Saharastaub-Zugabe «Mit dem Autowaschen würde ich bis Sonntag warten»

Von Andreas Fischer

18.3.2022

Die Schweiz leuchtet in gelb, orange und rot

Die Schweiz leuchtet in gelb, orange und rot

15.03.2022

Der kalendarische Frühlingsbeginn rückt näher, und das Wetter passt sich an. Der Himmel sollte am Wochenende auch wieder frei von Saharastaub sein.

Von Andreas Fischer

«Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir über einen so langen Zeitraum eine derart hohe Staubkonzentrationen in der Luft hatten», sagt Patrick Stierli, Meteorologe bei Meteo Schweiz, im Gespräch mit blue News.

Seit Anfang der Woche zeigte sich am Schweizer Himmel vielerorts ein Farbenspiel in Gelb und Orange. Der Grund: Staub aus der Sahara, der wegen einer besonderen Wetterlage nach Mitteleuropa geweht wurde.

So kommt der Saharastaub in die Schweiz

  • Für das Phänomen, das in der Regel gegen Ende Winter/Anfang Frühjahr auftritt, muss es laut Meteorologen in der Sahara-stürmen. Windböen an der Erdoberfläche wirbeln die Sand- und Staubpartikel auf.
  • Die kleineren Partikel bleiben in der Luft, weil der Temperaturunterschied zwischen der warmen Luft in der Höhe und dem sich abkühlenden Boden zu gross wird, während die schwereren Partikel wieder absinken.
  • Eine nördliche Höhenströmung ist dann notwendig, um die Staubwolke nach Europa zu tragen.

Ungewöhnlich sind solche Wetterphänomene nicht, zuletzt war dies im Februar 2021 in der Schweiz zu beachten. Überraschend ist dieses Mal allerdings die Dauer. «Man kann schon sagen, dass es ein sehr aussergewöhnliches und seltenes Ereignis ist», erklärt Stierli. Der Grund dafür sei, dass «das Tief über Nordafrika respektive der Iberischen Halbinsel stationär war und über mehrere Tage lang Staub aufwirbeln konnte».

Wohin verschwindet der Wüstenstaub?

Am Wochenende jedenfalls soll es wieder klarer werden. «Einerseits sinkt der Staub langsam zu Boden und lagert sich ab, das sieht man ganz gut am verfärbten Schnee in den Alpen», erläutert Stierli. Ein Teil werde auch ausgewaschen, wenn Niederschlag falle. Bei der aktuellen Windströmung aus Nord und Nordost würden Höhenwinde schliesslich den Staub wieder zurück in Richtung Mittelmeerraum verfrachten.

Mit der aufkommenden Bise, die sich bereits auf der Alpennordseite etabliert habe, gelange ab Samstag sauberere Luft in die Schweiz, sagt der Meteorologe. Im Wesentlichen gebe es nur noch am heutigen Freitag eine erhöhte Staubkonzentration in der Luft.

Lohnt es sich also, gleich morgen das Auto zu waschen? «Damit würde ich noch bis Sonntag warten», rät Patrick Stierli. Der Grund: «In der Nacht auf Sonntag kann stellenweise noch etwas Niederschlag fallen und Staub ausgewaschen werden, der zu Ablagerungen führt.»

Verantwortlich dafür ist ein Kaltlufttropfen, der am Samstag über Süddeutschland hinwegzieht und «für eine vorübergehende Anfeuchtung und Labilisierung der Luftmasse in der Schweiz sorgt», wie es in der aktuellen Wetterprognose von MeteoSchweiz heisst

Der Frühling kommt

«Das ist aber nur kurze Phase», verspricht Patrick Stierli. «Ab Sonntag wird dann ein Hoch dominant. Nächste Woche ist bis Freitag sonniges und trockenes Wetter zu erwarten.» Die Temperaturen werden mild. Die Meteorologen rechnen am Montag lokal mit bis zu 15 Grad im Flachland, bis Freitag könnten die Werte auf 17 Grad steigen.

Wie es danach weitergeht, ist laut Stierli noch unsicher. «Allerdings könnte es sein, dass sich ab dem kommenden Wochenende über der Iberischen Halbinsel erneut ein Tief etabliert.» Das könnte dann womöglich den nächsten Schub Saharastaub in Richtung Mitteleuropa transportieren.