Was kann der Aurus Senat? Putin schenkt Kim russische Limo – und steigt selber in den Benz

Philipp Dahm

20.6.2024

Putin und Kim besiegeln in Nordkorea «strategische Festung» gegen Westen

Putin und Kim besiegeln in Nordkorea «strategische Festung» gegen Westen

Bei seinem ersten Besuch in Nordkorea seit 24 Jahren hat der russische Präsident Wladimir Putin mit Machthaber Kim Jong Un einen Ausbau der Beziehungen zwischen den beiden Staaten vereinbart.

19.06.2024

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft: Wladimir Putin hat Kim Jong-un mit einer Luxuslimousine aus russischer Produktion beglückt. Es ist bereits der zweite Aurus Senat, den Nordkoreas Diktator erhalten hat.

Philipp Dahm

20.6.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Waldimir Putin besucht derzeit Nordkorea.
  • Wie schon beim letzten Treffen im Februar hat Putin seinem Amtskollegen eine Luxuslimousine vom Typ Aurus Senat geschenkt.
  • Was der Senat «alles» kann, wie luxuriös er ist und wie gross der Kofferraum ist, erfährst du natürlich auch.
  • Schönheitsfehler: Bei der Parade in Pjöngjang steigen die beiden Staatsoberhäupter wieder in Putins Mercedes um.

Wladimir Putin hat gegen die Nordkorea-Sanktionen verstossen. Schon wieder. Denn eigentlich besagt die Resolution 2397 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom Dezember 2017, dass Pjöngjang keine Luxusgüter geliefert werden dürfen.

Doch das ficht den Kreml-Chef nicht an: Bei seinem Besuch in Nordkorea hat der russische Präsident seinem Gastgeber einen russischen Aurus Senat mitgebracht. Am gestrigen Mittwoch fuhren Putin und Kim Jong-un in der Luxuslimousine gemeinsam vom Flughafen in Pjängjang zum Gästehaus Kumsusan, berichten südkoreanische Medien.

Auf Spritztour: Kim Jong-un (rechts) probiert am 19. Juni beim Gasthaus Kumsusan in Pjöngjang den Aurus Senat aus, den ihm Wladimir Putin geschenkt hat. 
Auf Spritztour: Kim Jong-un (rechts) probiert am 19. Juni beim Gasthaus Kumsusan in Pjöngjang den Aurus Senat aus, den ihm Wladimir Putin geschenkt hat. 
KEYSTONE

Bei diesem Auto handelt es sich allerdings um ein Fahrzeug, dass Moskau bereits am 20. Februar verschenkt hat, als Kim Jong-un zu Besuch in Russland war. Dieses Modell kam Mitte März erstmals bei einer nordkoreanischen Militärparade zum Einsatz: Die Eskorte bildeten dabei übrigens SUVs der Marken Lexus und Toyota, weiss «The War Zone».

Was steckt in dieser russischen Luxuslimousine, die laut der staatlichen Nachrichtenagentur «Interfax» mehr als 20 Millionen Rubel kostet, also mehr als 210'000 Franken? Zunächst einmal ist das Fahrzeug ein Schwergewicht: Der Sedan wiegt satte 2,7 Tonnen. 

Das Auto hat «alles»

Bewegt wird dieser Koloss von einem 4,4-Liter-Motor, der auf einem Porsche V8 beruht und 598 PS stark sein soll. Angeblich beschleunigt der den Senat in weniger als sechs Sekunden auf 100 km/h. Allrad-Antrieb und Neungang-Getriebe beschleunigen den Wagen demnach auf maximal 250 km/h.

Die Innenausstattung wirkt allerdings nicht gerade mondän: Ein Werbevideo zeigt elektrisch verstellbare Vorhänge an hinteren Scheiben und kleine Bildschirme an den Kopfstützen der Vordersitze, die an einen Touri-Flieger erinnern. Das gilt auch für die kleinen Tischchen, die bei den hinteren Sitzen ausgefahren werden können.

Das Auto habe «alles», jubiliert ein User auf X. Der Aurus Senat erinnert aber durchaus auch an den Flug in die Ferien.
Das Auto habe «alles», jubiliert ein User auf X. Der Aurus Senat erinnert aber durchaus auch an den Flug in die Ferien.
Screenshot X/@Paul_RevereJr

Wenigstens gibt es hinten zwei Getränkehalter und die Sitze sind elektronisch verstellbar. Der Kofferraum ist geräumig und bietet Platz für mindestens zwei zusammengerollte Teppiche.

Mit dem Design war 2013 die bekannte italienische Firma Gruppo Bertone beauftragt worden, was man dem schweren Wurzelholz-Look nicht unbedingt ansieht. Pro Jahr werden angeblich 120 dieser Fahrzeuge produziert.

Putin und Kim steigen auf Mercedes um

Gewohnt blumig verbreitet die russische Propaganda im Februar, der Aurus Senat habe «die gesamte Autoindustrie erzittern» lassen: Das Auto sei «ein Symbol der Opulenz mit erstklassigen Sicherheitsfunktionen, wegweisender Technologie und einem robusten Motor mit eindrücklichen Pferdestärken».

Und doch gibt es ein Indiz dafür, dass der Aurus Senat womöglich doch nicht den höchsten Ansprüchen genügt: Putin bringt ihn zwar als Gastgeschenk nach Pjöngjang mit, doch bei der grossen Parade am gestrigen 19. Juni lässt er sich und Kim Jong-un dann doch lieber mit seinem Auto des deutschen Herstellers Mercedes-Maybach kutschieren.

Doch auch darauf hat Moskau schon wieder eine Antwort: Um sich der Dienste des S 600 Pullman zu entledigen, soll der Kreml-Chef bereits im Februar angeordnet haben, dass Aurus einen Ersatz baut, der dann deutlich geräumiger ausfallen soll als der Senat und mit Panzerung 6,2 Tonnen auf die Waage bringen wird.

Vielleicht freut sich auch Kim Jong-un darauf.


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