Oper und klassische Musik lebe vom Live-Auftritt, davon ist man am Konzert Theater Bern überzeugt. Mitglieder des Ensembles treten in Zeiten der Pandemie daher einfach in Seniorenheimen im Raum Bern auf.
Unvergängliche Opernhits wie «Brindisi: Libiamo ne’ lieti calici» aus Giuseppe Verdis «La Traviata» für einmal nicht auf der grossen Bühne, sondern auf der frühlingshaften Terrasse: Am Montag haben die Sopranistin Reka Szabo und der Tenor Nazariy Sadivskyy mit Klavierbegleitung von Hans Christoph Bünger vor dem Berner Seniorenheim Mattenhof musiziert.
Ob Bewohnerin, Bewohner oder Pflegerin – sie alle sassen hinter den Fenstern und hingen an den Lippen der Sängerin und des Sängers. Dann: Ein zustimmendes Nicken, ein «Bravo» und Applaus.
Gerade die klassische Musik und die Oper lebe vom Life-Auftritt, von der Unmittelbarkeit, der Echtzeit, sagte Xavier Zuber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er ist Opern- und Konzertdirektor am Konzert Theater Bern. «Das Herz fliegt eher zum Publikum, wenn man vor Ort ist, als wenn es nur digital ist.» Digital sei für ihn ein Format mit grossem Abstand.
Da das Publikum derzeit nicht zu den Musikerinnen und Musikern gehen kann, hat sich Konzert Theater Bern entschlossen, zum Publikum zu kommen – und die Resonanz sei gross. Doch Zuber räumt ein, «gespannt» auf den 27. Mai zu warten. Dann will der Bundesrat neue Lockerungen bei den Massnahmen gegen das Coronavirus bekanntgeben. «Bis dahin können wir nur das tun, was wir jetzt tun: Wir bringen die Musik zu den Leuten», sagte Zuber.
Galerie: Vor 40 Jahren begann der «Opernhaus-Krawall» in Zürich
Vor 40 Jahren begann der Zürcher «Opernhaus-Krawall»
Der Auftakt zur Zürcher Jugendbewegung fällt bei einem Demonstrationszug der «Kulturleichen» vom Zürcher Bellevue zum Opernhaus am 30. Mai 1980. Hier läuft ein Demonstrant vor einer Reihe Polizisten vorbei.
Die Wut der Jugend entzündete sich daran, dass für die Opernhaus-Renovierung 60 Millionen Franken gesprochen wurden, die Jugendkultur aber leer ausging.
Zum Kristallisationspunkt der «Bewegung» wurde das Autonome Jugendzentrum (AJZ), das den Jugendlichen ab Juni 1980 zur Verfügung stand. Nach einer Durchsuchung und Festnahmen wurde es im September 1980 geschlossen. Das führte zu schweren Unruhen und zur Besetzung des Gebäudes.
Nach einer «Weihnachts-Demo» der Jugendbewegung auf dem Bürkliplatz versuchen sich Jugendliche Zutritt zum geschlossenen AJZ zu verschaffen, aufgenommen am 24. Dezember 1980.
Polizeieinsatz in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1980. Die Polizei und «d'Bewegig» lieferten sich eine Strassenschlacht rund ums Bellevue. Dabei setzte die Polizei auch erstmals Gummischrot ein, damals eine Neuheit.
Bis 1982 kam die Stadt nicht mehr zur Ruhe. Bilanz: Hunderte von Verletzten auf beiden Seiten, ein an einem Herzinfarkt gestorbener Polizist, hunderte Festnahmen und Strafverfahren, Sachschäden in Millionenhöhe.
Mit einer «Nacktdemo» am 14. Juni 1980 erhitzten die Jugendlichen die Gemüter. Die Bilder gingen in die Schweizer Geschichte ein.
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