Ukraine-Überblick Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig Angriff auf Gefangene vor

Agenturen/red

29.7.2022

Russland wirft Ukraine Angriff auf Gefängnis nahe Donezk mit 40 Toten vor

Russland wirft Ukraine Angriff auf Gefängnis nahe Donezk mit 40 Toten vor

Russland hat der ukrainischen Armee vorgeworfen, bei einem Angriff auf ein Gefängnis in der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region Donezk dutzende Häftlinge getötet zu haben. Bei ihnen handele es sich um «ukrainische Kriegsgefangene

29.07.2022

Die Ukraine berichtet von tödlichen Raketenangriffen auf Kiew, Kropwnizkyj und Mykolajiw. Russland erhebt underdessen schwere Vorwürfe gegen die Ukraine. Die Entwicklungen im Tages-Überblick.

Agenturen/red

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, ein Gefängnis in der Region Donezk angegriffen zu haben. Dabei sollen dutzende ukrainische Kriegsgefangene gestorben sein.
  • Wagner-Söldner haben nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes vermutlich die Verantwortung für eigene Front-Abschnitte übernommen.
  • Der Kreml-Chef trägt meist Armbanduhren der Schweizer Hersteller Blancpain oder IWC. Nun zeigt sich Putin mit einem russischen Fabrikat, das den Schweizer Modellen nachempfunden ist.
  • Der Export von Getreide aus der Ukraine läuft. Ein erstes Schiff ist im Hafen von Tripolis im Libanon eingelaufen – ein syrisches Schiff, das auf der von Russland annektierten Krim beladen worden ist.
  • Überblick über die Ereignisse vom Donnerstag gibt es hier.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 29. Juli 2022

  • 20.40 Uhr

    Gazprom beklagt Probleme mit Gasturbine für Nord Stream 1

    Nach der Drosselung der Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 hat der russische Energieriese Gazprom ein Fortbestehen der Probleme mit einer aus Kanada nach Europa zurückgekehrten Gasturbine beklagt. So sei die Turbine von Kanada ohne Absprache mit Gazprom nach Deutschland und nicht direkt nach Russland gebracht worden, sagte der Vize-Chef des Staatskonzerns, Witali Markelow, am Freitag im russischen Staatsfernsehsender Rossija-24.

    Russland könne die reparierte Turbine jetzt nur annehmen, wenn es Garantien von der EU und von Grossbritannien über die Nichtanwendung der westlichen Sanktionen gebe. Markelow erklärte nicht, warum die Turbine nicht direkt einfach von der russischen Seite angenommen werden kann.

    Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Mecklenburg-Vorpommern.
    Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Mecklenburg-Vorpommern.
    Jens Büttner/KEYSTONE

    Die Bundesregierung wirft Russland Machtspiele um die Turbine vor. Diese stehe bereit zur Rückgabe nach Russland. Es gebe überdies keine technischen Gründe für die Drosselung der Gaslieferungen durch Nord Stream 1, hiess es in Berlin.

    Gazprom hatte am Mittwoch die Lieferungen durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent der maximalen Auslastung gesenkt, weil nach Unternehmensangaben noch eine Turbine in die Wartung musste. Als Gründe wurden technische Sicherheitsvorschriften genannt.

  • 20.19 Uhr

    Dialog über Gefangenenaustausch

    Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hat sich bei dem ersten Telefonat mit seinem US-Kollegen Antony Blinken seit Kriegsbeginn in der Ukraine für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Moskau und Washington ausgesprochen. Was den möglichen Austausch von russischen und US-amerikanischen Gefangenen angehe, sei der Übergang zu einem professionellen Dialog der «ruhigen Diplomatie» ohne Spekulationen vorgeschlagen worden, teilte das Aussenministerium am Freitagabend in Moskau mit.

  • 19.30 Uhr

    Blinken spricht erstmals mit Lawrow seit Kriegsbeginn

    Erstmals seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar haben die Aussenminister der USA und Russlands direkt miteinander gesprochen. «Wir hatten ein offenes und direktes Gespräch», erklärte US-Aussenminister Antony Blinken am Freitag in Washington. Er habe dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow gesagt, dass die Welt «niemals» eine Annexion ukrainischer Gebiete akzeptieren werde. Zudem habe er «Druck» auf die russische Seite ausgeübt, damit sie einen Vorschlag Washingtons über die Befreiung zweier in Russland gefangener US-Bürger akzeptiere.

    Blinken erklärte, er habe Lawrow zudem dazu gedrängt, das von der Türkei vermittelte Abkommen über die Ausfuhr von Getreide einzuhalten. Der US-Chefdiplomat fand nach eigener Aussage zudem klare Worte zu etwaigen Plänen Moskaus, zusätzliche, derzeit vom russischen Militär besetzte Gebiete der Ukraine zu annektieren. Er habe Lawrow gesagt, dass das für Russland «zusätzliche Kosten» bedeuten würde, sagte Blinken.

    Zur möglichen Befreiung der in Russland gefangenen Basketball-Profispielerin Brittney Griner und des früheren US-Soldaten Paul Whelan sagte Blinken, er habe Moskau aufgefordert, den «ernsthaften Vorschlag» Washingtons zu deren Befreiung anzunehmen. Medienberichten zufolge beinhaltet der vor Wochen übermittelte Plan der USA einen Austausch der beiden US-Bürger mit dem in den USA inhaftierten russischen Waffenschmuggler Viktor Bout.

  • 18.54 Uhr

    Nordmazedonien überlässt Ukraine Kampfpanzer sowjetischer Bauart

    Das jüngste Nato-Mitgliedsland plane, seine Streitkräfte zu modernisieren und ihre Ausrüstung den Standards der Allianz anzupassen, teilte das nordmazedonische Verteidigungsministerium am Freitag in der Hauptstadt Skopje mit.

    Aus diesem Grunde gebe man an die Ukraine eine nicht näher genannte Anzahl von Kampfpanzern ab. Nordmazedonien hätte sie ansonsten ausrangiert, die von Russland angegriffene Ukraine habe aber dafür Bedarf, hiess es in der Stellungnahme. Das Land ist seit 2020 Mitglied der Nato.

  • 18.43 Uhr

    Ukraine will Russland zum Terrorstaat erklären lassen

    Nach dem mutmasslichen Artillerieangriff auf ein Lager mit ukrainischen Kriegsgefangenen hat die Regierung in Kiew die internationale Gemeinschaft aufgefordert, Russland zu einem Terrorstaat zu erklären. «Die Russen haben ein weiteres schreckliches Kriegsverbrechen verübt und das Gefängnis im besetzten Oleniwka beschossen, in dem sie ukrainische Kriegsgefangene halten», schrieb Aussenminister Dmytro Kuleba am Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter. Alle Partnerstaaten sollten diesen «brutalen Verstoss gegen das internationale Recht» hart verurteilen.

  • 18.23 Uhr

    Ukrainische Geheimdienste: Kriegsgefangenenlager wurde gesprengt

    Nach dem Angriff auf ein Kriegsgefangenenlager in der Ostukraine gehen die ukrainischen Geheimdienste von einer gezielten Sprengung durch russische Kräfte aus. Es soll Dutzende Tote geben. «Die Explosionen ereigneten sich in einem neu errichteten Gebäude, das speziell für die Gefangenen aus Azovstal hergerichtet wurde», behauptete der ukrainische Militärgeheimdienst in einer Mitteilung vom Freitag. Azovstal ist das Stahlwerk in Mariupol, in dem sich die ukrainischen Soldaten verschanzt hatten, bevor sie aufgaben und in russische Gefangenschaft kamen.

    Mit der Explosion in dem Ort Oleniwka im Gebiet Donezk habe angeblich die russische Söldnertruppe Wagner Spuren von Unterschlagung beim Bau vor einer anstehenden Inspektion verwischen wollen, hiess es in Kiew. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau habe davon nichts gewusst. Das Ministerium hatte zuvor der Ukraine vorgeworfen, das Lager mit den Gefangenen beschossen zu haben, was diese zurückweist.

    Der Inlandsgeheimdienst SBU ging ebenfalls von einer gezielten Sprengung aus und präsentierte ein angeblich abgehörtes Telefonat aus dem abtrünnigen Gebiet. «Nicht einer der Augenzeugen hat gehört, dass irgendeine Rakete zur Besserungsanstalt geflogen ist», teilte die Behörde mit. Es habe kein charakteristisches Pfeifen gegeben. Russische Behauptungen, die ukrainische Armee habe die Anstalt beschossen, seien «Lüge und Provokation».

    Russische Investigatoren präsentierten Fragmente von Himars-Raketen aus US-amerikanischer Produktion als angeblichen Beweis für den gezielten Angriff von ukrainischer Seite auf die Gefangenenunterkunft in Oleniwka. 
    Russische Investigatoren präsentierten Fragmente von Himars-Raketen aus US-amerikanischer Produktion als angeblichen Beweis für den gezielten Angriff von ukrainischer Seite auf die Gefangenenunterkunft in Oleniwka. 
    KEYSTONE

    Die von Russland unterstützten Separatisten präsentierten hingegen angebliche Bruchstücke von Himars-Raketen aus US-amerikanischer Produktion. Ihnen zufolge ist die Gefangenenunterkunft gezielt von den ukrainischen Streitkräften am späten Donnerstagabend beschossen worden. Mehr als 50 Gefangene seien dabei getötet und über 100 verletzt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

  • 17.43 Uhr

    Gestiegene Öl- und Gaspreise bescheren Exxon Rekord-Quartalsgewinn

    Die im Zuge des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Öl- und Gaspreise haben ExxonMobil im zweiten Quartal zu einem Rekordgewinn verholfen. Der grösste US-Ölmulti verdiente laut eigener Mitteilung  unterm Strich 17,9 Milliarden US-Dollar (17,03 Mrd Franken). Damit legte das Ergebnis im Jahresvergleich um rund 13,2 Milliarden Dollar zu. Der Umsatz stieg um rund 70 Prozent auf 115,7 Milliarden Dollar. Die Bilanz habe von höherer Produktion und strikter Kostenkontrolle profitiert, verkündete Exxon-Chef Darren Woods.

    Allerdings erhöhte der Konzern die Ölproduktion im Vergleich zum Vorquartal nur um bereinigte 4 Prozent auf 3,7 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Doch die Preise am Öl- und Gasmarkt stiegen im ersten Halbjahr rasant, was auch an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine lag. So kostete das Barrel Rohöl in den drei Monaten bis Ende Juni zeitweise über 120 Dollar — das höchste Niveau seit 14 Jahren.

    Dass die Öl- und Gasbranche Rekordprofite macht, während Verbraucher mit hohen Sprit- und Heizkosten kämpfen, ist vielen Politikern ein Dorn im Auge. US-Präsident Joe Biden hat Exxon schon mehrfach öffentlich angezählt. Bereits im November 2021 forderte Biden die US-Handelskommission FTC auf, Hinweise auf illegale Preistreiberei in der Ölbranche zu untersuchen. Ihm stiessen besonders die milliardenschweren Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen auf.

  • 17.06 Uhr

    In München bleiben die städtischen Saunen zu

    Wegen der Energie- und Gaskrise bleiben in der bayerischen Landeshauptstadt München ab Montag die Saunen zu: Die Stadtwerke kündigten an, die insgesamt zehn Saunen ihrer Bäder bis auf Weiteres zu schliessen. Damit solle Energie gespart werden.

    Ausserdem werden die Mindesttemperaturen in den Schwimmerbecken der Hallenbäder um ein Grad auf 26 Grad gesenkt, in den Lehrschwimmbecken und Warmwasser-Aussenbecken von 30 Grad auf 28 Grad. Es ist die zweite Temperatursenkung nach Juni — bis dahin betrug etwa die Wassertemperatur in den Aussenbecken noch 34 Grad.

  • 16.53 Uhr

    Erdgas für Europa: Afrikanische Staaten wollen Pipeline bauen

    Die afrikanischen Staaten Algerien, Niger und Nigeria wollen eine lang geplante Erdgas-Pipeline durch die Sahara bauen. Die drei Länder unterzeichneten dafür eine Absichtserklärung, wie die staatliche Nachrichtenagentur in Algerien bekannt gab. Die 4000 Kilometer lange Pipeline soll in kurzer Zeit fertig gestellt werden, sagte demnach der algerische Minister für Energie und Bergbau, Mohammed Arkab. Einen genauen Zeitplan nannte er nicht.

    Nach Angaben aus Algerien, dem weltweit zehntgrössten Erdgasproduzenten, soll die Pipeline an Europa angebunden werden und jährlich 30 Milliarden Kubikmeter Gas liefern können. Die drei Länder betrachten das Projekt daher auch als Investitionsvorhaben, seitdem sich Europa nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine auch nach anderen Lieferanten umschaut. Die Kosten für die Pipeline werden nach offiziellen Angaben auf rund 13 Milliarden US-Dollar (12,7 Mrd Franken) geschätzt, 90 Prozent davon sollen von Algerien und Nigeria finanziert werden.

    Bereits vor mehr als einem Jahrzehnt hatten sich Vertreter der Staaten getroffen, um das Projekt zu planen. In der Vergangenheit hatten Mineralölunternehmen wie Total oder Shell Interesse an der Pipeline gezeigt, aber auch der russische Staatskonzern Gazprom unterzeichnete vor Jahren eine Kooperation mit Nigeria.

  • 16.32 Uhr

    Deutsche Bundeswehr will 16 Brückenlegepanzer in die Ukraine liefern

    Zur weiteren Unterstützung der ukrainischen Landstreitkräfte will die Bundeswehr 16 Brückenlegepanzer in das Land liefern. Mit den Panzerfahrzeugen des Typs Biber «können die ukrainischen Truppen im Gefecht Gewässer oder Hindernisse überwinden», teilte das Bundesverteidigungsministerium in Berlin mit. Die ersten sechs Systeme sollen noch in diesem Jahr geliefert werden, beginnend im Herbst. Zehn weitere Systeme folgen demnach im nächsten Jahr.

    Mit dem Brückenlegepanzer Biber können Geländeeinschnitte, Schluchten oder Gewässer überwunden werden. Die insgesamt 22 Meter lange Panzerschnellbrücke wird beim Verlegen aus zwei Hälften zusammengekoppelt. Das Transport- und Verlegefahrzeug ist nach Angaben der Bundeswehr ein Fahrgestell des Panzers Leopard 1.

  • 14.41 Uhr

    Mehr als ein Dutzend Zivilisten in der Ukraine getötet

    In den ukrainischen Kriegsgebieten sind nach Angaben örtlicher Behörden innerhalb von zwei Tagen mehr als ein Dutzend Zivilisten getötet und zahlreiche Menschen verletzt worden.

    Am Donnerstag seien acht Menschen getötet und 19 verletzt worden, teilte der Militärgouverneur des ostukrainischen Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Freitag mit. Tote habe es bei russischem Beschuss der Orte Bachmut, Torezk, Orliwka, Hirnyk und Soledar gegeben. Am Freitag kamen demnach mindestens zwei Tote und sechs Verletzte in den Städten Slowjansk, Kramatorsk und Bachmut hinzu.

    In der östlichen Stadt Charkiw schlugen unterdessen nach Angaben der Gebietsverwaltung mehrere Raketen ein. Dabei seien zwei Menschen getötet und acht verletzt worden. In Mykolajiw, einer südlichen Hafenstadt, wurden Behördenangaben zufolge durch den Beschuss einer Bushaltestelle mindestens fünf Zivilisten getötet und weitere sieben Menschen verletzt. Auch in dem von russischen Truppen besetzten Teil des Donezker Gebiets seien Zivilisten unter Beschuss geraten. Örtliche Medien sprachen von einem Toten und mindestens 28 Verletzten. Die Angaben der Behörden zu den Opferzahlen liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begann Ende Februar. Einer Zählung der Vereinten Nationen zufolge wurde seither mindestens 5200 Zivilisten getötet.

  • 14:12 Uhr

    Selenskyj: Getreideexporte per Schiff starten «heute oder morgen»

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Besuch der Hafenstadt Odessa den baldigen Start der Getreideexporte übers Schwarze Meer angekündigt. «Ich denke, dass es heute oder morgen beginnt», sagte der 44-Jährige am Freitag. Damit lege das erste Getreideschiff seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar ab.

  • 12:44 Uhr

    Lawrow will Blinken zu Gefangenenaustausch und Getreide anhören

    Russlands Aussenminister Sergej Lawrow ist nach eigenen Angaben bereit, seinen US-Kollegen Antony Blinken zu einem Gefangenenaustausch und zur Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte anzuhören.

    «In den nächsten Tagen schlagen wir unseren amerikanischen Kollegen einen geeigneten Termin (für ein Telefonat) vor», sagte Lawrow am Freitag in Taschkent der Agentur Interfax zufolge. Es wäre das erste Gespräch der beiden Diplomaten seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine.

    Der russische Aussenmister Sergej Lawrow.
    Der russische Aussenmister Sergej Lawrow.
    Britta Pedersen/dpa

    Blinken hatte angekündigt, sich bei dem Telefonat für die Freilassung der in Russland inhaftierten US-Basketballerin Brittney Griner und ihres wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilten Landsmanns Paul Whelan einsetzen zu wollen. Laut Lawrow ist das Aussenministerium grundsätzlich nicht für Fragen des Gefangenenaustausches zuständig. «Aber ich höre trotzdem, was er zu sagen hat.»

    Interessant sei aus seiner Sicht auch zu erfahren, wie die USA ihre Verpflichtungen zur Umsetzung des Getreidedeals unter Schirmherrschaft der UN erfüllen wollen. «Wenn es nämlich um russisches Getreide geht, so haben ausgerechnet die US-Sanktionen es nicht erlaubt, die Verträge in vollem Umfang zu realisieren», sagte Lawrow. Er beklagte in dem Zusammenhang Hafenverbote für russische Schiffe sowie Beschränkungen bei der Versicherung und Finanzierung der Fracht.

    Antony Blinken, Aussenminister der USA, spricht auf einer Pressekonferenz im Aussenministerium in Washington. Foto: Andrew Harnik/AP/dpa
    Antony Blinken, Aussenminister der USA, spricht auf einer Pressekonferenz im Aussenministerium in Washington. Foto: Andrew Harnik/AP/dpa
    Andrew Harnik/AP/dpa

    Russland hat die Freigabe der ukrainischen Getreidelieferungen stets an Sanktionserleichterungen gekoppelt, die die eigene Ausfuhr von Getreide und Düngemitteln erleichern. Direkte Verbote des Westens gegen deren Ausfuhr gibt es nicht, doch die Strahlkraft der Sanktionen behindert inzwischen den gesamten russischen Aussenhandel.

  • 12.05 Uhr

    Kiew meldet Probleme mit deutschen Haubitzen

    Nur einen Monat nach der Lieferung deutscher Panzerhaubitzen an die Ukraine weisen die Artilleriegeschütze nach einem Pressebericht bereits deutliche Verschleisserscheinungen auf. Mitte der Woche habe die Regierung in Kiew das Verteidigungsministerium in Berlin informiert, dass einige der sieben Ende Juni gelieferten Panzerhaubitzen 2000 nach intensivem Beschuss russischer Stellungen Fehlermeldungen anzeigten. Mehrere Haubitzen seien deswegen reparaturbedürftig.

    Die Bundeswehr gehe davon aus, dass die Probleme mit der hohen Feuergeschwindigkeit zusammenhängen, mit der die ukrainischen Streitkräfte die Geschütze einsetzen, heisst es in dem Bericht. Der Lademechanismus der Haubitze werde dadurch enorm belastet. In Deutschland würden schon 100 Schuss pro Tag als hochintensiver Einsatz gelten, die Ukrainer hätten aber offenbar weitaus mehr Granaten abgeschossen.

    Zudem hätten die Soldaten an der Front anfangs versucht, Spezialmunition auf zu grosse Entfernung zu verschiessen, berichtete der «Spiegel» weiter. Die Bundeswehr sagte demnach zu, schnell weitere Ersatzteilpakete zur Behebung der Probleme in die Ukraine zu schicken. Parallel verhandele die Bundesregierung mit der Rüstungsindustrie über den Aufbau eines Instandsetzungszentrums in Polen. Dort könnten notwendige Reparaturen an geliefertem Material schneller ausgeführt werden.

    Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr: Das schwere Kriegsmaterial zeigt in der Ukraine offenbar deutlichen Verschleiss. (Archiv)
    Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr: Das schwere Kriegsmaterial zeigt in der Ukraine offenbar deutlichen Verschleiss. (Archiv)
    Bild: picture alliance/dpa
  • 11.04 Uhr

    Tote und Verletzte bei russischem Angriff in Mykolajiw

    Bei einem russischen Angriff im Süden der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens fünf Menschen getötet worden. In der Region Mykolajiw seien Menschen nahe einer Bushaltestelle getroffen worden, teilte der Gouverneur Vitaly Kim auf Telegram mit. Sieben Menschen seien verletzt worden. In der Stadt nahe dem Schwarzen Meer lebten vor dem Krieg etwa 500'000 Menschen.

    Kim warf der russischen Armee vor, die Stadt «am hellichten Tag zu bombardieren, wenn die Menschen ihren Besorgungen nachgehen».

    In der Region Donezk wurden nach Angaben des ukrainischen Präsidentenbüros in den vergangenen 24 Stunden mindestens acht Menschen getötet, 19 weitere wurden verletzt. In Charkiw im Nordosten des Landes wurde demnach mindestens ein Mensch getötet, sieben weitere seien verletzt worden.

    Die ukrainische Armee hat ihrerseits nach Angaben des Regionalgouverneurs den Bahnhof von Bryliwka in der südlichen Region Cherson zerstört, um der russischen Armee den Nachschub zu erschweren.

    Ein durch Raketenbeschuss beschädigtes Gebäude in Mykolajiw am 17. Juli 2022. 
    Ein durch Raketenbeschuss beschädigtes Gebäude in Mykolajiw am 17. Juli 2022. 
    Bild: Keystone
  • 10.25 Uhr 

    Kiew soll ukrainische Kriegsgefangene beschossen haben

    Russland hat der ukrainischen Armee vorgeworfen, bei einem Angriff auf ein Gefängnis in der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region Donezk dutzende Häftlinge getötet zu haben. Durch den Beschuss seien 40 «ukrainische Kriegsgefangene» getötet und 75 weitere verletzt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag mit. Der Angriff sei mit einem der Himars-Raketenwerfer ausgeführt worden, den die Ukraine von den USA erhalten haben.

    Auch die prorussischen Separatisten im Gebiet Donezk berichteten von dem angeblichen ukrainischen Beschuss: «Volltreffer in einer Baracke mit Kriegsgefangenen», teilte am Freitag ein Vertreter der Separatistenführung in Donezk der Agentur Interfax zufolge mit. Aus Kiew gibt es keine Bestätigung für den Beschuss. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden.

    Nach Angaben des Separatistenvertreters wurde die Haftanstalt Oleniwka durch Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars beschossen. In Oleniwka werden viele ukrainische Soldaten gefangen gehalten, die den moskautreuen Truppen bei der Eroberung der Hafenstadt Mariupol drei Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs in die Hände gefallen sind. Darunter sind auch Kämpfer des nationalistischen Asow-Regiments.

    Ukrainische Soldaten feuern am 28. Juli 2022 eine Haubitze in der Region Charkiw ab.
    Ukrainische Soldaten feuern am 28. Juli 2022 eine Haubitze in der Region Charkiw ab.
    Bild: Keystone
  • 9.40 Uhr

    London: Wagner-Söldner übernehmen eigene Front-Abschnitte

    Russische Söldner der sogenannten Wagner-Gruppe kämpfen in der Ukraine nach Einschätzung Grossbritanniens in enger Abstimmung mit regulären russischen Einheiten. Den Kämpfern sei vermutlich die Verantwortung für eigene Front-Abschnitte übergeben worden, wie sie sonst normale Armeeeinheiten übernehmen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.

    «Dies stellt eine bedeutende Änderung im Vergleich zu vorherigen Einsätzen der Gruppe seit 2015 dar, bei denen sie typischerweise Missionen durchführte, die sich von offenen, grossangelegten regulären russischen Militäraktivitäten unterschieden», hiess es. Diese Integration untergrabe die jahrelangen Behauptungen der russischen Regierung, es gebe keine Verbindungen zwischen dem Staat und privaten Söldner-Gruppen. Bereits zuvor hatte es offiziell unbestätigte Berichte gegeben, wonach die Wagner-Gruppe mit der russischen Regierung um Kreml-Chef Wladimir Putin verstrickt ist. Sie soll auch schon in Syrien, der Zentralafrikanischen Republik und auch früher in der Ukraine gekämpft haben.

    Die Rolle habe sich vermutlich deshalb verändert, weil die russischen Streitkräfte einen eklatanten Mangel an Infanterieeinheiten auszugleichen versuchten, hiess es vom Verteidigungsministerium in London. Allerdings sei es «höchst unwahrscheinlich», dass die Wagner-Kräfte ausreichten, um den Verlauf des Krieges wesentlich zu verändern, hiess es in London weiter.

    Soldaten einer russischen Spezialeinheit in der Ukraine: Laut einem Bericht des britischen Geheimdienstes kämpfen im Land Söldner der sogenannten Gruppe Wagner in enger Abstimmung mit den offiziellen Kräften. (Archiv)
    Soldaten einer russischen Spezialeinheit in der Ukraine: Laut einem Bericht des britischen Geheimdienstes kämpfen im Land Söldner der sogenannten Gruppe Wagner in enger Abstimmung mit den offiziellen Kräften. (Archiv)
    Bild: Russisches Verteidigungsministerium via AP
  • 8.13 Uhr

    Kiew meldet weitere Raketenangriffe

    Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind angeblich 15 Menschen verletzt worden. Das teilte der Gouverneur der Region, Oleksiy Kuleba im Messenger-Dienst Telegram mit.  Wie er schrieb, seien die Raketen in Militäreinrichtungen am Rande Kiews eingeschlagen. Auch in der Region Tschernihiw nordöstlich von Kiew seien mehr als zehn russische Raketen eingeschlagen, teilte der für dieses Gebiet zuständige Gouverneur im ukrainischen Fernsehen mit.

    Ein russisches Iskander-K Raketensystem schiesst Mitte Juli eine Rakete an einem unbekannten Ort ab. 
    Ein russisches Iskander-K Raketensystem schiesst Mitte Juli eine Rakete an einem unbekannten Ort ab. 
    Bild: Russisches Verteidigungsministerium via AP
  • 4.48 Uhr

    Syrisches Schiff mit ukrainischem Getreide in Tripoli

    Ein mit Getreide aus der Ukraine beladenes Schiff ist nach ukrainischen Angaben im Hafen von Tripoli eingelaufen. Der ukrainische Botschafter im Libanon, Igor Ostasch, habe dies dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun am Donnerstag mitgeteilt, heisst es auf der Facebook-Seite der Botschaft. Demnach lief das syrische Schiff am Mittwoch dort ein. Die geladene Gerste wurde den Angaben nach aus dem Hafen von Fedossija auf der von Russland annektierten Krim exportiert.

    Am Freitag hatten die Kriegsgegner Ukraine und Russland mit den Vereinten Nationen und der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Schwarzmeerhäfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Von der Vorjahresernte warten ukrainischen Angaben zufolge noch über 20 Millionen Tonnen Getreide auf die Ausfuhr. Der Hafenbetrieb war nach der russischen Invasion Ende Februar aus Sicherheitsgründen eingestellt worden. Moskau wurde eine Blockade des Getreides vorgeworfen. Die Ukraine hatte zudem ihre Küste zum Schutz vor russischen Landungseinsätzen vermint. Wegen ausbleibender Getreidelieferungen befürchten die UN zunehmend Hungerkrisen auf der Welt.

    Nun sollen Schiffe mit Getreide an Bord laut UN-Angaben schon bald die ukrainischen Gewässer verlassen. Es lägen einige schon beladene Frachter in den Häfen am Schwarzen Meer zur Abfahrt bereit, sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths.

    Der Hafen von Tripoli, Libanon.
    Der Hafen von Tripoli, Libanon.
    Getty Images
  • 4.04 Uhr

    Putin hat eine neue Uhr – erstmals nicht aus der Schweiz

    Russlands Präsident fördert demonstrativ die heimische Wirtschaft: Statt eines Schweizer Fabrikats trägt Wladimir Putin Medienberichten zufolge seit Kurzem eine Armbanduhr aus russischer Herstellung am Handgelenk. Sie stammt demnach von der Marke Imperial Peterhof Factory des russischen Herstellers Raketa. Nach Angaben der Onlinezeitung gazeta.ru vom Donnerstag kostete Putins neue Uhr 1,5 Millionen Rubel (rund 24'000 Franken). Und sie ist exklusiv: Der schwarze Onyx, der für die Einfassung der Präsidenten-Uhr verwendet wurde, soll demnach nicht von anderen Kunden bestellt werden können.

    Seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine Ende Februar wird das Land mit umfangreichen Sanktionen belegt. Auch viele internationale Unternehmen zogen sich aus Russland zurück. Moskau betont aber immer wieder, die Strafmassnahmen gut zu überstehen - und sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen.

    Nach Angaben der Tageszeitung «Kommersant», die zuerst über Putins neue Uhr berichtete, trug der Kreml-Chef bislang oft Modelle der Schweizer Hersteller Blancpain oder IWC. «Den Unterschied nicht zu bemerken, ist, als würde man den ehemaligen Mercedes-Benz Pullman Guard des Präsidenten mit seiner jetzigen Aurus Senat Limousine verwechseln», schreibt der Kommentator dort.

    Normalerweise trägt der Kreml-Chef eine Schweizer Armbanduhr der Marke Blancpain oder IWC am Handgelenk. (Archivbild)
    Normalerweise trägt der Kreml-Chef eine Schweizer Armbanduhr der Marke Blancpain oder IWC am Handgelenk. (Archivbild)
    SPUTNIK/AFP via Getty Images
  • 3.45 Uhr

    Selenskyj: Russland investiert in Terror

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert die internationale Gemeinschaft dazu auf, Russland klar als staatlichen Unterstützer von Terrorismus anzuprangern. Niemand auf der Welt investiere mehr in Terrorismus als die Führung in Moskau, sagte er in einer Videobotschaft in der Nacht zu Freitag. Russland solle deshalb als «staatlicher Sponsor des Terrorismus» anerkannt werden.

    In den USA haben US-Senatoren bereits eine entsprechende Resolution auf den Weg gebracht. Die Entscheidung darüber liegt aber beim US-Aussenministerium, das auch die offizielle Liste der Terrorismus unterstützenden Staaten führt. Sie umfasst derzeit die Länder Syrien, Iran, Kuba und Nordkorea, die von den USA mit strikten Sanktionen belegt worden sind.

    Selenskyj zufolge setzten die russischen Streitkräfte auch am Donnerstag «eine Reihe strategisch sinnloser und brutaler Angriffe» auf den Donbass im Osten der Ukraine fort. Ukrainische Quellen berichteten von mehreren getöteten Zivilisten in verschiedenen Teilen des Landes. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich in der Regel kaum unabhängig überprüfen. Seit inzwischen mehr als fünf Monaten erwehrt sich die Ukraine einer russischen Invasion.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will Russland international als staatlichen Unterstützer von Terrorismus einstufen. (Symbolbild)
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will Russland international als staatlichen Unterstützer von Terrorismus einstufen. (Symbolbild)
    Getty Images