Ukraine-Übersicht Kreml räumt ein: Ein Toter und 27 Vermisste nach Untergang der «Moskwa»

Agenturen/red

22.4.2022

Die russische Armee will in der zweiten Phase ihres Krieges in der Ukraine nach eigenen Angaben den kompletten Donbass im Osten sowie den Süden des Landes einnehmen. Am Schicksal von Mariupol entscheide sich auch der weitere Verlauf des Krieges, sagt der örtliche Gouverneur. Die Entwicklung im Ticker.

Agenturen/red

Die russische Armee will in der zweiten Phase ihres Krieges in der Ukraine nach eigenen Angaben den kompletten Donbass im Osten sowie den Süden des Landes einnehmen. Es gehe bei der in dieser Woche begonnenen Etappe der «militärischen Spezialoperation» darum, einen Landweg zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu sichern. Das sagte der amtierende Befehlshaber des zentralen Wehrbezirks, Rustam Minnekajew, am Freitag der Agentur Interfax zufolge. Bisher hatte sich niemand aus der Militärführung so konkret zu den Zielen des Krieges geäussert.

Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte die Frage, ob die «Operation» nun ausgeweitet werde, nicht kommentieren. Er verwies an das Verteidigungsministerium, das zuvor erklärt hatte, sich auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Dort sollen die Gebiete Luhansk und Donezk komplett der ukrainischen Kontrolle entrissen werden.

Satellitenfotos weisen auf mögliches Massengrab hin

In der Nähe der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine deuten Satellitenbilder auf ein mögliches Massengrab hin. Der US-Satellitenfotodienst Maxar verbreitete Aufnahmen, die in dem Vorort Manhusch mehrere ausgehobene Grabstellen zeigen sollen. Der Stadtrat von Mariupol und Bürgermeister Wadym Bojtschenko sprechen davon, dass dort bis zu 9000 Menschen begraben sein sollen. Stadtrat und Bürgermeister sind selbst aber nicht mehr vor Ort. Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Selenskyj hat sich zu dem mutmasslichen Massengrab bisher nicht öffentlich geäussert. Satellitenfotos vom 3. April zeigen weit über 200 mögliche Grabstellen in mehreren Reihen, ausgehoben auf einer Länge von mehr als 300 Metern neben einer Strasse.

Macron sieht Risiko einer Eskalation im Ukraine-Krieg «sehr hoch»

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vor Russlands Bereitschaft zur Eskalation gewarnt. «Angesichts der Kriegsverbrechen, die Russland begangen hat, der Art und Weise seiner Kriegsführung im Donbass und in Mariupol, der atomaren Provokationen Ende Februar muss man ganz klar sagen: Russland hat einen Willen zur Eskalation», sagte Macron den Zeitungen der Funke Mediengruppe, der französischen Zeitung «Ouest-France» und dem italienischen Blatt «Corriere della Sera» (Freitagsausgaben).

UN-Generalsekretär spricht mit Putin und Lawrow

UN-Generalsekretär António Guterres reist nach Kremlangaben am kommenden Dienstag nach Moskau und wird dort vom russischen Präsidenten Wladimir Putin empfangen. Guterres werde sich in Moskau auch zu Gesprächen mit dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow treffen, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag mit. Guterres reise im Zuge verstärkter Friedensbemühungen nach Moskau. Der UN-Chef hatte zuvor um ein Treffen mit Putin gebeten.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste im Überblick

  • Die russische Armee will in der zweiten Phase ihres Krieges in der Ukraine nach eigenen Angaben den kompletten Donbass im Osten sowie den Süden des Landes einnehmen.
  • Die UNO hat in der ukrainischen Stadt Butscha die «unrechtmässige Tötung» von 50 Zivilisten dokumentiert. Eine Sprecherin erkannte darin mögliche Kriegsverbrechen der Russen.
  • Nach ukrainischen Angaben haben mittlerweile fast drei Viertel aller Menschen den von der Ukraine kontrollierten Teil der umkämpften Region Donezk im Osten des Landes verlassen.
  • US-Verteidigungsminister Lloyd Austin will am Dienstag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland mit Kollegen aus mehreren Ländern zum Krieg in der Ukraine beraten.
  • Die Entwicklungen vom Donnerstag findest du hier.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden unseren Ticker am Freitag

  • 21.37 Uhr

    Moskau: Ein Toter und 27 Vermisste nach Untergang der «Moskwa»

    Acht Tage nach dem Untergang des Kriegsschiffs «Moskwa» hat Russland erstmals Verluste im Zusammenhang mit dem Vorfall eingeräumt. Ein Besatzungsmitglied sei gestorben und 27 weitere Matrosen würden vermisst, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag laut russischen Nachrichtenagenturen mit. Die übrigen 396 Mitglieder der Besatzung des am 14. April im Schwarzen Meer gesunkenen Lenkwaffenkreuzers seien gerettet worden.

    Die ukrainische Armee hatte das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte nach eigenen Angaben mit Raketen beschossen. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte diese Darstellung. Russland erklärte hingegen, an Bord des Kreuzers sei Munition detoniert. Die Explosion habe einen Brand ausgelöst, durch den der Rumpf beschädigt worden sei. Die «Moskwa» sei dann während des Versuchs gesunken, sie zu einem Hafen abzuschleppen.

    Bei dem Untergang der «Moskwa» handelte es sich um einen der grössten materiellen Verluste für die russische Armee seit Beginn des Militäreinsatzes gegen die Ukraine am 24. Februar. Die zu Sowjetzeiten gebaute «Moskwa» hatte zusammen mit anderen Schiffen der Schwarzmeerflotte die südukrainische Hafenstadt Mariupol blockiert.

  • 21.17 Uhr

    Russische Bank benennt sich nach Kritik ihres Gründers an Putin um

    Nach der scharfen Kritik des Bankiers Oleg Tinkow am Ukraine-Krieg hat sein Finanzinstitut, die Tinkoff-Bank, eine Umbenennung bekannt gegeben. «Das Unternehmen hat sich lange auf den Schritt vorbereitet und die jüngsten Ereignisse machen diese Entscheidung nur noch vordringlicher», teilte die Bank am Freitag auf ihrem Telegram-Kanal mit.

    Tinkoff sei als zweitgrösste Privatbank Russlands schon lange über den ursprünglichen Markennamen hinausgewachsen. «Für das Glück unserer 20 Millionen Klienten haben wir entschieden, die Marke Tinkoff hinter uns zu lassen und neue Finanzprodukte und -dienstleistungen auf dem russischen Markt unter einem neuen markanten Namen weiter zu entwickeln.» 

    Die Umbenennung dürfte eine Reaktion des Unternehmens auf Tinkows Kritik an dem von Russlands Präsident Wladimir Putin begonnenen Ukraine-Krieg sein. Der Milliardär hatte den Krieg in sozialen Netzwerken als «sinnlos», als «Massaker» und als «Scheisskrieg» kritisiert und behauptet, 90 Prozent der Russen seien dagegen. Der Eintrag hatte hohe Wellen geschlagen. Im Netz war er innerhalb weniger Stunden von 100'000 Nutzern mit «gefällt mir» markiert worden. Gleichzeitig aber hatten viele Russen daraufhin ihre Kreditkarten von Tinkoff zerschnitten und ihr Konto gekündigt.

  • 21.11 Uhr

    Ukraine: Russland verlegt Spezialeinheiten in neue Kampfgebiete

    Russland hat nach ukrainischen Regierungsangaben etliche Spezialeinheiten vom zerstörten Mariupol abgezogen und in den Osten der Ukraine geschickt. Etwa zwölf bis 14 Eliteeinheiten hätten die südukrainische Hafenstadt bereits verlassen und sich auf den Weg gemacht, um an der russischen Grossoffensive im Osten teilzunehmen, sagte der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, am Freitag. «Es wird nun schwierig für unsere Truppen, weil unsere Leute in Mariupol es mit (diesen Einheiten) aufgenommen haben.»

    Danilow ergänzte, der Kreml habe mehr als 100’000 Soldaten sowie Söldner aus Syrien und Libyen für die Kämpfe abgestellt. Jeden Tag würden weitere Soldaten in die Ukraine geschickt. «Wir haben eine schwierige Lage, aber unsere Armee verteidigt unseren Staat.»

    Der Regierung in Kiew sei es auch gelungen, mithilfe von Helikoptern unter grossem Risiko im Schutze der Nacht Waffen in das Stahlwerk in Mariupol zu liefern, wo Tausende ukrainische Staatsbürger ausharrten, sagte Danilow.

  • 20.51 Uhr

    Scholz verteidigt Waffen-Strategie

    Frankreich, Tschechien, die Niederlande und sogar das kleine Estland: Alle liefern sie schwere Waffen. Kanzler Scholz ist weiter zurückhaltend. Die Debatte wird ihn in der nächsten Woche weiter verfolgen.

    Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat es als oberste Priorität seiner Ukraine-Politik bezeichnet, ein Übergreifen des Krieges auf die Nato zu vermeiden. «Es darf keinen Atomkrieg geben», sagte der SPD-Politiker in einem Interview des «Spiegel».

    «Ich tue alles, um eine Eskalation zu verhindern, die zu einem dritten Weltkrieg führt.» Seine zurückhaltende Strategie bei der Lieferung schwerer Waffen verteidigte der Kanzler. Die Kritik an der SPD wegen ihrer Russland-Politik der letzten Jahrzehnte wies er schroff als Verleumdung zurück. Es werde ein «Zerrbild sozialdemokratischer Politik» gezeichnet.

    Scholz hatte am Dienstag sein weiteres Vorgehen bei der Lieferung von Waffen für den Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland erläutert. Danach wird die Bundeswehr vorerst keine schweren Waffen wie Panzer und Artilleriegeschütze an die Ukraine abgeben. Die Bundesregierung will stattdessen Lieferungen der deutschen Industrie finanzieren.

    «Viele, die diesen Schritt früher kategorisch abgelehnt haben, überbieten sich jetzt mit Forderungen, noch viel mehr zu liefern»: Bundeskanzler Olaf Scholz.
    «Viele, die diesen Schritt früher kategorisch abgelehnt haben, überbieten sich jetzt mit Forderungen, noch viel mehr zu liefern»: Bundeskanzler Olaf Scholz.
    Bild: dpa
  • 20.05 Uhr

    Russisches Militär spricht von Normalisierung der Lage in Mariupol

    In der durch die Kämpfe schwer zerstörten ostukrainischen Hafenstadt Mariupol hat sich die Lage nach russischen Angaben normalisiert. «Die Bewohner der Stadt haben die Möglichkeit bekommen, sich wieder frei auf der Strasse zu bewegen», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag. Die Strassen würden von Trümmern und kaputter Militärtechnik geräumt, die Reste der ukrainischen Kämpfer und der «Söldner aus den USA und den europäischen Ländern» seien «zuverlässig» auf dem Gelände des Stahlwerks Azovstal eingeschlossen. Von unabhängiger Seite waren die Berichte nicht zu überprüfen.

  • 19.42 Uhr

    Strafverfahren gegen russische Kritiker des Ukraine-Kriegs

    Russische Behörden haben Strafverfahren gegen zwei prominente inländische Kritiker des Kriegs in der Ukraine eingeleitet. Dem Oppositionsaktivisten Wladimir Kara-Mursa werde die Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte vorgeworfen, teilte dessen Anwalt am Freitag mit. Russische Medien berichteten, gegen den früheren Verleger des unabhängigen Nachrichtenportals Medusa, Ilja Krassilschtschik, seien ähnliche Beschuldigungen erhoben worden.

    Kurz nach der Invasion in die Ukraine im Februar wurde vom russischen Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Verbreitung von Falschinformationen über das Militär mit Gefängnis bis zu 15 Jahren ahndet. Menschenrechtsaktivisten haben bisher 32 damit begründete Verfahren gegen Kritiker der Invasion gezählt.

    Wladimir Kara-Mursa (Foto) ist ein früherer Mitarbeiter des ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow und des Kreml-Kritikers Michail Chodorkowski. Er ist zwei Mal, 2015 und 2017, mit Vergiftungssymptomen im Krankenhaus behandelt worden. Den Krieg in der Ukraine kritisierte er in mehreren öffentlichen Auftritten im März und Anfang April. In einem Interview des US-Fernsehsenders CNN am 1. März nannte er den Kreml «ein Regime von Mördern».
    Wladimir Kara-Mursa (Foto) ist ein früherer Mitarbeiter des ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow und des Kreml-Kritikers Michail Chodorkowski. Er ist zwei Mal, 2015 und 2017, mit Vergiftungssymptomen im Krankenhaus behandelt worden. Den Krieg in der Ukraine kritisierte er in mehreren öffentlichen Auftritten im März und Anfang April. In einem Interview des US-Fernsehsenders CNN am 1. März nannte er den Kreml «ein Regime von Mördern».
    Archivbild: Hannah Wagner/dpa
  • 19.19 Uhr

    Spanien eröffnet seine Botschaft in Kiew wieder

    Spanien hat seine zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine geschlossene Botschaft in Kiew am Freitag wieder eröffnet. Das sei Ausdruck der politischen Unterstützung, sagte Spaniens Aussenminister José Manuel Albares vor Journalisten am Rande eines Besuchs der Biennale in Venedig, wie der staatliche spanische TV-Sender RTVE berichtete. Am Vortag hatte Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez zusammen mit seiner dänischen Kollegin Mette Frederiksen Kiew besucht und dabei den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem Gespräch getroffen. Albares hob die militärische und humanitäre Hilfe seines Landes für die Ukraine hervor und kündigte an, Spanien werde auch forensische Experten zur Aufklärung russischer Kriegsverbrechen entsenden.

  • 18.18 Uhr

    Moskau bestätigt neue Gespräche mit Kiew über Verhandlungslösung

    Russland und die Ukraine haben nach Angaben aus Moskau telefonisch längere Verhandlungen geführt. Der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski bestätigte in seinem Telegram-Kanal, dass er am Freitag mehrere längere Telefonate mit dem ukrainischen Chefunterhändler David Arachamija geführt habe. Zum Inhalt machte er aber keine Angaben.

    Zuvor hatte Russlands Aussenminister Sergej Lawrow die Ukraine dafür kritisiert, dass die Gespräche eingeschlafen seien. Moskau habe seit Tagen keine Antwort auf seine ausformulierten Vorschläge von Kiew erhalten, sagte Lawrow. Er bezweifelte, dass ukrainische Regierung an einer diplomatischen Lösung des Konflikts interessiert sei.

  • 18.15 Uhr

    Kremlchef Putin empfängt UN-Generalsekretär in Moskau

    Nach rund zwei Monaten Krieg in der Ukraine wird Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag (26. April) nach Kremlangaben UN-Generalsekretär António Guterres in Moskau empfangen.

    Guterres werde sich auch zu Gesprächen mit dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow treffen, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag mit. Der UN-Chef hatte zuvor um ein Treffen mit Putin gebeten.

    Guterres werde im Zuge verstärkter Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg nach Moskau reisen. «Er wird ein Arbeitstreffen und ein Mittagessen mit Aussenminister Sergej Lawrow haben. Der Generalsekretär wird von Präsident Wladimir Putin empfangen», sagte eine Sprecherin.

    UN-Generalsekretär António Guterres will nach Moskau reisen.
    UN-Generalsekretär António Guterres will nach Moskau reisen.
    Bild: dpa
  • 17.37 Uhr

    Niederlande: Schluss mit Kohle, Öl und Gas aus Russland

    Die Niederlande wollen bis Jahresende unabhängig von Kohle, Öl und Erdgas aus Russland werden. Regierungschef Mark Rutte sagte am Freitag in Den Haag, schwierig werde das vor allem beim Gas. «Aber wir denken, dass es machbar ist.» Die Regierung setzt demnach auf Einsparungen, erneuerbare Energien als Ersatz und mehr Importe aus anderen Ländern, auch von Flüssiggas.

    Laut Regierung können die Niederlande ihren Gasverbrauch bis 2025 um neun Milliarden Kubikmeter reduzieren. Das sei mehr, als das Land derzeit aus Russland kaufe, nämlich rund sechs Milliarden Kubikmeter, hiess es am Freitag.

    Beim Öl will die Regierung in den kommenden Wochen versuchen, andere Lieferanten zu finden, um «so schnell wie möglich» unabhängig von Lieferungen aus Russland zu sein. Bei Kohle hat die EU bereits einen Lieferstopp aus Russland ab August beschlossen.

  • 17.25 Uhr

    Generalmajor spricht über Russlands Kriegsziele

    Die russische Armee will in der zweiten Phase ihres Krieges in der Ukraine nach eigenen Angaben den kompletten Donbass im Osten sowie den Süden des Landes einnehmen. Es gehe bei der in dieser Woche begonnenen Etappe der «militärischen Spezialoperation» darum, einen Landweg zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu sichern. Das sagte der amtierende Befehlshaber des zentralen Wehrbezirks, Rustam Minnekajew, am Freitag der Agentur Interfax zufolge.

    Bisher hatte sich niemand aus der Militärführung so konkret zu den Zielen des Krieges geäussert. Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte die Frage, ob die «Operation» ausgeweitet werde, nicht kommentieren. Er verwies an das Verteidigungsministerium, das zuvor erklärt hatte, sich auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Dort sollen die Gebiete Luhansk und Donezk komplett eingenommen werden.

    Ein Schild warnt Anfang April vor Mienen am Strand bei Odessa.
    Ein Schild warnt Anfang April vor Mienen am Strand bei Odessa.
    EPA

    «Die Kontrolle über den Süden der Ukraine, da ist noch ein Zugang zu Transnistrien», sagte Minnekajew. In der von der Republik Moldau abtrünnigen Region Transnistrien sind russische Truppen stationiert. Die Ukraine könnte so im Süden den Zugang zum Schwarzen Meer und damit zu den Weltmeeren insgesamt verlieren. Minnekajew deutete an, dass auch in Transnistrien die Interessen der russischsprachigen Bevölkerung verteidigt werden sollen.

    Um die ganze Schwarzmeer-Küste einzunehmen, fehlen den russischen Truppen noch rund 300 Kilometer. 250 Kilometer haben sie bereits eingenommen, darunter das Gebiet Cherson. Von dort aus sind es noch etwa 120 Kilometer bis in die Millionenstadt Odessa, wo die russischen Truppen besonders harter ukrainischer Widerstand erwarten dürfte. Das Gebiet ist russischsprachig wie der Donbass. Russland sieht das mit Rückgriff auf die Zarenzeit als seine ursprünglichen Gebiete an.

    Karte der ukrainischen Schwarzmeer-Küste: Cherson ist rot markiert.
    Karte der ukrainischen Schwarzmeer-Küste: Cherson ist rot markiert.
    Google Earth
  • 17.11 Uhr

    Balten drängen auf schärfere Sanktionen

    Die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen haben sich für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. Damit Moskau seinen Krieg in der Ukraine nicht mehr finanzieren könne, sollte die EU alle russischen Banken und den Energiesektor ins Visier nehmen, einschliesslich der Öl- und Gaslieferungen, erklärten der lettische Ministerpräsident Krisjanis Karins und die Regierungschefinnen von Estland und Litauen, Kaja Kallas und Ingrida Simonyte laut der baltischen Nachrichtenagentur BNS.

  • 16.50 Uhr

    Atom-Experten reisen nach Tschernobyl

    Ein Team der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wird nächste Woche in der ukrainischen Atomanlage Tschernobyl technische Unterstützung leisten.

    IAEA-Chef Rafael Grossi und die Experten werden am Dienstag anreisen, wie die Organisation am Freitag in Wien ankündigte. Im Zuge der Invasion in die Ukraine war die Sperrzone um das 1986 havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl von russischen Einheiten eingenommen worden. Nach fünf Wochen zogen die russischen Kräfte Ende März ab und übergaben die Kontrolle wieder an das ukrainische Personal.

    Nach dem Abzug gab es Berichte, dass sich russischen Soldaten in dem Gebiet Strahlenschäden zugezogen haben könnten. Die IAEA plant nächste Woche Strahlungsmessungen und andere Untersuchungen vor Ort.

    Ein ukrainischer Soldat steht vor dem Sarkophag, der den explodierten Reaktor im Kernkraftwerk Tschernobyl abdeckt.
    Ein ukrainischer Soldat steht vor dem Sarkophag, der den explodierten Reaktor im Kernkraftwerk Tschernobyl abdeckt.
    Efrem Lukatsky/AP/dpa
  • 16.15 Uhr

    Putin: Westen ignoriert ukrainische Kriegsverbrechen

    Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Politik des Westens in der Ukraine bei einem Telefonat mit EU-Ratschef Charles Michel als unverantwortlich kritisiert.

    Es habe zuletzt Äusserungen von EU-Vertretern gegeben, die sich für eine militärische Lösung der «Situation in der Ukraine» ausgesprochen hätten, beklagte Putin einer Mitteilung des Kremls zufolge am Freitag. Russland kritisiert auch immer wieder Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine und betont, dass dies die Lage nur weiter eskalieren lasse.

    Der Kreml-Mitteilung zufolge warf Putin Michel auch vor, der Westen ignoriere Kriegsverbrechen auf ukrainischer Seite. International steht vor allem Russland wegen schwerer Kriegsverbrechen in der Ukraine in der Kritik. Die ukrainische Regierung und US-Präsident Joe Biden werfen Putin «Völkermord» vor. Michel, der zuvor die Ukraine besucht hatte, rief Russland zur Beendigung des Krieges auf.

  • 16.01 Uhr 

    Bei weisser Flagge: Russen bereit zu Feuerpause in Mariupol

    Das russische Militär will nach eigenen Angaben in Mariupol eine Feuerpause ausrufen und einen humanitären Korridor zum umkämpften Stahlwerk Azovstal schaffen – sollten sich die Ukrainer ergeben. Russland sei bereit, «jederzeit eine Waffenruhe zu verkünden», um Zivilisten aus der Fabrik zu lassen, aber auch Kämpfer, «wenn sie den Wunsch äussern, ihre Waffen niederzulegen», sagte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium am Freitag. Dazu müssten die Ukrainer im Stahlwerk weisse Flaggen hissen.

    Misinzew widersprach damit der ukrainischen Vizeregierungschefin Iryna Werschtschuk, die den russischen Truppen vorgeworfen hatte, die Flucht von Zivilisten zu behindern. Seit 21. März habe es täglich Feuerpausen für Flüchtlinge gegeben, behauptete der russische Offizier. «Aus Mariupol konnten so 143'631 Zivilisten und 341 Ausländer evakuiert und 1844 ukrainische Wehrdienstleistende sicher herausgeholt werden, die sich ergeben haben.»

    Die Aufnahme einer Drohne vom 18. April 2022 zeigt Rauch über dem Stahlwerk Azovstal nach einem russischen Luftangriff. (Archiv)
    Die Aufnahme einer Drohne vom 18. April 2022 zeigt Rauch über dem Stahlwerk Azovstal nach einem russischen Luftangriff. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 15.36 Uhr

    Frankreich liefert schwere Waffen in die Ukraine

    Frankreich liefert der Ukraine zur Abwehr des russischen Einmarsches schwere Waffen, darunter Artilleriegeschütze. «Wir liefern immerhin beträchtliche Ausrüstung, von den Milan über die Caesar bis hin zu verschiedenen Waffenarten», sagte Präsident Emmanuel Macron im Interview der Zeitung «Ouest France» am Freitag. An dem Kurs wolle man festhalten, ohne selbst Kriegspartei zu werden.

    Die auf Lastwagen montierten Caesar-Geschütze mit einem Kaliber von 155 Millimeter können Ziele bis auf eine Entfernung von 40 Kilometern präzise treffen. Frankreich hatte sich bislang zu seinen Waffenlieferungen sehr bedeckt gehalten.

    Wie die Zeitung unter Verweis auf Armeequellen berichtete, sollen zwölf Caesar-Haubitzen in den kommenden Tagen in der Ukraine eintreffen. Von Samstag an sollen 40 ukrainische Soldaten in Frankreich in der Bedienung der Haubitzen trainiert werden, hiess es unter Verweis auf den Élyséepalast. Die Ukraine soll ausserdem Geschütze aus den USA sowie aus den Niederlanden Panzerhaubitzen des Typs 2000 aus deutscher Herstellung erhalten.

  • 15.30 Uhr

    TV-Auftritt heizt Gerüchte über Putins Gesundheit an

    Das am Donnerstag vom Kreml veröffentlichte Video eines Gesprächs von Wladimir Putin mit seinem Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat Spekulationen um den Gesundheitszustand des russischen Präsidenten angeheizt. Der Grund: Putin sass zusammengesunken in seinem Stuhl, hielt sich mit einer Hand am Tisch fest und wackelte teils unruhig mit dem Fuss. Bereits in der Vergangenheit waren Gerüchte aufgekommen, Putin sei schwer erkrankt und habe sich womöglich einer Operation wegen Schilddrüsenkrebs unterzogen. Der Kreml dementierte daraufhin eine Erkrankung des Präsidenten.

    Die CNN-Journalistin Frida Ghitis etwa fragt nun auf Twitter: «Putin versinkt in seinen Stuhl und klammert sich an den Tisch. Er ist schon okay, oder? Noch gesund?»

    Die britische Bloggerin und ehemalige Parlamentsabgeordnete Louise Mensch verlinkte erneut auf einen ihrer Texte vom letzten Monat, in dem sie schreibt, dass Putin an Parkinson erkrankt sei. Laut ihren Quellen aus der britischen Regierung würde die Krankheit rasch fortschreiten, twittert Mensch. 

  • 14.43 Uhr 

    Scholz: «Es darf keinen Atomkrieg geben»

    Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat es als oberste Priorität seiner Ukraine-Politik bezeichnet, ein Übergreifen des Krieges auf die Nato zu vermeiden. «Es darf keinen Atomkrieg geben», sagte er in einem am Freitag veröffentlichten Interview des «Spiegel». «Ich tue alles, um eine Eskalation zu verhindern, die zu einem dritten Weltkrieg führt.»

    Scholz erinnerte in diesem Zusammenhang an sein Nein zu einer Flugverbotszone über der Ukraine, die nur durchzusetzen gewesen wäre, wenn man auch zum Abschuss russischer Flugzeuge bereit gewesen wäre. Damit wäre die Nato zur Kriegspartei geworden, sagte der Kanzler. «Ich habe sehr früh gesagt, dass wir alles tun müssen, um eine direkte militärische Konfrontation zwischen der Nato und einer hochgerüsteten Supermacht wie Russland, einer Nuklearmacht, zu vermeiden.»

    Auch mit Blick auf die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine wird derzeit darüber diskutiert, ob Nato-Länder deswegen von Russland als Kriegspartei wahrgenommen werden könnten. Scholz sagte dazu, es stehe in keinem Lehrbuch, ab wann man als Kriegspartei wahrgenommen werde. «Das Buch wird täglich neu geschrieben, manche Lektionen liegen noch vor uns. Umso wichtiger ist es, dass wir jeden unserer Schritte genau überlegen und eng miteinander abstimmen», sagte Scholz. «Eine Eskalation in Richtung Nato zu vermeiden, hat für mich höchste Priorität. Deshalb schiele ich nicht auf Umfragewerte oder lasse mich von schrillen Rufen irritieren.» Die Konsequenzen eines Fehlers wären dramatisch.

  • 14.25 Uhr

    EU-Ratschef fordert in Telefonat mit Putin humanitären Zugang

    EU-Ratschef Charles Michel hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin eigenen Angaben zufolge in einem Telefonat dazu gedrängt, unverzüglich humanitären Zugang zu belagerten Städten in der Ukraine zu gewähren.

    Zudem habe er gefordert, dass es einen sicheren Korridor aus Mariupol und anderen Städten geben müsse, insbesondere anlässlich des Osterfestes der orthodoxen Christen an diesem Wochenende, schrieb Michel am Freitag auf Twitter.

    Er habe die Position der EU nachdrücklich bekräftigt. Diese umfasse unter anderem Unterstützung für die Souveränität der Ukraine sowie die Verurteilung der russischen Aggression.

    Aus EU-Kreisen hiess es, Michel habe in dem Gespräch am Freitag um 11.00 Uhr in aller Deutlichkeit betont, dass der Krieg nicht hinnehmbar sei, und zudem die Kosten für Russland durch die westlichen Sanktionen erläutert. Zudem habe der Belgier seine Erkenntnisse über russische Fehleinschätzungen und Verluste mitgeteilt. Dies habe er zum Teil auch deshalb getan, um in das Informationsvakuum einzudringen, das um Putin herum existieren könne. Zudem habe Michel den russischen Präsidenten dazu aufgefordert, sich direkt mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj auseinanderzusetzen.

  • 14.10 Uhr

    Gouverneur: Zukunft des Krieges «hängt von Schicksal Mariupols ab»

    Der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine hängt nach den Worten des örtlichen Gouverneurs Pawlo Kyrylenko «vom Schicksal» der Hafenstadt Mariupol ab. «Der Feind konzentriert all seine Bemühungen auf Mariupol», sagte Kyrylenko, Gouverneur der Region Donezk, am Freitag in einem per Videokonferenz geführten Interview.

    «Der Erfolg der russischen Offensive im Süden hängt vom Schicksal von Mariupol ab.» Für die Ukrainer sei die Hafenstadt bei der Verteidigung der Region von «strategischer» Bedeutung, für die Russen bei ihrem Streben nach einer Landverbindung zur annektierten Krim.

    Auf dem riesigen Industriekomplex von Asow-Stahl halten sich seinen Angaben zufolge «bis zu 300 Zivilisten» neben den dort verschanzten ukrainischen Truppen auf. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky hatte am Mittwoch von rund «tausend Zivilisten, Frauen und Kindern» und «hunderten Verletzten» auf dem Werksgelände gesprochen.

    Satellitenaufnahme der Anlage von Asow-Stahl in Mariupol vom 20. April 2022. 
    Satellitenaufnahme der Anlage von Asow-Stahl in Mariupol vom 20. April 2022. 
    Bild: Keystone
  • 13.25 Uhr 

    Rund 39'000 Geflüchtete aus der Ukraine registriert

    In den Asylzentren des Bundes haben sich seit Donnerstag 919 Geflüchtete aus der Ukraine registrieren lassen. Seit Beginn des russischen Angriffs auf das Land wurden insgesamt 39'258 Personen registriert.

    32'208 Flüchtlinge haben bisher den Schutzstatus S erhalten, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) am Freitag via Twitter mitteilte. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl der Personen mit S-Status um 795.

    Laut dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind seit Kriegsbeginn rund 5,1 Millionen Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflohen. 7,3 Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben.

  • 13.14 Uhr 

    Ed Sheeran spendet Video-Einnahmen von Single für Ukraine-Hilfe

    Der britische Popstar Ed Sheeran (31) will die Streaming-Einnahmen aus einer neuen Single für humanitäre Hilfe in der Ukraine spenden. Das teilte sein Management mit. Das Video zum Song «2step», das am Freitag veröffentlicht wurde, wurde demnach kurz vor dem Ausbruch des Krieges in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gedreht. Den Song hatte Sheeran gemeinsam mit dem US-Rapper Lil Baby (27) aufgenommen. In dem Clip ist zu sehen, wie sich die beiden Musiker durch die nächtlichen Strassen Kiews inmitten von Tänzern bewegen.

    «Die Ukraine ist ein stolzes und widerstandsfähiges Land und ich bin dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, mein Video dort zu drehen», sagte Sheeran der Mitteilung seines Managements zufolge. Er stehe an der Seite der Ukraine und werde ein Jahr lang die Lizenzeinnahmen aus Youtube-Streams des Videos für den Ukraine-Hilfsaufruf des Disasters Emergency Committee spenden, so der Brite weiter.

  • 12.25 Uhr

    Schweden hilft Ukraine bei Reparatur der Stromversorgung

    Schweden hat der Ukraine Hilfe beim Wiederaufbau der Stromversorgung zugesagt. Eine sichere Elektrizitätsversorgung sei notwendig, um wichtige soziale Aktivitäten in der Ukraine zu ermöglichen, sagte Energieminister Khashayar Farmanbar. Deswegen schicke Schweden Ausrüstung aus Nothilfebeständen, um vom Krieg zerstörte Anlagen zu reparieren. Die schwedische Netzagentur Svenska kraftnät habe eine entsprechende Anfrage erhalten. Die Notfallkapazitäten in Schweden würden davon nicht beeinträchtigt.

  • 11.51 Uhr

    Keine russischen Soja-Importe mehr in die Schweiz

    Die Schweizer Soja-Branche will keine neuen Käufe von Futter-Soja aus Russland mehr tätigen. Damit falle zwar eine wichtige Beschaffungsquelle weg, die Versorgungssicherheit beim Futtermittel sei aber nicht gefährdet. Das hielt das Soja Netzwerk Schweiz in einer Mitteilung vom Freitag fest. 

    Trotz erheblicher Probleme bei der Beschaffung könne die Branche die Qualitätsvorgaben aufrechterhalten und das Futter mehrheitlich aus den Nachbarländern beziehen, so Soja Netzwerk Schweiz. Mit dem Verzicht auf Futter-Soja aus Russland wolle die Branche ihre soziale Verantwortung wahrnehmen.

    Soja Netzwerk Schweiz hielt in der Mitteilung weiter fest, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie, schlechte Ernten und die Unsicherheiten wegen des Krieges in der Ukraine die Rohstoffpreise «in nie dagewesene Sphären» treiben würden. So habe eine Tonne Soja-Mehl im März kurzfristig über 800 Euro gekostet – normal seien zirka 350 Euro.

  • 11.42 Uhr

    Lettisches Parlament wirft Russland «Völkermord» vor

    Das lettische Parlament hat einstimmig eine Erklärung verabschiedet, in der Russland «Völkermord» am ukrainischen Volk vorgeworfen wird.

    Auch forderten die Abgeordneten in der am Donnerstag in Riga angenommenen Erklärung die EU-Mitgliedstaaten auf, den Import von russischem Öl und Gas sofort einzustellen.

    Das Parlament verweist auf die «umfangreichen Zeugenaussagen und Beweise für brutale Massenverbrechen, die von der russischen Armee begangen wurden». Darunter seien Mord, Folter, sexueller Missbrauch und Schändung von ukrainischen Zivilist*innen in Butscha, Irpin, Mariupol und anderen Orten. Auch entführe und deportiere Russland ukrainische Staatsbürger auf sein Territorium, hiess es weiter.

  • 11.22 Uhr

    UNO: 50 Zivilpersonen in Butscha «unrechmässig getötet»

    Die Vereinten Nationen haben in der ukrainischen Stadt Butscha die «unrechtmässige Tötung» von 50 Zivilist*innen dokumentiert.

    «Bei einer Mission in Butscha am 9. April haben Menschenrechts-Ermittler der UNO die unrechtmässige Tötung unter anderem durch standrechtliche Hinrichtung von rund 50 Zivilisten vor Ort dokumentiert», sagte Ravina Shamdasani, eine Sprecherin des UNO-Menschenrechtskommissariats in Genf, am Freitag.

    Die Taten der russischen Armee seit dem Beginn des Krieges könnten «sich als Kriegsverbrechen erweisen», sagte die UNO-Sprecherin weiter. «Die russischen Truppen haben wahllos Wohngebiete bombardiert und unter Dauerfeuer genommen, Zivilisten getötet und Spitäler, Schulen und andere zivile Einrichtungen zerstört, lauter Taten, die sich als Kriegsverbrechen erweisen könnten», sagte sie vor Journalisten in Genf.

    In Butscha werden nach dem Abzug russischer Truppen die Leichen von Zivilpersonen exhumiert. 
    In Butscha werden nach dem Abzug russischer Truppen die Leichen von Zivilpersonen exhumiert. 
    AP
  • 11.10 Uhr

    Stahlwerk in Mariupol: Russen sollen Flucht von Zivilpersonen verhindern

    Die Ukraine wirft russischen Truppen vor, Zivilist*innen am Verlassen des belagerten Stahlwerks in Mariupol zu hindern. «Die Russen haben Angst davor, Azovstal zu stürmen, doch dabei lassen sie bewusst und zynisch keine Zivilisten heraus», teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram mit.

    Auf diese Weise wolle Moskau den Druck auf die verbliebenen ukrainischen Soldaten in dem Werk erhöhen, sich zu ergeben. Nach Angaben von Wereschtschuk wollen sich die Verteidiger des Werks und Mariupols aber nicht ergeben.

    In den Bunkeranlagen des Werks sollen sich nach Kiewer Angaben noch etwa 1000 Zivilist*innen aufhalten. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte am Donnerstag angeordnet, das Werksgelände nicht zu stürmen. Es sollte aber abgeriegelt werden, bis sich die ukrainischen Kämpfer ergeben. Russland hatte wiederholt vor allem dem von Nationalisten dominierten ukrainische Asow-Regiment vorgeworfen, Zivilpersonen als Schutzschild zu benutzen.

  • 10.52 Uhr

    General: Russland strebt vollständige Kontrolle über Donbass und Südukraine an

    Russland strebt nach Angaben eines ranghohen Generals die vollständige Kontrolle über den gesamten Donbass sowie die Südukraine an. Seit Beginn der «zweiten Phase der Spezialoperation» der russischen Armee in der Ukraine sei es «eine ihrer Aufgaben, die vollständige Kontrolle über den Donbass und die Südukraine zu erlangen», sagte der Generalmajor Rustam Minnekajew laut am Freitag laut russischen Nachrichtenagenturen. Auf diese Weise könne eine «Landverbindung» zur annektierten Krim-Halbinsel geschaffen werden.

  • 10.41 Uhr 

    Britischer Geheimdienst erwartet hohe russische Verluste bei Sturm auf Stahlwerk

    Bei einem Sturm auf das umzingelte Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Stadt Mariupol hätten die russischen Truppen nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten hohe Verluste zu erwarten. Das teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag in seinem täglichen Geheimdienst-Update mit. Die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, eine Blockade um das Stahlwerk zu errichten, weise auf den Wunsch hin, den ukrainischen Widerstand in Mariupol in Schach zu halten und russische Streitkräfte für den Einsatz in anderen Teilen der östlichen Ukraine verfügbar zu machen, so die Mitteilung weiter.

    Mariupol war kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges vor zwei Monaten eingekreist worden. Einzig in dem Azovstal-Werk harren noch mehrere Hundert ukrainische Soldaten aus. Bei ihnen sollen nach ukrainischen Angaben zudem noch etwa 1000 Zivilisten sein.

  • 10.36 Uhr 

    Nawalny-Vertrauter sieht grosse Unruhe in russischer Elite

    Der russische Exil-Oppositionelle Leonid Wolkow hat einen möglichen Sturz von Kreml-Chef Wladimir Putin durch Massendemonstrationen gegen den Ukraine-Krieg als westliche Wunschvorstellung bezeichnet. «Die Vorstellung, man könne Putin mal eben durch ein paar grosse Protestmärsche hinwegfegen, ist naiv», sagte der enge Vertraute des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitagsausgaben). Dennoch halte er eine Entmachtung Putins wegen der russischen Invasion im Nachbarland für wahrscheinlich.

    In Kreisen der politischen und ökonomischen Elite in Moskau gebe es eine enorme Unruhe, sagte Wolkow. Putins militärische Pläne in der Ukraine hätten sich als irreal entpuppt. Zugleich erleide Russland realen Schaden durch die vom Westen verhängten Wirtschaftssanktionen. «Diese beiden Faktoren addieren sich zu einem Druck auf Putin, der ihn früher oder später das Amt kosten wird, da bin ich sehr zuversichtlich», sagte Wolkow.

  • 10.13 Uhr

    Johnson will Indien von Militärzusammenarbeit mit Russland abbringen

    Der britische Premierminister Boris Johnson hat in Indien für die Haltung des Westens im Ukrainekrieg geworben. «Die Welt steht vor zunehmenden Drohungen autokratischer Staaten, die die Demokratie untergraben, den freien und fairen Handel ersticken und Souveränität mit Füssen treten wollen», sagte Johnson am Freitag bei einem Besuch in Indien. Bei seiner Landung hatte er erklärt, er sei sich bewusst, dass Indien enge Verbindungen zu Russland unterhalte. «Wir müssen dieser Realität Rechnung tragen. Aber natürlich werde ich mit (dem indischen Premierminister) Narendra Modi darüber sprechen», sagte er.

    Modi hat bislang kühl auf Forderungen des Westens reagiert, wegen der Invasion in die Ukraine weniger russisches Öl zu kaufen. Er hat die Lage in der Ukraine zwar als sehr besorgniserregend bezeichnet und beide Seiten zum Frieden aufgerufen, den russischen Präsidenten Wladimir Putin aber nicht kritisiert. Bei der Abstimmung über die Mitgliedschaft Russlands im UN-Menschenrechtsrat enthielt sich Indien in der UN-Vollversammlung der Stimme.

    Indien bezieht vor allem Waffen aus Russland und hatte dort zuletzt ein Luftabwehrsystem gekauft. Nach britischen Angaben wird Johnson Modi wohl eine verstärkte Zusammenarbeit in Verteidigungs- und Sicherheitsfragen anbieten. Dazu gehöre die Unterstützung für Kampfflugzeuge, die in Indien entworfen und gebaut werden. Johnson wollte mit Modi auch über eine Zusammenarbeit bei umweltfreundlicher Energiegewinnung sprechen, durch die Indien von Ölimporten unabhängig werden könnte.

    Der britische Premierminister Boris Johnson trifft am 22. April 2022 in Neu-Delhi seinen indischen Amtskollegen Narendra Modi. 
    Der britische Premierminister Boris Johnson trifft am 22. April 2022 in Neu-Delhi seinen indischen Amtskollegen Narendra Modi. 
    Bild: Keystone
  • 9.58 Uhr

    Polizeichef: Mehr als 1000 Tote Zivilisten in Region Kiew gefunden

    Seit dem Abzug russischer Truppen vor mehr als drei Wochen sind im Gebiet Kiew nach Polizeiangaben bisher mehr als 1000 Leichen gefunden worden. «Gerade beträgt die Zahl der Toten 1084, die von Ermittlern untersucht und zur Gerichtsmedizin gebracht wurden», sagte der Polizeichef der Region um die Hauptstadt Kiew, Andrij Njebytow, am Freitag im ukrainischen Fernsehen. Es handele sich um Zivilisten, die in keiner Beziehung zur Gebietsverteidigung oder anderen militärischen Verbindungen gestanden hätten.

    «Der überwiegende Teil – von 50 bis 75 Prozent in Abhängigkeit vom Ort – sind Menschen, die mit Schusswaffen getötet wurden», betonte Njebytow. Es seien Maschinen-, Scharfschützen- und Sturmgewehre eingesetzt worden, um die Menschen zu töten. Mehr als 300 Leichen konnten nach seinen Angaben noch nicht identifiziert werden.

    Russland hatte vor zwei Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Die Vereinten Nationen haben bisher mehr 2300 getötete Zivilisten offiziell erfasst, gehen aber wie die ukrainische Regierung von weitaus höheren Opferzahlen aus.

  • 9.41 Uhr

    41 Wohnungen in Chur für Ukraine-Flüchtlinge

    Eine Immobilien- und Verwaltungsfirma aus Winterthur hat dem Kanton Graubünden 41 leerstehende Wohnungen in Chur für Ukraine-Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Bereits nächste Woche sollen die ersten Wohnungen bezugsbereit sein.

    Das Hochhaus an der Austrasse 12 in Chur steht leer. Es sollte eigentlich diesen Frühling saniert werden, wie der Geschäftsführer des Immobilienunternehmens Terresta, Hans Rupp am Freitag im Gespräch mit Keystone-SDA sagte. Weil die Firma noch keine Verträge mit den Handwerkern abschloss, verschob sie die Sanierung nun in Angesicht der Situation in der Ukraine um ein Jahr. Die 41 bereits leeren 3.5- und 4.5-Zimmer Wohnungen stellte das Unternehmen nun dem Kanton Graubünden für Ukraine-Flüchtlinge zur Verfügung.

    Das Bündner Amt für Migration und Zivilrecht sowie das Hochbauamt möbliere zur Zeit etagenweise die Wohnungen, sagte Daniel Camenisch von der Kommunikationsstelle Ukraine auf Anfrage von Keystone-SDA. Für die Möblierung der Wohnung würden sie auf eigenes Lagermaterial sowie auf Angebote von Dritten zurückgreifen. Die ersten beiden Etagen seien bereits Anfangs nächster Woche bezugsbereit. Wann die ersten Kriegsflüchtenden aus der Ukraine ankämen, könne man zur Zeit noch nicht sagen.

    In den Wohnungen finden bis zu 150 Menschen Unterschlupf. Terresta verlangt dafür einen kleinen Mietzins vom Kanton, wie Rupp weiter erklärte. «Wir wollen die Flüchtenden unterstützen, nicht den Kanton Graubünden. Deshalb verlangen wir einen kleinen, kostendeckenden Betrag.» Die Wohnungen stehen vorerst ein Jahr zur Verfügung, mit der Option zu verlängern.

    Flüchtende aus der Ukraine erhalten unter anderem in Chur Unterschlupf in 41 Wohnungen eines leerstehenden Hochhauses. (Symbolbild)
    Flüchtende aus der Ukraine erhalten unter anderem in Chur Unterschlupf in 41 Wohnungen eines leerstehenden Hochhauses. (Symbolbild)
    Bild: Keystone/AP/Leo Correa
  • 9.12 Uhr

    Analysten sehen noch keine grossen Erfolge bei russischer Offensive

    Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine haben nach Ansicht von Militärexperten in den vergangenen Tagen trotz schwerer Artillerie- und Luftangriffe keine bedeutenden Geländegewinne erzielt. Russland sei noch dabei, seine Offensive zu verstärken, hiess es.

    Das britische Verteidigungsministerium erklärte am Freitag, die Invasoren litten immer noch an ihren Verlusten zu Beginn des Feldzugs. Erschöpfte Truppen müssten ersetzt werden. Unbrauchbar gewordenes Kriegsmaterial werde zur Reparatur nach Russland zurückgeschickt. Im ostukrainischen Donbass versuchten russische Truppen, auf die Ortschaften Krasnyj Lyman, Buhajikwa, Barwinkowe, Lyman und Popasna vorzustossen.

    Nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium haben ukrainische Truppen russische Versuche aufgehalten, bei Isjum weiter nach Süden vorzustoßen.

    Russische Panzer in der Ukraine. (Archiv)
    Russische Panzer in der Ukraine. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 7.15 Uhr

    Kiew: Verstärkte Kämpfe an Frontlinie im Osten

    Im Osten der Ukraine haben sich Angaben aus Kiew zufolge die Gefechte an mehreren Orten intensiviert. Die russischen Einheiten hätten die Kämpfe entlang der gesamten Frontlinie in der Region Donezk verschärft, heisst es im Morgenbericht des ukrainischen Generalstabs am Freitag. Russland führe offensive Operationen bei der Siedlung Saritschne durch. Es versuche weiter, rund um die Stadt Rubischne in der Region Luhansk vorzustossen. Gefechte dauerten auch um die Stadt Popasna an. Diese wird ukrainischen Angaben zufolge teilweise bereits von russischen Truppen kontrolliert.

    Schwere Gefechte habe es zudem wie in den vergangenen Tagen um Marjinka gegeben. Russische Einheiten versuchten mit Unterstützung von Artillerie, hier vorzustossen. Angaben aus dem Kriegsgebiet können nicht unabhängig überprüft werden.

  • 6.53 Uhr

    Selenskyj: Russland könnte Referenden in eroberten Gebieten fälschen

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor gefälschten Volksabstimmungen in von Russland besetzten Gebieten seines Landes gewarnt. Die Menschen im Süden der Ukraine sollten russischen Truppen nicht ihre Ausweise aushändigen, sagte Selenskyj in seiner täglichen Video-Ansprache. Die Russen könnten die Personaldokumente nutzen, um «sogenannte Referenden über unser Land zu fälschen» und dann eine moskautreue Regierung zu installieren.

    Selenskyj sagte, Russland tue derzeit alles, um irgendeine Art Sieg präsentieren zu können. Die Invasoren verstärkten ihre Truppen, schickten neue Einheiten und versuchten sogar, aus den von ihnen eroberten Gebieten Soldaten zu rekrutieren.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft. (Archiv)
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft. (Archiv)
    Bild: Ukrainian Presidency Press Offic/ZUMA Press Wire Service/dpa
  • 6.01 Uhr

    Macron: Risiko einer Eskalation im Ukraine-Krieg «sehr hoch»

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vor Russlands Bereitschaft zur Eskalation gewarnt. «Angesichts der Kriegsverbrechen, die Russland begangen hat, der Art und Weise seiner Kriegsführung im Donbass und in Mariupol, der atomaren Provokationen Ende Februar muss man ganz klar sagen: Russland hat einen Willen zur Eskalation», sagte Macron den Zeitungen der deutschen Funke Mediengruppe, der französischen Zeitung «Ouest-France» und dem italienischen Blatt «Corriere della Sera» (Freitagsausgaben).

    Das Risiko einer Eskalation sei «sehr hoch», sagte Macron weiter. Vor allem der Test einer russischen Interkontinentalrakete mit enormer Reichweite am Mittwoch sei «besorgniserregend». Macron sieht demnach zwei grosse Eskalationsrisiken: «Die vertikale Eskalation besteht in der Änderung des Krieges – hin zur Nutzung nicht konventioneller Waffen wie Chemiewaffen oder Nuklearraketen. Die horizontale Eskalation ist die Bereitschaft von verbündeten Ländern oder anderen Mächten, in den Krieg einzugreifen.» Darum gelte es, «alles zu tun, um eine Feuersbrunst zu verhindern. Der Krieg muss aufhören.» Dabei komme auch europäischen Ländern wie Frankreich, Deutschland und Italien eine Vermittlerrolle zu. Man müsse der Ukraine aber auch finanziell und militärisch helfen.

    Der französische Präsident Emmanuel Macron (rechts) am 7. Februar 2022 am langen Tisch seines Amtskollegen Wladimir Putin in Moskau: Obwohl die Gespräche nichts brachten und Putins Krieg gegen die Ukraine immer heftiger wird, will Macron den Dialog mit dem Kreml-Chef fortsetzen.
    Der französische Präsident Emmanuel Macron (rechts) am 7. Februar 2022 am langen Tisch seines Amtskollegen Wladimir Putin in Moskau: Obwohl die Gespräche nichts brachten und Putins Krieg gegen die Ukraine immer heftiger wird, will Macron den Dialog mit dem Kreml-Chef fortsetzen.
    Bild: Keystone/Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP

    Auf die Frage, ob Europa und auch Deutschland schwere Waffen in die Ukraine schicken sollten, sagte Macron: «Ich mische mich nicht in die Politiken anderer Länder ein.» Man respektiere die Entscheidung Deutschlands. «Wir haben die gleiche Strategie wie Kanzler Scholz: Wir helfen den Ukrainern auf maximale Weise. Aber sind sorgsam darauf bedacht, niemals Kriegspartei zu werden.»

    Trotz des heftiger werdenden Ukraine-Kriegs will Macron den Dialog mit Russlands Präsident Wladimir Putin fortsetzen. «Man muss weiter mit Putin sprechen. Aber jeder von uns hat seit den Bildern von Butscha nicht mehr zum Telefonhörer gegriffen», sagte der französische Präsident. «Wir waren alle fassungslos und niedergeschmettert.» Er habe Putin aber in der Vergangenheit jedes Mal kontaktiert, wenn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ihn dazu aufgefordert habe, auch wenn die Telefonate mit dem Kremlchef zuweilen frustrierend seien.

  • 5.14 Uhr

    Ukraine: Fast drei Viertel der Menschen haben Donezk verlassen

    Nach ukrainischen Angaben haben mittlerweile fast drei Viertel aller Menschen den von der Ukraine kontrollierten Teil der umkämpften Region Donezk im Osten des Landes verlassen. Das sagte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, im ukrainischen Einheitsfernsehen, wie die Internet-Zeitung «Ukrajinska Prawda» am Freitagmorgen berichtete.

    Demnach befänden sich noch rund 430’000 Einwohner in dem Gebiet. Vor Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar seien es noch mehr als 1,6 Millionen Menschen gewesen. In der nach Mariupol zweitgrössten Stadt unter ukrainischer Kontrolle in Donezk, Kramatorsk, lebten aktuell nur noch etwas mehr als 40’000 von den ursprünglich 200’000 Menschen.

  • 4 Uhr

    Fridays for Future demonstriert gegen Gas aus Russland

    Die Organisation Fridays for Future europaweit Demonstrationen für ein sofortiges Ende der Gaslieferungen aus Russland. Kundgebungen sind in mehreren Städten in Polen, Ungarn, Belgien und Deutschland geplant. In Brüssel planen die Aktivisten für den Mittag eine Veranstaltung vor der deutschen Botschaft.

    Deutschland lehnt einen sofortigen Lieferstopp ab, unter anderem mit Verweis auf die grosse Abhängigkeit Deutschlands von russischer Energie und schwer kalkulierbaren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen im Falle eines Embargos.

  • 3 Uhr

    Baltische Staaten beraten – deutsche Aussenministerin in Litauen

    Die Ministerpräsidenten der baltischen Staaten kommen am heutigen Freitag zu einen Treffen zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche der Regierungschefs Krisjanis Karins (Lettland), Kaja Kallas (Estland) und Ingrida Simonyte (Litauen) stehen der russische Krieg in der Ukraine und regionale Sicherheitsfragen.

    Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock besucht am heutigen Freitag Litauen. Im Zentrum der dortigen Gespräche steht nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amtes in Berlin die Reaktion von EU, Nato und internationaler Gemeinschaft auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

  • 2.06 Uhr

    Ukraine: Russische Truppen haben 42 Orte in Donezk eingenommen

    Nach Angaben aus Kiew haben russische Truppen binnen 24 Stunden 42 Orte in der Region Donezk im Osten des Landes besetzt. Das teilte eine Beraterin des ukrainischen Präsidentenbüros, Olena Simonenko, im ukrainischen Einheitsfernsehen mit, wie die Agentur Unian berichtete.

    Insgesamt kontrollierten russische Einheiten aktuell in der gesamten Ukraine mehr als 3500 Orte. Kampfhandlungen gebe es in 11 550 Orten des Landes, sagte Simonenko.

    Am Donnerstag hiess es von ukrainischer Seite, dass mittlerweile 80 Prozent der ebenso an Russland grenzenden Nachbarregion von Donezk, Luhansk, unter russischer Kontrolle stünden.

    Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am 24. Februar den Krieg gegen die Ukraine befohlen. Erfolgte der Angriff ursprünglich aus dem Norden, Süden und Osten, haben sich die russischen Truppen inzwischen aus der Region Kiew wieder zurückgezogen, um ihre Angriffsbemühungen auf den Osten der Ukraine, das Donbass-Gebiet, zu konzentrieren.

  • 1.10 Uhr

    UNHCR: Ukraine-Krieg hat Lage von Geflüchteten überall verschärft

    Der Krieg in der Ukraine hat laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) die Situation von Geflüchteten weltweit deutlich verschlechtert. «Der Konflikt hat die Situation von vielen der etwa 84 Millionen vertriebenen Menschen auf der Erde noch weiter verschlechtert, nachdem weltweit bereits Lebensmittel knapper und deutlich teurer geworden sind», sagte der amtierende UNHCR-Büroleiter in Deutschland, Roland Bank, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag).

    Millionen Menschen hätten schon vorher wegen der Pandemie und die dadurch oft verstärkten Wirtschaftskrisen ihr Einkommen verloren und kaum das Nötigste zum Leben. Jetzt seien die Lebensmittelpreise überall und teilweise drastisch gestiegen. Auch die steigenden Preise für Treibstoffe würden die humanitäre Versorgung und auch die Arbeit von UNHCR vor neue Herausforderungen stellen, sagte Bank.

  • 1.08 Uhr

    Selenskyj: Mariupol widersetzt sich weiter Russland

    Nach Angaben aus Kiew dauert der Widerstand in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol an. Die Stadt widersetze sich weiter Russland, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft in der Nacht zum Freitag. «Trotz allem, was die Besetzer über sie sagen.»

    Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Stadt am Donnerstagmorgen für erobert erklärt. Allerdings haben sich in dem Stahlwerk Azovstal in Mariupol nach russischen Angaben mehr als 2000 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt. Sie gingen bisher nicht auf Putins Forderungen ein, die Waffen niederzulegen.

    Selenskyj sagte weiter, Russland verlege weiter Truppen für den Krieg in die Ukraine. «Sie sammeln Kräfte und treiben neue taktische Bataillone in unser Land.» Im Osten und Süden des Landes täten russische Einheiten «alles», um wenigstens von «irgendwelchen» Siegen sprechen zu können.

  • 0.53 Uhr

    Ex-General koordiniert US-Waffenlieferungen für Ukraine

    Ein pensionierter General und ehemaliger Berater von Ex-Präsident Barack Obama soll die milliardenschweren Waffenlieferungen der USA an die Ukraine koordinieren. Terry Wolff sei von Präsident Joe Biden mit der Aufgabe betraut worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AP am Donnerstag aus Regierungskreisen.

    Wolff war dreimal im Irak im Kampfeinsatz, hatte Führungspositionen im Pentagon, im Generalstab und im US-Aussenministerium. 2015 wurde er von Obama zum stellvertretenden Sondergesandten für das internationale Bündnis gegen die Terrormiliz Islamischer Staat ernannt.

    Biden hatte am Donnerstag weitere Militärhilfe für die Ukraine um Umfang von 800 Millionen Dollar zugesagt. Unter anderem sollen die Soldaten des Landes schwere Artilleriegeschütze und Drohnen erhalten.

  • 0.37 Uhr

    Selenskyj: Russland hat Vorschlag für Feuerpause zu Ostern abgelehnt

    Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland den Vorschlag einer Feuerpause über die orthodoxen Osterfeiertage abgelehnt. Das sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft in der Nacht zum Freitag. Dies zeige, was der christliche Glaube und einer der fröhlichsten und wichtigsten Feiertage den Führern Russlands gelte, sagte Selenskyj weiter. «Wir werden aber trotzdem die Hoffnung behalten. Die Hoffnung auf Frieden, die Hoffnung darauf, dass das Leben über den Tod siegt», sagte Selenskyj.

    Unter anderem hatte Papst Franziskus im Vorfeld des Osterfestes der orthodoxen Christen an diesem Wochenende zu einer Waffenruhe im Ukraine-Krieg aufgefordert. Der Heilige Stuhl und der Heilige Vater schlossen sich dem Appell von UN-Generalsekretär António Guterres und dem Grosserzbischof der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Swjatoslaw Schewtschuk, vom Dienstag an.

    Orthodoxe Christen begehen Ostern in diesem Jahr am 24. April. Sie stellen die grösste Glaubensgruppe in der Ukraine.

    Die Bäcker Yaroslav und Maksym backen in Butscha Osterbrot, das zu den ukrainischen Soldaten geschickt wird, die in der Region Charkiw kämpfen. Ihre kleine Bäckerei bäckt derzeit Brot, das kostenlos verteilt wird – finanziert wird es durch Spenden von Freiwilligen und Einwohnern Butschas.
    Die Bäcker Yaroslav und Maksym backen in Butscha Osterbrot, das zu den ukrainischen Soldaten geschickt wird, die in der Region Charkiw kämpfen. Ihre kleine Bäckerei bäckt derzeit Brot, das kostenlos verteilt wird – finanziert wird es durch Spenden von Freiwilligen und Einwohnern Butschas.
    Bild: Keystone/EPA/Oleg Petrasuyk
  • 0.12 Uhr

    Kiew: Tote und Verletzte nach Beschuss in mehreren Regionen

    Ukrainischen Angaben zufolge sind in verschiedenen Regionen im Osten und Süden des Landes mehrere Menschen durch Beschuss verletzt oder getötet worden. In der Region Charkiw seien zwei Personen getötet worden, nachdem ein Geschoss in ein Auto eingeschlagen war, teilte der Gouverneur Oleh Synjehubow am Donnerstagabend mit. Zwei weitere Personen seien bei zwei weiteren separaten Vorfällen verletzt worden.

    Eine Frau steht am 21. April 2022 auf ihrem Balkon in einem von russischen Bomben beschädigten Wohnblock in Charkiw.
    Eine Frau steht am 21. April 2022 auf ihrem Balkon in einem von russischen Bomben beschädigten Wohnblock in Charkiw.
    Bild: Keystone/AP Photo/Felipe Dana

    Insgesamt seien am Donnerstag in der Region Charkiw etwa 50 russische Angriffe durch Artillerie und Mehrfachraketenwerfer registriert worden, sagte Synjehubow. Aktive Gefechte gebe es nahe der Kleinstadt Isjum.

    Aus der südukrainischen Stadt Saporischschja hiess es, bei zweimaligem Beschuss der Stadt am Donnerstagmittag seien acht Personen verletzt worden. Das teilte der Gouverneur des Gebiets, Olexander Staruch, am Donnerstagabend auf Telegram mit. Eine Rakete sei auf der Insel Chortyzja eingeschlagen unweit einer Brücke. Zu dieser Zeit sei ein Evakuierungszug in Richtung Lemberg über die Gleise der Brücke gefahren. Infolge der Druckwelle der Explosion seien die Fenster von vier Waggons zerstört worden sowie die Fenster von Autos, die gerade auf der Brücke waren. Bei einem zweiten Einschlag seien die Gebäude eines Sanatoriums beschädigt worden.

    Aus der Region Dnipropetrowsk hiess es, am Donnerstagabend sei im Bezirk Nowomoskowsk nordöstlich der Gebietshauptstadt Dnipro Eisenbahninfrastruktur angegriffen worden. Infolge von drei Raketenangriffen seien fünf Menschen verletzt und Bahngleise vollständig zerstört worden, schrieb der regionale Verwaltungschef Walentyn Resnitschenko auf Telegram.

    Aus der südlichen Grossstadt Mykolajiw wurde am Donnerstagabend eine Explosion gemeldet. «Vor kurzem donnerte wieder eine Explosion über der Stadt», schrieb der Bürgermeister der Stadt, Olexander Senkewytsch, am Donnerstagabend auf Telegram. Er rief die Bürger der Stadt dazu auf, die nächtliche Ausgangssperre zu beachten. In der Nacht zum Donnerstag seien in der Stadt eine Person getötet und zwei weitere im Zuge des Beschusses verletzt worden. Alle drei seien ungeachtet der Ausgangssperre auf der Strasse gewesen.

    Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

  • 0.05 Uhr

    Stadtrat von Mariupol: Bis zu 9000 Leichen in Massengräbern

    Bis zu 9000 Menschen könnten nach Angaben des Stadtrats von Mariupol in Massengräbern in der nahe gelegenen Ortschaft Manhusch verscharrt worden sein. In einem Post auf Telegram am Donnerstag zitierte der Stadtrat Bürgermeister Wadym Bojtschenko, der mit Blick auf die Holocaust-Gedenkstätte in Kiew von einem «neuen Babyn Jar» sprach. «Damals tötete Hitler Juden, Roma und Slawen. Und jetzt vernichtet Putin Ukrainer. Er hat in Mariupol schon Zehntausende Zivilisten getötet», wurde Bojtschenko zitiert. «Das erfordert eine entschlossene Reaktion der gesamten Welt. Wir müssen diesen Völkermord stoppen, mit allen Mitteln, die möglich sind.»

    Ukrainische Medien veröffentlichten am Donnerstagabend Satellitenaufnahmen, die Massengräber in Manhusch zeigen sollen. Diese seien ähnlich wie jene in Butscha bei Kiew, wo nach dem Abzug russischer Soldaten Hunderte Leichen gefunden worden waren.

    Unabhängig konnten die ukrainischen Angaben nicht überprüft werden.

  • 0 Uhr

    US-Verteidigungsminister lädt zu Ukraine-Treffen in Ramstein

    US-Verteidigungsminister Lloyd Austin will in der kommenden Woche auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz mit Kollegen aus mehreren Ländern zum Krieg in der Ukraine beraten. Das Treffen solle am kommenden Dienstag stattfinden, kündigte Pentagon-Sprecher John Kirby am Donnerstag an. Kirby nannte keine Details zur Teilnehmerliste. Es würden aber nicht nur Nato-Staaten eingeladen, sagte er.

    Ein Ziel des Treffens sei die dauerhafte Sicherheit und Souveränität der Ukraine. Es solle daher um den Verteidigungsbedarf der Ukraine über den aktuellen Krieg hinaus gehen. «Wir denken, dass es an der Zeit ist, auch diese Diskussion zu führen», sagte Kirby. Ausserdem solle es um die weitere militärische Unterstützung der Ukraine gehen. Die US-Regierung hatte früher am Tag neue Militärhilfe in Höhe von 800 Millionen US-Dollar angekündigt.