UBS schluckt CSBoni, Angestellte, Klagen – so geht es jetzt weiter
amo
20.3.2023
Bankenbeben in der Schweiz: UBS übernimmt Credit Suisse
Bankenbeben in der Schweiz: Die UBS übernimmt den kleineren Lokalrivalen für drei Milliarden Franken – dies wurde mühsam ausgehandelt.
20.03.2023
Die Credit Suisse ist in ihrer altbekannten Form bald Geschichte: Die Schweizer Grossbank wird von der UBS übernommen. Trotzdem bleiben viele offene Fragen. Das musst du zur Übernahme wissen.
amo
20.03.2023, 12:52
20.03.2023, 15:50
amo
Was macht die UBS jetzt mit der CS?
Die UBS bezahlt für die CS eine Summe von insgesamt 3 Milliarden Dollar in UBS-Aktien.
Sowohl das profitable Schweizer Geschäft als auch das risikoträchtige und zuletzt verlustreiche Investment Banking der Credit Suisse werden an die UBS übergehen.
Die Geschäftstätigkeit der CS bleibt laut der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) aufrechterhalten. Die Geschäftsaktivitäten der Banken sollen uneingeschränkt fortgeführt werden.
Was geschieht mit den CS-Angestellten?
Wie und in welchem Ausmass der Zusammenschluss zwischen den beiden Grossbanken zum Abbau von Arbeitsplätzen führen wird, ist noch unklar.
UBS-Präsident Colm Kelleher meinte am Sonntagabend, es sei noch zu früh, um zu wissen, ob und in welcher Form es zu Stellenkürzungen komme. Beide Banken beschäftigen in der Schweiz je mehr als 16'000 Mitarbeitende.
Die Credit Suisse jedenfalls versucht, derartige Befürchtungen zu besänftigen: «UBS hat sich zuversichtlich geäussert, dass die Mitarbeitenden der Credit Suisse weiterbeschäftigt werden», erklärte die Bank in einem Communiqué.
Gemäss dem Schweizerischen Bankpersonalverband soll zur Sicherung der Arbeitsplätze eine Taskforce eingesetzt werden. Wie es in einer Mitteilung heisst, sei zu befürchten, dass es bei der CS um deutlich mehr Stellen gehe, als im letzten Herbst kommuniziert worden sei. Damals hatte die Bank bezüglich strategischer Neuausrichtung bereits einen Stellenabbau angekündigt. So wurde mitgeteilt, dass die Gruppe Ende 2025 noch rund 43'000 Angestellte haben werde, verglichen mit rund 52'000 aktuell.
Das bedeutet die CS-Übernahme für dich
Die Einlagen von Kundinnen und Kunden der CS sind nach der Übernahme durch die UBS wohl sicherer geworden. Für den Fall, dass sich die UBS damit trotzdem überhoben haben und selbst in Konkurs gehen sollte, wären die Konten trotzdem betroffen, wie SRF berichtet. Davor müssten indes die milliardenschweren Sicherheiten von SNB und Bund aufgebraucht sein.
Gut gesichert sind demnach auch die Vermögen in der dritten Säule, die auf die UBS übertragen werden und noch besser als das Geld auf Sparkonten geschützt wird.
So gut wie gar nicht tangiert werden sowohl durch die Übernahme als auch durch einen möglichen UBS-Konkurs Wertschriftendepots und Hypotheken.
Herbe Verluste müssen unterdessen die meisten Besitzer von Aktien der Credit Suisse hinnehmen, denn die UBS wird beim Aktientausch umgerechnet lediglich 76 Rappen für eine CS-Aktie bezahlen. Noch am Freitagabend hatten diese bei 1,86 Franken gelegen.
Geführt wird die übernommene CS von der bisherigen UBS-Führung: Der heutige UBS-CEO Ralph Hamers bleibt an der Spitze. Auch UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher bleibt auf seinem Posten.
Der 57-jährige Hamers ist Niederländer und seit 2020 bei der UBS. Er leitete von 2013 bis Juni 2020 die grösste niederländische Bank ING.
Gegen Hamers wurde wegen Geldwäsche ermittelt. ING musste 2018 wegen mangelnder Kontrolle von Kundenkonten 775 Millionen Euro zahlen. Es war die grösste Geldwäscherei-Strafe in der niederländischen Geschichte. Die Staatsanwälte hatten dem Institut vorgeworfen, Geldwäsche und andere über ihre Konten laufende strafbare Aktivitäten über Jahre nicht entdeckt zu haben.
Die Bankenkammer kam jedoch zum Schluss, dass nicht Hamers als CEO, sondern drei Verwaltungsratsmitglieder gegen die Regeln verstossen hätten. Ausserdem sei nicht ausreichend belegt, dass Hamers von den Geldwäschepraktiken der ING-Bank gewusst habe.
Was passiert mit der CS-Spitze?
Das Management der Credit Suisse bleibt bis zum Zusammenschluss mit der UBS im Amt. Danach kann die UBS die Leitungsgremien mit ihren eigenen Leuten besetzen. Diese müssen dann wieder von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma bestätigt werden.
Bekommen die CS-Banker*innen noch Boni?
Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS könnte es im Zuge der Staatshilfen noch weitere Auflagen für das CS-Management durch die Finanzmarktaufsicht geben. Die Finma prüft dies nun.
«Im ersten Schritt ging es darum, eine Lösung zum Schutz der Einlegerinnen und Einleger und dem Ansehen des Schweizer Finanzplatzes zu schaffen», sagte ein Finma-Sprecher der Nachrichtenagentur AWP am Montag. «Im zweiten Schritt werden wir weitere Fragen, auch solche, klären.» Der Sprecher bestätigte damit einen Bericht von Radio SRF.
Der Bundesrat hatte am Sonntagabend bereits mitgeteilt, der Credit Suisse sei während der Dauer der beanspruchten staatlichen Unterstützung die Auszahlung von Dividenden nicht erlaubt. Zudem gehe man die Boni der Banken an: Gemäss Artikel 10a des Bankengesetzes könne die Auszahlung variabler Vergütungen ganz oder teilweise verboten werden.
Die Credit Suisse hat ihren Mitarbeiter*innen laut einem Medienbericht derweil zugesichert, dass versprochene Boni und Lohnerhöhungen weiterhin gezahlt würden. Es werde keine Änderungen an den Gehaltsregelungen geben und die Boni sollen wie geplant am 24. März ausgezahlt werden, heisst es laut der Nachrichtenagentur Bloomberg in einem internen Schreiben an die Belegschaft.
In vielen Ländern seien die Boni bereits ausbezahlt worden, für die übrigen Länder erwarte die Bank keine Änderungen. Eine Banksprecherin bestätigte den Inhalt der Mitteilung gegenüber der Nachrichtenagentur.
Im Gegensatz zur CS darf die UBS weiterhin Boni auszahlen.
Wird gegen die CS-Übernahme geklagt?
Davon ist gemäss dem auf Bankenrecht spezialisierten Rechtsprofessor Peter V. Kunz auszugehen. Er hält das Notrecht, auf das sich der Bund bei der forcierten Übernahme der Credit Suisse durch die UBS stützt, für eine unzureichende Rechtsgrundlage. Er rechnet daher mit Klagen gegen die Eidgenossenschaft, wie er in Interviews im «Blick» und den Tamedia-Titeln kundtat.
«Dass die CS-Aktionäre zum Deal gar nicht mehr gefragt werden, ist eine völlig aussergesetzliche Regelung», sagte Kunz etwa dem «Blick». Noch am Freitag habe man der Öffentlichkeit gesagt, dass die Bank liquide sei und kein Notfall bestehe. An dieser Aussage, so Kunz, könnten die Grossaktionäre den Bund festnageln.
«Klagen werden kommen», ist der Professor deshalb überzeugt. Namentlich, weil die Investoren bei der Festlegung des Übernahmepreises vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien. Im Interview mit den Tamedia-Titeln sagte Kunz, dass beispielsweise mit Staatshaftungsklagen der saudi-arabischen Investoren zu rechnen sei.
Was macht die Politik?
Nach dem Zusammenschluss der UBS mit der CS und den vom Bundesrat gesprochenen Garantien dürfte das Parlament zu einer Sondersession zusammenkommen. Die Grünen und die SP wollen im Nationalrat gemeinsam eine Debatte einberufen. Das gab Fraktionschefin Aline Trede (BE) am Montag an einer Online-Medienkonferenz bekannt.
Zusammen mit den SP-Vertreterinnen und -Vertretern hätten die Grünen im Nationalrat genügend Stimmen, um das Quorum für die Einberufung einer Sondersession zu erreichen. Würden die Unterschriften eingereicht, entscheide das Nationalratsbüro über das Datum der Zusammenkunft der beiden Räte.
Es dürfe durch den Zusammenschluss von UBS und CS kein Risiko für die Steuerzahlenden geben, und die Frage der Boni müsse geregelt werden. Auch Auflagen bezüglich Nachhaltigkeit ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Art fehlen den Grünen.