Energiesparen als Volkssport Bei diesen Stromfressern lohnt es sich besonders, anzusetzen

gbi

29.8.2022

Reicht auch ein 40-Grad-Waschgang? Die Umwelt – und den Bundesrat – würde es freuen.
Reicht auch ein 40-Grad-Waschgang? Die Umwelt – und den Bundesrat – würde es freuen.
Bild: Keystone

Der Bund will diese Woche Empfehlungen geben, wie wir alle Strom und Energie sparen können. Für Ungeduldige: Wo die grössten Stromfresser im Haushalt lauern und wo man ansetzen kann.

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Je näher die kalte Jahreszeit rückt, desto deutlichere Worte finden die Bundesräte. «Wir fordern alle auf, bereits jetzt Strom und Gas zu sparen. Jede Kilowattstunde zählt», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin in der «SonntagsZeitung».

Der Blick auf die drohende Energiekrise im Winter beschäftigt auch seine Kollegin Simonetta Sommaruga: «Alle können einen Beitrag leisten», erklärte die Bundesrätin und Energieministerin bei SRF.

In dieser Woche will der Bund eine Kampagne zum Energiesparen vorstellen. Zu deren Inhalt wurde vorab noch nichts verraten. «Erwarten Sie nicht, dass wir etwas völlig Neues erfunden haben», sagte Sommaruga dazu vor den Bundeshausmedien nur. «Letztlich wissen wir alle, wie man weniger Energie verschwendet.»

Wo ansetzen?

Der bundesrätliche Fokus liegt – zumindest vorerst – auf der Freiwilligkeit. Insgesamt soll 15 Prozent des Erdgas-Verbrauchs eingespart werden. Gefordert seien hier Bundesverwaltung, Wirtschaft und Private gleichermassen. Sollte es mit dem freiwilligen Ansatz nicht reichen, könnte die Regierung auch zu Verboten oder Kontingentierungen greifen.

Wer bereits jetzt mit dem Stromsparen beginnen will, möchte natürlich wissen, was die grössten Stromfresser im Haushalt sind. Das zeigen Daten des Bundesamts für Energie (BFE). Anhand eines Musterhaushalts mit zwei Personen nahm es eine entsprechende Aufschlüsselung vor. Dieser zufolge entfällt der grösste Anteil am Stromverbrauch auf die folgenden Bereiche:

Die grössten Stromfresser im Haushalt

  • Kochen und Spülen (32 Prozent des Gesamtverbrauchs)
  • Unterhaltung und Büro (19 Prozent)
  • Waschen und Trocknen (16 Prozent)
  • Beleuchtung (10 Prozent)

    Quelle: Bundesamt für Energie

Küche und Waschraum sind also besonders gute Adressen, um anzusetzen. Sparen lässt sich hier zum Beispiel bei den grossen Geräten wie Kühlschränken, Herd, Waschmaschine oder Backofen, rät Selina Davatz in der NZZ. Sie ist Energieberaterin bei der Firma Elektroplan Buchs & Grossen.

Ihre Faustregel: «Wenn ein Gerät älter ist als zehn bis zwölf Jahre, lohnt es sich, es zu ersetzen. Diese Massnahme hat beim Stromverbrauch die grösste Wirkung.» Entscheidend sei dabei natürlich, dass man beim Kauf auf den Energiebedarf des neuen Geräts achte.

Braucht es wirklich eine Gefriertruhe?

Wer eine Gefriertruhe oder gar einen zusätzlichen Kühlschrank nur für Getränke im Keller stehen habe, sollte sich zudem überlegen, ob diese wirklich nötig seien. Auch den Nutzen von Heizöfeli, Saunen oder dekorativer Beleuchtung sollte man hinterfragen.

Die Stadt Zürich empfiehlt in einem Ratgeber zudem, die Kochwäsche mit 60 Grad zu waschen statt mit 95 Grad, viel Energie lasse sich durch ein Kaltwaschprogramm einsparen. Bei nur leicht verschmutzter Wäsche könne zudem auf das Vorwaschprogramm verzichtet werden.

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Auch in der Küche lässt sich durch ein paar Kniffe viel Energie sparen. So empfiehlt die Stadt Zürich, auf das Vorheizen des Backofens zu verzichten. Dies sei «im Normalfall» unnötig. Betrage die Backzeit mehr als 40 Minuten, könne man den Ofen aufgrund der ausreichenden Nachwärme auch gut zehn Minuten vor Ablauf abschalten.

Stichwort Beleuchtung: Auch hier gibt es laut der Expertin grosses Sparpotenzial. Wer konsequent auf LED-Lampen setze, spart laut Davatz gegenüber herkömmlichen Glühbirnen oder Halogenleuchten rund 50 Prozent des Stromverbrauchs ein.

Ein weiterer Punkt, den man berücksichtigen sollte: den Stand-by-Modus von Elektrogeräten. In diesem verbrauchen sie nämlich weiterhin Strom, auch wenn sie nicht genutzt werden. Ziel sollte es sein, dass nachts kein Lämpchen oder kein Display an einem Gerät mehr leuchtet.

Heisses Wasser braucht viel Strom

Zu beachten ist, dass in der oben genannten Auflistung des Bundesamts für Energie zwei besonders hungrige Stromfresser ausgeklammert wurden, nämlich Elektroheizungen sowie elektrische Wassererwärmung. Grund: Deren grosser Strombedarf «würde einen Vergleich mit einem typischen Haushalt verfälschen», so das BFE.

Auch haben gerade Mieter*innen beispielsweise keinen Einfluss darauf, ob ihr Duschwasser mittels Strom aufgeheizt wird oder nicht.

Die Hände in den Schoss legen muss man gleichwohl nicht: Energieexpertin Davatz rät in der NZZ: Nur schon ein moderner Duschkopf kann die Wassermenge beim morgendlichen Ritual um gut die Hälfte reduzieren. Solche wassersparenden Aufsätze sollte man sich auch für Wasserhähne anschaffen. Übrigens: SRF hat im Frühjahr verschiedene Duschköpfe auf ihre Energieeffizienz hin untersucht

Es muss nicht kaltes Wasser sein: Auch sparsame Duschköpfe reduzieren den Wasserverbrauch wesentlich. 
Es muss nicht kaltes Wasser sein: Auch sparsame Duschköpfe reduzieren den Wasserverbrauch wesentlich. 
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Hausbesitzer*innen wiederum rät Davatz, Elektroboiler womöglich durch einen Wärmepumpenboiler zu ersetzen. Deren Stromverbrauch sei um 70 bis 80 Prozent geringer.

Das Rad nicht neu erfinden

Möglichkeiten, wo man ansetzen kann, gibt es also viele. Das bestätigte auch Bundesrätin Sommaruga in einem Interview mit SRF: «Ich glaube, es sind Tipps, die eigentlich allen bekannt sind: duschen statt ein Vollbad zu nehmen, die Geschirrspülmaschine ganz füllen, bevor man sie anlässt, eher die Wäsche draussen trocknen statt im Tumbler oder bei einem Gerät im Standby-Modus lieber den Stecker ausziehen, als den Strom laufen lassen. Es gibt nicht eine einzige Methode.»