Pharmaindustrie Fehlende Medikamente – Bund fordert Rückkehr von Wirkstoffen

uri

12.2.2019

Eine Pharma-Assistentin bereitet in einer Apotheke Blisterkarten mit verschiedenen Medikamenten vor. (Symbolbild)
Eine Pharma-Assistentin bereitet in einer Apotheke Blisterkarten mit verschiedenen Medikamenten vor. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Selbst in der Schweiz mit ihrer hochentwickelten Pharmaindustrie sind Medikamente immer öfter nicht verfügbar. Kritik an den Unternehmen kommt vom Bund.

Enea Martinelli, Chefapotheker für die Spitäler Meiringen, Frutigen und Interlaken, schilderte dem SRF das Problem mit den Lieferengpässen: Als Berufsanfänger habe er noch gedacht, es sei extrem viel, wenn 150 Medikamente nicht verfügbar seien. Kürzlich seien es dann aber 600 gewesen – so viele wie noch nie zuvor.



Laut SRF müssen auch in der Schweiz aufgrund solcher Engpässe etliche Patienten mit Ersatzmedikamenten versorgt werden und chronisch Kranke auf andere Therapien umgestellt werden.

Konzentration führt zu Lieferengpässen

Aus diesem Umstand resultiere nicht nur ein höherer Mehraufwand, sondern auch höhere Kosten, denn die Patienten müssten dann häufiger zum Arzt. Auch seien die Ausweich-Medikamente häufig teurer.

Die Problematik sei auch beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL bekannt: Auf dem globalisierten Markt würden inzwischen vor allem Billigprodukte, also Massenware wie Generika und einige Impfstoffe zu fast 100 Prozent aus Billiglohnländern importiert.

Es sei inzwischen häufig nur noch ein einziger Wirkstoff-Hersteller, der weltweit fast alle Pharmaunternehmen beliefere. Habe dieser dann Schwierigkeiten, seien globale Lieferengpässe die logische Folge. Ein Beispiel dafür sei im letzten Jahr etwa der Wirkstoff Valsartan für entsprechende Blutdrucksenker gewesen. Der Produzent aus China konnte damals nicht liefern, weil der Wirkstoff mit krebserregenden Stoffen verunreinigt war.

Wandel bei Herstellern gefordert

Während der Schweizer Branchenverband der Pharmaindustrie Interpharma eine Konzentration beim Produktionsprozess vor dem Hintergrund der Kosten – nicht zuletzt auch für das Schweizer Gesundheitssystem – als zwangsläufig ansieht, bewertet das BWL die Entwicklung durchaus kritisch.

Ueli Haudenschild von der Geschäftsleitung des BWL erklärte gegenüber SRF, es brauche einen Wandel bei den Herstellern, um sich weniger von einzelnen Lieferanten in Fernost abhängig zu machen. Nicht zuletzt fordert er «eine Rückkehr nach Europa für gewisse Wirkstoffe, die wirklich wichtig sind.»

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