Stark steigende Corona-Fallzahlen Bundesrat diskutiert Lockdown-Szenarien – was das bedeutet

uri

21.10.2020

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (rechts) und Bundesrat Alain Berset wollen einen Lockdown verhindern. (Archiv)
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (rechts) und Bundesrat Alain Berset wollen einen Lockdown verhindern. (Archiv)
Bild: Keystone

Die Fallzahlen steigen rasant – Spitälern droht die Überlastung und auch das Contact Tracing kommt an Grenzen. Heute diskutiert der Bundesrat deshalb gemäss Medienberichten auch über Mini-Lockdowns.

Die Zahl der Coronaneuinfektionen in der Schweiz steigt exponentiell, doch ein genereller Lockdown soll verhindert werden, wie Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und Bundesrat Alain Berset am Sonntag mehrfach betonten.

Im Gespräch sind dafür allerdings Mini-Lockdowns, sogenannte «Circuit Breaker», was auf Deutsch so viel wie «Überlastungsschalter» oder «Schutzschalter» bedeutet. Laut dem «Tages-Anzeiger» berät der Bundesrat an der heutigen Mittwochsitzung vier mögliche Szenarien. Die strengste davon sei der «Circuit Breaker».

«Circuit Breakers» werden geprüft

Stefan Kuster vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagte gestern in einer Medienkonferenz: «Die Circuit Breakers werden natürlich im Moment geprüft.» Erfahrungen macht man mit der Massnahme hingegen schon ab Freitag im britischen Landesteil Wales.

Dann müssen hier für zwei Wochen Läden, Restaurants und Pubs schliessen. Die Menschen dürfen dann nur noch aus dem Haus, falls sie systemrelevante Jobs haben und dabei vor Ort erscheinen müssen. Auch erlaubt bleiben Lebensmitteleinkäufe, kurze Spaziergänge oder Sport an der frischen Luft, Arztbesuche und die externe Pflege von Angehörigen.

Kommen die Mini-Lockdowns schon zu spät?

Matthias Egger, Epidemiologe an der Uni Bern und ehemaliger Leiter der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, sagte dem «Blick»: «Auch bei uns würde ein Circuit Breaker etwas bringen.» Allerdings meint Egger auch, der tatsächliche Effekt sei schwer vorherzusagen.

Vor allem befürchtet Egger, dass die Massnahmen bereits zu spät kommen: «Hätten wir einen solchen Mini-Lockdown Anfang September gemacht, hätte er wahrscheinlich eine grosse Wirkung gehabt. Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob zwei Wochen reichen.» Ob man die unkontrollierbare Übertragung des Virus so noch stoppen könne, sei fraglich. Das Virus habe womöglich bereits zu viel an Boden gewonnen, meint Egger.

Der «Circuit Breaker» habe allerdings den Vorteil, dass den Bürgern ein eingegrenzter Zeitraum vorgegeben werde. «Das ist besser zu ertragen, als wenn man einen Lockdown einführt und die Menschen nicht wissen, wie lange die Situation andauert», sagte Egger.

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