Steigende InfektionszahlenSo reagiert Europa auf die zweite Welle
sda/dpa/toko
28.10.2020
Praktisch überall in Europa schnellen die Corona-Zahlen hoch. Die Länder reagieren darauf mit weiterreichenden Einschränkungen. In Frankreich gibt es neue Ausgangsbeschränkungen.
Deutschland: Bund und Länder in Deutschland haben sich bei ihrem Corona-Krisengespräch am Mittwoch auf vorübergehende massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens verständigt. Ab kommendem Montag sollen in der Öffentlichkeit nur noch Angehörige des eigenen und eines weiteren Hausstandes mit maximal zehn Personen gemeinsam aufhalten dürfen. Gastronomiebetriebe sollen zudem vom 2. November an für den restlichen Monat schliessen. Davon ausgenommen sein soll die Lieferung und Abholung von Speisen für den Verzehr zu Hause, Kantinen sollen offen bleiben dürfen.
Italien: In Italien gehen die Demonstrationen gegen die seit Anfang der Woche verschärften Corona-Schutzmassnahmen weiter. Am Mittwoch demonstrierten Unternehmer und Beschäftigte aus Restaurants, Bars und anderen Lokalen in vielen Städten des Landes, darunter Mailand, Triest, Florenz und Neapel. Die Regierung will mit einem schnellen Nothilfe-Paket von mehr als fünf Milliarden Euro die Folgen der jüngsten Beschränkungen abfedern. Seit Montag müssen alle Lokale um 18 Uhr für Gäste schliessen. Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen dürfen nicht mehr öffnen.
Frankreich: Mit Ausgangsbeschränkungen im ganzen Land verschärft Frankreich seinen Kampf gegen die zweite Welle der Corona-Pandemie. Die Beschränkungen sollen von Freitag an gelten, kündigte Staatschef Emmanuel Macron in einer Fernsehansprache am Mittwochabend an. Der 42-Jährige machte deutlich, dass die Beschränkungen weniger streng sind als im Frühjahr, als das öffentliche Leben des Landes weitgehend lahmgelegt wurde. So sollen die Schulen geöffnet bleiben. Bars und Restaurants müssen jedoch schliessen. Die Massnahmen sind zunächst bis zum 1. Dezember befristet. «Bleiben Sie so weit wie möglich zu Hause», appellierte Macron an seine Landsleute. Macron machte deutlich, dass die Lage dramatisch ist. «Wir werden von der Beschleunigung der Epidemie überrollt», sagte er. Die Entwicklung trifft auch andere europäische Länder.
Tschechien: Seit der Nacht auf Mittwoch gilt in Tschechien erstmals eine nächtliche Ausgangssperre. Die Menschen dürfen zwischen 21.00 und 4.59 Uhr ihre Häuser nicht verlassen. Damit will die Regierung private Feiern und Treffen verhindern. Ausnahmen gibt es unter anderem für das Gassigehen mit dem Hund in einem Umkreis von 500 Metern um den Wohnort. In der Hauptstadt Prag wird der öffentliche Nahverkehr entsprechend eingeschränkt.
Litauen: Die drei grössten Städte - Vilnius, Kaunas und Klaipeda (Memel) - stehen seit Mittwoch unter Quarantäne. Hier gelten eine Maskenpflicht in nahezu allen öffentlichen Räumen sowie strengere Einschränkungen für das Kultur-, Freizeit-, und Sportleben.
Lettland: Die Regierung in Lettland setzte am Dienstag die erlaubte Teilnehmerzahl bei privaten Feiern auf zehn Personen herab. An öffentlichen Veranstaltungen dürfen im EU-Land künftig nicht mehr als 300 Personen teilnehmen. Beide Regeln gelten von Freitag an für den Innen- und Aussenbereich.
Slowakei: Die Slowakei verlängerte am Mittwoch die landesweiten Ausgangsbeschränkungen bis zum 8. November. Die Menschen dürfen nur für notwendige Besorgungen außer Haus. Das Kabinett beschloss zudem: Wer einen negativen Corona-Test vorweisen kann, darf sich vom 2. November an wieder frei im ganzen Land bewegen. Denn am Wochenende beginnen die landesweiten Massentests aller Personen zwischen zehn und 65 Jahren.
Bulgarien: Der bulgarische Gesundheitsminister Kostadin Angelow teilte am Mittwoch mit, ab Donnerstag müssten die Innenräume von Nachtlokalen für zwei Wochen schließen. Sportevents dürfen nun nur noch ohne Publikum stattfinden, Gymnasien und Universitäten müssen auf Fernunterricht umschalten. An Konferenzen und Ausstellungen dürfen maximal 30 Personen teilnehmen. Theater, Kinos und Restaurants können mit verminderter Kapazität geöffnet bleiben.