Geplante Lockerungen Öffnet der Bundesrat auch, wenn die dritte Welle kommt?

jka/lmy/SDA

12.3.2021

Die Bundesräte Alain Berset und Guy Parmelin unterhalten sich nach der Medienkonferenz am Freitag.
Die Bundesräte Alain Berset und Guy Parmelin unterhalten sich nach der Medienkonferenz am Freitag.
Bild: Keystone/Anthony Anex

Die vom Bundesrat vorgeschlagenen Lockerungen hängen davon ab, wie sich die Lage in den nächsten Tagen entwickelt. Steht gar eine dritte Welle bevor?

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Der Bundesrat sieht in einem zweiten Öffnungsschritt weitgehende Lockerungen vor. Gemäss dem Öffnungsplan sollen beispielsweise Gastro-, Freizeit-, Kultur- und Sportbetriebe eingeschränkt wieder öffnen können. Restaurants sollen nur ihre Terrassen bewirtschaften können. Der Bundesrat will zudem die Fünf-Personen-Regel für private Treffen in Innenräumen aufheben – neu dürften sich zehn Personen treffen.

Wann und in welcher Form Lockerungen in Kraft treten können, ist aber noch offen. Der Bundesrat entscheidet in einer Woche über das weitere Vorgehen. Nun können sich zunächst die Kantone zu den geplanten Lockerungsschritten äussern.

Seit einigen Tagen steigen die Fallzahlen wieder. Die weiteren Schritte hängen auch davon ab, wie sich die epidemiologische Lage entwickelt. Trotz der schlechten Zahlen seien Öffnungsschritte nicht ausgeschlossen, sagte Bundespräsident Guy Parmelin. 

Kriterien für die Lockerung

Vier Kriterien werden für die Lockerung angeschaut. Allerdings muss nicht jedes einzelne erfüllt sein, der Bundesrat macht eine Gesamtbeurteilung davon. Momentan ist laut SRF nur eines von vier Kriterien erfüllt.

Der R-Wert (Reproduktionszahl): Dieser Wert soll im 7-Tage-Schnitt unter 1,0 liegen – momentan ist er bei 1,07.

Die Positivitätsrate sollte unter 5,0 % liegen, momentan ist sie bei 5,1%.

Die 14-Tage-Inzidenz – also Neuerkrankungen pro 100'000 Einwohner – soll 166 nicht überschreiten, was mit 177 zurzeit der Fall ist. 

Es sollten nicht mehr als 250 Covid-19-Patienten in Intensivbetten liegen, momentan sind es mit 171 deutlich weniger.

Berset warnt vor dritter Welle

«Vieles deutet auf eine dritte Welle hin», sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Freitag vor den Bundeshausmedien. Was ist davon zu halten? Bereits am Dienstag verwiesen die Expertinnen und Experten des Bundes auf die unsichere und labile Lage, in der die Schweiz sich aktuell befinde. So lag der R-Wert zu diesem Zeitpunkt nur noch in vier Kantonen unter 1.

Das ist vorwiegend auf die Corona-Mutationen zurückzuführen, die sich fleissig ausbreiten und mittlerweile über 70 Prozent aller Fälle ausmachen. Patrick Mathys vom BAG betonte am Freitag vor den Bundeshausmedien, es gebe kaum Zweifel daran, dass die Mutationen nicht deutlich ansteckender seien als die bisher dominierenden Virus-Varianten. 

Ob und wie heftig die allfällige dritte Welle kommt, lässt sich dennoch kaum vorhersagen. Um Corona-Ausbrüche frühzeitig zu erkennen, setzt der Bund ab dem 15. März zur grossen Testoffensive an. Hoffnung macht den Expertinnen und Experten zudem die Impfkampagne. 

So sagte Berset am Freitag denn auch, vieles sei anders als noch bei der zweiten Welle. Die Situation habe sich verbessert: Viele Menschen hätten die Krankheit bereits durchgemacht und wiederum andere seien geimpft. 

Tessin ist beunruhigt

Weniger optimistisch schätzt der renommierte deutsche Virologe Christian Drosten die Situation ein, wie er in einem Podcast der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» sagt. Zumindest für Deutschland geht er davon aus, dass die Impfungen bis Mai zwar die Sterblichkeit des Coronavirus spürbar abfedern könnten, nicht aber dessen Verbreitung. 

Sorgen macht man sich auch im Tessin. Wie schon bei der ersten Welle sind die Fallzahlen in der italienischen Lombardei sehr hoch. Das beunruhigt den Tessiner Regierungspräsidenten Norman Gobbi. Die Durchlässigkeit an der Grenze zu Italien sei hoch – und schon im vergangenen Frühjahr sei das Virus vom Süden her gekommen. 

Ob und wie die vom Bundesrat vorgeschlagenen Öffnungen tatsächlich und wie ursprünglich geplant per 22. März umgesetzt werden, hängt also stark davon ab, wie sich die Situation in der nächsten Woche entwickelt. Der Zeitpunkt sei nicht optimal für weitere Öffnungen, schlussfolgerte Berset am Freitag. Deshalb gelte weiterhin: «Abstand, Abstand, Maske, Maske und Händewaschen.»