiegene Nachfrage von Kartoffeln und Kartoffelprodukten seien die geschlossenen Grenzen und der dadurch unterbundene Einkaufstourismus.
75 Prozent weniger Pommes frites konsumiert
Die aktuelle Situation hat auch Auswirkungen auf die verarbeiteten Kartoffelprodukte. Laut der Swiss Convenience Food Association (SCFA) ist es zu früh, um die Auswirkungen der Corona-Krise zu beurteilen. Es liessen sich allerdings Tendenzen erkennen, sagt Urs Reinhard, Geschäftsführer der SCFA, im Interview mit dem LID. Bei den Pommes frites breche bis zu 75 Prozent des Umsatzes weg, da Gastronomiebetriebe wegen des Lockdowns schliessen mussten.
Ganz anders präsentiere sich die Lage bei den Pommes-Chips, deren Absatz laut Reinhard im zweistelligen Prozentbereich zugelegt habe. Als Gründe nennt er das schöne Frühlingswetter sowie die lange Haltbarkeit der Chips, was sie für Vorräte geeignet mache. Auch bei der Fertig-Rösti habe es eine starke Nachfrage gegeben.
Neue Ernte steht bald bevor
Laut Swisspatat werden die für die Pommes-Produktion vorgesehenen Kartoffeln, die noch an Lager liegen, verarbeitet oder in den Detailhandel umgeleitet, wenn sie dort abgesetzt werden können.
Die Kartoffeln für die neue Ernte sind bereits im Boden. Weil der Bedarf nach Kartoffeln für den Frischkonsum grösser sei, wurde die Anbaufläche für die Frühkartoffeln etwas ausgedehnt . Sorge um einen Engpass bestehe nicht: Auch für die Wiedereröffnung der Gastrobetriebe stünden ausreichend Produkte in den Lagern zur Verfügung. Eine wichtige Rolle spiele aber das Wetter – die Bauern hoffen auf Regen.
Swisspatat habe unterdessen ein Zusatzimportkontingent beantragt, um die Versorgung der Schweiz mit Kartoffeln sicherzustellen. Laut der Branchenorganisation ist mit den Zusatzkontingenten die Versorgung bis zum Anschluss an die neue Ernte, deren Beginn zwischen Mitte und Ende Mai erwartet wird, sichergestellt.
XXL-Gemüse im Detailhandel
Wie der LID weiter berichtet, findet wegen der geschlossenen Gastronomieküchen neu auch Gemüse in Übergrösse den Weg via Detailhandel in die Privathaushalte. Denn laut dem Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) ist die Nachfrage nach Grosskaliber-Gemüse um 70 Prozent eingebrochen, die Zulieferer bleiben wegen des ausfallenden wichtigen Absatzmarktes – der Gastronomie – auf ihrem Angebot sitzen. Deshalb seien neue Absatzwege gesucht worden.
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