Ostafrika 60-mal-40-Kilometer-Schwarm – diese Heuschreckenplage ist biblisch

Philipp Dahm

28.1.2020

Es gibt eine Heuschreckenplage biblischen Ausmasses – und kaum einer guckt hin: Milliarden dieser Insekten sind derzeit im Osten Afrikas unterwegs und fressen ganze Landstriche leer. Und nun?

Äthiopien, Somalia und Kenia werden bereits seit Wochen von einer Heuschreckenplage heimgesucht, deren Ausmasse biblisch anmuten.

«Es sind riesige Wolken aus Heuschrecken», beschreibt Samuel Burri, SRF-Afrika-Korrespondent in Nairobi, die Lage im Norden Kenias. «Manche dieser Insekten-Wolken sind so gross wie der Kanton St. Gallen.»

Es ist die schlimmste massenhafte Häufung der Afrikanischen Wanderheuschrecke in Kenia seit 70 Jahren, berichtet die Nachrichtenagentur AP: Schwärme mit Hunderten Millionen von Tieren erreichen eine Grösse von bis zu 60 mal 40 Kilometern – sie wandern mit dem Wind und legen an einem Tag 150 Kilometer zurück. Als würden sie sich einmal durch die Schweiz fressen.

«Sogar die Kühe wundern sich, was passiert», wird der kenianische Bauer Ndunda Makaga zitiert. «Mais, Hirse, Bohnen – sie haben alles gefressen.» Betroffen sind nicht nur jene, die Pflanzen anbauen – auch die Viehwirte trifft es hart.

Von Spitznashörnern und Horror-Heuschrecken

«Viele Menschen im trockenen Norden ziehen mit Ziegen und Kühen herum», erklärt Burri. «Wenn nun ganze Landstriche leer gefressen sind, müssen sie ihre Herden viel weiter herumführen, was zu Konflikten mit anderen Bevölkerungsgruppen führen kann.»

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN ist ob der Plage inzwischen alarmiert: «Wir müssen sofort handeln», warnt David Phiri. Denn: Im März wird Regen die Vegetation wieder zum Wachsen bringen, was die Schwärme 500 mal grösser werden lassen könnte, bis im Juni die nächste Trockenzeit anbricht.

Plage wegen milden Klimas 

Das Klima ist auch schuld an der Entstehung der Plage: Während der Süden Afrikas zuletzt ungewöhnlich trocken war, hielt im Norden die Regenzeit deutlich länger an. «Die Heuschrecken lieben feuchte, sandige Böden, um dort ihre Eier abzulegen. Das tun die Insekten alle drei Monate, wobei sich ihre Anzahl dann jeweils verzwanzigfacht», erläutert SRF-Journalist Burri.

Nun bitten die UN um rund 70 Millionen Dollar, um der Situation Herr zu werden: Als einziges probates Mittel im Kampf gegen die Insekten hat sich das grossflächige Versprühen von Pestiziden aus der Luft erwiesen, das soll nun mehr und mehr passieren.

Dominique Burgeon von der UN warnt vor einer aufziehenden Hungerkatastrophe in Ostafrika.

In Somalia könnten diese Anstrengungen aber in jenen Gebieten problematisch werden, die von radikalen Al-Kaida- oder Al-Shabab-Milizen gehalten werden – dabei kann schon ein kleiner Schwarm der Afrikanischen Wanderheuschrecke an einem Tag Pflanzen fressen, die 35'000 Menschen ernähren würden, verdeutlicht Jens Laerke vom Genfer UN-Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.

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