Ukraine-Übersicht Berichte über russische Gräueltaten nach Abzug aus Charkiw +++ Scholz fordert Putin zum Rückzug auf

Agenturen/Red.

13.9.2022

Selenskyj und Blinken berichten über Geländegewinne

Selenskyj und Blinken berichten über Geländegewinne

Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Selenskyj bei ihrer Gegenoffensive seit Anfang September 6000 Quadratkilometer zuvor russisch besetzter Gebiete zurückerobert. Auch US-Aussenminister Antony Blinken sieht «bedeutende Fortschritte».

13.09.2022

Bei ihrer Gegenoffensive hat die Ukraine laut Wolodymyr Selenskyj innert weniger Tage grosse Gebiete befreit. Die Region um das von den Russen besetzte AKW Saporischschja ist angeblich wieder beschossen worden. Die Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/Red.

Im ersten Telefonat seit Monaten mit Kreml-Chef Wladimir Putin hat Bundeskanzler Olaf Scholz auf eine diplomatische Lösung des Ukraine-Krieges gedrungen. «Russland muss seine Truppen aus der #Ukraine zurückziehen und die Souveränität und territoriale Integrität anerkennen. Anders ist eine diplomatische Lösung nicht vorstellbar», schrieb der SPD-Politiker nach dem 90-minütigen Telefonat auf Twitter.

Am Tag des Gesprächs meldete die Ukraine weitere Geländegewinne im Nordosten des Landes, die über die Ukraine hinaus Hoffnung auf eine Wende des Krieges schüren. Demnach zogen sich russische Truppen nach ihrer Niederlage in der Region bei Charkiw am Dienstag aus ersten Orten im Nachbargebiet Luhansk zurück. Die USA dämpften nach dem ukrainischen Vormarsch jedoch die Euphorie: Die Fortschritte seien bedeutsam, doch sei es zu früh, die weitere Entwicklung zu beurteilen, sagte US-Aussenminister Antony Blinken in Mexiko. Zugleich ermunterte die US-Botschaft in Berlin Deutschland und andere Verbündete, bei der Militärhilfe «so viel Unterstützung wie möglich zu leisten».

Ukraine meldet russischen Rückzug auch aus Teilen von Luhansk

Im Kriegsgebiet hatte sich in den vergangenen Tagen das Blatt gewendet: Das ukrainische Militär gewann im Osten und Süden des Landes Gebiete zurück, während die russischen Besatzer überstürzt abrückten.

Mithilfe westlicher Waffen will Kiew die Regionen Luhansk und Donezk zurückerobern. Russland hatte die vollständige Einnahme von Luhansk im Juli gemeldet. In Donezk halten die Ukrainer eigenen Angaben zufolge derzeit rund 40 Prozent des Gebiets.

In einer Woche wurden nach Angaben der ukrainischen Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar im Gebiet Charkiw mindestens 300 Ortschaften mit knapp 150’000 Einwohnern auf 3800 Quadratkilometern befreit. Russische Truppen zogen sich auch aus ersten Orten im Nachbargebiet Luhansk zurück, wie der dortige ukrainische Militärgouverneur Serhij Hajdaj mitteilte. Unabhängig zu überprüfen waren diese Aussagen zunächst nicht.

Kreml: Keine Generalmobilmachung

Die russische Führung um Präsident Wladimir Putin gibt sich trotz der Rückschläge unaufgeregt. Es sei keine Generalmobilmachung geplant, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Agentur Interfax. Doch werden in Moskau Rufe nach Konsequenzen lauter – darunter auch nach einer teilweisen oder vollständigen Mobilmachung, um die ausgegebenen Ziele der sogenannten Spezialoperation zu erreichen.

Zugleich gibt es Hinweise auf vermehrte Kritik an Putin. Dutzende Lokalpolitiker in Russland forderten seinen Rücktritt. Es kämen neue Unterstützer hinzu, schrieb die Abgeordnete eines St. Petersburger Bezirksrats, Xenia Torstrem, auf Twitter. Die direkten Auswirkungen solcher Protestaktionen dürften aber gering sein. Seit dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geht Russlands Justiz besonders hart gegen Oppositionelle und Andersdenkende vor.

Briten sehen Rückschlag für Eliteeinheit

Auch die strategische Lage nach den jüngsten Erfolgen der Ukraine ist nicht leicht einzuschätzen. «Wir haben eindeutig bedeutende Fortschritte bei den Ukrainern gesehen, insbesondere im Nordosten», sagte US-Aussenminister Blinken in Mexiko und lobte den Mut der Ukrainer. Doch fügte er hinzu, es sei zu früh zu sagen, wie sich die Lage weiterentwickeln werde. «Die Russen haben in der Ukraine weiter sehr umfangreiche Streitkräfte sowie Ausrüstung, Waffen und Munition.»

Nach Einschätzung der britischen Geheimdienste sind führende Einheiten der russischen Armee jedoch enorm geschwächt. Betroffen sei auch die Erste Gardepanzerarmee, die zu den prestigeträchtigsten Einheiten des russischen Militärs gehört. Teile dieser Einheit hätten sich vergangene Woche aus der Region Charkiw zurückgezogen.

Stromausfall in Charkiw

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte erneut von den westlichen Verbündeten mehr Waffen – in diesem Fall Luftabwehrwaffen, da Russland in den vergangenen Tagen unter anderem Stromnetze in der Ukraine attackiert hatte. Auch am Dienstag gab es Stromausfälle in Charkiw. Deutschland hat der Ukraine das moderne Luftabwehrsystem Iris-T zugesagt. Die Ukraine hofft auf eine schnelle Lieferung.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste im Überblick

  • Alle drei Notstromleitungen des von Russland kontrollierten Kernkraftwerks Saporischja in der Ukraine sind wiederhergestellt worden.
  • The Kyiv Independent berichtet, dass viele russische Besatzer, Militär- und Geheimdienst-Angehörige die Halbinsel Krim im Süden der Ukraine verlassen.
  • Ungeachtet der jüngsten Misserfolge in der Ostukraine plant der Kreml derzeit eigenen Angaben zufolge keine Generalmobilmachung in Russland.
  • Die russische Armee hat eigenen Angaben zufolge die ukrainischen Streitkräfte an allen Frontlinien massiv bombardiert.
  • Ein weiterer hochrangiger russischer Geschäftsmann ist tot: Ivan Pechorin ist russischen Angaben zufolge betrunken von Bord eines Boots gefallen und ertrunken.
  • Das ukrainische Militär teilte mit, es habe im Rahmen der laufenden ukrainischen Grossoffensive innert 24 Stunden mehr als 20 Ortschaften befreit.
  • Der Nationalrat befasst sich heute mit dem Rettungsschirm für Stromunternehmen, die im derzeit turbulenten Markt in Liquiditätsprobleme geraten.
  • Die Entwicklungen vom Montag kannst du hier nachlesen.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden unseren Live-Ticker vom Dienstag

  • 21.59

    Experte: Friedensgespräche nur ohne Putin möglich

    Abbas Galljamow, unabhängiger russischer Politikwissenschaftler und ehemaliger Redenschreiber von Präsident Wladimir Putin, ist der Überzeugung, dass Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine unter den bestehenden Bedingungen keine Aussicht auf Erfolg hätten. Angesichts der jüngsten Bodenverluste in der Ukraine könnte Moskau zwar wieder Interesse an Friedensverhandlungen haben, allerdings könnten diese nur ohne Putin zielführend sein, sagte Galljamow am Dienstag. Denn der russische Präsident habe durch sein bisheriges Handeln keinen Manövrierraum mehr. «Er wäre nicht in der Lage, irgendetwas Sinnvolles auf den Tisch zu legen.»

    Die Vorstellungen, wie ein Friedensabkommen aussehen könnte, gehen weit auseinander. Das haben schon erste Gespräche kurz nach Kriegsbeginn gezeigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj etwa habe klar gemacht, dass er eine Rückgabe aller ukrainischen Gebiete inklusive der 2104 von Russland annektierten Krim erreichen wolle, sagte Galljamow. «Das ist inakzeptabel für Moskau, deshalb sind Gespräche eigentlich unmöglich.»

    Damit es eine Aussicht auf eine Verhandlungslösung geben könne, müsste Putin gehen und von jemandem ersetzt werden, der möglichst nicht direkt mit Russlands Vorgehen in der Ukraine in Zusammenhang gebracht werde, sagte Galljamow. Als mögliche Kandidaten nannte er den Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin oder den russischen Ministerpräsidenten Michail Mischustin.

  • 21.32 Uhr

    Ukraine legt Konzept für Sicherheitsgarantien vor

    Die Führung der Ukraine hat ein Konzept für internationale Sicherheitsgarantien nach einem Ende des russischen Angriffskrieges ausgearbeitet. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, und der frühere Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen stellten das Papier am Dienstag in Kiew vor.

    Demnach sollte die ukrainische Armee so ausgerüstet und ausgebildet werden, dass das Land jederzeit einen russischen Angriff abwehren kann. Eine Gruppe von Ländern sollte politisch und rechtlich die Sicherheit der Ukraine garantieren. Als mögliche Garantiestaaten wurden aufgelistet: die USA, Grossbritannien, Kanada, Polen, Italien, Deutschland, Frankreich, Australien, die Türkei sowie die Länder Nordeuropas und des Baltikums. Auch mit den Garantien strebe die Ukraine weiter einen Beitritt zur Nato an, hiess es.

    Die Frage internationaler Garantien hatte vor allem zu Anfang des mittlerweile ein halbes Jahr dauernden Krieges eine Rolle gespielt, als beide Seiten noch über einen Waffenstillstand verhandelten. Damals gab es Signale aus Kiew, den neutralen Status der Ukraine festzuschreiben und auf die Nato-Mitgliedschaft zu verzichten. Ende August sagte die für Nato-Integration zuständige Vizeregierungschefin Olha Stefanischyna dagegen, für ihr Land komme nur noch eine direkte Mitgliedschaft ohne vorherigen Beitrittsplan infrage.

    Solche Garantien wären der «Auftakt zum Dritten Weltkrieg», reagierte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew auf Telegram. Sie kämen der Beistandsverpflichtung nach Artikel 5 des Nato-Vertrags nahe. Wenn die westlichen Länder versuchten, Russland auf diese Weise zu schwächen, werde bei ihnen selbst «die Erde brennen und der Beton schmelzen», drohte der Vizesekretär des russischen Sicherheitsrates.

  • 21.16 Uhr

    Alle drei Notstromleitungen in Saporischja wiederhergestellt

    Alle drei Notstromleitungen des von Russland kontrollierten Kernkraftwerks Saporischja in der Ukraine sind wiederhergestellt worden. Eine von ihnen versorge die Anlage mit externem Strom, den es für die Kühlung und andere wichtige Sicherheitsfunktionen benötigt, und die zwei anderen würden in Reserve gehalten, erklärt die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Die erste dieser Leitungen wurde am Samstag wieder in Betrieb genommen.

  • 19.40 Uhr

    Russischer Politiker fürchtet keine Strafe nach Ukraine-Äusserungen

    Ein russischer Politiker, dessen kritische Äusserungen über die Strategie seines Landes in der Ukraine hohe Wellen geschlagen haben, fürchtet sich nach eigenen Angaben nicht vor Bestrafung. Er habe bei seinem Auftritt im Staatsfernsehen die Wahrheit gesagt und fürchte keine Strafe unter den harschen Gesetzen gegen die Herabwürdigung von Soldaten und die Verbreitung angeblicher Falschnachrichten über den Konflikt, sagte Boris Nadeschdin am Dienstag. «Ich habe definitiv keine russischen Gesetze verletzt», erklärte er in einem Interview der Nachrichtenagentur AP. Nichts an dem, was er gesagt habe, sei falsch gewesen. «Es gab eine Aussage über absolut offensichtliche Tatsachen.»

    Bei einer Talkshow im staatlich kontrollierten Sender NTV am Sonntag hatte der frühere liberale Parlamentsabgeordnete angesichts des Rückzuges russischer Streitkräfte aus weiten Teilen der ukrainischen Region Charkiw wegen der ukrainischen Gegenoffensive Fehler moniert. Der russische Präsident Wladimir Putin sei von den Geheimdiensten in die Irre geführt worden, befand Nadeschdin. Diese hätten ihm offenbar gesagt, dass der ukrainische Widerstand nicht lange anhalten und ineffizient sein werde. Nadeschdin forderte zudem ein Ende der Kämpfe und die Aufnahme von Verhandlungen.

  • 19.06 Uhr

    Berichte über russische Gräueltaten nach Abzug aus Charkiw

    Nach dem Rückzug russischer Truppen aus der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine werden ihnen neue Gräueltaten in den bisher besetzten Gebieten vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft in Charkiw teilte am Dienstag mit, in der Ortschaft Salisnytschne seien vier Leichen mit Folterspuren entdeckt worden.

    Ein Sprecher des ukrainischen Generalstabs, Oleksandr Schtupun, warf den russischen Soldaten Hunderte Kriegsverbrechen in Gebieten vor, die sie zuvor kontrolliert hatten. In den befreiten Städten und Dörfern sei die Gefahr für die einrückenden Soldaten und Bewohner durch Minenfelder nach wie vor sehr gross. Auf einer Fläche von 70’000 Quadratkilometern lägen Munition und nicht explodierte Sprengkörper verstreut, sagte Schtupun. «Die Verteidigungstruppen ergreifen Massnahmen, um so schnell wie möglich den befreiten Gemeinden ein friedliches Leben zurückzubringen.»

    Feuerwehrleute löschen einen Brand nach einem russischen Raketenangriff auf ein Elektrizitätswerk in Charkiw.
    Feuerwehrleute löschen einen Brand nach einem russischen Raketenangriff auf ein Elektrizitätswerk in Charkiw.
    Bild: Keystone/AP/Kostiantyn Liberov
  • 18.25 Uhr

    Scholz nimmt Gesprächsfaden mit Putin wieder auf

    Erstmals seit vielen Wochen hat Bundeskanzler Olaf Scholz wieder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. In dem 90-minütigen Gespräch habe Scholz am Dienstag darauf gedrungen, dass es so schnell wie möglich zu einer diplomatischen Lösung des russischen Krieges in der Ukraine komme, die auf einem Waffenstillstand, einem vollständigen Rückzug der russischen Truppen und Achtung der territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine basiere, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit.

    «Der Bundeskanzler betonte, dass etwaige weitere russische Annexionsschritte nicht unbeantwortet blieben und keinesfalls anerkannt würden», so Hebestreit weiter. Aus Moskau gab es zunächst keine Angaben zu dem Telefonat.

    Scholz hat nach Angaben eines Regierungssprechers zuletzt Ende Mai mit Putin telefoniert. Damals sprachen Scholz und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron gemeinsam mit dem russischen Präsidenten.

  • 18.04 Uhr

    London: Führende Teile der russischen Armee enorm geschwächt

    Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sind führende Einheiten der russischen Armee durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine enorm geschwächt. Insbesondere in der Anfangsphase des Krieges habe es schwere Verluste gegeben, von denen sich die Truppen nicht erholt hätten, hiess es im Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

    Betroffen sei etwa die Erste Gardepanzerarmee. Teile dieser Einheit, die zu den prestigeträchtigsten des russischen Militärs gehöre, hätten sich in der vergangenen Woche aus der Region Charkiw zurückgezogen.

    Im Fall eines Krieges gegen die Nato sei vorgesehen, dass die Erste Gardepanzerarmee eine führende Rolle übernehme. Durch die Verluste sei die konventionelle Kampfstärke Russlands gegen die Nato jedoch deutlich geschwächt. Es werde Jahre dauern, um diese wieder aufzubauen, hiess es von den Briten.

  • 17.19 Uhr

    Rheinmetall deklariert 16 Marder-Panzer als auslieferungsfähig

    Der Rüstungskonzern Rheinmetall liess gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio in Berlin verlauten, dass er auf eigene Kosten 16 Marder-Schützenpanzer aus Bundeswehrbeständen für die Ukraine "auslieferfähig" gemacht hätte. Es fehle nur noch die Ausfuhrgenehmigung der Bundesregierung.  Derzeit würde man bereits weitere 14 Marder-Panzer aufbereiten und könnte rund 70 weitere Fahrzeuge für die Ukraine  wieder einsatzbereit machen.

    KEYSTONE/DPA/Julian Stratenschulte
    KEYSTONE/DPA/Julian Stratenschulte
  • 16.50 Uhr

    Ukraine kritisiert zögerliche Waffenlieferungen aus Deutschland

    Anders als andere Nato-Bündnispartner fällt Deutschland immer wieder durch seine Zurückhaltung bei Waffenlieferungen an die Ukraine auf. Mychajlo Podoljak, ein Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, drückt es auf Twitter so aus: «Sechs Monate lang gibt es keine Panzer, weil es keine ‹politische Entscheidung› dafür gibt. [...] Menschen sterben, Zeit vergeht. Deutschland, wir warten auf Dein Wort.» Kritisiert wird vor allem das System des Ringtausches mit Altbeständen der Staaten des ehemaligen Ostblocks, statt modernes Kriegsgerät der Bundeswehr zu liefern.
    Auch der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba äussert sich auf Twitter enttäuscht, dass Deutschland anscheinend die ukrainischen Bitten nach Leopard- und Marder-Panzern ignoriert.

  • 16:31 Uhr

    Russische Besatzer beginnen, die Krim zu verlassen

    The Kyiv Independent berichtet, dass viele russische Besatzer, Militär- und Geheimdienst-Angehörige die Halbinsel Krim im Süden der Ukraine verlassen. Das News-Portal beruft sich dabei auf Informationen des ukrainischen Geheimdienstes. Die Angaben lassen sich derzeit nicht verifizieren, könnten aber eine direkte Konsequenz der jüngsten erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive im Osten des Landes sein.

  • 14.46 Uhr

    Kreml plane derzeit keine Generalmobilmachung in Russland

    Ungeachtet der jüngsten Misserfolge in der Ostukraine plant der Kreml derzeit eigenen Angaben zufolge keine Generalmobilmachung in Russland. «Im Moment nicht, davon ist keine Rede», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge auf eine entsprechende Frage von Journalisten.

    Unter Druck gesetzt von ukrainischen Vorstössen hat Russland mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn am vergangenen Wochenende eigene Truppen aus der ostukrainischen Region Charkiw abgezogen. Seitdem werden in Moskau Stimmen laut nach Konsequenzen – darunter auch nach einer teilweisen oder vollständigen Mobilmachung.

    «Meiner Ansicht nach hat sich die Spezial-Operation in der Ukraine und im Donbass in den vergangenen zwei Monaten in einen Krieg verwandelt», erklärte etwa der Parteichef der Kommunisten, Gennadi Sjuganow. «Diesen Krieg haben uns die Amerikaner, das vereinigte Europa und die Nato erklärt», sagte der 78-Jährige – und fügte hinzu: «Jeder Krieg erfordert eine Antwort. Vor allem ist eine maximale Mobilisierung von Kräften und Ressourcen erforderlich.»

    Russischer Soldat in Donezk am 30. August 2022. Bild entstand während eines von der russischen Armee organisierten Medienbesuchs.
    Russischer Soldat in Donezk am 30. August 2022. Bild entstand während eines von der russischen Armee organisierten Medienbesuchs.
    KEYSTONE / EPA / YURI KOCHETKOV
  • 14.12 Uhr

    Moskau meldet massiv Artillerieangriffe an allen Fronten

    Die russische Armee hat eigenen Angaben zufolge die ukrainischen Streitkräfte an allen Frontlinien massiv bombardiert. «Die Luft- und Raketen-Streitkräfte sowie die russische Artillerie führen in allen Einsatzgebieten massive Angriffe gegen Einheiten der ukrainischen Streitkräfte aus», teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag in seinem täglichen Bericht mit. Explizit genannt wurden Angriffe vor allem im Osten, Süden und bei Charkiw im Nordosten des Landes, wo die Ukraine eine Gegenoffensive gestartet hat.

    Der Kreml beschuldigte Kiew der Misshandlung von Einwohnern der zurückeroberten Gebiete. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warf den ukrainischen Streitkräften vor, in den vergangenen Tagen in den von der russischen Armee übernommenen Gebieten «Folter» und «Misshandlungen» an Einwohnern begangen zu haben. Nach Kreml-Informationen gebe es «viele Strafaktionen gegen die Einwohner der Region Charkiw, Menschen werden gefoltert, misshandelt», sagte Peskow am Dienstag vor Journalisten.

    Russiche Artillerie Ende August in der Ukraine. (Archiv)
    Russiche Artillerie Ende August in der Ukraine. (Archiv)
    Russisches Verteidigungsministerium via Keystone
  • 13.29 Uhr 

    Gouverneur von Luhansk: «Sie sind alle weggelaufen»

    Nach ihrer Niederlage in der Region bei Charkiw ziehen sich Russlands Truppen ukrainischen Angaben zufolge auch aus ersten Orten im Nachbargebiet Luhansk zurück. «Heute ist (die Kleinstadt) Kreminna völlig leer», sagte der ukrainische Militärgouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, am Dienstag. «Es gibt keine Polizei, keine Kommandantur, keine Staatsanwaltschaft – es gibt niemanden mehr, sie sind alle weggelaufen.» Unabhängig überprüft werden konnten diese Aussagen zunächst nicht.

    Russische Militärblogger hatten allerdings bereits am Montag von der Erstürmung der Ortschaft Bilohoriwka durch ukrainische Streitkräfte berichtet. Bilohoriwka liegt in der Nähe von Kreminna am anderen Ufer des Flusses Siwerskyj Donez.

    Russiche Panzer Ende Juli in der Region Luhansk: Laut dem Militärgouverneur der Region, haben sich Moskaus Einheiten weitgehend aus dem Staub gemacht. (Archiv)
    Russiche Panzer Ende Juli in der Region Luhansk: Laut dem Militärgouverneur der Region, haben sich Moskaus Einheiten weitgehend aus dem Staub gemacht. (Archiv)
    KEYSTONE
  • 12.49 Uhr

    Russischer Manager wegen Hochverrats festgenommen

    Der russische Geheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben einen hochrangigen Manager der Luftfahrtbranche festgenommen, der Staatsgeheimnisse an die Ukraine weitergegeben haben soll. «Auf dem Posten des Direktors für Qualitätsmanagement mit Zugang zu streng geheimen Dokumenten hat der Bewohner des Moskauer Umlands mithilfe seines Mobiltelefons technische Zeichnungen von Kampfflugzeugteilen abfotografiert und diese Materialien anschliessend elektronisch an einen Ukrainer und an Mitarbeiter der Odessaer Flugzeugwerke übermittelt», teilte der FSB am Dienstag mit.

    Nach Angaben der Behörde wurde ein Verfahren wegen Hochverrats eingeleitet. Um wen genau es sich bei dem festgenommenen Mann handelt, teilte der FSB nicht mit.

  • 11.32 Uhr

    Ukraine berichtet erneut von Beschuss bei AKW Saporischschja

    In der Gegend um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja hat es erneut Beschuss gegeben. Die Region Nikopol auf der gegenüberliegenden Seite des Dnipro sei während der Nacht sechsmal beschossen worden, teilte Gouverneur Walentyn Resnitschenko mit. Berichte über Verletzte hätten ihm zunächst nicht vorgelegen.

    Das Kernkraftwerk Saporischschja ist das grösste in Europa und war kurz nach Beginn des Krieges von russischen Truppen besetzt worden. Das ukrainische Personal sorgt für den Weiterbetrieb. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, durch Kriegshandlungen in der Gegend Stromleitungen beschädigt zu haben. Das führte dazu, dass das Kraftwerk zeitweise von der Stromversorgung abgeschnitten war und sich nur selbst mit Strom für die Kühlung der Reaktoren versorgen konnte. Nachdem die Stromversorgung wieder hergestellt war, wurde auch der letzte der sechs Reaktoren heruntergefahren.

  • 11.13 Uhr

    Erneut Stromausfall in Charkiw, Schule in Kleinstadt zerstört

    In der Millionenstadt Charkiw und deren Umland ist erneut der Strom ausgefallen, obwohl die Stadt selbst in der Nacht nicht beschossen worden ist. «Stattdessen hat der Feind gegen drei Uhr nachts Losowa beschossen, dabei gab es einen Volltreffer in einer Bildungseinrichtung», teilte der Militärgouverneur von Charkiw, Oleh Synjehubow, am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Bilder zeigen ein völlig zerstörtes Schulgebäude in der Kleinstadt, die etwa 150 Kilometer südlich von Charkiw liegt.

    Den Stromausfall in Charkiw begründeten die Behörden mit dem Beschuss der Stadt am Vortag. Dadurch sei eine Reserverleitung beschädigt worden, die mehrere Ortschaften versorgt habe. Es seien aber bereits Elektriker unterwegs, um die Probleme zu beheben. In Charkiw ist unter anderem die U-Bahn durch den Stromausfall stillgelegt.

    Insgesamt sind nach Behördenangaben in der Region in den letzten 24 Stunden drei Zivilisten ums Leben gekommen, acht Menschen wurden verletzt. Dabei sei auch die von den Ukrainern eroberte Stadt Kupjansk im Osten des Gebiets Charkiw Ziel russischer Angriffe gewesen. Im Netz kursierten dabei Bilder einer abgeschossenen Drohne angeblich iranischen Ursprungs. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.

  • 10.01 Uhr

    Russische Lokalpolitiker fordern Putins Rücktritt

    Dutzende Lokalpolitiker in Russland fordern den Rücktritt von Präsident Wladimir Putin. Es kämen weiter neue Unterstützer hinzu, schrieb die Abgeordnete eines St. Petersburger Bezirksrats, Xenia Torstrem, am Dienstagmorgen auf Twitter. «Wir finden, dass die Handlungen von Präsident W. W. Putin Russlands Zukunft und seinen Bürgern schaden», heisst es in der von ihr veröffentlichten Petition.

    Torstrems Angaben zufolge wurde diese bislang von mehr als 40 Lokalpolitikern aus insgesamt 18 Bezirken der Ostsee-Metropole St. Petersburg sowie der Hauptstadt Moskau unterzeichnet.

    Bereits in der vergangenen Woche hatten mehrere Moskauer Politiker ein ähnliches Rücktrittsgesuch an Putin gerichtet. «Lieber Wladimir Wladimirowitsch», heisst es in dem Schreiben der Abgeordneten des Lomonossow-Bezirks: «Sie hatten in der ersten und teilweise in der zweiten Amtszeit gute Reformen, aber danach ging irgendwie alles schief.»

  • 9.40 Uhr

    Weiterer russischer Energie-Manager tot aufgefunden

    Ein weiterer Top Manager eines russischen Energieunternehmens ist tot. Ivan Pechorin war Direktor der  Far East and Arctic Development Corporation (Fernost und Arktis Entwicklungs-Gesellschaft) sei betrunken über Bord eines Schnellboots gefallen. Der Unfall ereignete sich im Japanischen Meer, Suchtruppen fanden Pechorins Leichnam am Montag. 

    Pechorin reiht sich ein in die immer länger werdende Liste hochrangiger russischer Geschäftsleute, die seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine gestorben sind. CNN listet noch vor Pechorins Tod acht Top Manager auf, die seit Ende Februar unter ungewöhnlichen Umständen ums Leben gekommen sind.

  • 6.01 Uhr

    Bill Gates fordert im Kampf gegen Hunger mehr Gentechnik

    Microsoft-Gründer Bill Gates fordert im Kampf für die weltweite Ernährungssicherheit mehr Gentechnik. «Weil die Menschheit das Klima ruiniert hat, gibt es keinen anderen Weg, um die Produktivität der afrikanischen Landwirtschaft zu verdoppeln». Den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie bezeichnete Gates als gigantische Rückschläge für die Welternährung.

    Wenn die internationale Gemeinschaft in neue, etwa gegen Dürre widerstandsfähige Samen investiere, könne Afrika seine Ernte verdoppeln, sagte Gates in einem Interview mit dem deutschen «Handelsblatt». Dazu brauche es mehr Offenheit gegenüber Gentechnik.

    Der Co-Vorsitzende der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung wies auf die Verantwortung der reichen Länder für die Klimaerwärmung hin. «Die reiche Welt hat dieses gigantische Problem geschaffen, das Afrikas landwirtschaftliche Produktivität heute schon mit höheren Temperaturen schadet», erklärte Gates. 

  • 5 Uhr

    Selenskyj: 6000 Quadratkilometer befreit

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Grössenordnung für die von der Ukraine von Russland zurückeroberten Gebiete genannt. Im Osten und Süden des Landes seien seit Anfang September mehr als 6000 Quadratkilometer von den russischen Besatzern befreit worden, sagte er am Montag in seiner abendlichen Videoansprache. In diesen Gebieten werden nach ukrainischen Angaben nun Landminen und andere nicht explodierte Waffen entschärft, zudem wird nach möglicherweise dort verbliebenen russischen Soldaten gesucht.

    Das ukrainische Militär hatte zuvor mitgeteilt, es habe im Rahmen der laufenden ukrainischen Grossoffensive innert 24 Stunden mehr als 20 Ortschaften befreit. Das britische Verteidigungsministerium erklärte am Montag, die Ukraine habe in den vergangenen Tagen ein Gebiet zurückerobert, das mindestens doppelt so gross sei wie der Grossraum London.

    Ukrainische Soldaten auf einer Strasse in befreitem Gebiet in Charkiw. (12. September 2022). 
    Ukrainische Soldaten auf einer Strasse in befreitem Gebiet in Charkiw. (12. September 2022). 
    Bild: Keystone/AP Photo/Kostiantyn Liberov

    Bewohner eines grenznahen russischen Dorfes wurden nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass evakuiert, nachdem bei ukrainischem Beschuss eine Person getötet worden sei.

  • 2.30 Uhr

    Ukrainischer Angriff auf Flughafen von Donezk bestätigt

    Am Montag zeigten Fotos, dass ukrainische Soldaten in Sjwatohirsk im Gebiet Donezk sind. Der Anführer der aus Moskau gesteuerten Separatisten von Donezk, Denis Puschilin, bestätigte Kämpfe um die Stadt, die ein wichtiges orthodoxes Kloster hat. «Swjatohirsk, das sage ich ganz ehrlich, wird derzeit weder von uns noch vom Feind vollständig kontrolliert», sagte er in einer Videobotschaft. Zu überprüfen waren die Angaben zunächst nicht.

    Puschilin bestätigte auch einen ukrainischen Angriff auf den Flughafen von Donezk. Die Angreifer seien vernichtet worden, sagte er, was ebenfalls nicht zu überprüfen war. Erste ukrainische Berichte über die Attacke hatten am Samstag die Runde gemacht. Auf dem 2014 zerstörten Flughafen verlief seit damals die Front zwischen den Separatisten und der ukrainischen Armee. Ein Angriff dort wäre das erste Vorrücken der Ukrainer auf Gebiet der sogenannten Volksrepublik Donezk, seit Russland das Nachbarland am 24. Februar überfallen hat.

  • 2 Uhr

    Nationalrat: Diskussion über Rettungsschirm für Stromfirmen

    Der Nationalrat befasst sich heute Morgen mit dem Rettungsschirm für Stromunternehmen, die im derzeit turbulenten Markt in Liquiditätsprobleme geraten. Handelt es sich um systemkritische Stromkonzerne, sollen ihnen der Bund Darlehen gewähren können. Nicht auf die vom Ständerat bereits grundsätzlich gutgeheissene Vorlage eintreten will die SVP. Der mit zehn Milliarden Franken dotierte Rettungsschirm ist bereits aktiviert. Über den dringlichen Milliardenkredit im Zusammenhang mit dem Rettungsschirm

  • 0.06 Uhr

    Selenskyj fordert schnellere Lieferung von Flugabwehrwaffen

    Nach russischen Raketentreffern auf die Stromversorgung in der Ukraine fordert Präsident Wolodymyr Selenskyj eine schnellere Lieferung von Luftabwehrwaffen. Die Hilfe internationaler Partner für die Ukraine müsse aufgestockt werden, sagte er am Montag in seiner allabendlichen Videoansprache. «Gemeinsam können wir den russischen Terror überwinden.»

    Russische Raketentreffer auf ein Kraftwerk bei Charkiw hatten am Sonntagabend grosse Teile des Stromnetzes in der Ostukraine zeitweise lahmgelegt. «Hunderttausende Ukrainer fanden sich im Dunkeln wieder – ohne Strom. Häuser, Spitäler, Schulen, kommunale Infrastruktur», sagte Selenskyj. «Russische Raketen treffen genau jene Objekte, die absolut nichts mit der Infrastruktur der Streitkräfte unseres Landes zu tun haben.» Er deutete den Beschuss als Rache für den Vormarsch der ukrainischen Armee im Gebiet Charkiw.

    Deutschland hat der Ukraine das hochmoderne Luftabwehrsystem Iris-T zugesagt. Die Ukraine hofft auf eine schnelle Lieferung. Nach Kiewer Berichten soll die erste Einheit Ende des Jahres geschickt werden.

  • 0 Uhr

    IAEA: Zweite Stromleitung zum AKW Saporischschja funktioniert

    Das von russischen Truppen besetzte AKW Saporischschja in der Ukraine ist wieder an zwei Reservestromleitungen angeschlossen. So könne eine Leitung das Kühlsystem der abgeschalteten Reaktoren versorgen, die zweite sei in Reserve, teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien am Montagabend mit. Der sechste und letzte Reaktor sei heruntergefahren worden und benötige nun weniger Strom zur Kühlung.

    Trotzdem bleibe die Lage in und um das grösste Kernkraftwerk Europas mitten im Kampfgebiet prekär, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi der Mitteilung zufolge. Die vier Hauptleitungen seien zerstört, das Kraftwerk liefere keinen Strom. «Eine nukleare Schutz- und Sicherheitszone ist dringend erforderlich», sagte er. Er habe darüber die ersten Konsultationen mit allen Beteiligten geführt.

    Das AKW und sein Umfeld werden seit Wochen immer wieder beschossen, wofür Russen und Ukrainer sich gegenseitig verantwortlich machen. Die IAEA hat die Schäden am Kraftwerk inspiziert und will möglichst eine Sicherheitszone um die Anlage einrichten.