Siegeszug der TalibanSexsklaven, Exekutionen, Terror – was Afghanistan jetzt blüht
AP/phi
11.8.2021
Als die Taliban herrschten: Das Islamische Emirat von Afghanistan
Kabul, 9. August 2021: Afghanen fliehen vor den Taliban in die Hauptstadt. Und das aus gutem Grund: Der alte Mann wird sich noch daran erinnern, wie es in seinem Land zwischen 1996 und 2001 zugegangen ist, als die Fanatiker das Sagen hatten.
Bild: Keystone
Ihr Terrorregime beginnt im September 1996 nach dem Fall von Kabul. Die Taliban etablieren strenges Rechtssystem, in dem Diverses verboten ist, von Musik, Film und Fernsehen über Malerei und Fotografie bis hin zu Fussball oder Schach.
Bild: KEYSTONE
Besonders hart trifft es die Frauen, die sich verhüllen müssen, aber nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben dürfen. Sich zu bilden wird ihnen explizit verboten. Sie werden quasi unter Hausarrest gestellt.
Bild: KEYSTONE
Sexueller Missbrauch ist an der Tagesordnung, Verfehlungen werden streng bestraft: Im Februar 1998 erhält beispielsweise eine Frau wegen «Ehebruchs» öffentlich 100 Peitschenhiebe, weil sie in Kabul mit einem Mann unterwegs ist, der nicht ihr Ehemann ist.
Bild: KEYSTONE
Amnesty International schätzt, dass 80 Prozent der Ehen unter Zwang eingegangen werden. Dabei verheiraten die Fanatiker auch minderjährige Mädchen. Seit 1998 müssen Mieter und Hausbesitzer ihre Fenster schwärzen, damit Frauen nicht sichtbar sind.
Bild: KEYSTONE
Taliban beim Zerstören von Alkohol: Frauen aus ethnischen Minderheiten wie etwa Usbekinnen werden von den Taliban entführt und entweder als Sex-Sklaven ins pakistanische Ausland verkauft oder in die Trainingscamps der Gotteskrieger gebracht werden.
Bild: KEYSTONE
Die Vereinten Nationen werfen den Taliban immer wieder vor, Gräueltaten gegen die Bevölkerung zu begehen. Sie zählen zwischen 1996 und 2001 15 Massaker, die «hochgradig systematisch» durchgeführt werden, so die UN.
Bild: KEYSTONE
Einen unrühmlichen Platz in der Geschichte der Taliban-Herrschaft nimmt das Stadion von Kabul ein, das immer wieder für Hinrichtungen genutzt werden, zu denen Tausende Menschen kommen. Bereits der Besitz von Waffen kann ein Todesurteil sein.
Bild: Commons/Masoud Akbari
Die Vereinten Nationen versuchen in jener Zeit, die Not der Bevölkerung zu lindern, die nach dem afghanischen Bürgerkrieg zwischen 1992 und 1996 ohnehin schon gross ist. Die Taliban behindern jedoch aus «politischen und militärischen Gründen» die Verteilung von Hilfsgütern, kritisieren die UN.
Bild: AP
Ein weiterer Eckpunkt der Taliban-Herrschaft ist der kulturelle Krieg: Museen werden zerstört oder in Moscheen umgewandelt. Hinweise auf frühere Zivilisationen sind passé – weshalb zum Beispiel die 2000 Jahre alte Buddha-Statue von Bamiyan gesprengt wird.
Bild: KEYSTONE
Opferzahlen jener Zeit gibt es nicht. Fakt ist, dass in den fünf Jahren des Taliban-Regimes sehr viele afghanische Kinder zu Waisen werden.
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Als die Taliban herrschten: Das Islamische Emirat von Afghanistan
Kabul, 9. August 2021: Afghanen fliehen vor den Taliban in die Hauptstadt. Und das aus gutem Grund: Der alte Mann wird sich noch daran erinnern, wie es in seinem Land zwischen 1996 und 2001 zugegangen ist, als die Fanatiker das Sagen hatten.
Bild: Keystone
Ihr Terrorregime beginnt im September 1996 nach dem Fall von Kabul. Die Taliban etablieren strenges Rechtssystem, in dem Diverses verboten ist, von Musik, Film und Fernsehen über Malerei und Fotografie bis hin zu Fussball oder Schach.
Bild: KEYSTONE
Besonders hart trifft es die Frauen, die sich verhüllen müssen, aber nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben dürfen. Sich zu bilden wird ihnen explizit verboten. Sie werden quasi unter Hausarrest gestellt.
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Sexueller Missbrauch ist an der Tagesordnung, Verfehlungen werden streng bestraft: Im Februar 1998 erhält beispielsweise eine Frau wegen «Ehebruchs» öffentlich 100 Peitschenhiebe, weil sie in Kabul mit einem Mann unterwegs ist, der nicht ihr Ehemann ist.
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Amnesty International schätzt, dass 80 Prozent der Ehen unter Zwang eingegangen werden. Dabei verheiraten die Fanatiker auch minderjährige Mädchen. Seit 1998 müssen Mieter und Hausbesitzer ihre Fenster schwärzen, damit Frauen nicht sichtbar sind.
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Taliban beim Zerstören von Alkohol: Frauen aus ethnischen Minderheiten wie etwa Usbekinnen werden von den Taliban entführt und entweder als Sex-Sklaven ins pakistanische Ausland verkauft oder in die Trainingscamps der Gotteskrieger gebracht werden.
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Die Vereinten Nationen werfen den Taliban immer wieder vor, Gräueltaten gegen die Bevölkerung zu begehen. Sie zählen zwischen 1996 und 2001 15 Massaker, die «hochgradig systematisch» durchgeführt werden, so die UN.
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Einen unrühmlichen Platz in der Geschichte der Taliban-Herrschaft nimmt das Stadion von Kabul ein, das immer wieder für Hinrichtungen genutzt werden, zu denen Tausende Menschen kommen. Bereits der Besitz von Waffen kann ein Todesurteil sein.
Bild: Commons/Masoud Akbari
Die Vereinten Nationen versuchen in jener Zeit, die Not der Bevölkerung zu lindern, die nach dem afghanischen Bürgerkrieg zwischen 1992 und 1996 ohnehin schon gross ist. Die Taliban behindern jedoch aus «politischen und militärischen Gründen» die Verteilung von Hilfsgütern, kritisieren die UN.
Bild: AP
Ein weiterer Eckpunkt der Taliban-Herrschaft ist der kulturelle Krieg: Museen werden zerstört oder in Moscheen umgewandelt. Hinweise auf frühere Zivilisationen sind passé – weshalb zum Beispiel die 2000 Jahre alte Buddha-Statue von Bamiyan gesprengt wird.
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Opferzahlen jener Zeit gibt es nicht. Fakt ist, dass in den fünf Jahren des Taliban-Regimes sehr viele afghanische Kinder zu Waisen werden.
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In Afghanistan fällt Provinz nach Provinz an die Taliban: Sie kontrollieren nun zwei Drittel des Landes. Das weckt Erinnerungen an ihre Herrschaft zwischen 1996 und 2001 – mit Exekutionen, Terror und jeder Menge Leid.
AP/phi
11.08.2021, 18:11
AP/phi
Die Taliban haben ihren rasanten Vormarsch in Afghanistan mit der Eroberung von drei weiteren Provinzhauptstädten und einem Heereshauptquartier fortgesetzt.
Faisabad in der Provinz Badachschan, Pul-i Chumri in Baghlan sowie Farah in der gleichnamigen Provinz stünden nunmehr unter Kontrolle der militant-islamistischen Gruppe, teilten afghanische Funktionäre der Nachrichtenagentur AP mit. Damit haben die Aufständischen schon neun der 34 Provinzhauptstädte eingenommen.
Zudem fiel die Basis des 217. Korps am Flughafen von Kundus am Mittwoch an die Taliban: Die Taliban posteten ein Video im Netz, das nach ihren Angaben zeigt, wie Soldaten den Stützpunkt verliessen. Das 217. Korps ist eines von sieben des afghanischen Heeres. Stetig wächst nun der Druck auf die Zentralregierung in Kabul, sich gegen den Vormarsch der Taliban zu stemmen.
Bisher war die Hauptstadt nicht direkt von deren Offensive bedroht, doch die weitgehend auf sich alleine gestellten Sicherheitskräfte stossen an ihre Grenzen. Der Taliban-Feldzug fällt in die Phase des Abzugs aller amerikanischen Truppen aus dem Land, der auf Anordnung von Präsident Joe Biden zum Monatsende abgeschlossen sein soll.
Auch du, Kabul?
Der US-Geheimdienst warnt jedoch, dass Kabul stark gefährdet ist: Die Taliban könnten die Hauptstadt innert 30 Tagen isolieren und in 90 Tagen einnehmen. Das weckt Erinnerungen an 1996, als die Fanatiker mit der Einnahme Kabuls ein fünfjähriges Terrorregime eingeläutet haben – mit schwerwiegenden Folgen, wie die obige Bildergalerie zeigt.
Ausser der Provinz Balch stehen inzwischen weite Teile des Nordostens unter der Kontrolle der Taliban. Dort wollen die Warlords Abdul Raschid Dostum, Atta Mohammed Nur und Mohammed Mohakik – die selbst mit Vorwürfen über Gräueltaten und Korruption in Verbindung gebracht werden – Truppen zur Unterstützung der Regierung mobilisieren. Dazu eilte Präsident Aschraf Ghani nach Balch.
Angesichts einer 20 Jahre langen Nato- und US-Militärmission sowie Milliardenausgaben für Schulung und Ausrüstung afghanischer Truppen können sich viele Beobachter die Überforderung der lokalen Kräfte mit den Taliban nicht erklären. Mitunter flohen afghanische Soldaten zu Hunderten vor den anrückenden Aufständischen, Widerstand leisten vor allem afghanische Elite-Einheiten und die Luftwaffe.
Washington hält sich zurück
Erst am Montag betonte die US-Regierung, dass sie den Kampf allein als Sache der politischen und militärischen Führung Afghanistans betrachte. Bisher lassen die USA trotz der Geländegewinne der Taliban keinen Willen erkennen, ihre Luftangriffe zur Unterstützung der afghanischen Truppen zu forcieren.
Der Erfolg der Taliban hat Rufe nach einer Wiederaufnahme seit Langem stockender Friedensgespräche in Katar laut werden lassen. Sie sollen ein Ende der Kämpfe ermöglichen und Afghanistan den Weg zu einer Übergangsregierung der Einheit ebnen. Die Taliban verweigern jedoch eine Rückkehr an den Verhandlungstisch.
Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, warnte die radikalislamische Gruppe vor einer Machtübernahme mit Gewalt. Eine solche Regierung würde international nicht anerkannt werden. Inzwischen sind Zehntausende Menschen vor den Kämpfen in Dörfern und Städten im Norden Afghanistans geflohen. Viele Familien zieht es nach Kabul, wo sie in Parks und auf den Strassen mit wenig Lebensmitteln und Wasser ausharren.