Leopard 1 Ruag verkaufte Kampfpanzer für 500 Franken das Stück

toko

25.8.2023

Auch alte Kampfpanzer wie jener vom Typ Leopard 1 sind begehrt. Das Unternehmen Rheinmetall etwa will sie fronttauglich machen und an die Ukraine übergeben.
Auch alte Kampfpanzer wie jener vom Typ Leopard 1 sind begehrt. Das Unternehmen Rheinmetall etwa will sie fronttauglich machen und an die Ukraine übergeben.
Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Eine deutsche Firma kaufte vor vier Jahren 25 Leopard 1 von der Ruag. Laut Medienberichten zahlte das Unternehmen nur 500 Franken pro Panzer, hat sie jedoch nie erhalten und verlangt die Panzer jetzt zurück.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein deutsches Unternehmen, welches 2019 25 Leopard 1 von der Ruag kaufte, sie aber nie abholte, verlangt die Kampfpanzer nun zurück.
  • Laut einem Medienbericht zahlte die Firma lediglich 500 Franken pro Panzer.
  • Die Umstände des Rüstungsgeschäfts wird nun einer zweifachen externen Prüfung unterzogen. Eine davon ordnete Verteidigungsministerin Viola Amherd an.

Erst vor einer Woche wurde bekannt, dass die Ruag 25 Kampfpanzer von Typ Leopard 1 an eine deutsche Firma verkaufte, welche diese jedoch nie abholte.

Das deutsche Unternehmen Global Logistics Support GmbH fordert nun von der Ruag, umgehend 25 Kampfpanzer in Italien zur Abholung bereitzustellen. Dies berichtet das SRF. Das Unternehmen bestätigt gegenüber dem Sender: «Im November 2019 hat die GLS 25 Kampfpanzer des Typs Leopard-1 A5 von der Ruag gekauft. Als deren Eigentümerin fordert GLS aktuell die Herausgabe der Kampfpanzer.»

Warum aber holte das Unternehmen selbst die Panzer nie ab? Auch dazu äusserte sich GLS: «Da über die Verwertung der erworbenen Kampfpanzer seitens GLS bislang noch nicht abschliessend entschieden wurde, sind die erworbenen Kampfpanzer bis zum jetzigen Zeitpunkt in Absprache mit der Ruag in Italien verblieben», schreibt die Firma dem Bericht zufolge.

Wie es weiter heisst, könne die Frage, was nun mit den Panzern geschehe, nun zu einem Problem für die Schweiz werden. Denn bei Abschluss des Geschäfts lag der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine noch in weiter Ferne. Nun aber könne die GLS die 25 Panzer theoretisch an die ukrainischen Streitkräfte abgeben. Zu dieser Frage habe sich das Unternehmen jedoch nicht geäussert.

Beim Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) hingegen heisst es, man prüfe, ob der Verkauf der 25 Panzer 2019 bereits bewilligt und ob es nun eine neue Ausfuhrbewilligung brauche. Die GLS sieht dafür aber keinen Grund. Schliesslich habe man bereits 2019 das «uneingeschränkte Eigentum» an den Kampfpanzern erworben.

Kampfpanzer zum Schleuderpreis

Die Umstände dieses Rüstungsgeschäfts sind nicht die einzige heikle Angelegenheit. Wie Recherchen des «Tages-Anzeiger» (kostenpflichtiger Inhalt) ergaben, zahlte die GLS nur 500 Franken pro Kampfpanzer.

Demnach habe das Unternehmen für die gesamte Menge an 25 Leopard 1 lediglich 12'500 Franken bezahlt. Dies sei nicht nur aus heutiger Sicht mit weit höheren Preisen ein schlechtes Geschäft. Schon damals hätte der Kaufpreis eigentlich höher sein müssen.

Untersuchungen laufen

Zum Kauf von  in Italien eingelagerten Leopard-1-Kampfpanzern durch die Ruag werden zwei externe Untersuchungen in Angriff genommen. Die eine hat Verteidigungsministerin Viola Amherd in Auftrag gegeben, die andere der Verwaltungsrat der Ruag MRO Holding. 

Die Rüstungsgeschäfte der Ruag hatten vor rund einer Woche für Aufsehen gesorgt. Fraglich ist, unter welchen Umständen die Ruag die 96 Panzer 2016 erworben hatte. Abklären lassen will Amherd aber auch die Unterzeichnung eines Kaufvertrages für die Panzer mit dem deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall am vergangenen 13. Februar.

Auch die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats (SIK-N) fordert eine grössere Transparenz vom Ruag-Konzern. Insbesondere solle dieser den Bund frühzeitig über Vorhaben und Vorkommnisse von erheblicher unternehmerischer und politischer Tragweite informieren, heisst es in einer Mitteillung der Parlamentsdienste.