Kritik an Corona-Lockerungen «Absolut unverständlich» – Wochenmärkte bleiben zu

tafi

21.4.2020

Auch auf Wochenmärkten kann man Abstand halten, findet der Schweizer Bauernverband und kritisiert die Entscheidung, Wochenmärkte zunächst geschlossen zu lassen. (Symbolbild)
Auch auf Wochenmärkten kann man Abstand halten, findet der Schweizer Bauernverband und kritisiert die Entscheidung, Wochenmärkte zunächst geschlossen zu lassen. (Symbolbild)
Keystone/Urs Flüeler

Die Corona-Beschränkungen werden ab nächster Woche gelockert. Doch Schweizer Wochenmärkte bleiben noch eine Weile geschlossen. Das stösst auf Unverständnis.

Baumärkte dürfen schon nächste Woche wieder öffnen, die meisten Wochenmärkte frühestens am 11. Mai. Das ist «absolut unverständlich» findet der Schweizer Bauernverband (SBV). In einer Medienmitteilung kritisiert der Verband das Vorgehen bei den Lockerungen der Corona-Massnahmen durch den Bund.



Auf Wochenmärkten, so schreibt der SBV, würden erstens Lebensmittel verkauft, «zweitens finden sie draussen statt und drittens lassen sich dort die Abstand- und Hygienemassnahmen problemlos einhalten.» Das unterstrich Mediensprecherin Sandra Helfenstein auch bei SRF.

BAG gegen Marktöffnung

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) argumentiert dagegen im Konsumentenmagazin «Espresso» von SRF mit «schlecht steuerbaren Menschenansammlungen». «Wochenmärkte generieren oft ein nicht zu unterschätzendes Mobilitätsaufkommen», zitiert SRF aus der Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet Wochenmärkte frühestens am 11. Mai wieder öffnen dürfen.

Die Vorgaben zu Hygiene und sozialer Distanz, so das BAG, liessen sich auf Wochenmärkten «oft schwieriger durchsetzen» als etwa in Baumärkten. Dort könnte man den Einlass kontrollieren und besser steuern, wie viele Menschen sich im Geschäft aufhalten.



Das fortdauernde Marktverbot stellt die Marktfahrer vor existenzielle Probleme. «Die Hälfte des Umsatzes ist weg», sagte eine Biobäuerin aus dem Kanton Thurgau im SRF. Sie sei mittlerweile darauf umgestiegen, ihr Gemüse direkt an die Haustüre der Kunden zu liefern – mit grösserem Aufwand und geringerem Ertrag.

Kreative Lösungen der Standverkäufer

Derweil findet man in einigen Städten kreative Lösungen. Laut SRF wollen sich die Standverkäufer in Solothurn, Biel, Fribourg oder La-Chaux-de-Fonds an Markttagen über die ganze Stadt verteilen. Dann hätte man an verschiedenen Standpunkten einzelne Stände und könnte die Argumente des BAG entkräften.

Auch der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause bringt eine Entzerrung ins Spiel. Der grösste Berner Markt mit 100 Ständen könnte auf verschiedene Tage ausgeweitet werden, um die Abstandsregeln einhalten zu können, sagte er im SRF-Regionaljournal Bern Freiburg Wallis.

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