Pandora Papers Leak enthüllt heimliche Offshore-Geschäfte zahlreicher Politiker

afp/toko

3.10.2021

Andrej Babis, amtierender Ministerpräsident von Tschechien, soll unter jenen Politikern sein, die heimlich Offshore-Geschäfte betreiben.
Andrej Babis, amtierender Ministerpräsident von Tschechien, soll unter jenen Politikern sein, die heimlich Offshore-Geschäfte betreiben.
Laszlo Balogh/AP/dpa

Ein riesiges Datenleck enthüllt nach Angaben eines internationalen Recherchenetzwerkes die heimlichen Geschäfte hunderter Politiker mit Briefkastenfirmen. So sollen auch Tschechiens Regierungschef Babis und Putin-Vertraute Geld versteckt haben.

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Ein riesiges Datenleck enthüllt nach Angaben eines internationalen Recherchenetzwerkes die heimlichen Geschäfte hunderter Politiker mit Briefkastenfirmen. Das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), zu dem die «Süddeutsche Zeitung» gehört, veröffentlichte am Sonntagabend einen Teil der Rechercheergebnisse zur Verstrickung von mehr als 330 Politikern und Amtsträgern aus 91 Ländern wie etwa Tschechiens Regierungschef Andrej Babis in Offshore-Geschäfte.

An der Auswertung der sogenannten Pandora Papers waren rund 600 Journalisten in 117 Ländernbeteiligt.Nach Angaben des ICIJ wurden 11,9 Millionen geleakte Dokumente ausgewertet, «die jeden Winkel der Welt abdecken». Nach Angaben der Medien stammen die Daten — insgesamt knapp drei Terrabyte — von 14 Unternehmen, die Offshore-Konstrukte anbieten.

Der heutige tschechische  Ministerpräsident Babis soll auf diese Weise weitgehend anonym ein Landschloss in Südfrankreich für mehr als 15 Millionen Euro erstanden haben. Für ihn ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung besonders brisant, weil in Tschechien kommende Woche ein neues Parlament gewählt wird.

Auch etwa der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, zahlreiche Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Jordaniens König Abdullah II. und viele Prominente wie etwa das Model Claudia Schiffer sind oder waren laut «Süddeutsche» Kunden bei Offshore-Firmen. Der Präsident des EU-Landes Zypern, Nikos Anastasiadis, war demnach selbst aktiv im Offshore-Geschäft tätig mit seiner Kanzlei, die mittlerweile von seinen Töchtern geführt wird.

Die Regierung von Panama hatte bereits vor der Veröffentlichung der Pandora Papers vor schweren Schäden für das Image des Landes wie infolge der Panama Papers 2016 gewarnt. Damals hatte ein anonymer Whistleblower der «Süddeutschen Zeitung» mehr als elf Millionen interne Dokumente der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca zugespielt. Eine Auswertung in Zusammenarbeit mit dem ICIJ enthüllte ein ausgeklügeltes System zur globalen Steuervermeidung.

Nach der Veröffentlichung mussten etliche Politiker — darunter der damalige isländische Regierungschef Sigmundur Gunnlaugsson und der pakistanische Premierminister Nawaz Sharif — von ihren Ämtern zurücktreten. Weltweit wurden tausende Ermittlungsverfahren eingeleitet.