Buffalo Bluttat eines mutmasslichen Rassisten erschüttert die USA

Von Benno Schwinghammer und Julia Naue, dpa

15.5.2022 - 13:50

USA: Mann erschiesst mehrere Menschen in Supermarkt

USA: Mann erschiesst mehrere Menschen in Supermarkt

STORY: In Buffalo im US-Bundesstaat New York hat ein schwerbewaffneter Mann in einem Supermarkt mehrere Menschen erschossen und einige verletzt. Nach Angaben der Behörden soll der 18-Jährige die Tat gefilmt und live über ein soziales Netzwerk gestreamt haben. Der Bürgermeister von Buffalo erklärte, dass der junge Mann in Gewahrsam genommen worden sei. Laut der Staatsanwaltschaft gehe das FBI zurzeit von einem Hassverbrechen und von rassistisch motiviertem Extremismus aus. Unter den Opfern befanden sich fast ausschliesslich Schwarze. Auch der US-Präsident Joe Biden verurteilte die Tat. Man müsse alles tun, um den durch Hass geschürten Inlands-Terrorismus zu beenden.

15.05.2022

In Buffalo im US-Bundesstaat New York hat ein schwer bewaffneter 18-Jähriger in einem Supermarkt mehrere Menschen erschossen und verletzt. Die Ermittler haben einen schrecklichen Verdacht.

11 von 13 Opfern waren laut Polizeiangaben schwarz. Die Behörden müssen bei einem Gewaltverbrechen, das sich in Buffalo ereignet hat, von einem mutmasslich rassistischem Hintergrund ausgehen.

«Wir untersuchen diesen Vorfall sowohl als Hassverbrechen als auch als Fall von rassistisch motiviertem, gewaltbereitem Extremismus», sagte ein Ermittler der US-Bundespolizei FBI am Samstag (Ortszeit). Die Gouverneurin des Bundesstaates New York, Kathy Hochul, bezeichnete die Tat als Terrorismus. 

Der mutmassliche Täter, ein 18-jähriger Weisser, hatte in einem vor allem von Schwarzen besuchten Supermarkt das Feuer eröffnet. Mindestens drei weitere Menschen wurden verletzt.

Schütze plädiert auf nicht schuldig

Der mutmasslich Schütze sei direkt nach der Tat in Gewahrsam genommen worden, sagte Bürgermeister Byron Brown. Wenige Stunden später wurde er laut Medienberichten des Mordes ersten Grades angeklagt.

Vor Gericht plädierte der 18-Jährige auf nicht schuldig. Ermittler untersuchten ein im Internet aufgetauchtes ideologisches Manifest des Tatverdächtigen, in dem dieser rassistisches Gedankengut äussert. Das FBI definiert Hassverbrechen vor allem als solche, bei denen die Täterin oder der Täter Opfer auf Grundlage von Hautfarbe, Herkunft oder Religion angreift. Berichten zufolge wollte der junge Tatverdächtige den Angriff auf der Streaming-Plattform Twitch live übertragen, der Stream sei aber nach wenigen Minuten von Twitch gelöscht worden.

Gouverneurin Hochul, die nach der Tat nach Buffalo geflogen war, sagte, der Täter sei ein Rechtsextremist, der einen «terroristischen Akt» begangen habe. Sie hoffe aufrichtig, dass er den Rest seiner Tage hinter Gittern verbringen werde. Bürgermeister Brown betonte, der junge Mann sei nicht aus Buffalo, sondern von ausserhalb angereist.

US-Präsident Joe Biden reagierte entsetzt auf die Tat und bezeichnete sie als «schrecklich». «Der Präsident und die First Lady beten für die Opfer und ihre Angehörigen», hiess es aus dem Weissen Haus. Buffalo ist nach New York City die zweitgrösste Stadt des Bundesstaats. Der Ort mit rund 280 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist nur wenige Kilometer von den Niagarafällen entfernt.

Schwerstes Verbrechen mit Schusswaffen seit einem Jahr

Die Tat ereignete sich ab 14.30 Uhr Ortszeit. Auf dem Parkplatz des Supermarktes eröffnete der Tatverdächtige das Feuer auf mehrere Menschen und betrat dann den Laden, in dem er sich der Polizei später ergab. Nach Angaben von Polizeichef Joseph Gramaglia hatte er eine Kamera dabei und trug einen Helm. Nach ersten Erkenntnissen handelte der Schütze allein.

Bei dem Angriff im Westen des Bundesstaats New York handelt es sich um das schwerste Verbrechen eines Schützen in den USA seit mehr als einem Jahr. Im Sommer 2019 hatte ein rassistisch motivierter Täter in einem Supermarkt in El Paso (Texas) mehr als 20 Menschen getötet.

Das schockierende Verbrechen traf Buffalo an einem warmen Frühlingstag, an dem die Menschen den Sonnenschein und Freizeitaktivitäten wie Barbecues genossen hätten, sagte Bürgermeister Brown. «Was als ein schöner Tag in der Stadt Buffalo begann, hat sich in einen schrecklichen Tag verwandelt. Ein Tag, der jedem Mitglied unserer Gemeinschaft das Herz bricht.»

Ein Polizist beschrieb den Tatort in der Zeitung «The Buffalo News»: «Es ist, als würde man in einen Horrorfilm hineinlaufen, aber alles ist real». Die Zeitung zitierte auch einen Mitarbeiter des Supermarkts, der eigenen Angaben nach kurz vor dem Vorfall in den Kühlraum gegangen war. «Ich versteckte mich. Ich habe mich einfach versteckt. Ich wollte den Raum nicht verlassen», sagte er.

Im Supermarkt lief der mutmassliche Täter der Polizei zufolge die Gänge ab und schoss seinen Opfern gezielt in den Kopf. Ein Wachmann habe auf den 18-Jährigen geschossen, doch die Kugeln seien in dessen schusssicherer Weste stecken geblieben. Der Wachmann wurde dann von ihm getötet.

Rassismus von Rechtsradikalen wird in den USA von vielen Menschen nicht erst seit der «Black Lives Matter»-Bewegung als wachsendes und gefährliches Problem wahrgenommen. Die Anti-Rassismus-Organisation Anti-Defamation League (ADL) schreibt, «White Supremacists» gingen davon aus, dass die Weissen Gefahr liefen, auszusterben. Sie glaubten, dass fast alle Taten gerechtfertigt seien, die dazu beitrügen, Weisse zu «retten».

Hoch bewaffnete Bevölkerung

Immer wieder kommt es in den USA zu tödlichen Vorfällen mit Schusswaffen, zu Schiessereien oder zu Taten, in denen eine Person in Schulen, Supermärkten oder anderen öffentlichen Einrichtungen das Feuer eröffnet. Mehr als 40'000 Menschen sterben in den Vereinigten Staaten jährlich durch Schusswaffen.

Schuld daran ist neben teils sehr laxen Regeln für die Besorgung auch schwerer automatischer Gewehre ein florierender Schwarzmarkt, gegen den die Regierung in Washington bislang mit wenig Erfolg vorzugehen versucht. Nach einer jüngsten Umfrage von YouGov im Auftrag der Zeitschrift «Economist» befürworten inzwischen 45 Prozent der Befragten in den USA strengere Waffengesetze, 14 Prozent sprechen sich hingegen für Lockerungen aus.

Von Benno Schwinghammer und Julia Naue, dpa