Ukraine-Affäre «Sprechen Sie etwa mit mir?» – Trump wütet gegen Journalisten

gbi/SDA/dpa

3.10.2019

Das drohende Amtsenthebungs-Verfahren setzt Donald Trump zu: Bei einer Pressekonferenz verliert der US-Präsident die Nerven und teilt in alle Richtungen aus.   

Die Ukraine-Affäre hält Washington seit Tagen in Atem. Das Thema dominiert die Schlagzeilen, den politischen Betrieb und die abendlichen Late-Night-Shows. Trotzdem seien Vertraute des US-Präsidenten besorgt gewesen, ob sich Donald Trump der Tragweite der Geschichte auch wirklich bewusst sei, meldet der Nachrichtensender CNN. Ungewohnt ruhig habe er den Wirbel hingenommen – bisher.

Falls dem so war, dann ist es mit dem Unterschätzen nun definitiv vorbei: Trump ist erwacht und verschafft seinem Frust laut und deutlich Luft. Die oppositionellen Demokraten würden sich auf «Bullshit» fokussieren, polterte er am Mittwoch auf Twitter. Und auch ein öffentlicher Auftritt zeigte, dass beim Mann im Weissen Haus die Nerven blank liegen.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten im Weissen Haus reagierte Trump ungehalten auf die Frage eines Journalisten zur Ukraine-Affäre. «Das ist eine einzige Falschmeldung!», empörte sich Trump und teilte gegen die «Fake-News-Medien» aus.

Trump wurde laut, zeigte mit dem Finger auf den Reporter und ermahnte ihn, er solle nicht «unhöflich» sein. «Reden Sie etwa mit mir?», fragte Trump, und ermahnte den Reporter, er solle gefälligst eine Frage an den finnischen Staatsgast Sauli Niinistö richten. Als der Journalist dieser Bitte schliesslich nachkam, riss Trump dann das Wort aber erneut an sich.

Gereizt und angriffig reagierte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch auf Fragen zur Ukraine-Affäre. 
Gereizt und angriffig reagierte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch auf Fragen zur Ukraine-Affäre. 
Bild: Keystone

Eine Stellungnahme zu seinem Verhalten gegenüber der Regierung in Kiew blieb er zunächst schuldig. Dann deutete er an, in der Ukraine habe er gegen Korruption vorgehen wollen. Alle Vorwürfe in der Affäre hat er zurückgewiesen.

Auch bei einem zweiten Auftritt mit Niinistö geriet Trump in Rage, schimpfte auf seine Kritiker, auf Journalisten, auf «Spione» in den eigenen Reihen. Der deutsche «Spiegel» schreibt von einem «selbst für Trump surrealen Wutausbruch».

Problematisches Telefonat

Im Mittelpunkt der Ukraine-Affäre steht ein Telefonat Trumps mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Eine Abschrift des Telefonats, die das Weisse Haus veröffentlicht hat, zeigt, dass Trump seinen Amtskollegen zu Ermittlungen gegen seinen Rivalen Joe Biden ermutigte. Der frühere Vizepräsident Biden bewirbt sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Ein Whistleblower hatte auf das Gespräch des republikanischen Präsidenten aufmerksam gemacht, was die Demokraten zum Anlass nahmen, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump in die Wege zu leiten.

Trump wirft Biden vor, Ermittlungen gegen ein ukrainisches Unternehmen mit Geschäftsverbindungen zu seinem Sohn Hunter behindert zu haben. Beweise dafür blieb er aber schuldig. 

Biden hat die Angriffe von Trump in ungewöhnlich scharfer Form zurückgewiesen. «Sie werden mich nicht zerstören», sagte der 76-Jährige am Mittwoch unter Applaus bei einem Wahlkampfauftritt in Reno im Bundesstaat Nevada an die Adresse Trumps. «Und Sie werden meine Familie nicht zerstören. Es ist mir egal, wie viel Geld Sie ausgeben, Mister Präsident, oder wie dreckig Ihre Angriffe werden.» Biden hat Umfragen zufolge aktuell die besten Chancen, bei den Demokraten für die Präsidentschaftswahl 2020 aufgestellt zu werden.

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