Übersicht USA wollen Kiew langfristig helfen +++ AKW-Betreiber werfen Russland Mord und Folter vor

Agenturen/red

8.9.2022

USA geben Ukraine weitere 675 Millionen Dollar an Militärhilfen

USA geben Ukraine weitere 675 Millionen Dollar an Militärhilfen

USA geben Ukraine weitere 675 Millionen Dollar an Militärhilfen

08.09.2022

Die USA und ihre Verbündeten beratenüber die weitere Unterstützung Kiews — der US-Aussenminister besucht die ukrainische Hauptstadt derweil selbst. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/red

Die russischen Invasionstruppen sind von den Ukrainern offenbar stellenweise in die Defensive gedrängt worden. Die ukrainische Armee habe seit Anfang der Woche im Gebiet Charkiw im Osten des Landes über 20 Orte befreit, sagte Generalstabsvertreter Olexij Hromow am Donnerstag in Kiew. Dort kündigte US-Aussenminister Antony Blinken bei einem unerwarteten Besuch langfristige Militärhilfe seines Landes in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar für die Ukraine und weitere 18 Länder der Region an. Auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte den Ukrainern weitere militärische Hilfe im Wert von rund 675 Millionen Dollar zu. Und im UN-Sicherheitsrat wehrte sich Russland gegen den Vorwurf, Hunderttausende Ukrainer deportiert zu haben.

Blinken traf auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der sich für die Unterstützung bedankte: «Das ist ein wichtiges Signal, dass die USA mit uns sind. Für uns ist das die Garantie, dass wir unser Land zurückholen können», sagte er. Blinken hob seinerseits die angelaufene ukrainische Gegenoffensive hervor. «Sie ist effektiv», sagte der Aussenamtschef. Dies sei vor allem das Ergebnis des Muts und der Beharrlichkeit der Ukrainer.

Zum Kampfgeschehen im Gebiet Charkiw berichtete der ukrainische Generalstabsvertreter von erheblichen Geländegewinnen. «Zum jetzigen Zeitpunkt sind unsere Soldaten bis zu 50 Kilometer tief in die Verteidigungslinien des Gegners vorgedrungen», sagte Hromow. Aktuell würden in den befreiten Orten «Säuberungen vom Gegner» andauern. Auch in der Nähe von Kramatorsk im Gebiet Donezk hätten ukrainische Einheiten ihre Positionen um bis zu zwei Kilometer verbessern können. Bei Slowjansk seien die Russen um bis zu drei Kilometer zurückgedrängt und das Dorf Oserne befreit worden.

Im südukrainischen Gebiet Cherson seien die russischen Truppen an mehreren Abschnitten um zwei und bis zu mehreren Dutzend Kilometer zurückgedrängt worden. Insgesamt seien Gebietsgewinne von mehr als 700 Quadratkilometer erzielt worden. An den anderen Frontabschnitten bestehe weiter eine «schwierige, jedoch nicht kritische Situation».

Die russischen Besatzer sahen sich wegen der vorrückenden ukrainischen Truppen nach eigenen Angaben gezwungen, Frauen und Kinder aus der Stadt Kupjansk, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt des Gebiets Charkiw, in Sicherheit zu bringen. «Die Lage in der Stadt Kupjansk ist heute so, dass wir einfach gezwungen sind, die Evakuierung der Bevölkerung - zumindest der Frauen und Kinder - zu gewährleisten, weil die Stadt Raketenangriffen der ukrainischen Militärverbände ausgesetzt ist», sagte der Chef der von Russland eingesetzten Militärverwaltung, Witali Gantschew, der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Atomkraftwerksbetreiber: Mitarbeiter getötet und gefoltert

Der ukrainische Atomkonzern Enerhoatom warf den russischen Truppen im besetzten AKW Saporischschja die Verschleppung und Misshandlung von Kraftwerksmitarbeitern vor. «Etwa 200 Leute sind bereits inhaftiert worden. Von einigen wissen wir nicht, was mit ihnen passiert ist. Es gibt keinen Hinweis, wo sie sind», sagte der Präsident von Enerhoatom, Petro Kotin, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er sprach davon, dass Mitarbeiter getötet oder gefoltert worden seien. Nach seinen Angaben halten noch etwa tausend ukrainische Mitarbeiter die Anlage in Betrieb - in Friedenszeiten waren es 11'000 Menschen.

Das Kernkraftwerk Saporischschja steht im Südosten der Ukraine. Die Betreiber des Akw. werfen. russischen Truppen Mord und Folter vor.
Das Kernkraftwerk Saporischschja steht im Südosten der Ukraine. Die Betreiber des Akw. werfen. russischen Truppen Mord und Folter vor.
Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

London: Russen durch ukrainische Attacken auf Brücken unter Druck

Nach Einschätzung britischer Militärexperten machen den Russen vor allem Angriffe der Ukrainer auf Flussübergänge Probleme. Wie aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London hervorgeht, zerstörten die ukrainischen Verteidiger eine Pontonbrücke entlang einer wichtigen Nachschubroute in der Region Cherson. «Die systematischen Präzisionsschläge gegen anfällige Flussübergänge dürften weiter Druck auf die russischen Kräfte ausüben (...)», betonten die britischen Experten.

Kiew bekennt sich zu Raketenbeschuss auf die Krim

Nach einem Monat Versteckspiel lüftete Kiew das Geheimnis der Explosionen auf dem Gelände russischer Militäranlagen auf der annektierten Halbinsel Krim. «Es geht um eine Serie von erfolgreichen Raketenschlägen auf die Luftwaffenbasen auf der Krim, vor allem um den Flugplatz Saki», schrieb Oberbefehlshaber Waleryj Saluschnyj in einem Artikel für die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform.

Austin: Ukraine langfristig unterstützen

Der US-Verteidigungsminister sagte bei einem Treffen der sogenannten Kontaktgruppe aus 50 Ländern auf dem amerikanischen Militärstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein, es gehe darum, die Ukraine langfristig bei der Verteidigung zu unterstützen. Man könne den Erfolg der gemeinsamen Bemühungen aber bereits auf dem Schlachtfeld sehen. Deutschland und die Niederlande kündigten bei dem Treffen an, ukrainische Soldaten bei der Räumung von Landminen und dem Beseitigen von Sprengfallen auszubilden. «Wir werden aber nicht nur die Ausbildung, sondern auch Material zur Verfügung stellen», sagte die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht in Ramstein.

Deutschland unterstütze die Ukraine auch etwa bei einem sogenannten Winterpaket. Man werde zum Beispiel Material zur Stromerzeugung sowie Zelte und Winterausrüstung liefern. Die Ministerin unterstrich zudem: «Alsbald werden die schon zugesagten Geparden ausgeliefert, die zweite Tranche dieser Unterstützung, und die Brückenlegepanzer Biber werden alsbald ausgeliefert.»


Die Ereignisse des Tages im Überblick

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnt vor einem langen Krieg und ruft zu weiterer Unterstützung der Ukraine auf.
  • Die ukrainische Armee macht bei ihrem Gegenangriff im Süden und im Osten des Landes Fortschritte. Präsident Selenskyj sprach von «guten Nachrichten aus der Region Charkiw».
  • Bei einem Überraschungsbesuch in Kiew kündigte US-Aussenminister Antony Blinken weitere Milliardenhilfen für die Ukraine und seine Nachbarländer an. 
  • Der Betreiber des AKW Saporischschja wirft den russischen Besatzern die Verschleppung, Folter und Tötung von ukrainischen Mitarbeitern vor. 
  • Als politische Drohgebärde in Richtung Moskau verhängt die Ukraine Sanktionen gegen mehr als 600 Mitglieder der russischen Führung.
  • Hier geht es zu den Ereignissen vom Mittwoch.
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    Wir beenden den Live-Ticker am Donnerstag

  • 21.05 Uhr

    Selenskyj bestätigt Eroberung von Kreisstadt Balaklija im Osten

    Ukrainische Truppen haben bei ihrer Offensive nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj die Kreisstadt Balaklija im Osten des Landes zurückerobert. Er teilte auf Telegram ein Video, das ukrainische Soldaten angeblich auf dem Rathaus vor der blau-gelben Fahne zeigt. Ein Soldat meldete dem Präsidenten die Einnahme von Balaklija. «Die Flagge der Ukraine über einer freien ukrainischen Stadt unter einem freien ukrainischen Himmel», schrieb Selenskyj dazu.

    Schon seit dem Nachmittag kursierten im Internet Videos, in denen ukrainische Soldaten sich ungehindert im Zentrum der Stadt bewegten. Die von Russland eingesetzte Verwaltung für die eroberten Gebiete um Charkiw behauptete indes, Balaklija und der Ort Schewtschenkowe seien weiter unter russischer Kontrolle. Es würden russische Reserven in den Kampf geführt, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Verwaltungschef Andrej Alexejenko. Die Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Der ukrainische Generalstab hatte am Donnerstag einen Vorstoss bei Balaklija tief in den Rückraum der russischen Truppen bestätigt.

  • 19.08 Uhr

    Deutscher Soldatenfriedhof in Estland mit Z-Symbolen beschmiert

    In Estland haben Unbekannte auf dem deutschen Soldatenfriedhof bei Vana-Ahtma mehrere Grabsteine mit Symbolen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschmiert. Nach Angaben der Polizei des baltischen EU- und Nato-Landes wurden sie mit dem Buchstaben Z verunstaltet, das zu einem Symbol für die Unterstützung Russlands geworden ist. Es steht für «za pobedu» («Für den Sieg»). Auch Sowjetsterne wurden auf den Grabsteinen angebracht, die nach einem Bericht des estnischen Rundfunks bereits einer ersten Reinigung unterzogen wurden. Die Polizei hat die Suche nach den Tätern aufgenommen und ein Strafverfahren eingeleitet.

    Der Soldatenfriedhof im Osten des baltischen Landes, in dem eine starke russische Minderheit lebt, ist die letzte Ruhestätte von im Zweiten Weltkrieg gefallenen deutschen Truppen. Estland war damals abwechselnd von der Sowjetunion und Deutschland besetzt. Nach Kriegsende blieb das Land bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion.

  • 18.57 Uhr

    Stoltenberg ruft zu weiterer Unterstützung der Ukraine auf

    Die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer müssen sich nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf anhaltende Kämpfe über den Winter einstellen. «Wir müssen zumindest vorbereitet auf diesen Winter sein, weil es kein Anzeichen dafür gibt, dass Russland sein Ziel aufgibt, die Kontrolle über die Ukraine zu übernehmen», sagte Stoltenberg der Nachrichtenagentur AP am Rande eines Treffens in Ramstein.

    Stoltenberg rief Menschen in den USA, Kanada und Europa, die unter hohen Energiepreisen leiden, auf, weiter zur Ukraine zu halten. Der Preis dafür, die Unterstützung jetzt zu beenden, wäre ein zu hoher Preis, sagte Stoltenberg. Man müsse «daran denken, dass der Preis, den wir zahlen, in Geld gemessen wird, in US-Dollar oder Pfund oder Euro, während der Preis, den Ukrainer zahlen, in Menschenleben gemessen wird, die jeden Tag verloren gehen», sagte er.

    Jens Stoltenberg, Generalsekretär der Nato.
    Jens Stoltenberg, Generalsekretär der Nato.
    Markus Schreiber/AP/dpa (Archivbild)

    Sollte der russische Staatschef Wladimir Putin den Krieg gewinnen, «dann wird die Welt gefährlicher werden», sagte Stoltenberg. «Wenn Präsident Putin und Russland aufhören zu kämpfen, werden wir Frieden haben. Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, wird die Ukraine aufhören, als unabhängige Nation zu existieren. Daher müssen wir weiterhin Unterstützung geben.»

    Im Krieg sei zu erkennen, «dass die russische Offensive im Donbass ins Stocken geraten ist», sagte Stoltenberg. «Wir sehen, dass die Ukrainer dazu in der Lage gewesen sind, sich zu wehren, zurückzuschlagen und Territorium zurückzugewinnen.»

    Stoltenberg sagte, der Winter werde für die kämpfenden Ukrainer hart sein. «Wir wissen, dass die Grösse der ukrainischen Armee jetzt in etwa dreimal so gross ist wie sie es letzten Winter war. Sie sind dringend auf weitere Winteruniformen angewiesen, auf Generatoren, die Strom, Wärme erzeugen können und auch natürlich auf Zelte und andere Dinge, die ihnen durch den Winter helfen können.»

  • 18.14 Uhr

    Greenpeace-Aktivisten blockieren in Schweden Gaslieferung aus Russland

    Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Donnerstag die Ankunft einer Gaslieferung aus Russland an einem Flüssiggas-Terminal in Schweden blockiert. Das Greenpeace-Segelboot «Witness» und Aktivisten in Kajaks hinderten den in den Niederlanden registrierten LNG-Tanker «Coral Energy» am Anlegen und Entladen der Gaslieferung, wie der Terminal-Eigentümer und Greenpeace mitteilten.

    «Aktivisten sind auf die Verladearme des Terminals geklettert und haben Boote im Wasser», sagte eine Sprecherin des Terminal-Eigentümers Gasum. Der Protest am Hafen von Nynäshamn südlich von Stockholm begann demnach am Vormittag und war fünf Stunden später trotz einer Räumung der Ladearme durch die Polizei immer noch im Gange.

    Die Aktivisten forderten die schwedische Regierung auf, ihre Importe von russischem Gas sofort zu stoppen. Sie entrollten Transparente mit der Aufschrift «Stoppt die Finanzierung von Putins Krieg» und «Stoppt den russischen Handel mit fossilen Brennstoffen».

    Dass Schweden mehr als sechs Monate nach Putins «blutiger Invasion in der Ukraine» immer noch russisches Gas importiere, sei «inakzeptabel», erklärte Greenpeace-Kampagnenleiterin Karolina Carlsson. Das schwedische Parlament habe der Regierung «ein klares Mandat» erteilt, alle Importe russischer Energie nach Schweden zu stoppen. Sie forderte Ministerpräsidentin Magdalena Andersson auf, «entsprechend zu handeln».

    Derzeit gibt es keine Sanktionen der EU oder Schwedens gegen Gasimporte aus Russland, sondern nur gegen Importe von Öl und Kohle. Die schwedische Regierung hatte im März mitteilte, nur zwei Prozent des gesamten schwedischen Energiebedarfs werde durch Erdgas gedeckt. Schätzungsweise die Hälfte davon könnte aus Russland stammen.

  • 17.23 Uhr

    US-Generalstabschef: Moskaus strategische Ziele in Ukraine vereitelt

    US-Generalstabschef Mark Milley hat den russischen Einmarsch in die Ukraine als militärischen Misserfolg dargestellt. Die Russen hätten zwar in verschiedenen Teilen der Ostukraine kleinere taktische Erfolge erzielt, sagte Milley am Donnerstag auf dem amerikanischen Militärstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein. «Der Krieg ist nicht vorbei. Aber bisher wurden die russischen strategischen Ziele vereitelt.» Dies liege an Fehlern von Russlands Streitkräften, aber vor allem auch an der Tapferkeit der Ukrainer. Die Soldaten hätten vom Westen gelieferte Waffensysteme effektiv eingesetzt und würden «exzellent» geführt, so Milley.

  • 17.11 Uhr

    Ukrainische Wirtschaft weiter eingebrochen

    Die ukrainische Wirtschaftsleistung ist kriegsbedingt zuletzt um mehr als ein Drittel eingebrochen. Im zweiten Quartal 2022 sei die Wirtschaftsleistung im Jahresvergleich um 37,2 Prozent zurückgegangen, teilte das ukrainische Statistikamt am Donnerstag mit. Im ersten Quartal hatte der Einbruch bei 15,1 Prozent gelegen. 2021 war die ukrainische Wirtschaft noch um 3,4 Prozent gewachsen.

  • 16.44 Uhr

    Baltenstaaten und Polen beschränken Einreise für Russen

    Die baltischen Staaten und Polen werden zum 19. September die Einreise von Russen weiter beschränken. Russische Staatsbürger mit einem Schengen-Visum für touristische Aufenthalte, Geschäftsreisen, Sport- und Kulturveranstaltungen dürfen dann nicht mehr in die vier EU- und Nato-Länder einreisen.

    Dies teilten die Regierungschefs der an Russland grenzenden Staaten am Donnerstag gemeinsam mit. Reisen in die Europäische Union sind ein Privileg, kein Menschenrecht», hiess es in der Erklärung. Entsprechende Regelungen sollen in jedem der vier Länder erlassen werden und dann zum Stichtag in Kraft treten.

    die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas beim Baltic Sea Energy Security Summit in Marienborg, Dänemark am 30 August 2022.
    die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas beim Baltic Sea Energy Security Summit in Marienborg, Dänemark am 30 August 2022.
    Andrzej Lange/KEYSTONE

    «Wir haben beschlossen, gemeinsame Beschränkungen für den Tourismus für russische Staatsangehörige einzuführen, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu schützen», erklärte die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas. «Russland hat Krieg nach Europa gebracht und setzt alle Mittel ein, um unsere Gesellschaften zu untergraben. Als Grenzstaaten der EU müssen wir Europa sicher halten.»

  • 16.19 Uhr

    Separatistenführer widerspricht russischer Kriegsthese

    Der bekannte Kommandeur der prorussischen Separatisten in Donezk, Alexander Chodakowski, hat einem der russischen Rechtfertigungsversuche für den Angriffskrieg gegen die Ukraine offen widersprochen. Er habe bisher keine Belege dafür gefunden, dass die Ukraine einen Angriff auf Russland geplant habe.

    Moskau behauptet dies immer wieder. «Die Ukraine hat sich auf einen Abwehrkrieg vorbereitet», schrieb Chodakowski am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal. Bei den Dokumenten, die seine Truppen nach der Eroberung ukrainischer Stellungen erbeutet haben, sei ihm kein einziges taktisches Dokument untergekommen, das Angriffshandlungen vorsehe.

    Vor seiner Unterstützung der Donezker Separatisten war Chodakowski bis 2014 Chef der örtlichen Antiterroreinheit des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Dabei war er auch an der versuchten Niederschlagung der prowestlichen Proteste im Winter 2013/2014 in Kiew beteiligt. Die von ihm gegründete Brigade Wostok (Osten) hat bei der Eroberung der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol mitgekämpft. Aktuell ist sie bei Angriffen auf die unter ukrainischer Kontrolle stehende Stadt Wuhledar etwa 40 Kilometer südwestlich von Donezk eingesetzt.

  • 15.40 Uhr 

    Nur in «reiche Länder»: Erdogan kritisiert Getreideexporte

    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Umsetzung des Getreideabkommens mit der Ukraine und Russland kritisiert. Das Getreide aus der Ukraine werde allein in «reiche Länder» ausgeführt, die Sanktionen gegen Russland erhoben hätten, sagte Erdogan am Donnerstag.

    Das beunruhige «Herrn Putin» und widerspreche dem Grundgedanken des Getreideabkommens. Er fügte hinzu: «Ich hoffe, wir können so schnell wie möglich auch mit Getreidelieferungen von russischer Seite beginnen und dafür sorgen, dass dieses Getreide in wirklich arme Länder geliefert wird.»

    Der türkische Präsident Erdogan. (Archiv)
    Der türkische Präsident Erdogan. (Archiv)
    Bild: Kremlin/dpa

    Bis zum 8. September seien 43,5 Prozent der Ladungen in Volkswirtschaften mit hohem Einkommen geliefert worden, sagte eine Sprecherin des mit dem Getreideabkommen in Istanbul errichteten Koordinierungszentrums am Donnerstag der dpa. 27,9 Prozent seien in Volkswirtschaften mit niederigem oder mittlerem Einkommen geliefert worden.

    Im Ländervergleich war die Türkei Hauptempfänger (21 Prozent). Das Land hat sich bisher nicht an Sanktionen gegen Russland beteiligt. Seit Anfang August hätten 105 Schiffe mit insgesamt 2,3 Millionen Tonnen Getreide und anderen Lebensmitteln ukrainische Häfen verlassen

  • 14.52 Uhr

    Kiew meldet Rückeroberung von Ortschaften und Gebieten

    Seit Anfang der Woche hat die Ukraine nach eigenen Angaben im Gebiet Charkiw im Osten des Landes über 20 Orte von den russischen Besatzern befreit. «Zum jetzigen Zeitpunkt sind unsere Soldaten bis zu 50 Kilometer tief in die Verteidigungslinien des Gegners vorgedrungen», sagte Generalstabsvertreter Olexij Hromow am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Kiew. Aktuell würden in den befreiten Orten «Säuberungen vom Gegner» andauern. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Auch in der Nähe von Kramatorsk im Gebiet Donezk hätten ukrainische Einheiten ihre Positionen um bis zu zwei Kilometer verbessern können. Bei Slowjansk seien die Russen um bis zu drei Kilometer zurückgedrängt und das Dorf Oserne befreit worden.

    Im südukrainischen Gebiet Cherson seien die russischen Truppen an mehreren Abschnitten um zwei und bis zu mehreren Dutzend Kilometer zurückgedrängt worden. Insgesamt seien Gebietsgewinne von mehr als 700 Quadratkilometer erzielt worden. An den anderen Frontabschnitten bestehe weiter eine «schwierige, jedoch nicht kritische Situation». Die russischen Einheiten würden ihre Angriffe fortsetzen.

    Seit dem 24. Februar wehrt die Ukraine eine russische Invasion ab. Grosse Teile der Ost- und Südukraine sind seitdem von der russischen Armee erobert worden. Die Ukraine führt eine Gegenoffensive unter anderem im besetzten Gebiet Cherson.

    Ein Freiwilliger der ukrainischen Armee beim Training Ende August. 
    Ein Freiwilliger der ukrainischen Armee beim Training Ende August. 
    Bild: Keystone
  • 13.43 Uhr 

    Analysten: Kiews Truppen überraschten Russen bei Charkiw

    Ukrainische Truppen haben im Nordosten des Landes offenbar Geländegewinne erzielt. Nach Angaben des US-Institute for the Study of War (ISW) stiessen sie am Mittwoch in der Region Charkiw etwa 20 Kilometer tief in russisch besetztes Gebiet vor und eroberten etwa 400 Quadratkilometer. 

    Das ISW erklärte, die ukrainischen Kräfte hätten die russischen Invasionstruppen taktisch überrascht. Die Russen hätten Kräfte in das Gebiet um die südukrainische Stadt Cherson verlegt, wo ukrainische Truppen schon seit längerem angreifen. Dadurch seien die russischen Truppen bei Charkiw geschwächt, was die Ukrainer jetzt sehr effektiv ausgenutzt hätten.

    Ukrainische Soldaten auf einem Oanzerfahrzeug im Juli (Archiv)
    Ukrainische Soldaten auf einem Oanzerfahrzeug im Juli (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 13.09 Uhr 

    Putins Teilnahme an G20-Gipfel weiter offen

    Der Kreml lässt die Frage nach einer persönlichen Teilnahme von Russlands Präsident Wladimir Putin am G20-Gipfel im November in Indonesien weiter offen. «Wir stellen uns auf eine Teilnahme des Präsidenten ein», sagte Putins aussenpolitischer Berater Juri Uschakow am Donnerstag der Agentur Tass zufolge. «Aber das werden wir später noch bestätigen, da eine ganze Reihe von Faktoren berücksichtigt werden muss, darunter auch die Ausbreitung des Coronavirus.»

    Moskau orientiere sich bei der Entscheidung auch daran, in welchem Format andere Staats- und Regierungschefs an dem Treffen auf der Insel Bali teilnehmen werden, sagte Uschakow weiter. Bereits im Juni hatte er eine Beteiligung Putins angekündigt - schon damals aber offen gelassen, ob persönlich oder per Videoschalte.

    Mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine stellt sich die Frage, wie westliche Politiker bei dem Gipfel der grossen Industrie- und Schwellenländer mit einer Teilnahme Putins umgehen würden - insbesondere, weil auch der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj eingeladen ist. Der gastgebende indonesische Präsident Joko Widodo erklärte kürzlich, Putin habe ihm gesagt, dass er kommen werde. Der G20-Gipfel findet am 15. und 16. November auf Bali statt.

    Ob Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich  am G20-Gipfel  in Indonesien teilnehmen wird, ist weiterhin unklar. 
    Ob Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich  am G20-Gipfel  in Indonesien teilnehmen wird, ist weiterhin unklar. 
    Aleksey Nikolskyi/Kremlin Pool/Planet Pix via ZUMA Wire/dpa
  • 12.08 Uhr 

    US-Aussenminister Blinken überraschend in Kiew

    US-Aussenminister Antony Blinken ist überraschend zu einem Besuch nach Kiew gereist. Blinken traf am Donnerstag in der ukrainischen Hauptstadt ein. Kurz zuvor hatte das US-Aussenministerium weitere Kredite und Bürgschaften in Höhe von zwei Milliarden Dollar (rund zwei Milliarden Euro) für die Ukraine und deren Nachbarstaaten angekündigt.

    Es ist der zweite Besuch des US-Aussenministers in Kiew seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar. Die Hilfen aus dem Militär-Finanzprogramm erfolgen zusätzlich zu einer von Verteidigungsminister Lloyd Austin in Ramstein verkündeten neuen Militärhilfe für die Ukraine im Umfang von 675 Millionen Dollar, wie das Aussenministerium in Washington mitteilte.

    Ziel der Finanzhilfen sei es, die Sicherheit der Ukraine und von 18 Nachbarstaaten zu erhöhen, darunter viele Nato-Verbündete sowie andere regionale Partner, denen das grösste Risiko einer künftigen Aggression durch Russland drohe, erklärte ein Ministeriumsvertreter.

    Im abgelaufenen Haushaltsjahr, das im Juni zu Ende ging, hatten die USA der Ukraine und deren Nachbarstaaten bereits Kredite und Bürgschaften in Höhe von rund vier Milliarden Dollar geleistet.

    Antony Blinken, Aussenminister der USA. (Archiv)
    Antony Blinken, Aussenminister der USA. (Archiv)
    Bild: Alex Brandon/AP/dpa
  • 11.48 Uhr 

    Russen evakuieren Stadt Kupjansk nach Kiewer Offensive

    Nach dem Beginn der ukrainischen Gegenoffensive haben die russischen Besatzer eigenen Angaben zufolge Frauen und Kinder aus der Stadt Kupjansk gebracht, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt des ostukrainischen Gebiets Charkiw.

    «Die Lage in der Stadt Kupjansk ist heute so, dass wir einfach gezwungen sind, die Evakuierung der Bevölkerung – zumindest der Frauen und Kinder – zu gewährleisten, weil die Stadt Raketenangriffen der ukrainischen Militärverbände ausgesetzt ist», sagte der Chef der von Russland eingesetzten Militärverwaltung, Witali Gantschew, der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

    Am Mittwoch hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj «gute Nachrichten aus der Region Charkiw» verkündet. Er selbst nannte keine weiteren Details. Aus Berichten russischer Kriegskorrespondenten geht derweil hervor, dass die ukrainische Armee bei der Stadt Balaklija um etwa 20 Kilometer in russisches Gebiet vorgedrungen sein soll.

    Die Vorstösse zielen auf die Stadt Kupjansk, über die mehrere Eisenbahn- und Strassenlinien führen. Die Ortschaft gilt daher als strategisch wichtig für den Nachschub der russischen Truppen, die im Norden auf den Donbass zumarschieren.

  • 11.05 Uhr

    USA sagen Ukraine weitere Militärhilfe zu

    Die USA haben der Ukraine weitere Militärhilfe für den Krieg gegen Russland zugesagt. Es gehe um ein neues Waffenpaket mit einem Volumen von rund 675 Millionen Dollar (etwa 676 Mio. Euro), sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Donnerstag auf dem US-Militärstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein.

    Austin hatte dort die Mitglieder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe zu einer Konferenz eingeladen, an der etwa auch Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg teilnahmen.

    Austin betonte bei seiner Eröffnungsrede immer wieder, dass die Ukraine Unterstützung für eine «Langstrecke» («long haul») brauche, das Land habe einen «harten Weg vor sich». Man könne den Erfolg der gemeinsamen Bemühungen aber bereits auf dem Schlachtfeld sehen. «In unserer heutigen Diskussion werden wir auch die nächsten Schritte zur Einrichtung einer internationalen Ausbildungsmission für die ukrainischen Streitkräfte erörtern», kündigte Austin an. Explizit dankte er Ministerin Lambrecht für die deutschen Zusagen zur Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung.

    US-Präsident Joe Biden hatte erst Ende August Unterstützung für die Ukraine im Umfang von knapp drei Milliarden Dollar (rund drei Milliarden Euro) angekündigt. Damit könne Kiew Luftabwehrsysteme, Artilleriesysteme und Munition, Drohnen und Radare erwerben, «um sich langfristig verteidigen zu können».

  • 10.39 Uhr

    Berlusconi bringt sich und Merkel als Vermittler ins Spiel

    Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi hält die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel und sich selbst für mögliche Vermittler zwischen Russland und der Ukraine. Der 85-Jährige, der sich im Wahlkampf um einen Parlamentssitz befindet, sagte am Mittwochabend in einer Talkshow des Senders Rai, nur mit einer Mediation könne der Konflikt beendet werden. Auf die Frage, ob er selbst ein Vermittler sein könnte, antwortete er: «Ich glaube, wenn es eine Person gibt, die an meiner Stelle oder mit mir aktiv werden könnte, ist das Frau Angela Merkel.»

    Der viermalige italienische Regierungschef, der in den vergangenen Jahren neben seiner politischen Arbeit vor allem mit etlichen Skandalen auffiel, ist mit Kremlchef Wladimir Putin befreundet. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine zeigte sich Berlusconi erst nach einigem Zögern enttäuscht von Putin und verurteilte die Aggression Moskaus. Nun betonte er, dass es für eine Friedensvermittlung jemanden brauche, der «nahe dran» ist an Putin und auch beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj «intervenieren» könne, um Verhandlungen zu erreichen.

    Silvio Berlusconi im Juni 2022. (Archiv)
    Silvio Berlusconi im Juni 2022. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 10.14 Uhr

    London: Russen durch Attacken auf Brücken unter Druck

    Gezielte Angriffe auf Flussübergänge setzen die russischen Invasionstruppen in der Ukraine nach Einschätzung britischer Militärexperten weiter unter Druck. Die ukrainischen Verteidiger zerstörten demnach eine Pontonbrücke entlang einer wichtigen Nachschubroute in der Region Cherson im Süden des Landes.

    Das ging aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Donnerstag hervor. «Die systematischen Präzisionsschläge gegen anfällige Flussübergänge dürften weiter Druck auf die russischen Kräfte ausüben (...)», teilten die britischen Experten mit. Das verlangsame die Fähigkeit Moskaus, Reserven und Nachschub an Material aus dem Osten zum Einsatz zu bringen.

    Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar veröffentlicht die britische Regierung regelmässig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

    Ukrainische Artillerie feuert am 3. September 2022 auf russische Ziele. (Archiv)
    Ukrainische Artillerie feuert am 3. September 2022 auf russische Ziele. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 9.18 Uhr

    Leiche eines Briten in der Ukraine zurückgegeben

    Fast zwei Monate nach dem Tod eines Briten in Gefangenschaft der prorussischen Separatisten in der Ukraine ist sein Leichnam an ukrainische Behörden übergeben worden. Das teilte der ukrainische Ombudsmann für Menschenrechte, Dmytro Lubinez, am Mittwoch auf Facebook mit. Der Körper des Mannes weise Folterspuren und Schnittwunden auf, schrieb er. «Als Menschenrechtskommissar des Parlaments der Ukraine kann ich bereits heute in voller Verantwortung sagen, dass dieser Tod gewaltsam war.» Unabhängig überprüfbar waren die Vorwürfe von Lubinez aber nicht.

    Die Separatistenführung von Donezk hatte im Mitte Juli erklärt, der gefangene Brite sei an einer Reihe chronischer Krankheiten gestorben. Der Mann war nach Presseberichten 45 Jahre alt. Nach britischen Angaben war er im April mit einem Hilfstransport in der umkämpften Region Saporischschja im Südosten der Ukraine unterwegs gewesen, als er in die Hand moskautreuer Truppen fiel. Die Separatisten warfen ihm vor, als Söldner für die Ukraine gekämpft zu haben.

    Die britische Botschaft in Kiew sei über die Rückgabe des Leichnams informiert worden, schrieb Lubinez.

  • 8.37 Uhr

    Kiew meldet Tote bei russischen Angriffen

    Bei nächtlichen Raketen- und Artillerie-Angriffen russischer Truppen sind nach ukrainischen Angaben mehrere Menschen getötet worden. Die Angriffe wurden aus verschiedenen Gegenden gemeldet. In der Region Donezk wurden laut den Behörden sieben Zivilisten getötet, im Grossraum Charkiw wurden fünf Menschen verletzt.

    In der Region Saporischschja wurden mindestens elf Gebäude beschädigt, wie der Gouverneur Walentyn Resnitschenko auf Telegram schrieb. Berichte über Verletzte gab es von hier nicht.

  • 7.33 Uhr

    AKW-Betreiber wirft Besatzern Folter und Tötung von Mitarbeitern vor

    Der Präsident der ukrainischen Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks Saporischschja hat den russischen Besatzern die Verschleppung, Folter und Tötung von ukrainischen Mitarbeitern vorgeworfen. «Etwa 200 Leute sind bereits inhaftiert worden, von einigen wissen wir nicht, was mit ihnen passiert ist, es gibt keinen Hinweis, wo sie sind», sagte Petro Kotin, Präsident von Energoatom, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstagsausgaben).

    Einige Mitarbeiter seien getötet worden, erklärte er und fügte hinzu: «Wir wissen, dass Menschen gefoltert worden sind.»

    Die russischen Besatzer versuchen dem Energoatom-Chef zufolge, herauszufinden, welche Mitarbeiter proukrainisch sind. «Es ist sehr schwierig für unser Personal, da zu arbeiten», sagte Kotin. Doch die Mitarbeiter wüssten, dass es wichtig für die nukleare Sicherheit und für den Brandschutz sei, vor Ort zu bleiben. «Sie erfüllen ihre Pflicht.»

    Nach Angaben von Kotin gibt es auf dem Gelände noch etwa tausend ukrainische Mitarbeiter. In Friedenszeiten arbeiteten in dem grössten Atomkraftwerk Europas 11'000 Menschen. Viele hätten die Region verlassen.

    Russsiche Soldaten Anfang September am AKW Saporischschja. (Archiv)
    Russsiche Soldaten Anfang September am AKW Saporischschja. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 5.22 Uhr

    Selenskyj hat «gute Nachrichten» von der Ostfront

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat kaum verdeckt die Gegenoffensive seiner Streitkräfte im Osten des Landes bestätigt. Es gebe in dieser Woche «gute Nachrichten aus der Region Charkiw», sagte er am Mittwochabend in seiner Videoansprache. Die Ukrainer hätten Grund, Stolz auf ihre Armee zu sein. Aus den Berichten russischer Kriegskorrespondenten ergibt sich, dass die ukrainische Armee seit Dienstag bei der Stadt Balaklija erfolgreich vorrückt und mehrere Ortschaften zurückerobert hat.

    «Jetzt ist nicht die Zeit, diese oder jene Siedlung zu nennen, in die die ukrainische Flagge zurückkehrt», sagte der Staatschef. Er zählte drei Brigaden der Armee auf, die sich besonders ausgezeichnet hätten. Ebenso dankte er zwei Brigaden, die an dem Angriff im Süden der Ukraine im Gebiet Cherson beteiligt seien. «Jeder Erfolg unseres Militärs in die eine oder andere Richtung verändert die Situation entlang der gesamten Front zugunsten der Ukraine», sagte Selenskyj.

    Ein ukrainischer Soldat mit einer Wassermelone in der rechten Hand hebt den Daumen der linken Hand, als ein Raketenwerfer in Richtung Frontlinie abgefeuert wird.
    Ein ukrainischer Soldat mit einer Wassermelone in der rechten Hand hebt den Daumen der linken Hand, als ein Raketenwerfer in Richtung Frontlinie abgefeuert wird.
    Bild: Keystone
  • 4.03 Uhr

    Ukraine verhängt Sanktionen gegen mehr als 600 Russen

    Wegen des russischen Angriffskrieges hat die Ukraine Sanktionen gegen 606 Mitglieder der politischen Führung in Moskau verhängt. Von dieser Entscheidung des Sicherheitsrates der Ukraine berichtete Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch in Kiew. «Sie tragen Verantwortung für den Krieg Russlands gegen die Ukraine, für den Terror gegen unser Volk, und keiner von ihnen wird der Strafe entgehen. Das ist nur eine Frage der Zeit», sagte er.

    Von 32 Mitgliedern des russischen Sicherheitsrates unter Vorsitz von Präsident Wladimir Putin wurden demnach 28 Mitglieder auf die ukrainische Strafliste gesetzt. Von 450 Abgeordneten der russischen Staatsduma sind es 424, von 170 Senatoren im Föderationsrat 154.

    Selenskyj sagte nicht, wer jeweils ausgenommen worden sei. Er nannte auch keine Details zu den Sanktionen. Die Ukraine habe angefangen, die Strafen juristisch, politisch und diplomatisch durchzusetzen. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen.

    606 Russen sind von der Ukraine mit weiteren Sanktionen belegt worden. (Archiv)
    606 Russen sind von der Ukraine mit weiteren Sanktionen belegt worden. (Archiv)
    picture alliance / dpa
  • 3.42 Uhr

    Russland hat etwa eine Million Menschen aus Ukraine deportiert

    Wichtige Vertreter der Vereinten Nationen (UN) haben russische Deportationslager im ukrainischen Kriegsgebiet kritisiert. Das russische Militär soll Menschen aus der Ukraine dorthin bringen, um sie dann gegen ihren Willen nach Russland oder in russisch besetztes Gebiet weiterzutransportieren. «Die anhaltenden Beschuldigungen über gewalttätige Vertreibung, Deportation und sogenannte "Filter-Camps» Russlands und angeschlossener lokaler Kräfte sind extrem beunruhigend", sagte die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.

    Es gebe glaubwürdige Berichte, wonach ukrainische Kinder von ihren Eltern getrennt und nach Russland deportiert würden, damit sie dort schnell eingebürgert und zur Adoption freigegeben werden können, sagte Ilze Brands Kehris, Chefin des UN-Menschenrechtsbüros in New York.

    US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield sagte, dass es Schätzungen einiger Quellen gebe, wonach Russland zwischen 900'000 und 1,6 Millionen Menschen aus der Ukraine befragt, festgenommen und aus ihren Heimatorten nach Russland oder in das russisch besetzte Gebiet in der Ukraine deportiert haben soll. Brands Kehris hatte zuvor von einer «wesentlichen Zahl» an Fällen gesprochen. Thomas-Greenfield sieht im russischen Handeln Vorbereitungen darauf, die Ukraine annektieren zu wollen. Russland hat bisher die Beschuldigungen zu sogenannten «Filtercamps» abgestritten.

    Russland wies die Beschuldigungen zu den «Filtercamps» zurück. «Wir verstehen nicht wirklich, worüber hier gesprochen wird», sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja. Der Begriff «Filtration» sei nicht klar definiert und Einrichtungen, in denen Ukrainer ihren Willen zum Auswandern nach Russland ausdrücken könnten, seien normal. Danach könnten sie frei in Russland leben und das Land jederzeit wieder verlassen. Viele Menschen würden vor einem «ukrainischen Regime» fliehen wollen, das seine Bürger als menschliches Schutzschild missbrauche, meinte Nebensja.

    Russland hat systematisch Menschen aus der Ukraine deportiert und in Umerziehungslager gesteckt. Dies behauptet die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo. 
    Russland hat systematisch Menschen aus der Ukraine deportiert und in Umerziehungslager gesteckt. Dies behauptet die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo. 
    Bild: David Ryder/ZUMA Press Wire/dpa