Corona-Übersicht«Das halbe Land» könnte laut Taskforce-Experte innert Wochen erkranken
Agenturen/toko
2.1.2022
Nach Ansicht des Taskforce-Experten Richard Neher könnte innert weniger Wochen die halbe Bevölkerung am Coronavirus erkranken. Bundespräsident Cassis zufolge sei die Belegung auf den Intensivstationen «noch zu managen». Die Ereignisse des Tages im Überblick.
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02.01.2022, 17:49
03.01.2022, 05:45
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In der Schweiz könnte innert weniger Wochen die halbe Bevölkerung nach Ansicht des Taskforce-Experten Richard Neher am Coronavirus erkranken. Dies, wenn sich die Omikron-Variante im gleichen Tempo wie bisher ausbreite. 30'000 Fälle pro Tag seien im Januar «denkbar».
Nur schon 20'000 Fälle pro Tag in der Schweiz und eine ebenso hohe Dunkelziffer bedeuteten, dass sich pro Woche rund 3 Prozent der Bevölkerung infizierten, sagte das 42-jährige Mitglied der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes im Interview mit der «SonntagsZeitung».
Zwar sei die Omikron-Variante gemäss ersten Daten aus Grossbritannien und Südafrika «etwas milder», sagte der Virenforscher und Biophysiker der Universität Basel. Trotzdem seien die Zahl der Hospitalisierungen nicht unerheblich.
«Die Fallzahlen steigen sehr schnell, und wir haben nicht mehr viel Spielraum in den Spitälern», sagte Neher. Selbst wenn ein kleinerer Bruchteil der Fälle hospitalisiert werde, könnten sehr viele Fälle in kurzer Zeit das System schnell an die Grenze bringen. Wolle man eine grössere Krise in den Spitälern verhindern, «muss die Ausbreitung jetzt gebremst werden».
Als mögliche Massnahmen nannte der Wissenschaftler Beschränkungen von Grossveranstaltungen und für Orte, wo sich Menschen weiterhin ohne Maske in Innenräumen treffen. Die letzten knapp zwei Jahre hätten gezeigt, dass Kontaktbeschränkungen funktionierten und damit Wellen gebrochen werden könnte, sagte Neher.
Cassis: Lage «noch zu managen»
Bundespräsident Ignazio Cassis sah vorerst keinen Handlungsbedarf. Kurzfristig müsse eine Überlastung der Intensivstationen verhindert werden, aktuell sei aber deren schweizweite Belegung mit circa 80 Prozent «noch zu managen», sagte der Tessiner Bundesrat und Arzt im Interview mit dem «SonntagsBlick».
Die Kapazitäten könnten gesteigert werden, falls dies nötig sei, erklärte Cassis. «Im Moment ist das aber nicht der Fall.» Lokale Engpässe könne es geben, dann komme wie in der ersten Welle «die interkantonale Solidarität» zum Tragen. «Und wir sind jederzeit bereit, auch mit Bundesmitteln wie dem Zivilschutz oder der Armee darauf zu reagieren.»
Für den obersten Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger sind die nächsten Tage «entscheidend». Bis am Mittwoch würden neue Daten vorliegen, die zeigten, in welche Richtung es gehe, wurde der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz und Basler Regierungsrat in der «SonntagsZeitung» zitiert. Steige die Auslastung der Intensivstationen bis dahin weiter an, werde der Bundesrat nicht darum herumkommen, nächste Woche neue Massnahmen zu beschliessen oder den Kantonen zur Konsultation vorzulegen.
Das Gröbste Ende Januar vorbei?
Taskforce-Vizepräsident Urs Karrer warnte in der «NZZ am Sonntag» davor, Omikron zu unterschätzen. «Unsere grösste Sorge ist aktuell, dass wir im Januar und Februar sehr viele Covid-19-Patientinnen und -Patienten behandeln müssen und dass uns gleichzeitig sehr viel Personal fehlen wird, das selber krank, in Isolation oder in Quarantäne ist.»
Auch die Betreuung kranker oder isolierter Kinder des Personals könnten die Engpässe zusätzlich verschärfen, sagte der Infektiologe am Kantonsspital Winterthur im Interview. Zudem könne es trotz intensivierten Hygienemassnahmen schwierig werden, Omikron-Ansteckungen in den Spitälern und Pflegeheimen zu verhindern.
Bereits Ende Januar könnte das Gröbste der Omikron-Welle vorüber sein, schätzte Taskforce-Mitglied Richard Neher. Dem Virus würden ab einem gewissen Zeitpunkt die Wirte allmählich ausgehen. In Teilen Südafrikas scheine dieser Punkt schon erreicht zu sein.
«Das Virus wird zwar nicht verschwinden und uns sicher auch im nächsten Winter beschäftigen», sagte Neher. «Aber nicht in dem Ausmass, dass es erneut zu einer Krise kommen wird.»
Die Ereignisse des Tages im Überblick:
In Österreich hat sich die Zahl der Corona-Neuinfektionen innerhalb einer Woche fast verdoppelt — bei weniger Tests.
Die Kreuzfahrt der «Aida Nova» endet wegen zahlreicher Corona-Fällen bei Crewmitgliedern ungeplant in Lissabon.
Laut Bundespräsident Ignazio Cassis ist die Belegung auf den Intensivstationen «noch zu managen».
Innert weniger Wochen könnte die halbe Bevölkerung nach Ansicht des Taskforce-Experten Richard Neher am Coronavirus erkranken.
Saisonstart bei Bergbahnen in Graubünden fast auf Vorkrisen-Niveau
Die Bergbahnen im Kanton Graubünden haben nach eigenen Angaben einen Saisonstart hinter sich, der beinahe auf dem Niveau von vor der Pandemie liegt. In der Pandemie bewähre sich die Strategie der kontrollierten Öffnung, schrieb Bergbahnen Graubünden.
Knapp 29 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr und rund 23 Prozent mehr als im Fünf-Jahresschnitt verzeichnete der Verband gemäss seinem Monitor, der 90 Prozent des Verkehrsertrags im Kanton erfasst.
Die Transportumsätze waren knapp 28 Prozent höher als im Vorjahr und 18,3 Prozent höher als im Fünf-Jahres-Durchschnitt. In die am Sonntag veröffentlichten Zahlen einbezogen wurde der Zeitraum von Saisonbeginn bis 31. Dezember.
Auch die Umsätze in den Restaurants hätten sich positiv entwickelt, schrieb der Verband. Allerdings waren die Pistenrestaurants vor einem Jahr wegen der Pandemie bis auf Take aways geschlossen. In der Gastronomie sei bei den Gästen erfreulicherweise ein gewisser Nachholbedarf zu verzeichnen, merkten Bergbahnen Graubünden an.
Die guten Zahlen stammen laut Mitteilung vor allem von vor Weihnachten, als sehr gute Bedingungen herrschten. Ausgewirkt hätten sich auch die in einigen Kantonen vorgezogenen Schulferien und die Möglichkeit, am Ferienort im Homeoffice zu arbeiten. Über die Festtage selbst seien die Zahlen durchschnittlich gewesen.
17.00 Uhr
Neuinfektionen in Österreich in einer Woche fast verdoppelt — bei weniger Tests
In Österreich hat sich die Zahl der Corona-Neuinfektionen innerhalb einer Woche fast verdoppelt, obwohl weniger Tests vorgenommen worden sind. Die Behörden registrierten 3283 Neuansteckungen binnen eines Tages. Vor einer Woche lag die Zahl noch bei 1717.
Auffällig war die hohe Positivrate der PCR-Tests, die mit 1,7 Prozent mehr als dreimal so hoch war wie vor einer Woche mit 0,6 Prozent. Dabei wurden nur rund 190'000 PCR-Testungen registriert — vergangenen Sonntag noch 280'000.
Die Sieben-Tages-Inzidenz stieg auf 234,6 Fälle pro 100'000 Einwohner. 70,8 Prozent der Österreicher sind vollständig geimpft.
16.07 Uhr
Omikronwelle lässt Sorge um Millionen Ungeimpfte in Deutschland wachsen
Die deutsche Bundesregierung und führende Virologen blicken mit vorsichtigem Optimismus, aber akuter Sorge um die Millionen Ungeimpften auf die wachsende Omikron-Welle in Deutschland. Studien zeigten, dass sich Omikron wesentlich schneller verbreite, aber auch etwas weniger schwere Fälle verursache, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach der «Bild am Sonntag». «Das ist aber keine Entwarnung für ältere Ungeimpfte.» Knapp 13 Prozent der mehr als 24 Millionen Menschen ab 60 sind nicht gegen Corona geimpft. Insgesamt sind mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland nicht geimpft. Die Corona-Inzidenz stieg den vierten Tag in Folge.
Der Wert lag bei 222,7 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner und Woche. An den Feiertagen wurden aber laut Robert Koch-Institut (RKI) wohl viele Fälle nicht erfasst. Derzeit ist deshalb unklar, wie hoch die Omikron-Welle in Deutschland bereits ist. Ihr Höhepunkt wird erst noch erwartet. Binnen eines Tages gab es 12'515 Neuinfektionen.
Lauterbach ist nach eigenen Worten «sehr, sehr in Sorge» um die Ungeimpften. Er appellierte noch einmal an die Menschen, sich gegen Corona impfen zu lassen. «Viele Ungeimpfte haben das Gefühl, dass der Zug für sie eh abgefahren sei. Das stimmt nicht!» Die erste Impfung senke das Sterberisiko bereits nach 14 Tage drastisch. «Mit der Steigerung der Erstimpfungen können wir in der Omikron-Welle die Zahl der Corona-Toten wirksam senken», sagte er.
Der Minister rief auch noch einmal zum Tragen von Masken auf. «Die Viruslast der Infizierten ist bei Omikron niedriger, deshalb wirken Masken besser.» In den Schulen sei konsequentes Tragen der Masken sogar «ein absolutes Muss für alle Klassen». Der Deutsche Kinderschutzbund sieht ein striktes Beharren auf Präsenzunterricht in den Schulen kritisch. «Es kann keine Lösung sein, unter allen Umständen auf Präsenzunterricht zu pochen», sagte Präsident Heinz Hilgers der «Rheinischen Post».
15.22 Uhr
Weltärztepräsident warnt vor Omikron und kritisiert Pharmakonzerne
Wegen der hochansteckenden Omikron-Virusvariante sieht Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery «grössere Probleme» auf die Welt zukommen. «Es droht eine Überlastung der Spitäler», sagte er gegenüber dem «SonntagsBlick». Er plädierte für weitere Kontaktbeschränkungen. Der oberste Arzt der Welt sagte weiter, eine Impfpflicht sei «total richtig». «Diejenigen, die sich partout nicht impfen lassen wollen, werden aus Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Punkt.»
Montgomery griff zudem die Impfhersteller an. «Die Impfstoffe werden von den meisten Konzernen ganz offensichtlich viel zu teuer verkauft», sagte er. Der Staat müsse die Gewinne der Pharmariesen abschöpfen und das Geld für eine faire Verteilung der Impfstoffe auf der Welt einsetzen.
14.35 Uhr
Kreuzfahrtschiff «Aida Nova» beendet seine Reise in Lissabon
Die Kreuzfahrt der «Aida Nova» der deutschen Reederei Aida Cruises endet wegen zahlreicher Corona-Fällen bei Crewmitgliedern ungeplant in Lissabon. Zwar hätten alle Infizierten nur milde Symptome, «aufgrund der aktuellen Situation können wir jedoch die Reise mit Aida Nova nicht wie geplant bis zum 5. Januar 2022 auf die Kanarischen Inseln fortsetzen», hiess es von Aida Cruises in Rostock. Das Unternehmen habe daher bereits begonnen, die Heimreise für die Gäste zu organisieren. Sie sollen am Montag per Flugzeug nach Deutschland, Österreich und die Schweiz zurückkehren.
14.18 Uhr
Auch Freiburg verkürzt Quarantänefrist
Auch der Kanton Freiburg folgt den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und verkürzt die Quarantänefrist. Sie beträgt ab Montag neu noch sieben statt zehn Tage.
Die Quarantäne wird auf die Kontaktpersonen mit dem höchsten Infektionsrisiko ausgerichtet, das heisst auf diejenigen, die mit der positiv getesteten Person im selben Haushalt leben oder in intimem Kontakt gestanden haben, wie die Gesundheitsbehörden des Kantons mitteilten.
Von der Quarantäne befreit werden Menschen, deren letzte Impfdosis vor weniger als vier Monaten erfolgt ist oder die seit weniger als vier Monaten genesen sind. Den nicht unter Quarantäne gestellten Kontaktpersonen empfiehlt der Kanton gemäss den BAG-Empfehlungen, sich vier bis sieben Tage nach dem letzten Kontakt mit dem Covid-19-Fall testen zu lassen und während sieben Tagen bei jedem Kontakt mit anderen eine Maske zu tragen.
Die Zahl der Infektionen mit Covid-19 sei im Kanton weiterhin sehr hoch. Es waren 1108 Fälle am letzten Tag des Jahres 2021 und 886 Fälle am Neujahrstag. Auch, wenn detaillierte Daten fehlten, sei es angesichts der Rückverfolgungsdaten sicher, dass sich die Omikron-Variante im Kanton schnell ausbreite. Die derzeit vorliegenden Daten deuteten aber auf eine kürzere Inkubationszeit der Ansteckungen mit der Omikron-Variante (Medianzeit drei Tage) und auf eine hohe Ansteckungsfähigkeit zu Beginn der Infektion hin.
Bereits vor Freiburg waren die Kantone Zug, Tessin, Genf, Basel-Stadt, Waadt, Wallis und Jura den BAG-Empfehlungen für eine Verkürzung der Quarantänefrist gefolgt.
13.49 Uhr
Polizei löst verbotene Corona-Demo in Amsterdam auf
Die Polizei in Amsterdam hat eine verbotene Demonstration gegen die Corona-Politik der Regierung aufgelöst. Dazu waren nach Angaben der Nachrichtenagentur ANP rund 2000 Menschen vor dem Rijksmuseum im Zentrum der niederländischen Hauptstadt zusammengekommen. Bürgermeisterin Femke Halsema ordnete die Räumung des Areals an.
Medienberichten zufolge beugten sich die meisten Demonstranten den per Lautsprecher ergangenen Aufforderungen der Polizei, den Museumsplatz zu verlassen. Sie zogen aber weiter durch Teile der Innenstadt und den nahe gelegenen Vondelpark.
Die Bereitschaftspolizei war mit mehreren Hundert Beamten im Einsatz, Wasserwerfer standen bereit. Nach ähnlichen unerlaubten Zusammenkünften, die von den Organisatoren als gemeinsames «Kaffeetrinken» bezeichnet werden, war es in der Vergangenheit zu Ausschreitungen gekommen. Die Niederlande befinden sich wegen der raschen Verbreitung der hoch ansteckenden Omikron-Variante in einem harten Lockdown, der noch bis mindestens Mitte Januar dauern soll.
12.54 Uhr
Zahl der Corona-Fälle in Xi'an nach knapp zwei Wochen Lockdown rückläufig
Knapp zwei Wochen nach Beginn des Komplett-Lockdowns in der chinesischen Millionenstadt Xi'an ist die Zahl der Corona-Fälle rückläufig. Die Behörden meldeten 122 neue Infektionen — der niedrigste Stand seit dem 25. Dezember. Nach mehreren Testrunden in Xi'an seien «einige positive Veränderungen» zu beobachten, sagte Zhang Canyou von der chinesischen Seuchenkontrollbehörde im staatlichen Fernsehsender CCTV.
«Wir werden auch die Präventions- und Kontrollmassnahmen rechtzeitig anpassen», sagte er weiter. Am Samstag hatten die Behörden noch 174 Fälle registriert.
Die Bewohner der historischen Stadt in Zentralchina, der Heimat der weltberühmten Terrakotta-Armee, sind seit elf Tagen von der Aussenwelt abgeschottet. Die meisten Geschäfte sind geschlossen, Einkäufe sind nur noch alle drei Tage erlaubt. Zuletzt wurden die Regeln noch weiter verschärft: Vielen Bewohnern wurde gesagt, dass sie nur noch das Haus verlassen dürfen, um sich auf das Coronavirus testen zu lassen.
Xi'an kämpft gegen den grössten Corona-Ausbruch in China seit Monaten. Seit dem 9. Dezember wurden in Xi'an mehr als 1500 Fälle der Delta-Variante des Coronavirus gemeldet. Zwei Covid-Patienten schwebten im Krankenhaus in Lebensgefahr, erklärten die Behörden am Samstag. Seit Januar 2021 wurden in China keine Todesfälle durch Corona mehr verzeichnet.
Am Sonntag wurden auserdem sieben Fälle in der östlichen Stadt Ningbo gemeldet. Daraufhin seien alle Flüge aus der Stadt in die Hauptstadt Peking gestrichen worden, meldete das staatliche Fernsehen.
Obwohl die Zahl der Infektionsfälle in China im Vergleich zu anderen Ländern immer noch verschwindend gering ist, gehen die Behörden rigoros gegen neue Ausbrüche vor. Üblich sind regionale Lockdowns, Massentests und Reisebeschränkungen. Die Behörden wollen das Virus unbedingt eindämmen, bevor im Februar die Olympischen Winterspiele in Peking beginnen.
12.01 Uhr
Inzidenz in Deutschland steigt weiter
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist erneut leicht gestiegen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von heute lag der Wert bei 222,7. Am Vortag hatte er bei 220,3 gelegen. Vor einer Woche lag der Wert noch bei 220,7. Wie das RKI unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter weiter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 12.515 Neuinfektionen verzeichnet.
Das RKI wies darauf hin, dass sich wegen der Feiertage weniger Menschen testen liesen und nicht alle Gesundheitsämter Daten weiterleiteten. Die tatsächlichen Zahlen könnten daher höher liegen. Der gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte kürzlich gesagt, dass die realistische Inzidenz wohl zwei- bis dreimal höher liegt.
11.18 Uhr
Deutschland arbeitet an Notfallzulassung für Corona-Medikament
Die deutsche Bundesregierung will noch im Januar eine Zulassung des Corona-Medikaments Paxlovid des US-Unternehmens Pfizer erreichen. «Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende dieses Monats das dafür notwendige Paket geschnürt haben, dass wir also Lieferungen des Medikaments erhalten und eine Notfallzulassung erreicht haben», sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach der «Welt am Sonntag».
Demnach bereitet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit eine nationale Zulassung von Paxlovid vor. Deutschland solle so bereits vor der noch ausstehenden Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) das Corona-Medikament einsetzen können.
«Das Mittel eignet sich insbesondere für die Behandlung ungeimpfter Risikopatienten. Diese Gruppe ist gross und besonders gefährdet», sagte Lauterbach.
Das Bundesgesundheitsministerium habe bei Pfizer bereits eine Million Einheiten des Mittels vertraglich gesichert und die Lieferung einer weiteren Million Einheiten optioniert.
Paxlovid ist ein antivirales Mittel, welches das Virus daran hindert, sich zu reproduzieren. Das Präparat ist in der EU noch nicht zugelassen, die EMA unterstützt jedoch den Einsatz von Paxlovid für Notfälle. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat der Corona-Pille bereits eine Notfallzulassung für Risikopatienten ab zwölf Jahren erteilt.
10.41 Uhr
Engelberger: Die nächsten Tage sind entscheidend
Für den obersten Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger sind die nächsten Tage «entscheidend». Bis am Mittwoch würden neue Daten vorliegen, die zeigten, in welche Richtung es gehe, wurde der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz und Basler Regierungsrat in der «SonntagsZeitung» zitiert.
Steige die Auslastung der Intensivstationen bis dahin weiter an, werde der Bundesrat nicht darum herumkommen, nächste Woche neue Massnahmen zu beschliessen oder den Kantonen zur Konsultation vorzulegen.
9.56 Uhr
Karrer warnt vor Unterschätzung von Omikron
Taskforce-Vizepräsident Urs Karrer warnte in der «NZZ am Sonntag» davor, Omikron zu unterschätzen. «Unsere grösste Sorge ist aktuell, dass wir im Januar und Februar sehr viele Covid-19-Patientinnen und -Patienten behandeln müssen und dass uns gleichzeitig sehr viel Personal fehlen wird, das selber krank, in Isolation oder in Quarantäne ist.»
Auch die Betreuung kranker oder isolierter Kinder des Personals könnten die Engpässe zusätzlich verschärfen, sagte der Infektiologe am Kantonsspital Winterthur im Interview. Zudem könne es trotz intensivierten Hygienemassnahmen schwierig werden, Omikron-Ansteckungen in den Spitälern und Pflegeheimen zu verhindern.
9.23 Uhr
England führt Masken in höheren Schulklassen wieder ein
Wegen der rasanten Ausbreitung der Corona-Variante Omikron sollen ältere Schüler in England im Klassenzimmer wieder Masken tragen. Die vorläufige Empfehlung gilt für Schülerinnen und Schüler von der siebten Klasse an, also etwa im Alter von zwölf Jahren, wie die britische Regierung wenige Tage vor dem Wiederbeginn der Schulen mitteilte. Dies solle sicherstellen, dass so viele Jugendliche so lange wie möglich die Schule besuchen können.
Derzeit greift die hochansteckende Omikron-Variante schnell um sich. Allein in England waren am Samstag 162 572 neue Corona-Fälle gemeldet worden - ein Tagesrekord im grössten britischen Landesteil.
Der Verband der Schulleiter begrüsste die Empfehlung. Bisher rät die Regierung allen Jugendlichen von der siebten Klasse an bereits das Maskentragen in öffentlichen Schulbereichen. Zudem kündigte das Gesundheitsministerium weitere 7000 Luftfilter für Schulklassen an. Die Lehrergewerkschaft NEU kritisierte die Zahl als viel zu niedrig.
In Schottland, Wales und Nordirland gilt seit langem eine Maskenempfehlung in Klassenzimmern. Gesundheitspolitik ist im Vereinigten Königreich Sache der Regionalregierungen. Für England, das keine eigene Regierung hat, ist die Zentralregierung in London zuständig.
9.08 Uhr
Lage in Spitälern laut Cassis «noch zu managen»
Bundespräsident Ignazio Cassis sieht vorerst keinen Handlungsbedarf für schärfere Masnahmen. Kurzfristig müsse eine Überlastung der Intensivstationen verhindert werden, aktuell sei aber deren schweizweite Belegung mit circa 80 Prozent «noch zu managen», sagte der Tessiner Bundesrat und Arzt im Interview mit dem «SonntagsBlick».
Die Kapazitäten könnten gesteigert werden, falls dies nötig sei, erklärte Cassis. «Im Moment ist das aber nicht der Fall.» Lokale Engpässe könne es geben, dann komme wie in der ersten Welle «die interkantonale Solidarität» zum Tragen. «Und wir sind jederzeit bereit, auch mit Bundesmitteln wie dem Zivilschutz oder der Armee darauf zu reagieren.»
8.57 Uhr
Frankreich lockert Quarantäne-Regeln für Infizierte und Kontaktfälle
Ungeachtet einer Rekordzahl von Corona-Neuinfektionen verkürzt Frankreich seine Quarantäne-Fristen. Vollständig Geimpfte müssten im Fall einer Infektion von Montag an nur noch sieben Tage in Quarantäne, kündigte Gesundheitsminister Olivier Véran in der Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche» an. Die Quarantäne kann mit einem negativen Schnelltest oder PCR-Test auf fünf Tage verkürzt werden. Für nicht oder nicht vollständig Geimpfte bleibt es bei einer Quarantäne von zehn Tagen, die mit einem negativen Test auf sieben Tage verkürzt werden kann.
Kontaktpersonen, die nicht oder nicht vollständig geimpft sind, müssen weiterhin sieben Tage in Quarantäne. Vollständig geimpfte Kontaktpersonen müssen hingegen in Frankreich ab Montag nicht mehr in Quarantäne, vorausgesetzt sie testen sich binnen sechs Tagen jeweils jeden zweiten Tag. Die entsprechenden Tests gibt es gratis in der Apotheke.
Die Lockerung der Quarantäne-Regeln solle eine Destabilisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens verhindern, betonte Véran. Denn wenn sich ganz Frankreich in Quarantäne befinde, komme das Land zum Stillstand. Alleine am Samstag gab es über 219 000 registrierte Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, das heisst die Zahl der registrierten Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche, lag zuletzt bei 1456.
Um in Frankreich als vollständig geimpft zu gelten, müssen Menschen nach ihrer Immunisierung spätestens sieben Monate danach ihre Auffrischimpfung erhalten haben. Diese Frist wird ab dem 15. Februar auf vier Monate verkürzt, kündigte der Gesundheitsminister an.
Der vollständige Impfstatus soll vom 15. Januar auch zur Voraussetzung für den digitalen Corona-Pass werden. Dieser 2G-Nachweis ist Zugangsvoraussetzung für Veranstaltungen, Cafés und Restaurants und wird für Fernreisen per Zug oder Flugzeug benötigt.
8.46 Uhr
Richard Neher: «Innert Wochen könnte das halbe Land erkranken»
In der Schweiz könnte innert weniger Wochen die halbe Bevölkerung nach Ansicht des Taskforce-Experten Richard Neher am Coronavirus erkranken. Dies, wenn sich die Omikron-Variante im gleichen Tempo wie bisher ausbreite. 30'000 Fälle pro Tag seien im Januar «denkbar».
Nur schon 20'000 Fälle pro Tag in der Schweiz und eine ebenso hohe Dunkelziffer bedeuteten, dass sich pro Woche rund 3 Prozent der Bevölkerung infizierten, sagte das 42-jährige Mitglied der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes im Interview mit der «SonntagsZeitung».
Zwar sei die Omikron-Variante gemäss ersten Daten aus Grossbritannien und Südafrika «etwas milder», sagte der Virenforscher und Biophysiker der Universität Basel. Trotzdem seien die Zahl der Hospitalisierungen nicht unerheblich.
«Die Fallzahlen steigen sehr schnell, und wir haben nicht mehr viel Spielraum in den Spitälern», sagte Neher. Selbst wenn ein kleinerer Bruchteil der Fälle hospitalisiert werde, könnten sehr viele Fälle in kurzer Zeit das System schnell an die Grenze bringen. Wolle man eine grössere Krise in den Spitälern verhindern, «muss die Ausbreitung jetzt gebremst werden».
Als mögliche Massnahmen nannte der Wissenschaftler Beschränkungen von Grossveranstaltungen und für Orte, wo sich Menschen weiterhin ohne Maske in Innenräumen treffen. Die letzten knapp zwei Jahre hätten gezeigt, dass Kontaktbeschränkungen funktionierten und damit Wellen gebrochen werden könnte, sagte Neher.
Bereits Ende Januar könnte das Gröbste der Omikron-Welle vorüber sein, schätzt Neher. Dem Virus würden ab einem gewissen Zeitpunkt die Wirte allmählich ausgehen. In Teilen Südafrikas scheine dieser Punkt schon erreicht zu sein.
«Das Virus wird zwar nicht verschwinden und uns sicher auch im nächsten Winter beschäftigen», sagte Neher. «Aber nicht in dem Ausmass, dass es erneut zu einer Krise kommen wird.»