Scharfe Kritik der Demokraten US-Regierung behindert Anhörung im Kongress

tmsc/SDA

8.10.2019 - 19:18

Die Kongress-Aussage eines Top-Diplomaten ist blockiert worden – durch die Regierung von US-Präsident Trump. Bei der Anhörung hätte sich Gordon Sondland, US-Botschafter bei der EU, zur Ukraine-Affäre geäussert.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat die Aussage eines Top-Diplomaten in der Ukraine-Affäre blockiert. Der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, war für diesen Dienstag für eine Anhörung im Kongress vorgeladen worden.

Trump verteidigte die Entscheidung am Dienstag auf Twitter: Er würde Sondland gerne schicken, dieser würde aber vor einem «komplett korrupten Gericht» aussagen, das den Republikanern ihre Rechte genommen hätte und wo wahre Tatsachen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich seien. Die Demokraten reagierten mit scharfer Kritik.

Sondland sei ein «zentraler Zeuge» bei der Aufklärung der Vorwürfe gegen Trump, sagte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, der Demokrat Adam Schiff. Das Aussenministerium halte auch Textnachrichten oder E-Mails Sondlands zurück.

Die Verweigerung der Aussage und der Dokumente werde «als weiterer starker Beweis für die Behinderung der verfassungsmässigen Aufgaben des Kongresses» gewertet. Trump bezichtigt Schiff, befangen zu sein, und forderte mehrfach seinen Rücktritt.

Der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland (rechts), ist enttäuscht. Er wollte vor dem Kongress erscheinen. Doch die Regierung von US-Präsident Trump hat seine Aussage in der Ukraine-Affäre blockiert.
Der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland (rechts), ist enttäuscht. Er wollte vor dem Kongress erscheinen. Doch die Regierung von US-Präsident Trump hat seine Aussage in der Ukraine-Affäre blockiert.
Bild: KEYSTONE/AP/PABLO MARTINEZ MONSIVAIS

Vorwurf des Amtsmissbrauchs

Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus führen Untersuchungen für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren gegen den Republikaner. Trump wird beschuldigt, die Macht seines Amtes missbraucht zu haben, damit sich eine ausländische Regierung zu seinen Gunsten in den Wahlkampf einmischt.

Schiff kritisierte, Trump und Aussenminister Mike Pompeo würden die Kongressabgeordneten daran hindern, die Fakten zu recherchieren, die zum Schutz der nationalen Sicherheit notwendig seien.

Trump hatte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat Ende Juli zu Ermittlungen gegen Joe Biden und seinen Sohn Hunter ermuntert. Biden bewirbt sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bei der Wahl 2020, zu der auch Trump antritt.

Der Inhalt des Gesprächs mit Selenskyj kam an die Öffentlichkeit, nachdem ein anonymer Geheimdienstmitarbeiter Beschwerde bei einem internen Kontrollgremium eingereicht hatte. Laut den Demokraten nutzte Trump zeitweise blockierte Militärhilfe als Druckmittel.

Sondland enttäuscht

«Botschafter Sondland ist zutiefst enttäuscht, dass er heute nicht aussagen kann», erklärte Sondlands Anwalt Robert Luskin. Sondland habe zuvor eingewilligt, freiwillig vor dem Kongress zu erscheinen.

Vergangene Woche waren Textnachrichten unter anderem von Sondland veröffentlicht worden. Aus ihnen geht hervor, dass Sondland an Versuchen beteiligt war, die ukrainische Regierung zu einer Erklärung zu bringen, in der sie sich zu Ermittlungen unter anderem gegen den Gaskonzern Burisma verpflichtet hätte. Hunter Biden war bei Burisma tätig. Gegen die Firma war zeitweise wegen angeblich krummer Geschäfte ermittelt worden.

Trump beschuldigt Biden, sich als US-Vizepräsident um die Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts bemüht zu haben, um seinen Sohn Hunter vor der Justiz zu schützen. Trump hat für keine seiner Anschuldigungen Belege vorgelegt.

Für Adam Schiff (links), den Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, ist Botschafter Gordon Sondland ein «zentraler Zeuge» bei der Aufklärung der Vorwürfe gegen Trump.
Für Adam Schiff (links), den Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, ist Botschafter Gordon Sondland ein «zentraler Zeuge» bei der Aufklärung der Vorwürfe gegen Trump.
Bild: KEYSTONE/AP/ANDREW HARNIK

Womöglich droht Rechtsstreit

Die Demokraten treiben ihre Untersuchungen mit Druck voran. Sie hatten neben Sondland auch andere frühere und derzeitige Mitarbeiter des Aussenministeriums vorgeladen. Zudem haben sie unter Strafanordnung Dokumente angefordert, darunter vom Weissen Haus, dem Aussenministerium, dem Vizepräsidenten und dem Verteidigungsministerium.

Angesichts der Blockade der Aussage von Sondland ist fraglicher denn je, ob die Regierung den Anfragen entsprechen wird. Sollte sie die Dokumente nicht herausgeben, droht wohl ein Rechtsstreit.

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