In Kolumbien ist nach Demonstrationen im ganzen Land gegen die Regierung am Donnerstag (Ortszeit) vielerorts zu Ausschreitungen gekommen.
Auf dem zentralen Bolivar-Platz in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá gingen Sicherheitskräfte am Donnerstag (Ortszeit) gegen Randalierer vor.
Zahlreiche Menschen protestierten am Donnerstag (Ortszeit) in Kolumbien gegen die Regierung und das Wiederaufkommen von Gewaltverbrechen.
Randale bei Demonstrationen in Kolumbien
In Kolumbien ist nach Demonstrationen im ganzen Land gegen die Regierung am Donnerstag (Ortszeit) vielerorts zu Ausschreitungen gekommen.
Auf dem zentralen Bolivar-Platz in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá gingen Sicherheitskräfte am Donnerstag (Ortszeit) gegen Randalierer vor.
Zahlreiche Menschen protestierten am Donnerstag (Ortszeit) in Kolumbien gegen die Regierung und das Wiederaufkommen von Gewaltverbrechen.
Bei Demonstrationen gegen die Regierung in Kolumbien ist es zu heftigen Ausschreitungen gekommen. In Bogotá schleuderten Vermummte Steine auf die Polizei, die Beamten feuerten Tränengas in die Menge.
Wüste Szenen haben sich am Rande von mehrheit friedlichen Protesten in der Hauptstadt Bogotá abgespielt. Die Sicherheitskräfte setzten neben Tränengas auch Wasserwerfer ein, wie am Donnerstag (Ortszeit) im kolumbianischen Fernsehen zu sehen war. Demonstranten steckten Barrikaden in Brand, zerstörten Bushaltestellen und griffen Geschäfte an.
Damit ist eingetreten, was Konfliktforscher Enzo Nussio von der ETH Zürich im Interview mit «Bluewin» angekündigt hat: Die Protestwelle, die derzeit in mehreren Ländern Lateinamerikas wütet, hat Kolumbien erfasst.
Nach Angaben der örtlichen Polizei wurden im ganzen Land 28 Beamte verletzt, die meisten in der Grossstadt Cali im Südwesten des Landes. Dort verhängte der Bürgermeister eine Ausgangssperre, 25 Menschen wurden festgenommen. Insgesamt nahmen nach offiziellen Angaben rund 200'000 Menschen an den Protesten in Bogotá und Medellín, Cali und Barranquilla teil.
Zunehmende Gewalt
Zuvor waren Tausende Kolumbianer im ganzen Land gegen die Regierung des konservativen Präsidenten Iván Duque auf die Strasse gegangen. Die Proteste richteten sich unter anderem gegen geplante Arbeits- und Rentenreformen sowie die zunehmende Gewalt gegen soziale Aktivisten.
«Ich bin nicht einverstanden mit unserem Wirtschaftssystem, in dem die Regierung nur die grossen Firmen unterstützt», sagte etwa der Demonstrant Miguel Guerra in Bogotá. Clara Ines Guerrero sagte: «Das Land zerfällt. Das neoliberale System zeigt bereits erste Risse.»
Zahlreiche Sicherheitskräfte waren im Einsatz, die Grenzen zu den Nachbarländern wurden geschlossen, Bürgermeister und Gouverneure erhielten das Recht, Ausgangssperren zu verhängen. «Wir können unterschiedlicher Meinung sein und unsere Überzeugungen zum Ausdruck bringen, aber das Wichtigste ist, friedlich zusammenzuleben», sagte Staatschef Duque.
Welle von Widerstand
Zuletzt waren zahlreiche Länder in Südamerika von heftigen Protesten erschüttert worden. In Bolivien trat Präsident Evo Morales nach Wahlfälschungsvorwürfen zurück und floh ins Exil nach Mexiko. In Chile einigten sich die Regierung und die Opposition nach wochenlangen Demonstrationen darauf, eine neue Verfassung auszuarbeiten. In Ecuador musste die Regierung wegen heftiger Proteste die Streichung von Benzin-Subventionen wieder zurücknehmen.
Krisenherde in Lateinamerika
Was ist bloss in Lateinamerika los?
Seit über einem Monat gehen in Chile Regierungskritiker auf die Strasse. Wie hier am Dienstag in Santiago liefern sich häufig Gefechte mit den Sicherheitskräften.
Szenen wie im Krieg: Die Strassenschlachten haben schon mehr als 20 Menschen das Leben gekostet.
Entzündet hatte sich der Volkszorn an einer Preiserhöhung für die U-Bahn. Doch die Unzufriedenheit habe im Volk schon länger gegärt, sagt ETH-Friedensforscher Enzo Nussio im Interview mit «Bluewin».
Das Problem: Obwohl Chile unter Präsident Sebastian Pinera (im Bild) grosse Fortschritte gemacht habe, sei die soziale Ungleichheit noch immer gross, sagt Nussio. Daher komme der Frust.
Massenproteste gab es im Oktober auch in Ecuador. Dort war es die Streichung von Benzin-Subventionen, die für viele Menschen das Fass zum Überlaufen brachte. Die Regierung musste den Schritt am Ende rückgängig machen.
Nussio hält es für denkbar, dass es auch in Kolumbien zu einer grossen Protestwelle kommen wird. Viele Kolumbianer seien unzufrieden mit der Politik von Präsident Iván Duque (Mitte).
Gräben tun sich auch in Bolivien auf – teils mit tödlichem Ausgang: Hier trauern Hinterbliebene eines Opfers von Strassenschlachten in El Alto.
Auslöser der Unruhen war der unvermittelte Rücktritt von Langzeitpräsident Evo Morales am 10. November. Seither geraten Anhänger und Gegner aneinander. Morales hat sich ins Exil nach Mexiko abgesetzt.
«Die reiche Elite war schon seit seinem Amtsantritt gegen Morales», sagt Nussio. «Aber nun haben sie mehr Zuspruch erhalten, weil sein Anspruch auf die Macht in den letzten Jahren an Legitimität verloren hat.»
Venezuela erlebt derweil eine Dauerkrise: Die Politik von Präsident Nicolás Maduro entzweit die Bevölkerung. Hier gehen Gegner des Präsidenten in San Cristobal auf die Strasse.
Was macht Maduro so unbeliebt? Zum einen macht ihm der gesunkene Ölpreis zu kämpfen. Zum anderen ecke er mit seiner Politik der Umverteilung an, sagt Nussio – «wenn man das auf eine so autoritäre und schnelle Art wie die Chavistas macht, hängt man viele Bürger ab.»
Trotzdem dürfe man nicht ausblenden, dass ein grosser Teil der Bevölkerung nach wie vor zu Maduro stehe. Hier demonstrieren Anhänger in der Hauptstadt Caracas.
Mexiko wiederum steckt im Würgegriff der Drogenkartelle. Hier vernichten die Streitkräfte beschlagnahmte Drogen.
Wie mächtig die Kartelle bereits sind, zeigte sich im Oktober: Die Streitkräfte wollten Ovidio Guzman Lopez, einen Sohn des berüchtigten Clanchefs «El Chapo», verhaften. Weil die Gangster aber heftigen bewaffneten Widerstand leisteten, liess die Polizei Guzman wieder laufen.
Das Problem sei natürlich enorm. Trotzdem sei Mexiko kein gescheiterter Staat, findet ETH-Forscher Nussio. Der Kampf gegen die Drogenkartelle sei ein langer Prozess, «den man nicht mit einer Hauruck-Übung lösen kann».
Und dass sich das organisierte Verbrechen nicht so einfach auslöschen lässt, zeige allein der Blick nach Italien, sagt Nussio. Hier eine Festnahme im Zuge einer koordinierten Aktion gegen die Mafia im März in Sizilien.
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