Ukraine-ÜberblickAnschlag galt wohl dem Vater der getöteten Journalistin – Ukraine weist Beteiligung zurück
Agenturen/red.
21.8.2022
Siwersk in der Ukraine: Leben in ständiger Angst
Siwersk im Osten der Ukraine gleicht einer Trümmerlandschaft. Die einst 10.000 Einwohner zählende Stadt in der Region Donezk stand unter wochenlangem Beschuss der russischen Streitkräfte. Die wenigen verbliebenen Menschen leben in ständiger Angst
21.08.2022
Bei einem mutmasslichen Anschlag bei Moskau ist nach Angaben russischer Ermittler die Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen und «Putin-Flüsterers» Alexander Dugin getötet worden. Die Ukraine weist eine Beteiligung zurück. Alles Wichtige im Tages-Überblick.
Agenturen/red.
21.08.2022, 22:00
22.08.2022, 06:27
Agenturen/red.
Das Wichtigste in Kürze
Bei einem mutmasslichen Anschlag bei Moskau ist nach Angaben russischer Ermittler die Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin, Darja Dugina, getötet worden.
Wie russische Medien unter Berufung auf Familienmitglieder berichteten, war wohl Duginas Vater, der als wichtiger Vordenker von Präsident Wladimir Putin gilt, das eigentliche Ziel des Anschlags.
Die Ukraine weist eine Beteiligung an dem Anschlag zurück.
Der leitende ukrainische Geheimdienstmitarbeiter Oleksandr Nakonetschnyj ist nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft tot in seiner Wohnung gefunden worden.
Kiew: Russische Angriffe im Osten und Süden abgewehrt
Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge mehrere russische Angriffe im Osten und Süden des Landes abgewehrt. So seien russische Vorstösse etwa im östlichen Gebiet Donezk in Richtung der Städte Slowjansk, Kramatorsk und Awdijiwka zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntagabend mit. Unabhängig überprüfen liessen sich die Angaben nicht.
Ein Abgeordneter der südlichen Region Cherson berichtete, den Ukrainern sei bei einer Gegenoffensive am Samstag die Zerstörung eines russischen Munitionslagers gelungen. Die russische Seite, die Teile Chersons besetzt hat, teilte hingegen lediglich mit, die eigene Luftabwehr habe am Wochenende mehrere ukrainische Angriffe abgewehrt.
Aus Kiew wiederum hiess es weiterhin, Russland wolle ab Montag in Teilen der an die Ukraine grenzenden Gebiete Woronesch und Belgorod sowie in einigen Bereichen des etwas weiter im Landesinneren gelegenen Gebiets Lipezk den Luftraum für einige Tage sperren. Von russischer Seite gab es dafür keine Bestätigung. Bereits seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar sind in Südrussland allerdings zahlreiche Flughäfen – teils in beliebten Sommerferienorten – ohnehin gesperrt.
18.40 Uhr
Scholz, Biden, Macron und Johnson fordern rasche Inspektion des Akw Saporischschja
Vor dem Hintergrund anhaltender Angriffe auf das Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja haben die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, den USA, Frankreich und Großbritannien eine rasche Inspektion durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gefordert. Gleichzeitig hätten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), US-Präsident Joe Biden und sein französischer Kollege Emmanuel Macron sowie der britische Premierminister Boris Johnson zur «militärischen Zurückhaltung» in der Umgebung des Atomkraftwerks aufgerufen, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Sonntag mit.
Die vier Staats- und Regierungschefs tauschten sich demnach am Sonntagnachmittag über die internationale Lage aus. Das Atomkraftwerk Saporischschja wird seit März von der russischen Armee besetzt, seit Ende Juli wurde die Anlage wiederholt beschossen. Die Angriffe weckten Befürchtungen einer atomaren Katastrophe am größten Atomkraftwerk Europas. Für den Beschuss machen sich Moskau und Kiew gegenseitig verantwortlich.
Laut der Erklärung des Sprechers der Bundesregierung waren sich Biden, Scholz, Macron und Johnson zudem einig, die Unterstützung der Ukraine zur «Abwehr der russischen Aggression nachhaltig» fortzusetzen.
17.40 Uhr
Mehr als 30 Schweizer kämpfen in der Ukraine
Knapp drei Duzend Personen aus der Schweiz kämpfen in der Ukraine an der Front gegen die russischen Invasoren. Ein schweizerisch-ukrainischer Doppelbürger berichtet der «SonntagsZeitung» gegenüber von grossen Strapazen: «Manche brechen zusammen und müssen weg von der Front.» Die Stimmung an der Front sei schon bei seinen ersten Einsätzen bedrückt gewesen. Die Stellungen seien pausenlos der russischen Artillerie ausgesetzt. Er mache trotzdem weiter. Für ihn sei es «wichtig, etwas tun zu können und die Ukraine – das Land meines Vaters – zu verteidigen».
Der Schweizer Geheimdienst beobachtet die Freiwilligen. Auf Anfrage von «Blick» erklärte eine Sprecherin: «Die Militärjustiz hat bisher gegen sechs Personen ein Verfahren wegen des Verdachts auf Leistens von fremdem Militärdienst eröffnet.»
16.30 Uhr
Scholz verteidigt Vorgehen bei Waffenlieferungen an Ukraine
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sein Vorgehen bei Waffenlieferungen an die Ukraine erneut gegen Kritik verteidigt. «Deutschland liefert sehr viele Waffen» und sei auch «mittlerweile dabei, die modernsten und effizientesten Geräte zu liefern», sagte Scholz am Sonntag in einem Bürgergespräch anlässlich des Tages der offenen Tür der Bundesregierung. Es gehe aber auch darum «sicherzustellen, dass es keine Eskalation des Krieges gibt».
Scholz verwies auf die erfolgten Lieferungen des Flak-Panzers Gepard und der Panzerhaubitze 2000 und von Mehrfachraketenwerfern sowie geplante Lieferungen des Flugabwehrsystems Iris-T und des Artillerieradars Cobra. «Das kommt demnächst dort an», sicherte er zu. Deutschland werde auch weiterhin der Ukraine «das zur Verfügung stellen, was sie für ihre Verteidigung braucht».
15.53 Uhr
Klitschko warnt vor nuklearer Katastrophe durch Kämpfe um Kraftwerk
Der frühere Boxweltmeister im Schwergewicht, Wladimir Klitschko, hat vor einer nuklearen Katastrophe durch Kämpfe um das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja gewarnt. «Die Welt muss sich im Klaren sein, dass, wenn es in die Luft fliegt, es ein Fukushima oder Tschernobyl von vielfachem Ausmass geben wird. Das darf nicht passieren», sagte der jüngere Bruder des Bürgermeisters von Kiew Vitali Klitschko am Sonntag dem Sender Times Radio.
Die Schusswechsel um das von russischen Invasionstruppen besetzte Kraftwerk dauerten weiter an, so Klitschko weiter. Zudem sei nicht klar, wie es den ukrainischen Experten gehe, die sich noch immer in dem Atomkraftwerk und in der Gewalt der Russen befänden. «Das bedroht die Welt», sagte Klitschko.
Zu der Möglichkeit von Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland sagte Klitschko, es müsse erst einen vollständigen Abzug russischer Truppen geben. «Wir kämpfen seit 2014 für unsere territoriale Integrität und dafür, ein Teil der freien Welt und der Europäischen Union sein zu dürfen», so der 46-Jährige.
14.45 Uhr
Anschlag galt wohl dem Vater der getöteten Journalistin
Die Tochter des kremlnahen Ideologen Alexander Dugin ist bei einem Anschlag in Russland getötet worden. Wie das russische Ermittlungskomitee am Sonntag mitteilte, sass Daria Dugina am Steuer eines Autos, das am Samstagabend auf einer Autobahn bei Moskau explodiert und in Flammen aufgegangen war. Die junge Frau war demnach sofort tot. In dem Auto war nach Angaben der Ermittler ein Sprengsatz platziert worden. Das Ermittlungskomitee leitete Mordermittlungen ein.
Wie russische Medien unter Berufung auf Familienmitglieder berichteten, war wohl Duginas Vater, der als wichtiger Vordenker von Präsident Wladimir Putin gilt, das eigentliche Ziel des Anschlags. Er hatte seiner Tochter das Auto, einen Toyota Land Cruiser, demnach in letzter Minute für die Fahrt überlassen.
Der ultranationalistische Intellektuelle und Publizist, der auch mit Rechtsextremen in Europa gut vernetzt ist, wird wegen seines Einflusses auf den Kreml oft als «Putins Rasputin» oder «Putins Gehirn» bezeichnet. Dugin vertritt seit langem eine Ideologie, die die Vereinigung russischsprachiger Gebiete in einem neuen russischen Grossreich anstrebt. Aus dieser Überzeugung heraus unterstützt er auch den russischen Militäreinsatz in der Ukraine.
Seine Tochter Daria hatte die russische Militäroffensive in der Ukraine ebenfalls offen unterstützt. Die 1992 geborene Journalistin war ihrerseits von britischen Sanktionen betroffen. London warf ihr vor, im Internet Falschinformationen über die Ukraine zu verbreiten.
14.04 Uhr
Leitender ukrainischer Geheimdienstmitarbeiter tot in seiner Wohnung gefunden
Der leitende ukrainische Geheimdienstmitarbeiter Oleksandr Nakonetschnyj ist nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft tot in seiner Wohnung gefunden worden. Die Ehefrau habe ihren Mann am Samstag mit Schusswunden in der gemeinsamen Wohnung in der zentralukrainischen Stadt Kropywnyzky gefunden, nachdem sie zuvor Schüsse gehört hatte, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Sonntag im Onlinedienst Telegram mit. Die Polizei nahm Ermittlungen auf, weitere Einzelheiten gab sie nicht bekannt.
Lokalpolitiker Andrij Lawrus schrieb bei Telegram, Nakonetschnyj habe sich selbst getötet. Dies konnte zunächst nicht bestätigt werden. Nakonetschnyj hatte seit 2021 die örtliche Abteilung des Inlandsgeheimdienstes SBU in der Region Kirowograd geleitet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im Juli SBU-Chef Iwan Bakanow seines Amtes enthoben. Begründet hatte Selenskyj den Schritt mit dessen angeblich unzureichenden Bemühungen, Spione und russische Kollaborateure aus dem SBU zu entfernen. In diesem Zusammenhang hatte Selenskyj auch angekündigt, SBU-Mitarbeiter einer Prüfung zu unterziehen.
13.09 Uhr
Leben in ständiger Angst in Siwersk
Siwersk im Osten der Ukraine gleicht einer Trümmerlandschaft. Die einst 10'000 Einwohner zählende Stadt in der Region Donezk stand unter wochenlangem Beschuss der russischen Streitkräfte. Die wenigen verbliebenen Menschen leben in ständiger Angst, wie das Video zeigt.
Siwersk in der Ukraine: Leben in ständiger Angst
Siwersk im Osten der Ukraine gleicht einer Trümmerlandschaft. Die einst 10.000 Einwohner zählende Stadt in der Region Donezk stand unter wochenlangem Beschuss der russischen Streitkräfte. Die wenigen verbliebenen Menschen leben in ständiger Angst
21.08.2022
12.58 Uhr
Ukraine weist Beteiligung an Autoexplosion bei Moskau zurück
Nach dem Tod der Tochter des russischen Ideologen Alexander Dugin bei einer Autoexplosion in der Nähe von Moskau hat der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak eine Beteiligung Kiews zurückgewiesen. «Die Ukraine hat natürlich mit der gestrigen Explosion nichts zu tun, weil wir kein krimineller Staat sind – wie die Russische Föderation – und schon gar kein Terrorstaat», sagte Podoljak dem Internetportal Ukrajinska Prawda zufolge bei einem Fernsehauftritt am Sonntag.
Zuvor hatten russische Politiker die Ukraine für die Tötung der 29-Jährigen verantwortlich gemacht.
«Die Identität der Toten ist geklärt – es ist die Journalistin und Politologin Darja Dugina», teilte das nationale Ermittlungskomitee am Sonntag in Moskau mit. Es werde in alle Richtungen ermittelt, hiess es.
Podoljak meinte, dass Russland seine im Moment noch im Verborgenen organisierte Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine in eine echte verwandeln wolle. Dafür brauche es einen Funken.
11.16 Uhr
London: Kritik an Panzer-Biathlon im russischen Militär
Innerhalb der russischen Streitkräfte gibt es nach Einschätzung britischer Militärexperten Kritik, dass trotz des Kriegs in der Ukraine an militärischen Wettkämpfen und Zeremonien festgehalten wird. «Ein erheblicher Teil der russischen Militär- und Sicherheitsexperten glauben wahrscheinlich, dass es unangemessen ist, weiterhin Kräfte für zeremonielle militärische Events abzustellen, während russische Truppen schwere Verluste in der Ukraine erleiden», hiess es in dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Sonntag.
Die britischen Experten zitierten einen Minister aus der abtrünnigen prorussischen Volksrepublik Donezk, der sich über das Abhalten von Wettkämpfen wie dem Panzer-Biathlon, einem Fahr- und Schiess-Wettbewerb zwischen Panzerbesatzungen und Festivals von Militärkapellen beschwerte.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar veröffentlicht die britische Regierung regelmässig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
9.25 Uhr
Tochter von rechtem Ideologen Dugin bei Explosion getötet
Bei einem mutmasslichen Mordanschlag in der Nähe von Moskau ist nach Angaben russischer Ermittler die Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin getötet worden. «Die Identität der Toten ist geklärt – es ist die Journalistin und Politologin Darja Dugina», teilte das nationale Ermittlungskomitee am Sonntag in Moskau mit.
Die 29-Jährige galt als glühende Verfechterin des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Sie stand nach Berichten Moskauer Medien auf der Sanktionsliste Grossbritanniens wegen der Verbreitung von Propaganda und Falschnachrichten über die von Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar befohlene Invasion.
Duginas Auto explodierte nach Angaben der Ermittler am Samstagabend während der Fahrt in einer Vorstadtsiedlung im Moskauer Gebiet. Die Ermittler veröffentlichten ein Video von der Arbeit der Experten vor Ort. Nach ersten Erkenntnissen war demnach an dem Fahrzeug ein Sprengsatz montiert, der detonierte. In sozialen Netzwerken gab es Videos von dem brennenden Fahrzeug.
Es werde in verschiedene Richtungen ermittelt, hiess es in der Mitteilung der Ermittler. Sie liess offen, ob der Mordanschlag dem Vater Duginas gegolten haben könnte.
Der Vater der Getöteten, der radikale Autor Dugin, wird von Medien und Autoren immer wieder als Einflüsterer oder als «Gehirn» des russischen Präsidenten Putin sowie als Ideengeber auch für den Angriff auf die Ukraine bezeichnet.
Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax hatten Dugin und seine Tochter am Samstag gemeinsam das patriotische Festival «Tradition» besucht, das von einer Stiftung des Präsidenten unterstützt wird. «Es war geplant, dass Vater und Tochter das Festival gemeinsam verlassen, Darja fuhr aber allein in dem Fahrzeug», so Interfax.
Das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja wurde nach Angaben der Besatzungsbehörden erneut von ukrainischen Streitkräften mit Artillerie angegriffen. Kritische Objekte seien aber nicht getroffen worden, hiess es in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung der russischen Militärverwaltung in der Stadt Enerhodar, wo Europas grösstes Kernkraftwerk steht.
Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, das Kernkraftwerk zu beschiessen und Provokationen zu planen.
9 Uhr
Selenskyj ruft Ukraine zum Zusammenhalt auf
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Landsleute mit Blick auf fast ein halbes Jahr Kampf gegen die russische Invasion zum Zusammenhalt aufgerufen. «Für den Sieg der Ukraine müssen wir kämpfen, es gibt noch viel zu tun, wir müssen standhalten und noch viel ertragen, leider auch viel Schmerz», sagte Selenskyj in einer am Samstagabend verbreiteten Videobotschaft.
Selenskyj erwartet von Russland «besonders abscheuliche» Aktion
Zum Unabhängigkeitstag in der Ukraine kommende Woche erwartet Präsident Wolodymyr Selenskyj verstärkte russische Angriffe. Russland könnte nächste Woche versuchen, «etwas besonders Abscheuliches und besonders Gewalttätiges zu tun», sagte Selenskyj
21.08.2022
In der kommenden Woche, am 24. August, feiert das Land seinen Unabhängigkeitstag.
Erinnert wird an dem Tag auch an ein halbes Jahr russischer Angriffskrieg, den Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar befohlen hatte. Der Sonntag ist der 179. Tag seit Beginn der Invasion.