Endlager in Stadel ZH Behörden «definieren Eckpfeiler des Projekts»

Philipp Dahm

19.11.2024

Von rechts nach links: Matthias Braun, CEO Nagra,  Roman Mayer, Vizedirektor Bundesamt für Energie BFE, und Felix Altorfer, Leiter Aufsichtsbereich Entsorgung ENSI heute in Bern.
Von rechts nach links: Matthias Braun, CEO Nagra,  Roman Mayer, Vizedirektor Bundesamt für Energie BFE, und Felix Altorfer, Leiter Aufsichtsbereich Entsorgung ENSI heute in Bern.
KEYSTONE

Die Nagra hat ein Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager für Atommüll in Stadel ZH eingereicht. Um 10 Uhr informieren die Behörden über den Vorgang.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat ein Rahmenbewilligungsgesuch für ein Atommüll-Endlager in Stadel ZH eingereicht.
  • Ab 10 Uhr informieren Nagra, das Bundesamt für Energie und die Aufsichtsbehörde Ensi über das weitere Vorgehen. blue News berichtet live hier im Ticker.
  • Nagra-CEO Matthias Braun fordert eine nationale Abstimmung über das Endlager.

Über das künftige Atom-Endlager in der Zürcher Gemeinde Stadel soll das Schweizer Volk abstimmen. Das hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bei der Einreichung der Gesuchsunterlagen beim Bund gefordert.

Am Dienstag reichte die Nagra zwei Rahmenbewilligungsgesuche ein, eines für das Atom-Endlager bei Stadel und ein zweites für die Brennelement-Verpackungsanlage in Würenlingen AG. Sie will nachweisen, dass das 2022 vorgeschlagene Gebiet der beste Standort ist und ein Tiefenlager dort langfristig höchste Sicherheitsstandards erfüllt.

«Wir zeigen, dass wir ein Tiefenlager sicher bauen und betreiben können, auch wenn es anspruchsvoll ist», liess sich Nagra-Chef Matthias Braun in einer Mitteilung zur Einreichung der Gesuche zitieren. Die Nagra weise zudem nach, dass das Lager mit dem Umweltschutz vereinbar sei. Gebaut werden soll es ab 2045.

Prüfung in mehreren Stufen

Das Atom-Endlager für radioaktive Abfälle und die Verpackungsanlage für Brennelemente werden an zwei verschiedenen Orten gebaut. Deshalb musste die Nagra zwei Rahmenbewilligungsgesuche einreichen. Bis im Frühling 2025 werden diese nun zuerst auf Vollständigkeit geprüft, wie das Bundesamt für Energie (BFE) schreibt.

Liegen alle nötigen Dokumente vor, werden die Gesuche veröffentlicht. Danach beginnt die inhaltliche Prüfung. Vorgenommen wird diese von der Atomaufsichtsbehörde Ensi und der Eidgenössischen Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) und dauern soll sie bis voraussichtlich 2027.

Dann sind die Fachstellen des Bundes und die Kantone mit ihren Stellungnahmen an der Reihe. Auch die betroffenen Regionen in der Schweiz und in Deutschland können sich äussern. Diese Stellungnahmen werden ebenfalls öffentlich aufgelegt. Alle Interessierten könnten dann dazu Stellung beziehen, schrieb das BFE.

Referendum ist möglich

Auf der Grundlage der Überprüfungen und Stellungnahmen wird das BFE die Rahmenbewilligungen erstellen. Gegen Ende des Jahrzehnts werden zunächst der Bundesrat und danach das Parlament darüber entscheiden. Gegen die Beschlüsse der Räte kann das Referendum ergriffen und damit eine Abstimmung herbeigeführt werden.

Die Nagra forderte bei der Einreichung der Gesuche am Dienstag denn auch eine breite Auseinandersetzung mit ihren Vorhaben und eine direktdemokratische Legitimation mit einer Volksabstimmung. Sie geht davon aus, dass ein Urnengang im eidgenössischen Wahljahr 2031 stattfinden könnte.

Einen nationalen Urnengang hatte bereits am Freitag ein Komitee gefordert, das dem Endlager kritisch gegenübersteht. Zu einem derart komplexen Geschäft müsse die Stimmbevölkerung das letzte Wort haben, fand es.

Begründung der Standortwahl

«Wir stimmen über Kuhhörner ab. Dann erst recht über eine hochgiftige, hoch radioaktive Atommülldeponie mitten in der Agglomeration Zürich, unter der Anflugschneise des Flughafens Kloten, in nächster Nähe zum Rhein und zur Landesgrenze.»

Zu den Rahmenbewilligungsgesuchen gehören ein Sicherheits- und ein Sicherungsbericht sowie eine Begründung der Standortvorschläge für die Anlagen. Weiter enthalten sind Vorgaben zur höchstens zulässigen Strahlenbelastung für Menschen in der Umgebung sowie die Grösse und Lage der wichtigsten Bauten.

Das Endlager in Stadel soll ein Kombilager sein. Platz finden sollen darin hochradioaktive und auch schwach- und mittelaktive Abfälle. Im Gesuch zum Tiefenlager aufgeführt ist laut dem BFE, wie viel Material höchstens an dem Standort gelagert werden darf, wie der Schutzbereich im Boden aussieht und wie das Lager verschlossen wird.


Das Protokoll der heutigen Medienkonferenz zum Nachlesen.

  • Liveticker
    Neue Beiträge
  • Liveticker beendet
  • 10.43 Uhr

    Ende der Medienkonferenz

    Danke für die geschätzte Aufmerksamkeit.

  • 10.42 Uhr

    Was ist mit den Kosten?

    Das Tiefenlager werde auf 12 Milliarden taxiert. Eine genaue Kostenstudie ist für 2026 geplant.

  • 10.40 Uhr

    Was, wenn das ENSI widerspricht?

    Altorfer sagt, dass ENSI bewillige nicht, sondern erstelle nur die Gutachten. Das BFE sei zuständig. BFE-Mayer glaubt nicht, dass der Bundesrat das Projekt bewilligt, wenn vom ENSI ein Kontra komme.

  • 10.34 Uhr

    Reicht der Platz auch für allfällige neue AKW?

    Mayer sagt, es gebe zu viele Unbekannte, um das zu beantworten. Das fange da an, dass man nicht wisse, ob die Branche das überhaupt wolle, wie viel Atommüll modernere Anlagen produzierten und so weiter. Neue AKWs würden wohl neue Verfahren nach sich ziehen. Das müssten auch die «Entsorgungspflichtigen» anstossen.

  • 10.30 Uhr

    Beginn der Fragerunde

    Wie lange dürfen AKW wirklich laufen, ohne das Endlager zu überlasten? Rund 80 Jahre wären möglich, heisst es vom Podium.

  • 10.27 Uhr

    Kaum Strahlenbelastung

    Vom Endlager darf maximal ein Sechzigstel dessen in die Biosphäre gelangen, was Herr und Frau Schweizer im Jahr als Strahlendosis erfahren. Das ENSI prüft auch die bautechnische Machbarkeit. Sie erfolge systematisch, so Altorfer. Die Gutachten werden veröffentlicht.

  • 10.22 Uhr

    Was in Würenlingen geplant ist

    Felix Altorfer vom ENSI spricht über den Prüfumfang der eingereichten Gesuche. Punktuell würden dazu Experten beigezogen. Acht Professoren aus dem In- und Ausland beraten die Behörde unabhängig. Die Lage in Würenlingen AG sei durch das Zwischenlager gut bekannt. Dort soll die Verpackungsanlage für abgebrannte Brennelemente entstehen.

  • 10.19 Uhr

    Es dauert Jahre, bis das Stimmvolk entscheidet

    Bis Politik und Stimmvolk entscheiden können, würden noch einige Jahre vergehen, sagt Braun. Er sei überzeugt, dass ein sicheres Lager gebaut werden könne. Man werde während des gesamten Prozesses in engem Austausch mit dem Parlament bleiben.

  • 10.17 Uhr

    Zu den geplanten Lagerkapazitäten

  • 10.14 Uhr

    «Mit den Rahmenbewilligungsgesuchen definieren wir die Eckpfeiler des Projekts»

    Es gebe ein genaues Bild des Untergrunds, so Braun: «Ich bin Geologe: Sowas habe ich noch nie gesehen» sagt er über die Fachberichte. Die Nagra weise nach, dass das 900 Meter tiefe Lager die strengen Grenzwerte «um ein Vielfaches unterschreiten» werde. «Mit den Rahmenbewilligungsgesuchen definieren wir die Eckpfeiler des Projekts.»

    Geplanter Eingang zum Tiefenlager.
    Geplanter Eingang zum Tiefenlager.
  • 10.11 Uhr

    Braun fordert «breite, faktenbasierte Debatte»

    Matthias Braun, CEO der Nagra, spricht von einem «grossen Schritt», der durch das Gesuch gemacht werde. «Das Problem der radioaktiven Abfälle» stehe vor einer Lösung. Das Gesuch stelle die Grundlage für eine «breite, faktenbasierte Debatte». Nun seien die Fachexperten an der Reihe, bevor die Gesellschaft abstimmt.

  • 10.08 Uhr

    Zum Prozedere

    Die erste Rahmenbewilligung legt Standort und Grundzüge des Projekts fest, so Mayer. Der Kanton Zürich, aber auch die Kantone Schaffhausen und Aargau seien eingebunden worden. Eine zweite Bewilligung für den Standort erteilt das Uvek, eine dritte Bewilligung betrifft den Betrieb.

  • 10.05 Uhr

    Zwei Standorte zur Auswahl

    Die Sicherheit und der Schutz der Umwelt stünden an erster Stelle, so Mayer zu dem Verfahren, das sei 2008 laufe. Der Beamte beschreibt die Etappen, die bei der Findung genommen worden sind. Zwei Gemeinden seien dabei in der engeren Auswahl gewesen.

  • 10.03 Uhr

    «Heute ist es so weit»

    Roman Mayer vom Bundesamt für Energie hat das Wort. In Stadel ZH sei ein Kombi-Lager für schwach- und starkradioaktive Abfälle gesucht worden. «Heute ist es so weit»: Nach über 16 Jahren seien die Rahmenbewilligungsanträge gestellt worden. Das sei ein«Meilenstein», so Mayer.

  • 10 Uhr

    Beginn der Medienkonferenz

    Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie begrüsst das Publikum.

  • 9.32 Uhr

    Medienkonferenz beginnt um 10 Uhr

    Gleich geht's los.