Bern Tausend Personen demonstrieren gegen «Impfzwang durch Hintertür»

aka/sda/toko

8.9.2021

In Bern demonstrierten rund 1000 Menschen gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht. Sie werfen dem Bundesrat vor, den Impfzwang durch die Hintertür einzuführen.
In Bern demonstrierten rund 1000 Menschen gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht. Sie werfen dem Bundesrat vor, den Impfzwang durch die Hintertür einzuführen.
KEYSTONE/Marcel Bieri

Der Entscheid des Bundesrats, das Corona-Zertifikat auszuweiten, gefällt nicht allen. In Bern demonstrierten am Mittwochabend rund 1000 Personen gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht. Sie werfen dem Bundesrat vor, den Impfzwang durch die Hintertür einzuführen.

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Nur wenige Stunden, nach dem der Bundesrat angekündigt hat, dass ab Montag eine erweitere Zertifikatspflicht gilt, treffen sich bereits Corona-Gegner auf der Strasse.

«Menschen werden ausgegrenzt, wenn sie kein Covid-Zertifikat haben», hiess es in einem der Aufrufe in den sozialen Netzwerken. Dagegen müsse man ein Zeichen setzen. Zur Demo aufgerufen hatten eine Reihe von Organisationen, die sich seit längerem gegen die Corona-Massnahmen der Behörden wehren.

In der Menschenmenge, die sich am frühen Abend auf dem Berner Bahnhofplatz versammelte und danach durch die Innenstadt zog, waren viele Schweizer- und Kantonsfahnen zu sehen. An der Spitze des Umzugs marschierten rund hundert Personen, von denen viele die violetten T-Shirts der Organisation Mass-voll trugen.

Dahinter folgten die sogenannten Freiheitstrychler und danach eine bunte Menge jüngerer und älterer Personen. Immer wieder ertönten «Liberté! Liberté»-Rufe. Auf den mitgeführten Transparenten waren Parolen zu lesen wie «Nein zum Zerti-Diktat» und «Spritze weg von unseren Kindern».

Provokationen am Rand

Zwei Polizeiwagen fuhren dem Umzug voraus und gaben so die Richtung vor, Polizisten am Strassenrand verfolgten das Geschehen. Auch Einsatzkräfte in Kampfmontur waren zu sehen.

Verschiedentlich kam es zu Provokationen zwischen Demonstrierenden und Drittpersonen, wie die Polizei mitteilte. Linke Kreise hatten zu einer Gegenkundgebung aufgerufen, von der aber nicht viel zu sehen war

Nause soweit zufrieden

Der Umzug endete kurz nach 21 Uhr auf dem Bundesplatz. So sei es auch geplant gewesen, sagte der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Man habe das Bundeshaus schützen wollen und zu diesem Zweck unter anderen einen Zaun am Rand des Platzes vor dem Bundeshaus montiert. Der Bundesplatz selber sei aber frei erreichbar geblieben.

Die Organisatoren der Demo hätten im Vorfeld mit den Behörden eine Route vereinbart und sich auch daran gehalten. Nause stellte um 21.30 Uhr fest, dass die Kundgebung der Massnahmengegner bis dahin geordnet verlaufen sei.

Zur Anzahl Demonstranten gingen die Schätzungen weit auseinander. Ein Keystone-SDA-Reporter zählte am Umzug rund 1000 Leute. Ein Redner auf dem Bundesplatz sprach von 20'000 Teilnehmern. Nause ging von mehreren tausend Demonstrierenden aus.

Spontandemo

Da es sich um eine Spontankundgebung als Reaktion auf den Bundesratsentscheid handelte, mussten die Organisatoren gemäss Stadtberner Recht keine Bewilligung einholen. Die Stadtregierung hatte aber am Mittwochmorgen ausdrücklich von der Teilnahme an der Demo abgeraten.

Zur Begründung verwies sie auf die Aufrufe zu einer Gegendemonstration. Diese Konstellation berge Eskalationspotenzial. Hinzu komme, dass sich die Corona-Situation wieder verschärft habe.