Sibirisches BataillonWarum Russen mit Ukrainern gegen Putin kämpfen
Vasilisa Stepanenko, AP/phi
15.12.2023 - 21:45
Sie kommen aus Sibirien und haben ihr ganzes bisheriges Leben hinter sich gelassen, ihre Freunde und Familien. Jetzt bilden sie eine Einheit innerhalb der ukrainischen Streitkräfte – im Einsatz gegen die russischen Invasoren. Was treibt sie an?
15.12.2023, 21:45
Vasilisa Stepanenko, AP/phi
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Das Sibirische Bataillon ist eine Einheit russischer Exilanten in der ukrainischen Armee.
Die Freiwilligen sind Russen, gehören aber auch den ethnischen Minderheiten des Landes an, die in der Regel unterdrückt werden.
Die Sicherheitsüberprüfung der Mitglieder kann bis zu einem Jahr dauern.
Ziel des Sibirischen Bataillons ist der Sturz Wladimir Putins.
Wladimir Putins Angriffskrieg in der Ukraine stürzte einen jungen Russen, den man heute Karabas nennt, in tiefe Verzweiflung. Schockiert von Bildern, die zeigten, was mit Ukrainern in russisch besetzten Gebieten geschah, entschloss er sich zum Handeln – gegen Russland, seine Heimat, sein Land.
Karabas wusste, wie er sagt, dass es ein drastischer Schritt war. Er packte seine Taschen und machte sich auf den Weg, um sich den ukrainischen Truppen in ihrem Kampf gegen die Invasoren anzuschliessen. Es dauerte fast ein Jahr, bis es schliesslich so weit war.
Heute ist Karabas ein Mitglied des Sibirischen Bataillons, einer Einheit, die aus Russen besteht und offiziell Teil des ukrainischen Militärs ist – im Gegensatz zu anderen Kampfgruppen mit Russen wie der Legion Freiheit Russlands und dem Russischen Freiwilligenkorps. Die Mitglieder des Bataillons stammen zumeist aus ethnischen Minderheiten in Russlands Fernem Osten und hoffen, am Ende helfen zu können, Putin von der Macht zu vertreiben.
«Ich war enttäuscht von meinen eigenen Landsleuten»
«Ich war enttäuscht von meinen eigenen Landsleuten», sagte Karabas diese Woche der Nachrichtenagentur AP am Rande von Schiessübungen auf einem schneebedeckten Feld bei Kiew. «Das ist der Grund, warum ich hierhin kommen und für eine freie Ukraine kämpfen wollte.»
Als Russland am 24. Februar 2022 den Angriffskrieg begonnen habe, sei er entsetzt darüber gewesen, wie die meisten Russen, die er kannte, entweder Putin blind unterstützt hätten oder wie egal ihnen der Krieg gewesen sei. Manchmal, so Karabas, sei seine Betrübnis so überwältigend gewesen, dass er geweint habe.
Wie andere Kämpfer im Bataillon äusserte er sich unter der Bedingung, dass nur sein militärischer Rufname genannt wird. Karabas und seine Kameraden haben einen langen Weg hinter sich. Die Kämpfer des Bataillons müssen langwierige Sicherheitsüberprüfungen über sich ergehen lassen, die manchmal bis zu einem Jahr dauern, bevor sie dann ausgebildet und an den Frontlinien in der Ostukraine eingesetzt werden.
Unterdrückte Minderheiten
Karabas ging zuerst nach Armenien. Dort suchte er ukrainische Freunde auf und lernte ihre Sprache, die er jetzt völlig beherrscht, fliessend spricht. Er lässt nicht ein Wort auf Russisch über seine Lippen kommen. Einer seiner Kameraden, der Holod genannt wird, sagt offen, dass er Putins Regierung stürzen sehen wolle.
«Wenn das geschieht, können wir von Sieg reden. Russland wird [in einem solchen Fall] zumindest aufhören, eine Quelle plötzlicher Aggression zu sein», so Holod. Auch andere in der Einheit aus dem östlichen Sibirien hoffen, dass ein ukrainischer Sieg sie einem weiteren Ziel näherbringt, einem Ende der politischen Kontrolle Moskaus über ihre Region – einer der ärmsten Russlands.
Kämpfer, die den ethnischen Gemeinschaften der Jakuten und Burjaten angehören, klagen über Rassismus und Unterdrückung, und es gibt Rufe nach Unabhängigkeit. Russen wie Karabas haben ihr ganzes gewohntes Leben hinter sich gelassen, ebenso ihre Familien und Freunde.
Bataillon mit 300 Männern
Sie mussten erst einmal in ein Drittland entkommen, bevor sie weiter in die Ukraine reisen konnten, wo dann der langwierige Prozess der Integration in die ukrainischen Streitkräfte begann. Aber sie sagen, dass sie keine andere Wahl hatten.
Das Bataillon mit ein paar Dutzend Mitgliedern wurde vor sechs Monaten gebildet. Ukrainische Militärführer hoffen, dass sich noch mehr Russen anschliessen werden, und auf der Basis der bisher eingetroffenen Anträge sprechen sie von einer angestrebten Stärke von 300 russischen Kämpfern.
Einige Bataillonsmitglieder sind bereits in die Nähe von Awdijwka verlegt worden, einer von den Ukrainern kontrollierten Stadt in der Region Donezk, die Putins Kräfte seit Langem einzunehmen versuchen. Karabas sagt, dass es «Zehn-, Hunderttausende» von Russen wie ihn geben müsse, bereit, gemeinsam mit der Ukraine zu kämpfen. «Ich denke, wir sollten viel mehr [von solchen Leuten] haben.»
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Die ukrainische Flugabwehr berichtet am Donnerstag zudem von 59 nächtlichen Drohnenangriffen aus der russischen Grenzregion Kursk.
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