UmweltkatastropheDeutsche Ministerin rechnet mit langfristigen Schäden für Oder
dpa
27.8.2022 - 15:26
Ob die Oder sich nach dem grossen Fischsterben wieder vollständig erholen kann, ist noch unklar. Die Umweltministerinnen von Deutschland und Polen wollen über die Ursachen der Katastrophe sprechen.
27.08.2022, 15:26
27.08.2022, 16:47
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Die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke erwartet für die Oder angesichts des grossen Fischsterbens langfristige Schäden. «In der Oder als Ökosystem entstand weit grösserer Schaden als das Fischsterben allein. Die ersten Untersuchungsergebnisse lassen befürchten, dass es gravierendere Schäden geben könnte», sagte die Grünen-Politikerin im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Die Ursachen sind noch nicht endgültig geklärt. Aber ich würde schon das Fazit ziehen, dass es sich um eine menschengemachte Gewässerverschmutzung handelt – vermutlich in Kombination mit der Hitze, die niedrige Wasserstände und hohe Wassertemperaturen verursachte.»
Der frühere Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck fordert angesichts der Umweltkatastrophe in der Oder langfristige Konsequenzen für den Erhalt des Flusses. «Ich hoffe es sehr, dass nicht nur die Ursachen aufgeklärt werden, sondern, dass vor allen Dingen alles getan wird, um Wiederholungen zu verhindern», sagte Platzeck der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist ja nicht ausgeschlossen.» Als Platzeck Brandenburger Umweltminister war, wurde er vor 25 Jahren bei der Oderflut bundesweit als Krisenmanager bekannt. «Wer der Oder ein bisschen verbunden ist – und das bin ich -, dem tut das sehr weh.»
Ursache für Fischsterben weiter unklar
In dem deutsch-polnischen Grenzfluss waren massenhaft tote Fische entdeckt worden. Die genaue Ursache für das Fischsterben ist bisher unklar. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund für die Umweltkatastrophe ist, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart. Naturschutz- und Umweltverbände fordern einen umfassenden Rettungsplan für die Oder. Aus Deutschland gab es Kritik an der Informationspolitik in Polen, während Polens Regierung von «Falschnachrichten» aus Deutschland sprach.
Polen: Umweltkatastrophe an der Oder belastet Natur und Wirtschaft
Nach der Umweltkatastrophe an der Oder sind bislang 300 Tonnen tote Fische aus dem Fluss geholt worden. Während polnische und deutsche Behörden weiter nach der genauen Ursache für das massive Fischsterben suchen, zeigen sich bereits jetzt dramatische Folgen.
27.08.2022
Am Montag wollen Lemke und ihre polnische Amtskollegin Anna Moskwa beim Deutsch-Polnischen Umweltrat unter anderem über die weitere Aufklärung des Fischsterbens sprechen. In Bad Saarow (Brandenburg) soll es laut Lemke auch darum gehen, wie sich der Zustand der Oder verbessern kann. Ob sich die Oder wieder erholen werde, lasse sich noch nicht sagen, sagte die Umweltministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Das kann Jahre dauern.» Die Umweltorganisation WWF Deutschland hatte vor einem weiteren Fischsterben gewarnt, weil der Zersetzungsprozess toter Fische den Fluss weiter belaste.
Die Grünen-Politikerin sieht nicht nur die Oder in Gefahr. «In viele Flüsse werden permanent und legal chemische Substanzen, Salze und Nährstoffe eingeleitet», sagte Lemke. «Dass das bei niedrigen Wasserständen und hohen Temperaturen ein grösseres Problem für ein Gewässer sein kann als bei niedriger Wassertemperatur und grösserer Verdünnung, legt der gesunde Menschenverstand nahe.»