Vermisstenfall Verschwundene Maddie: Wie viel weiss die Polizei wirklich?

Von Julia Käser

9.6.2020

Am 3. Mai 2007 verschwand Madeleine McCann im Alter von drei Jahren aus einer Ferienanlage in Praia da Luz, Portugal. 
Am 3. Mai 2007 verschwand Madeleine McCann im Alter von drei Jahren aus einer Ferienanlage in Praia da Luz, Portugal. 
Bild: Keystone

Im Fall der vermissten Maddie häufen sich die Neuigkeiten. Deutsche Behörden ermitteln gegen einen Tatverdächtigen, doch die entscheidenden Beweise fehlen – die dringendsten Fragen und Antworten. 

Vor gut 13 Jahren verschwand die damals dreijährige Madeleine «Maddie» McCann aus einem Ferienappartement im portugiesischen Praia da Luz. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens waren die Eltern in einem nahe gelegenen Restaurant essen. Als die Mutter nach Maddie und ihren zwei Geschwistern sehen wollte, bemerkte sie das leere Bett ihrer Tochter.

Seitdem gilt Maddie als vermisst. Ihr Fall hat international wiederholt für Aufsehen gesorgt, zuletzt am vergangenen Mittwoch. In der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» präsentierte das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden die neuesten Entwicklungen  – und einen Verdächtigen

Beim deutschen Staatsangehörigen handelt es sich um den 43-jährigen mehrfach vorbestraften Sexualtäter Christian B., der momentan eine Haftstrafe in einer anderen Sache verbüsst. Das BKA sowie die Staatsanwaltschaft Braunschweig bitten die Bevölkerung um Mithilfe. Was weiss man Stand heute über den Fall und Verdächtigen – und was nicht?

Die Behörden ermitteln in einem Mordfall – ist Maddie tot?

Im offiziellen Zeugenaufruf spricht das BKA von Ermittlungen wegen Verdachts des Mordes, bei Scotland Yard geht man hingegen weiterhin von einem Vermisstenfall aus. Sterbliche Überreste des Mädchens hat man nie gefunden. 

Während die Eltern die Hoffnung, dass ihre Tochter noch lebt, nicht aufgeben wollen, hat der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, Christian Wolters, gegenüber dem englischen Newsportal Sky-News nun angegeben, man verfüge über gewisse Beweise dafür, dass Maddie tot sei. 

Sind sich die Behörden sicher, dass Christian B. schuldig ist?

Wolters äusserte weiter, es gebe verschiedene Indizien, die darauf hindeuteten, dass B. die Tat begangen habe. Die entscheidenden Beweise jedoch, um Christian B. auf die Anklagebank zu bringen, würden den Behörden noch fehlen. Man sei deshalb dringend auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. 

Laut dem BAK lebte B. zwischen 1995 und 2007 fast dauerhaft an der Algarve. Dort sei er in der Umgebung von Lagos mehreren Gelegenheitsjobs nachgegangen, etwa in der Gastronomie. Weiter soll er sich mit dem Begehen von Straftaten wie Einbrüche oder Drogenhandel durchgeschlagen haben. 

Den Behörden sind nicht alle Häuser bekannt, in denen B. in den zwölf Jahren gelebt hat. Die Ermittlerinnen und Ermittler erhoffen sich durch den Zeugenaufruf Hinweise auf weitere ehemalige Verbleibe des Tatverdächtigen. Wolters gab an, es sei denkbar, dort die sterblichen Überreste von Maddie zu finden. Damit hätte man sogleich den allerwichtigsten Beweis, um den Fall vor Gericht bringen zu können. 

Wieso fallen nun die Namen von möglichen weiteren Opfern?

Klar ist: B. wurde in der Vergangenheit schon mehrfach wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu Haftstrafen verurteilt. Laut dem «Spiegel» prüfen die Ermittlerinnen und Ermittler momentan den Zusammenhang zwischen dem Verschwinden Maddies und dem Fall von Inga, die 2015 im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt verschwand. Wie Maddie gilt auch Inga als vermisst. 

Zum Zeitpunkt des Verschwindens des damals fünfjährigen Mädchens soll sich B. in der Nähe des Tatorts aufgehalten haben. Auf einem alten Fabrikgelände, welches B. damals bewohnte, sind laut «Spiegel» 2016 Datenträger mit kinderpornografischem Material und Mädchenkleidung  gefunden worden – obwohl B. nie Kinder hatte. Das Strafregister von B soll insgesamt 17 Einträge aufweisen.

Weiter gehen etwa auch die niederländische und belgische Polizei möglichen Parallelen zu ungelösten Vermisstenfällen im Zusammenhang mit Kindern nach. Wie ein Ermittler gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte, sei dieses Vorgehen jedoch den polizeilichen Routineaufgaben zuzuordnen. 

Stehen die Ermittler tatsächlich kurz vor dem Durchbruch?

Seit der Ausstrahlung von «Aktenzeichen XY... ungelöst» Mitte letzter Woche sollen Hunderte neue Hinweise beim BKA eingegangen sein. Die Behörden gehen davon aus, dass deren Auswertung mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen wird.

Trotz diversen Medienberichten über mögliche Zeugen – darunter eine Frau, die B. zum entscheidenden Zeitpunkt in der Nähe des Tatorts gesehen haben will –, ist den Ermittlerinnen und Ermittlern der Durchbruch bis jetzt nicht gelungen. 

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